Motivation, Produktivität, Halbzeit?
Heute mal wieder etwas über Elsa.Wann kann man eigentlich bei einer Restauration von Halbzeit sprechen?
Bevor wir über Halbzeiten und sowas sprechen, geht es erst einmal darum, wie produktiv man an einem Tag sein kann, wenn man nur möchte. Ein Tag im Leben ist nicht viel. Wenn man mal zusammenrechnet, wie lange einige am PC hängen und Zombies erschießen – da kommt von der Zeit her schnell mal ein Tag zusammen. Ich mag keine Zombies erschießen und habe deshalb lieber an Elsa gearbeitet. Folgendes passierte am Samstag, den 17.05.2014, dem 50. Schraubertag.
Es wurde richtig rangeklotzt. Es wurde gebruzzelt, poliert, grundiert, lackiert, poliert und äääh nochmal grundiert.
Während ich den Schweller von Henkelmännchen lackierte, fing Papa an, an Elsas Radhaus weiter zu schweißen. Während ich halb unter Henkelmännchen gelegen habe, konnte man immer „wräääng, wräääng, wrääääng“ von der Flex hören und dann *brrrrz, brrrrrz, brrrz* vom Schweißgerät. Und dann wieder *wräääng* *wräwräääng* im Radhaus hören. Und wieder *brrrz* *brrz* *brrrz*. Und *wrääääng, wräääng, wräääng*.
Für das Radhaus fehlte nun nicht mehr viel.Ein „Dreieck“ musste noch eingesetzt werden. Und dann? Dann wäre die Baustelle abgeschlossen. Also fast. Ein Bodenblech musste auch noch ersetzt werden, das war auch dreifach vorhanden.
Aber davon erzähle ich euch, wenn ich im Schraubertagebuch soweit bin.
Vielleicht habe ich es euch schon zwei, drei, achtmal erzählt. Ich mag Chrompolieren nicht. Mein Vater auch nicht, aber er fand bei einem Discounter eine Chrompolitur („Elsterglanz“), die wir mal ausprobieren wollte. Chrom hat Elsa ja genug.
Also haben wir uns in die Sonne auf die Liegen in unserem Garten gesetzt und lospoliert. Papa mit einer Zahnbürste, ich mit einem Stofflappen.
Während ich neben einer halben Radkappe, auch noch Felgenzierringe und den Kühlergrillrahmen polierte, widmete Papa sich zwei Radkappen. Meine Mutter meinte „Ich will auch mal“ und fing an die Zierleisten zu polieren. So saßen wir drei – mehr sind wir ja nicht – teilweise unter einem Pflaumenbaum, teilweise in der prallen Sonne (ich…). Dazu holte ich dann noch ein Radio und wir polierten zu Oldie-Musik Chrom. Und *zack* es brachte tierischen Spaß! Die Heckstoßstange muss ich immer noch zu Ende polieren.
Hier kann man deutlich den Unterschied sehen. Es sind eine Radkappe, alle Ringe und ein paar Zierleisten fertig geworden, aber noch längst nicht alle. Achja – auch der gebrauchte Kühlergrillrahmen glänzte wieder wie vorher und strahlte vor Freude in der Sonne.
Es gäbe natürlich auch Firmen, die Chrom wieder glänzend machen. Aber das kostet Geld. So hat es Zeit gekostet. Das ist LowBudget!
Dann hatten wir noch die Sache mit dem Heck. Dort befanden sich ja schon einige Lagen Spachtel und Füller drauf. Aber da dies immer noch nicht genug war, habe ich noch mehr geschliffen und gespachtelt. Äh – andersherum. Gespachtelt und geschliffen. Wobei… eigentlich habe ich geschliffen, entstaubt, entfettet, gespachtelt, geschliffen, entstaubt, entfettet, gefülltert, geschliffen, entfettet, grundiert, geschliffen, entfettet und nochmal gefülltert. Kommt ihr noch mit? Nein? Tschuldigung.
Auf der rechten Seite in Fahrrichtung könnte man schon fast zufrieden sein. Allerdings müssen noch ein paar Spachtel- und Schleifgänge da erfolgen, bis ich wirklich zufrieden bin. Das Gleiche gilt noch mehr für die linke Seite. Da fehlt noch mehr, da kann man noch einige Huggel fühlen. Lustigerweise aber nicht sehen. Normalerweise ist es doch eher andersherum. Man fühlt nichts mehr und sieht es, wenn es lackiert ist. Natürlich könnte man an dem Ganzen auch mit Zinn arbeiten. Wenn man es denn kann. Ich kann es nicht und es ist mir ehrlich gesagt auch zu teuer. Andere hätten Elsa eh nur noch weggeschmissen.
Hier schrieb ich gerade den 50. Schraubertag im Tagebuch auf. Und ich hatte Gedanken, die ich einfach mal so von mir selbst zitiere:
Heute schreibe ich hier den 50. Schraubertag auf. 50 – die Hälfte von einhundert. Ist Elsa nun eigentlich schon zur Hälfte fertig? Also zeitlich gesehen? Oder vom Aufwand her? Was muss eigentlich noch gemacht werden?
Ersteinmal muss das Radhaus noch geschlossen werden. Dann muss noch das Bodenblech, was unter der Rückbank sitzt und zum Radhaus hinzeigt, angefertigt und geschweißt werden. Dann müssen noch Kotflügel-Muttern am Radhaus von innen festgeschweißt werden, damit die Kotflügel drangeschraubt werden. Dazu fehlt auch noch ein Blech im Reserveradkasten. Und auf der linken Seite hinten muss unter dem Heckblech noch der Holm zugemacht werden. Dann brauchen wir noch ein paar Flicken am Unterboden und die Aufnahme der Kotflügel an den A-Säulen muss noch geschweißt werden. Apropos Kotflügel – die brauchen wir auch noch. Und die Scheiben müssen raus, wahrscheinlich muss an der Frontscheibe dann auch noch geschweißt werden. Das sollte es zur Karosseriearbeit sein.
Ansonsten muss natürlich noch die Karosserie lackierfertig gemacht werden und dann lackiert werden. Vorher sollte der Motor noch einen Service bekommen und dann hoffentlich anspringen. Oder machen wir es währenddessen? Den Kofferraum und die Türen von innen werde ich selbst lackieren. Genauso wie die Stehbleche vom Motorraum. Und Steinschlagschutz bekommt sie auch noch. Nach dem Lackieren muss sie dann noch zusammengebaut werden, die Bremsen überholt werden (vielleicht auch vorher?) und der Unterbodenschutz muss ab. Und neu drauf. Der Tank muss geschweißt werden und einige Benzinleitungen noch erneuert. Der Auspuff muss auch entweder neu oder geschweißt werden. Am Innenraum werde ich dann ernstmal nichts machen, außer nochmal reinigen und zusammenbauen. Hoffentlich gillt das Gleiche auch für die Elektrik. Und wenn nicht – die ist überschaubar. Irgendwie gibt es doch noch viel zu tun.
Aber kann man denn nun schon von Halbzeit sprechen? Wir haben ja eigentlich schon viel geschafft. Das Heck ist neu, das Radhaus und der Holm fast fertig, die Schweller, die Demontage, und öh – der Rest, den ihr hier mitlesen könnt. Seit August 2013 ist Elsa hier. Das sind nun 9 Monate. In der Zeit hat die Gute auch schon wieder ganz schön Patina angesetzt, auch, wenn wir sie eigentlich erneuern. Ein paar Spinnen haben sich Elsa als zu Hause ausgesucht und auf ihrem Dach und in ihrem Motorraum befinden sich ein paar Fliegen-Leichen. Elsa ist bei den Katzen auch beliebt, gerade wenn eine Decke in ihr liegt. Und für mich ist Elsa schon ein Teil geworden, den ich nicht mehr wieder hergeben mag. Auch, wenn sie gerade auseinandergerupft im Carport steht, mag ich sie. Schließlich ist die Partnerin auch nicht immer gesund, nech? Man muss die Menschen so nehmen, wie sie sind. Und Elsa ist auch nur ein Mensch. Ich bekomme fast täglich eMails und am Wochenende auch mal anrufe, wie es Elsa geht. Auch von unseren Lehrern werde ich gefragt. Meine Oma, 92, sagt zu Elsa immer: „Dat olle Auto bedeutet dir was. Und du schaffst dat auch, dat dat fährt.“ Meine andere Oma, 84, meint „Dat tweie Auto (das kaputte Auto) soll wieder faahn? Denn man tau!“ Und als ich heute bei Elsa auf unserem Terassenstuhl saß und sie mir anschaute, dachte ich mir „Elsa? Wir werden fahren“, bin dann aufgestanden und habe ihr das Blech gestreichelt. War nicht so schlau, danach hatte ich dreckige Finger.
Motivation durch Zureden von anderen Leuten ist bei einem solchen Projekt schon wichtig. Kennt ihr jemanden, der so ein Projekt gerade hat? Fahrt oder geht mal hin, lobt ihn und sagt, dass sie/er es auch wirklich schafft. Die Motivation steigt dann ziemlich stark.
Wie bei mir und Elsa. Und wie es mit uns weiterging? Das erfahrt ihr bald.
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