Leben im Abseits vom Tourismus
Wie ihr vielleicht wisst, wohne ich in einer Gegend, die von vielen Touristen besucht wird.
Nun möchte ich euch mal erzählen, wie es ist, wenn die Bürgersteige hochgeklappt sind.
Dithmarschen. Meine Heimat. Okay, das hört sich jetzt so an, als wäre ich fünfhundert Jahre alt und würde mit Hut meinen Minivan mit zwanzig Kilometern in der Stunde durch das einsame Dithmarschen bewegen. Das stimmt nicht. Ich fahre einen relativ alten Volvo-Kombi und bin noch achtzehn Jahre alt. Dithmarschen ist trotzdem meine Heimat.
Ab Frühling bis zum Herbst mögen viele Leute die Nordsee. Sie wollen dann die frische salzige Luft schnuppern und erzählen, dass sie ganz viel Wind gespürt haben. Nein – ich mache mich nicht über Touristen lustig. Ganz im Gegenteil. Dithmarschen lebt neben Kohl vom Tourismus und ich kann die Menschen auch verstehen, die hier Urlaub machen wollen. Es ist unheimlich schön hier. Und ländlich.
Irgendwann, meist am Anfang vom Herbst, denken viele Touristen, dass sie in der dunklen und grauen Jahreszeit, die oft noch windiger und noch kälter ist, doch viel lieber zu Hause sein wollen und nicht unbedingt im einsamen Dithmarschen.
Klar ist Dithmarschen einsam, weshalb wohl auch viele Leute aus ganz großen Städten nach Dithmarschen kommen. Sie wollen wohl die Einsamkeit genießen. Ich genieße sie auch oft. Alles ist ziemlich weit verstreut, weshalb auch fast jeder ein Auto hat. Man muss fast immer mit dem Auto fahren, wenn man mal andere Leute treffen möchte. Vielleicht mag ich Autos deshalb so gerne.
Trotzdem ist auch die Zeit neben der Hauptsaison sehr schön.
Soll ich es euch zeigen?
Büsum ist im Winter ziemlich einsam. Da passiert einfach nicht viel. Es gibt einige Leute, die in Büsum wohnen und da nicht nur Urlaub machen. Die beleben dann die Straße. Aber der Strand und die Fußgängerzone sind ziemlich leer. Die Geschäfte haben sonntags zu – genauso wie viele Ferienwohnungen nicht mehr zu vermieten sind. Die werden dann oft renoviert, weil Menschen Räume wirklich schnell runterwirtschaften, wenn sie dort nicht zu Hause sind. Das ist aber wieder gut für Raumausstatter, die dann Geld verdienen.
Die Straßen sind auch wesentlicher freier, wenn die Saison vorbei ist. Genauso die Wohnmobilplätze, die ab Herbst meist eh geschlossen sind. Da kommt es manchmal vor, dass die sogar unter Wasser stehen und ganz matschig sind. Das ist nicht schön. Aber Dithmarschen bleibt trotzdem schön. Es handelt sich nicht um einen Vorführeffekt im Sommer. Die Schönheit geht in der grauen Jahreszeit weiter. Man kann sie überall erkennen, wenn man nur will.
Aber bevor ich nun wieder meine Lobeshymnen auf die Natur losträller (keine Sorge, ich werde nicht singen. Das kann ich euch nicht antun), möchte ich erst einmal auf die Schönheit auf das Verhalten der Menschen eingehen. Ich meine damit nicht den FKK-Strand in Stinteck. Ich denke, was da rumläuft wird nicht so schön sein. Sondern viel eher auf die… wie soll ich das sagen? Kennt ihr „Neues aus Büttenwarder“?
Das ist eine Fernsehreihe im NDR, bei denen Jan Fedder und Peter Heinrich Brix zwei Landwirte im fiktiven Ort Büttenwarder spielen. Büttenwarder könnte in Dithmarschen sein. Hier passieren Dinge, die man nicht logisch hinterfragen muss. Im Winter kann es vorkommen, dass einem sogar noch Pferdeschlitten entgegen kommen. Nicht, weil man das Auto als Teufelszeug sieht, sondern, weil die Leute Spaß dran haben und der Verkehr es hier zulässt. Ich habe aber auch schon Leute im Schneetreiben mit einem nicht angeschlossenem Elektrorasenmäher über den Gehweg laufen sehen. Warum? Keine Ahnung. Aber ich mag diese Gleichgültigkeit, dass jeder so leben kann, wie er will.
Und dann ist da natürlich auch die Natur. Ich mag die Natur. Alles, was um uns herum ist, ist ja irgendwie Natur. Zumindest alles, was um mich herum ist. Ich wohne nämlich eigentlich mittem in einem Feld. Rundherum ist nicht viel, außer eben Natur. Und das mag ich. Ohne die Natur könnten wir nicht leben – und das soll nun kein Umweltschutzfanantik-Ökomentalisten-Kommentar sein. Naturschutz ist nur gut, wenn alle etwas davon haben. Es gab ja schon Aktionen von Naturschützern, die nach hinten losgegangen sind. Überlegen ist immer wichtig. Die meisten Menschen wollen die Natur ja auch nicht zerstören. Sie genießen die Natur einfach – so, wie ich es tue, wenn ich mal wieder auf Fototour bin.
Ich mag Fotografieren. Sonnenuntergänge, Natur – eigentlich alles. Autos auch, falls euch das noch nicht aufgefallen ist. Einige Leute sagen, ich sollte Paparazzo werden, weil ich immer so viele Fotos machen. Aber ich respektiere die Privatsphäre von Menschen, ich möchte ja auch nicht bei allem fotografiert werden.
Dithmarschen und die Einsamkeit sind im Winter wirklich schön. Das soll nicht heißen, dass ich Angst vor Menschen habe oder Menschen hasse – auf keinen Fall! Ich mag nur manchmal einfach die Natur still genießen. Das geht, wenn man die richtigen Plätze hat, auch im Sommer. Nächstes Jahr werde ich Dithmarschen wahrscheinlich leider verlassen müssen. Ich werde es schon vermissen. Um aber nicht den Draht zu Dithmarschen und Norddeutschland zu verlieren, werde ich nun immer wieder etwas über die Kulturen hier zeigen und euch schöne Orte vorstellen. Dithmarschen ist mehr als ein Urlaubsziel.
Seid ihr mit eurer Heimat verbunden?
Moin,moin…
Deine Seite gefällt mir sehr gut! Als gebürtiger Dithmarscher freut es mich sehr, diese hier zu lesen. Bin leider mit 12 Jahren mit meiner Mutter aus einem kleinen Ort, 13 Kilometer von Heide, Richtung Rendsburg, weggezogen. Hab Dich im Wettringer gefunden.
Grüsse Martin
Hallo Martin,
das freut mich sehr, dass dir meine Seite gefällt! 🙂 Ich bin nach einem halben Jahr in Hamburg diesen Monat wieder nach Dithmarschen gezogen. Die Sehnsucht nach Landleben und guter Luft war einfach zu groß.
Besuchst du Dithmarschen denn noch regelmäßig?
Schöne Grüße
Lars