Projekt vergessen? Und dann?
Jetzt werden wir mal theoretisch.
Nein, keine Sorge. Ich habe mir nicht noch ein Projekt angelacht. Was nun kommt ist reine Spekulation.
Stellen wir uns mal folgende Situation vor. Wir schreiben das Jahr 2034. Die Familie gedeit prächtig, das Einfamilienhaus ist abbezahlt, der Job ist sicher und dank einer Wunderpille sieht man immer noch aus wie Achtzehn. Im Alltag fährt man übrigens BMW i3 oder Nissan Leaf, weil alte Autos ja besser sind, als Neue. Nur all die zwanzig Jahre hinweg blieb ein Traum unerfüllt. Die Fertigstellung des Projekts.
Wie oft sieht man im Internet „abgebrochenes Projekt abzugeben“. Was aber, wenn man felsenfest davon überzeugt ist, dass man das Projekt noch fertig bekommt? Was ist, wenn man passend dazu auch noch auf einen sicheren Stellplatz für das Projekt Zugriff hat? Dann könnte es sein, dass man das Projekt nach ein paar Jahren weiter in Angriff nehmen will.
Hat man sich lange Zeit nicht um den Stellplatz gekümmert, kann es auch schon mal sein, dass man sich durch Sträucher und Büsche kämpfen muss.
Die Entdeckung wird dann wohl sein, wie das Finden eines Scheunenfundes. Gut, es mag ja auch einer sein, schließlich hat man selbst das Auto mal vergessen.
Habt ihr schon mal einen Scheunenfund gefunden? Ich noch nicht. Ich würde es aber mal gerne. Ich glaube, dass es ein tolles Gefühl sein muss, einen traurig stehenden Wagen nach langer Zeit mal wieder zu sehen. Ob es auch so ein tolles Gefühl ist, nach all den Jahren den Schuppen/ die Garage / die Scheune zu sehen, wo man sein eigentliches Schätzchen untergebracht nicht mehr fahrbereit untergebracht hat?
Mit Glück hat man noch den Schlüssel parat, den man für das Tor braucht. Oder ein passendes Brecheisen.
Nachdem man das Tor dann geöffnet hat, kann man den ersten Blick auf sein vergessenes Schätzchen richten. Ist man froh, seine alte, automobile Liebe wiederzusehen? Oder ist es so, wie mit ExFreundinnen? Man wünscht ihnen nichts Böses, aber nach all den Jahren der Trennung ist auch das letzte Fünkchen Gefühl verschwunden? Ärgert man sich über den Pfusch, den man früher fabriziert hat, weil man es nicht anders wusste, oder ist man erstaunt über die Qualität, die man damals schon mit den einfachen Mitteln hatte? Heutzutage rosten Autos ja nicht mehr. Sie bestehen ja aus extra-stabilen ektoplasmatischen Substanzen.
Der Blick wird dann alle Erinnerungen zurückrufen. Früher war alles besser und anders und noch viel mehr. Das vergessene Projekt wird vielleicht die Erinnerung an schönere Zeiten (oder auch an schlechtere?) sein.
Was ist aber, wenn man trotz all dieser Erinnerungen keine (und das ist schwer!) Emotionen mehr empfindet?
Wenn es halt doch wie die ExFreundin einfach da ist, aber mehr auch nicht?
Das Projekt einstampfen?
Mir würde so etwas nicht einfallen. Auch würde mir nicht einfallen, Elsa einfach so zu vergessen. Schließlich ist sie irgendwie schon ein Familienmitglied bei uns geworden, so doof es auch klingen mag.Sie wird jetzt so lange beschraubt, beschliffen und lackiert, bis sie wieder fahrfertig auf der Straße unterwegs ist. Damit mir so etwas, wie hier beschrieben eben nicht passiert. Was weiß ich, was in zwanzig Jahren sein wird? Vielleicht habe ich nach Elsa nie wieder die Möglichkeit, ein trauriges Auto zurück auf die Straße zu bringen. Wer weiß das schon?
Und nachher hat man das Glück, dass es nach zwanzig Jahren keinen Sprit mehr zu kaufen gibt. Was macht man dann? Also, außer „alt aussehen“?
Ich hoffe, ihr habt die Nachricht aus dem Text verstanden. Auch, wenn ich selbst mit dem Gedanken schon gespielt habe – ein Projekt zur Zeit reicht aus. Lieber eines fertig bringen, als zwanzig zu kaufen und die dann nicht zu Ende zu bringen. Dann wird das Ziel nie erreicht. Denkt mal nach – und geht vielleicht mal zu eurem Projekt, wenn es ruht. Setzt euch hinter das Lenkrad und stellt euch vor, wie es ist, damit auf der Straße unterwegs zu sein. Ihr werdet sehen. Eure Hände arbeiten danach fast von alleine.
Moin aus Hessen, schöne Beiträge über Elsa und deren Restauration. Vor allen Dingen find ich es persönlich klasse das auch junge Leute ab und an Spaß an alten Autos haben. Bin 50 Plus und rette gerade ein 544 aus 65. Und ein 940 aus 91
We trust in Rust….
Gruß Thomas
Hallo Thomas!
Vielen Dank für deinen netten Kommentar. Das freut mich sehr.
Ist denn an deinem 544 viel zu tun? Hat er einen B18? Und welche Farbe hat er? Lass doch mal ein bisschen über dein Auto hören :-).
Schöne Grüße nach Hessen von der Nordsee
Lars