Ran an den Strand :-)
Nachdem ich euch neulich schon erzählt habe, wie man so seinen Samstagmorgen so gestalten kann, möchte ich euch heute mal erzählen, wie man denn seinen Sonntagnachmittag bei herrlichem Wetter so verbringen kann.
Da ich den Sonntagvormittag dezent 😉 verschlafen habe, habe ich mir für den Nachmittag etwas Besonderes vorgenommen: Eine Fahrt nach Sankt Peter-Ording! Nagut, hört sich vielleicht doch recht spannend an. Ich wohne nur nicht allzuweit weg, also so etwas Besonderes ist es nun doch nicht :-D. Sankt Peter-Ording ist für mich das schönste Nordseeheilbad, obwohl ich jeden Tag in Büsum bin. Ihr denkt vielleicht, dass etwas Alltägliches irgendwann uninteressant wird, und ich deshalb Sankt Peter lieber mag – aber dem ist nicht so. In Büsum wurden in letzter Zeit viele Neubauten gemacht, die (natürlich mit Ausnahmen) überhaupt nicht in die Region passen. Die meisten Gebäude werden in zehn, zwanzig Jahren eh wieder abgerissen, weil die jeder so hässlich findet, wie Plattenbau. Ich weiß nicht, was Leute daran hübsch finden können…aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache. Außerdem soll es hier eh um Sankt Peter-Ording gehen.
Also, zwei meiner Begleitpersonen (sprich: meine Eltern :-D), meine Kamera und ein Stativ in meinen Elchen eingeladen und ab die Post!
Ich wollte unbedingt mal auf den Strand direkt fahren, das habe ich noch nicht selbst gemacht. Also 15€ beim Kassierer und rauf auf den Sand :-). Was für ein Fahrgefühl :-D, ihr glaubt es nicht. Das ist ja wohl mal etwas komplett anderes, als Feldwege, Teerstraßen oder Kopfsteinpflaster – da wäret ihr nicht drauf gekommen, was? ;-). Gut, dass ich es euch gesagt habe :-D. Und der Platz dort – da war zwar recht viel los, aber nicht so viel, dass der Platz schon voll gewesen wäre ;-). Da waren vielleicht 15% vom Platz besetzt. Ich hätte mich ja fast mal hinreißen lassen, mal auszuprobieren, was passiert, wenn man einlenkt und die Handbremse zieht, hab’s aber gelassen. Was soll das auch, ist nur materialverbrauchend – und das kann ich mir nicht leisten ;-).
Meinen Elchen habe ich für die Fotos nicht erst extra gewaschen – das wäre auch Quatsch. Ich möchte euch an einem Teil meines Alltags teilnehmen lassen – und der Elch war halt eben gerade nicht sauber. Dann isses eben so ;-).
Mein Elch begleitet mich seit Mai 2012, seit Januar mit mir am Steuer. Und er ist ein richtiger Kumpel geworden. Bis auf zwei kleine Krankheiten am Anfang unserer gemeinsamen Zeit, hat er bis jetzt noch keine Probleme gemacht. Ich hoffe natürlich, dass das so bleibt, und, dass er wird mich noch lange begleiten wird. Ich mache mir da aber keine Sorge – der Plüschelch und der Wackeldackel auf der Hutablage werden schon dafür sorgen ;-).
Die Leute, die sich hier am Strand nicht gerade mit dem Fotografieren holländischer Kombis beschäftigten, ließen Drachen steigen, oder machten einfach einen Spaziergang. Vielleicht auch, um den Kopf freizubekommen? Einige sahen aus, wie frischverliebte Paare, ich hoffe für die wird die Zukunf genauso schön sein, wie es das Wetter heute war. Eine Frau fiel mir auf, sie sah mit ihrem gesenktem Blick recht nachdenklich aus. War es vielleicht der Weg, den sie mit ihrem Hund immer gegangen ist, bevor er gestorben ist? Hatte sie vielleicht finanzielle Probleme? Ich bin nicht hingegangen und habe gefragt. Wahrscheinlich wollte sie nicht von einem mit der Kamera rumhüpfendem Siebzehn-Jährigem angesprochen werden. Vielleicht war auch alles in Ordnung, und der Wind hat sie nur gestört.
Die Dünen sind ein wunderbarer Ort, um abzuschalten, meiner Meinung nach. Spricht man deshalb bei einem 123er-Mercedes-75PS-Diesel auch von einer Wanderdüne? Nicht nur, weil er langsam ist, sondern auch, weil er beruhigend wirkt? Ich kann es leider nicht sagen, ich bin leider noch nie in einem mitgefahren. Auf jeden Fall kann man in Sankt Peter-Ordings Dünen wunderbar den Kopf freibekommen. Man kann über Leute nachdenken, die mehr auf ihr Smartphone schauen, als in die Gesichter anderer Leute, man kann über die Familie nachdenken, oder einfach nur die Landschaft und die Seeluft genießen.
Um rauszubekommen, warum die meisten Menschen dennoch woanders hinlaufen. Nämlich zum Wasser. Also bin ich den Menschen einfach mal gefolgt, um zu schauen, was sie dort machen. Einige Kinder spielten und tobten, andere Kinder und Erwachsene froren und drehten um, einige drückten sich an die Partnerin oder den Partner, um sich zu wärmen. Ein paar schauten den Drachen zu, andere einfach nur in die Weite hinaus. Zu gerne hätte ich gewusst, was sie gedacht haben. Waren einige vielleicht Touristen, die so etwas noch nie gesehen haben? Haben sie vielleicht auch nur über die gefühlte Unendlichkeit des Lebens nachgedacht, die vielleicht doch irgendwann endet? Viele machten auch Fotos, entweder von der ewigen Weite vor der Küste oder von sich. Ich würde gerne mal wissen, wieviele Paarfotos entstanden dort schon entstanden sind. Bei Sonnenuntergang werden es bestimmt noch mehr sein. Ich war alleine dort. Meine Eltern sind im Auto sitzen geblieben, ihnen war es zu stürmisch ;-). Und das als Nordseeküstenbewohner….nenenene…
Ich stand zuerst ziemlich weit weg von der Nordsee, dort war kaum etwas los. Trotzdem schauten einige Leute hin, als ich dort hin- und hersprang, um die Fotos zu machen. Trotz der leichten Brise habe ich ein älteres Ehepaar mit einem mir unbekanntem Akzent „Das ist bestimmt für die Zeitung“ sagen hören. Nicht so ganz ;-). Einige Leute guckten auch einfach nur so, und haben wohl nicht verstanden, wie ich von einem zehn Jahre altem VOLVO-Kombi Bilder machen konnte. Und dann war er ja auch noch ungewaschen. Mir war es aber recht egal ;-).
Dieses Bild verkörpert schon fast die Hoffnung von mir. Das ich noch einige Menschen kennenlernen werde, und, dass mir mein Elch dabei helfen wird, mich zu den Leuten zu bringen. Für viele ist das Auto einfach nur ein Gegenstand, der sie möglichst sparsam/schnell/elegant/komfortabel von einem Ort zum anderen bringt. Ich sehe Autos aber eher als Zweck neue Menschen kennenzulernen und neue Freundschaften zu knüpfen. Genau deswegen bin ich auch viel unterwegs. Einige in meinem Umkreis haben mich schon gefragt „Sach mal, hast du keine Hobbys, dass du soviel fährst?“ Im Gegenteil, ich habe recht viele, auch zeitraubende Hobbys, die ich manchmal nur schwer neben der Schule geordnet bekomme. Habe ich mal nichts zu tun, setze ich mich in’s Auto und fahre. Begleitet werde ich dann durch meine Eltern, da ich ja noch keine achtzehn Jahre bin. Aufgrund ihrer beruflichen Situation können sie das aber auch machen, und ich bin ihnen sehr dankbar dafür. Viele finden ihre Eltern eher peinlich, in meinem Alter. Warum? Gäbe es eure Eltern nicht, wäret ihr gar nicht da und könntet auch nicht so schöne Gefühle wie Liebe, Zuneigung und Freude fühlen. Seid euren Eltern dankbar, irgendwann werdet ihr es sonst bereuen. Mir sind meine Eltern nicht peinlich, im Gegenteil. Auch, wenn es zwischen und manchmal kracht (bei wem tut es das nicht, na?!), sind meine Eltern in ihrem Verhalten ziemlich cool. Vielleicht sieht man es denen nicht auf dem ersten Blick an, vielleicht lacht ihr mich dafür nun aus, aber vertraut mir, ich kenne sie schon über siebzehn Jahre ;-).
Zwischen den unzähligen Autos, die alle auf einem Fleck des riesengroßen Parkplatz standen, fand ich einem neben diesem etwas älterem V40. Er hatte ein Kindersitz drin und war nicht besonders gepflegt. Aber ich schätze einfach mal so, dass er die Familie trotzdem zuverlässig von A nach B bringt. Ansonsten wären sie wohl nicht den Weg von Hamburg nach St. Peter-Ording gefahren. Vielleicht wird er geliebt, weil es das erste Familienauto der jungen Familie ist? Weil er die Familie schon nach Schweden und Norwegen (den Aufklebern nach zu urteilen) gebracht hat? Ist er vielleicht schon ein Teil der Familie? Oder doch nur genutzer Gegenstand, weil es der günstigste Kombi bem Händler um die Ecke war. Ich weiß es nicht. Ich hoffe aber für die Familie, dass sie lange Freude an ihm haben werden.
Der V40, für einige vielleicht nur ein ältere Möchtegern-Kombi, ist für mich eines der aufregendsten Autos geworden. Würde mir morgen einer einen brandneuen Audi A6 hinstellen – ich würde nicht tauschen wollen. Aktuell bin ich bei 104 000 km, von der Laufleistung sollte er also noch für ein paar Kilometer gut sein. Ich werde mir Mühe geben, dass er das schafft. Irv Gordons Rekord werden wir vielleicht nicht knacken – aber wer weiß das schon? ;-). Warum soll man sich den Alltag eintönig gestalten, und das fahren, was alle anderen haben. Okay, ein V40 ist jetzt auch keine Rarität, aber hier in der Gegend nicht allzu häufig. Außerdem habe ich den Comfort, den ich mir wünsche. Fragt doch mal, ob ihr bei mir mitfahren könnt, ihr werdet sehen ;-).
Nach den Fotos habe ich dem Elchen eine Unterbodenreinigung gegönnt. Ich weiß nicht, wie hoch der Salzgehalt dort im Boden ist, und ich weiß auch, dass mein Elch eigentlich nicht mehr rosten sollte. Aber man muss doch nichts herausfordern, oder? ;-). Wenn man mit kleinen Aufmerksamkeiten Dinge länger benutzen kann, spart das auf lange Sicht Geld. Vor’m Winter werde ich ihn konservieren. Soll möglichst lange halten, der Gute ;-).
Kennt ihr das auch, eine Bindung zu Dingen, die für andere total langweilig erscheinen? Erzählt doch mal ;-).
Hey Lars,
toller Bericht! 😉 Ich beneide Dich ja um Deinen Wohnort… soooo dicht am Meer ist doch einfach genial! Und mit dem Elch hast Du auch ein schönes Character Auto, das anscheinend sehr gut zu einem jungen Mann passt, der sich solche Gedanken über das Leben macht!
Vor ein par Jahren hätte ich Dich zu einer Fahrt mit einem 82er 200D mit 60 (!!!!!!!) PS mitnehmen können. Eingetragene VMax: 138km/h 😀 Aber das Positive: Egal, was man hinten ranhängt, er wird nicht noch langsamer! 😛
Zur Pflege des Autos: Vorsicht mit der Beurteilung der Besitzer…gnihihihi… Mein Elch trägt seine Narben auch offen zur Schau, wird selten gewaschen und der Innenraum orientiert sich an seiner Benutzung als tagtägliches Arbeitstier für Fahrten zur Arbeit, Transport des Hundes, Einkäufen, Auflösung eines kompletten Haushaltes etc… Er steht eigentlich selten still. Stelle ich ihn Zuhause ab, hat auch schon meine bessere Hälfte die Schlüssel in der Hand und fährt damit zum Elterlichen Betrieb, um Waren zu transportieren. Trotzdem ist er technisch den meisten Checkheftgepflegten 5jährigen haushoch überlegen :D.
Salz am Unterboden dulde ich allerdings auch nicht! 😉
Finde ich aber toll, welche Gedanken Du Dir so über den Alltag und andere Menschen um Dich herum machst!
Ich erwarte gespannt die Fortsetzung von Elsa 😀
Gruß
Benny
Hallo Benny,
ich bin mit dem V40 auch total zufrieden ;-). Er ist zwar nicht das klassische „erste Auto“ – aber ich würde ihn nun nicht mehr gegen einen Corsa oder Getz eintauschen wollen.
Mit dem Benz wäre ich gerne mal mitgefahren – irgendwie sind die Dinger ja auch schon kult. Ich würde auch einen im Alltag fahren (auch, wenn ich sonst kein Benz-Fan bin) – die sind doch recht sparsam und mit H-Kennzeichen auch im Unterhalt leistbar. Aber – ich tausche keinen W123 gegen meinen V40 :-D.
Unsere Autos sind auch nicht top gepflegt – sie werden geliebt und trotzdem genutzt – vielleicht ist der V40 neben meinen auch so einer? Vielleicht aber auch nicht? Wer weiß das schon 😉
An Elsa wird heute Nachmittag wieder geschraubt – es kribbelt schon in den Fingern 😉
Grüße
Lars