Kopenhagen – Teil 4, Änderungen kommen mit der Zeit

Das war der Urlaub in Kopenhagen.

comp_comp_SAM_3591Ich sage „Danke, Dänemark“ und werde noch ein wenig nachdenklich. Manchmal lohnt sich ein Blick in den Rückspiegel.

comp_comp_SAM_3575Am Ende jeden Urlaubs steht einem wieder das bevor, was man am Anfang schon nicht mochte. Seinen ganzen Kram in einen kleinen Koffer packen. Was ich vor dem Urlaub nicht mochte, mag ich nach dem Urlaub auch nicht. Da wäre ein Camper schon praktischer, wo man alles immer dabei hat, was man braucht. Da ist die Chance, etwas zu vergessen, wohl wesentlich geringer. Man hat sein Ferienhaus ja immer dabei. Aber gut, um Camper und meine Einstellung dazu soll es heute nicht gehen. Viel mehr um die Erlebnisse der letzten Tage. Und einen kleinen Rückblick mit ein paar Gedanken, bei denen mir ansonsten keiner zuhört.
Während ich heute alle meine Koffer (war nur einer, mehr hört sich aber besser an), Kühltaschen, Laptoptasche comp_comp_SAM_3576und Jacken in den Kofferraum von meinem Alltagselchen lud, dachte ich darüber nach, wie schnell doch die Zeit hier in Kopenhagen vergangen ist und was ich doch alles erlebt habe.

Was passiert euch wirklich im Alltag? Ihr redet mit eurer Partnerin oder eurem Partner über die Nachrichten in der Tageszeitung morgens beim Frühstück, regt euch bei der Arbeit mal wieder über den Stress auf, redet abends dann noch über die neusten Storys in der Nachbarschaft und im Freundeskreis und geht dann zu Bett und es fängt am nächsten Tag das gleiche von vorne an. Zumindest ist es bei mir so. Nur, dass ich noch zur Schule gehe und Arbeiten eher am Wochenende passiert. Der Mensch ist ja Gewohnheitstier und mag keine Veränderungen. Außer Urlaub, weil der lädt ja die Akkus wieder auf. Aber es gibt immer Veränderungen.

Bestes Beispiel hierfür wäre ja zum Beispiel meine Elsa. Vor 56 Jahren ließ sie ein Däne oder eine Dänin stolz zu. Ganz neu riechend und glänzend und so viel besser, als der VW Käfer vom Nachbarn. Nun, ein paar Jährchen sind ins Land gezogen, steht sie fast fertig geschweißt, auseinander gebaut auf neuen Lack wartend unter einem Carport in Dithmarschen. Nicht fahrbereit und müde aussehend und so viel besser, als der Golf der Nachbarn.

comp_comp_SAM_3585Gut, das Beispiel war vielleicht nun ein wenig krass und weit hergeholt. Aber wisst ihr, was ich meine? Zeit verändert. Nicht nur Gegenstände, sondern auch Menschen.

Am Montag Morgen hatte ich noch keine Ahnung von Kopenhagen. Gut, ich wusste, wo es liegt und das es die Hauptstadt von Dänemark ist. Und wie man es schreibt, aber viel mehr auch  nicht. Von Erzählungen wusste ich einiges, aber die Fantasie kann es meistens nicht so gut hergeben, wie die Realität. Nun, auf der Rücktour, bin ich um ein ganzes Stück Wissen gewachsen.

Sei es das Erlebnis in der Pizzeria, wo alle – mitten in der Woche – lachend und singend saßen und mich als Tourist und nicht dänischsprechenden Menschen gleich aufgenommen haben und mir die Wartezeit auf die Pizza extremst verkürzten. Oder die Kitesurferin am Strand, die einige Tricks vorführte, während Flugzeuge über unseren Kopf ihre Richtung im Himmel suchten. Die nächtliche Fahrt durch die leere Stadt unterlegt mit dänischen Radiosendern. Die kleine Meerjungfrau, die auch in der Nacht begehrt war. Die Tour in das Land der Ikea-Läden, der Volvos und der schwedischen Kronen.

comp_comp_SAM_3595Aber ich weiß auch, dass die Dänen äußerst zuvorkommende Leute sind. Gut, eine Ausnahme habe ich heute kennengelernt. Ein Däne in einem Passat überholte mich an einer gerade grün gewordenen Ampel rechts, hupte und zeigte mir den dritten Finger. Sollte ich etwa über eine rote Ampel fahren? Und fast alle können Englisch und machen es uns Touristen ohne jegliche Dänisch-Kenntnisse leichter uns zu verständigen. Wenn man durch die Straßen läuft, dann lachen alle und haben gute Laune. Anders, als in Deutschland, wo fast alles isoliert ist. Außerdem sind die Autobahnen in Dänemark wesentlich enspannter.

comp_comp_SAM_3603Als wir Kilometer für Kilometer dichter an unser zu Hause rückten, fing Dänemark ganz bitterlich an zu weinen. Anscheinend sollten wir noch nicht wieder nach Hause. Auf der Autobahn konnte man teilweise nicht mehr sehr weit gucken und es schien an einen Stellen auch die Gefahr von Aquaplaning aufzutreten. Lieber also den Fuß vom Gas und dann lieber Dänemark bei Regen genießen. Eigentlich könnte ich ja nun sagen „Der Urlaub ist gelaufen.“ Fast. Ein Ziel hatte ich noch auf der Liste. In Middelfart.

Nachdem ich in einem Kommentar beim Sandmann erwähnt hatte, dass ich nach Kopenhagen wollte, meinte er, dass ich ja vielleicht mal bei Ole Olsens Autoverwertung in Middelfart vorbeischauen könnte. Vielleicht fände ich ja etwas für Elsa.

Gar keine schlechte Idee. Nach einer kurzen Befragung von Google, konnte ich schlussendlich auch noch eine Adresse feststellen. Mit Norberts (mein Navi) Hilfe, steuerte ich meinen V40 schlussendlich von der Autobahn nach Middelfart. Ich war gespannt, ob es dort noch etwas geben sollte.

Ole Olsen war wohl nicht nur Inhaber einer Autoverwertung, sondern auch, laut einem Artikel des dänischen „Motormagasinet“ der erste Präsident einer Autoverwerter-Vereinigung in Dänemark. Und was blieb nach der Zeit über?

comp_comp_SAM_3601Das hier. Wo früher Buckelvolvos und Granadas mit ihrem Öl den Boden verschmutzen und emsige Schrauber die Autoleichen ausschlachteten, sind heute mehrere comp_comp_SAM_3600Einkaufsmärkte. Alles weg. Die Anwohner von Middelfart sind bestimmt nicht traurig, dass die ölenden und vor sich hinrottenden Wracks nicht mehr dort sind und sie stattdessen in einem Lidl und einem Netto-Markt einkaufen können. Naja, für die Umwelt wird es auf jeden Fall besser sein, Hundefutter und Süßigkeiten zu verkaufen, anstatt Autos auf Gras zu stellen. Ich ging zu Netto, um mir eine Flasche „Mild Brus“ und eine Flasche Wasser zu kaufen. Die Anwohner von Middelfart werden hier wohl keine Autos mehr ausschlachten. comp_comp_SAM_3602Wenn sie überhaupt nocht selbst schrauben. Wenn das alte Auto kaputt ist, wird es wohl eher entsorgt, anstatt repariert zu werden. Wirtschaftlichkeit. Sind ja auch genügend Autos da. Der Gebrauchtwagenhandel ist ja gleich neben Netto. Hundefutter, Klopapier, Kleinwagen. So einfach kauft man ein. Ganz einfach.

Wir entschieden uns dann nicht noch weiter zu suchen, ob es irgendwo einen neuen Ole-Olsen-Platz gibt oder ob die Adresse nur nicht stimmte. Aber falls es so war, ist der Schrottplatz nun Geschichte. Die Stadt ist größer und die Nachfrage anders geworden und so musste das Geschäft wohl schlussendlich einfach weichen. Passiert halt mal.

comp_comp_SAM_3607aVon Dänemark habe ich mich ganz traditionell verabschiedet. Mit zwei HotDogs an der Grenze. Bezahlt in dänischen Kronen. Danke, Dänemark, für diese tollen Tage.

Wir sehen uns.

Alltag? Ich komme.

 

 

 

 

 

Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.

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