Das Internet wird mal real!

Oder: Das Treffen mit dem wahrscheinlich längsten Fahrlehrer der Welt

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Ihr wundert euch vielleicht. Was hat denn nun das Internet mit der Realität zu tun? Ganz viel, sage ich euch. Und ehrlich gesagt – ich war ja eigentlich immer ein Verfechter, dass das Internet alles unpersönlicher macht. Aber… das stimmt nicht!
Mir wären tausend Überschriften eingefallen. Zum Beispiel „Ich sehe ganz viele Sterne.“, „Ein neuer Virus hat mich erwischt“, „Abba im Bulli“ oder „Ich sehe rot!“. Aber irgendwie passen die doch nicht ganz.

Mehr als eineinhalb Jahre hat es gedauert, den roten RedStar-T3 wieder fahrbereit zu machen. Er ist schon vor ein paar Jahren VW Bus gefahren. Sein erstes Auto überhaupt comp_comp_FILE0139awar ein T2. Dann kam irgendwann ein T3. Und dann en T4, durch ein schlechtes Erlebnis, an dem der Bulli aber keine Schuld hatte, ging der T4 und auch die Zeit als Bullifahrer. Doch im August 2012 rollte mit einem roten, stark patiniertem RedStar ein neues Kapitel des Bullitypen auf den Hof.

Von wem ich spreche? Na, von El Gigante, dem wahrscheinlich längsten Fahrlehrer der Welt. All seine Geschichten rund um den RedStar und seine Vorgänger, sowie über den fast vergessenen K70, von dem El auch zwei Modell sein Eigen nennt, findet ihr hier: http://el-gigante.blogspot.de/

Kennengelernt habe ich ihn durch den wirklich lesenswerten Blog vom Sandmann: http://sandmanns-welt.de/, wo ich mit meinen Kommentaren auch schon einige Sachen erzählt habe. Da El dort auch schon ein paar Gast-Beiträge und Kommentare geschrieben hat, kamen wir über verschiedene Wege ins Gespräch. Er hat ein unheimliches Wissen, was Autos anbelangt und kennt sich nicht nur mit deren Geschichte aus, sondern auch mit der Technik. Und auch das Buch, was er verfasst hat (El Gigante – Serotonin-Achterbahn), habe ich gelesen und fand es wirklich sehr lesenswert! Natürlich habe ich auch die RedStar-Restauration verfolgt, schließlich habe ich ja auch noch ein Projekt unter dem Carport meiner Eltern stehen. Und ich habe auch die Jungfernfahrt nachlesen können, die der Bus dann am Ende der Restauration absolviert hat. Im Sommer soll es dann mit dem tornadorotem Bulli nach Sizilien gehen. Aber dazu will El den Bulli erstmal kennenlernen. Und in Dithmarschen haben wir eine Werkstatt, die sich auf T3 spezialisiert hat. El braucht noch ein Ersatzteil. Lange Rede, kurzer Sinn: El Gigante kommt mit Frau und Bulli nach Dithmarschen und ich werde ihn treffen. So richtig real!

Am Donnerstag, dem 01. Mai, war es dann soweit. El Gigante wollte mit seiner Frau comp_comp_FILE0127aim roten RedStar nach Dithmarschen kommen. Wir hatten den Ort des Treffens abgemacht und ich stand zur abgemachten Uhrzeit am Und ich wurde irgendwie nervös. Ich habe noch nie vorher Leute getroffen, die ich nur aus dem Internet kannte. Was konnte ich denn nur erzählen? Ich bin ja erst achtzehn Jahre, da habe ich nun noch nicht soo viel erlebt. Und im Alltag fahre ich einen Volvo Kombi. Auch nicht aufregend. Und in Dithmarschen passieren zwar kuriose Dinge, aber sonst auch nicht viel. Ich schaute durch das heruntergelassene Fenster der offenen Tür meines Alltagselchen und lauschte den Hits von The Baseballs und von Chuck Berry. Gleich würde ich einen tornadoroten T3 ankommen sehen und darin würden sie sitzen. Ist das schon einer? Nein, ein roter Polo. Eigentlich sollte ich den Unterschied doch sehen. Und da? Nee, ein T4.

„Riding along in my automobile…“ Nein. Ich ridete nicht along. Ich wartete da. Wie begrüßt man eigentlich Leute, die man ja eigentlich kennt, aber auch wieder nicht? Also nicht comp_comp_FILE0130apersönlich? „Moin, wer ich bin, das weißt du ja“? Das kann es doch nicht sein. Hm. Spontanbleiben ist wohl einfach das Beste. „Haben Sie den Willen zum Grillen?“ Hm. Ich hätte da gerne den Willen, dass die Wolken wieder vom Himmel verschwindeten. Die waren nämlich den ganzen Vormittag über auch nicht da. Zumindest regnete es nicht. Ich hoffe, dass dies auch so bleiben wird.

War ich eigentlich schon mal Beifahrer in einem T3? T4 und T5 schon, öfter mal. Ich wollte, bevor ich meinen V40 gekauft habe, auch immer mal einen Bulli haben. Und irgendwie comp_comp_FILE0132aschlummerte der Gedanke immer noch so leicht in mir. Ein knallroter T5 irgendwann mal, die finde ich ganz schick. Oder doch etwas Altes?

Irgendwann mal. Im Moment habe ich kein Geld dafür. In dem Moment wusste ich aber auch noch nicht, wie toll sich ein T3 anfühlen kann.
In dem Moment wusste ich eigentlich gar nichts. „Roll over Beethoven!“ Da! Was? Was war das? Da, da war er! Rolling Redstar-Bulli mit Andreas und seiner Frau Olivia. Da. Nun lernte ich sie kennen. Persönlich. Da!
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Nun war es soweit. Nun lernte ich nicht nur den einen von 250-gebauten RedStar kennen, dessen Wiederauferstehung ich mitgelesen habe, sondern auch noch noch deren Besitzer.

Der turbodieselige Bus hielt neben meinem Alltagselchen und ich begrüßte mit einem vielleicht leicht unsicherem „Moin“ Andreas, der daraufhin aus dem Bus stieg. Übrigens – der Name kommt nicht von ungefähr. Aber das werdet ihr schon noch sehen. Daraufhin stieg auch Olivia aus und wir stellten uns vor. Noch ein wenig unsicher machte ich den Vorschlag, Richtung St. Peter-Ording zu fahren und unterwegs am Eidersperrwerk könnte man ja ein wenig essen. Andreas und Olivia stimmten zu. Wir stiegen in unsere Gefährte und fuhren los. comp_comp_SAM_0255
In den Rückspiegelm konnte ich den roten Bulli sehen. Nun hatte ich sie wirklich kennengelernt. Sie waren nun wirklich hier. Krass. Wirklich. Ich gab ihnen sogar die Hand! Ich konnte nun die Menschen sehen, die sonst nur hinter dem Geschreibe steckten. Mich mit ihnen richtig unterhalten. Und da sage einer (Ich…), dass das Internet unpersönlich ist. Falsch! Vollkommen falsch! Das Internet ist voller Menschen, die sind, wie du und ich. Natürlich gibt es auch Ausnahmen im Internet. Aber davon wollen wir nicht sprechen. Reden wir doch lieber von den schönen Touren, die ich zusammen mit Andreas und Olivia erlebt habe.
Wo wollten wir hin? Achja – St. Peter! Aber vorher hielten wir noch am Eidersperrwerk an. Andreas überreichte mir noch einen Bastelbogen über einen K70, damit ich mir einen comp_comp_SAM_0256meiner zahlreichen Autoträume schon mal im Kleinen ins Regal stellen kann, vielen Dank nochmal dafür! :). Irgendwann wird einer meiner. Wenn das Geld stimmt. Und der Platz muss auch da sein, ich möchte so ein Stück seltenes Blech nicht im Freien rosten sehen. Als wir dann im Pavillon am Eidersperrwerk bei Kaffee, Wasser und Fischbrötchen (Ich nicht, ich hatte zu viel zum Mittag) saßen, zeigte mir Andreas noch ein Bildband, was er von der Restauration des RedStars gemacht hatte. Gar keine schlechte Idee, so ist ja alles bestens dokumentiert und man kann sagen „Die Arbeit habe ich gemacht.“ Und die Arbeit hat sich auch wirklich gelohnt. Der RedStar sieht aus wie neu!

Dann ging es los nach St. Peter-Ording. Am Strand, wo ich ja nun schon öfter war, stehen ganz oft Bullis. Und was würde da besser passen, als dieses tornadorote Schmuckstück? Das muss man ja sagen. So ein knallroter Bulli fällt wirklich auf. Die T3-Modelle an sich werden ja immer teurer gehandelt. Eigentlich wäre ja jetzt die richtige Zeit, sich noch einen zu kaufen…

Während wir gemütlich in Richtung St.Peter-Ording und dem befahrbaren Strand dort gondelten, konnte ich immer den RedStar mit Olivia und Andreas am Steuer und bekam comp_comp_FILE0152aauf einmal richtig gute Laune. Also noch bessere, als vorher, obwohl ich da schon gute Laune hatte. Ich habe hier wirklich nette und liebe Leute kennengelernt. Und auf einmal sang ich noch lauter die Lieder im Radio mit.

Auf dem Strand von St. Peter zahlte ich meine 8€ (für ein Auto mir nur einer Person drin. Ist doch „günstig“, oder?), Olivia und Andreas dann sogar zehn Euro, weil sie ja zu zweit waren. Alles nicht gerade günstig hier. Ich habe einmal mit drei Personen und meinem V40 fast fünfzehn Euro gezahlt. Wie die Preise zu stande kommen? Naja, ist ja auch egal.

Auf dem Strand gab es dann auch noch ein Fotoshooting vom RedStar, klar! Eigentlich wollte ich ja mit unserem Henkelmännchen fahren. Aber nachdem er  mir neulich einfach übergekocht ist, wollen wir ihn lieber nicht mehr fahren, sondern erst einmal die Ursache finden.

Und hier könnt ihr nun das Fotoshooting mit dem RedStar genießen:

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Wunderschöner Bulli, oder? Irgendwie gefällt der mir ja wirklich richtig gut.

Der nette Andreas fotografierte sogar meinen Alltagselchen. comp_comp_DSC_0005acomp_comp_DSC_0023a
An den habe ich in dem Moment ehrlich gesagt gar nicht gedacht. Der war für mich eher Transportfahrzeug und Musiklieferant. Aber das hat er auch toll gemacht. Es gibt allerdings kein Foto davon, wie ich mich im etwas weicheren Sand fast festgefahren habe. Ich kam aber noch raus!

Anschließend tourte ich Andreas und Olivia noch gemütlich in den Meldorfer Hafen, weil ich dort glaubte mal gehört zu haben, dass dort ein schöner Wohnmobilstellplatz sei. Ich verabschiedete mich von den beiden und fuhr gen Heimat, weil ich am Abend mit meinen Eltern noch auf einen Geburtstag eingeladen waren.

Am nächsten Morgen sagte mir Andreas Bescheid, dass sie gleich bei uns aufschlagen wollten. Meine Mutter war in Büsum, aber mein Vater freute sich schon dadrauf, die beiden auch mal kennenzulernen. Es dauerte dann auch nicht mehr lange, und der rote DSC_0022VW kam auf unseren Hof gefahren. Andreas und Olivia schauten sich dann meine „leicht“ rostige Elsa an und auch unser kränkelndes Cabrio. Andreas schaute noch im Kühlwasser nach, ob Öl drauf wäre, was ja auf eine kaputte Kopfdichtung schließen lassen würde, da war aber alles in Ordnung. Komisch, dass mir das Cabrio einfach so übergekocht ist. Vor allem – ich bin ja siebzig gefahren. Warum kocht er dann? Naja, egal.

comp_comp_FILE0162aNachdem die beiden unseren Fuhrpark begutachtet hatten, durfte ich bei den beiden mitfahren! Ich, das erste Mal in einem T3! Okay, das Einsteigen muss ich noch ein wenig üben. Ich sitze ja aber sonst auch nur in niedrigeren Autos. Oder ich war einfach zu blöd, das kann auch gut sein. Nachdem ich es dann geschafft hatte, ging meine erste Fahrt in einem T3 los. Und dann gleich in so einem exklusiven, der nur 250 Mal gebaut wurde! Wie viele es davon wohl noch gibt? Und was dieser Bus wohl schon alles erlebt hat?

comp_comp_SAM_0265Auf jeden Fall fühlt sich der Bus an, wie ein PKW. Und irgendwie… da klappert ja gar nichts! Das bin ich von unserem Cabrio ganz anders gewöhnt. Bei geschlossenem Dach hört sich der bei hundert schon so laut an, dass man gerade noch den Beifahrer verstehen kann. Und auch der Fahrkomfort war wirklich gut. Irgendwie so…komfortabel? Mir fehlt da irgendwie das richtige Wort dafür. Im Radio dudelte eine CD aus der großen CD-Sammlung von Andreas, der auch als DJ aktiv ist. „Abba“ – für mich als Schwedenautofahrer natürlich kein Problem. Nein, ehrlich, ich mag Abba wirklich gerne. Die Schweden machen sowieso gute Musik. Mamma Mia! Okay, im Radio meines Alltagselchen hängt eine CD mit vier Liedern. Zwei von „The Baseballs“ und zwei von Chuck Berry. Aber da ich nicht in meinem Alltagselchen along ridetete, sondern im RedStar, hörte ich mit Freude die CD des wahrscheinlich längsten Fahrlehrers der Welt. Man kann sich wirklich prima mit Andreas und Olivia unterhalten. Und ich habe wieder etwas dazugelernt – VW liefert bei Bullis verschiedene Getriebe aus, je nachdem, was der Verwendungszweck des Bullis ist. Bei verhäuftem Anhängerbetrieb ist das Getriebe ein anderes, als bei Langstreckenbetrieb. Das soll man auch ersteinmal wissen! Ich wusste das nicht.

Nachdem wir die Tour, die uns nach Büsum, Meldorf und Brunsbüttel führte, comp_comp_SAM_0270schlussendlich wieder bei uns auf dem Hof beendeten, tauschen Andreas und ich noch unsere gemachten Bilder aus und dann gab es Kaffee und Kuchen. Und eine Widmung in mein Exemplar „Serotonin-Achterbahn“. Auch dafür nochmals vielen Dank :). Nachdem wir noch ein wenig schnackten, wurde es leider schon Zeit für die beiden, aufzubrechen. Schließlich standen noch drei Stunden Fahrt vor denen. Ich schaute dem roten T3 nach, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte. Das Internet ist doch für etwas anderes gut, als nur für Teilebeschaffung und Katzenvideos anschauen. Man kann wirklich Leute kennenlernen. Leute, wie du und ich.

comp_comp_FILE0147aVielen Dank für den netten Besuch, ihr beiden. Es hat wirklich Spaß gebracht! Ihr seid immer wieder herzlich willkommen. Es gibt dann auch wieder Rhabarber-Kuchen ;-).

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Eins lässt mich aber nicht los. Irgendwie dreht sich in meinem Kopf noch das Bedürfnis, irgendwann mal einen Bulli zu fahren…

 

 

Übrigens, Andreas Beitrag „One Night in Ditschiland“, findet ihr hier:
http://el-gigante.blogspot.de/2014/05/one-night-in-dithschiland.html

Das war übrigens für die nächste Woche erstmal mein letzter Blogeintrag. Ich gehe auf Studienfahrt, die auch genießen möchte. Da gibt es kein Internet, keine Autos, sondern nur ein Segelboot und Wasser. Vielleicht berichte ich :-).

Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.

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2 Responses

  1. 28. Dezember 2014

    […] mit dem wahrscheinlich längsten Fahrerlehrer der Welt, Andreas und seiner Frau Olivia, getroffen. Das erste Mal habe ich Leute, die ich nur aus dem Internet kannte, persönlich kennengelernt. Selbst meine […]

  2. 10. Mai 2016

    […] richtig! Olivia und Andreas (der wohl längste Fahrlehrer der Welt) kamen mit ihrem RedStar an! Vor zwei Jahren lernte ich die Beiden kennen, damals war der RedStar gerade frisch restauriert. Genauso sieht er […]

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