Elsa erwacht wieder!
Heute gibt es mal wieder ein Video zu sehen. Elsa sollte wieder brummen!
Nach über fünfzehn Jahren Standzeit sollte Elsas Motor wieder laufen.
Heute gibt es nicht viele Fotos zu sehen. Und wenn, dann entschuldige ich mich dafür, wie ich darauf aussehe. Meine Haare waren echt kurz.
Folgendes passiert am Samstag, den 27.09.2014, den Schraubertag Nummer 76.
Am Mittag diesen Tages, als ich mit dem Passat vom Bäcker nach Hause dieselte, musste ich für eine kleine, schwarze Katzen mit einer weißen Pfote in die Eisen gehen, weil sie sich entschied, vor mir über die Straße zu rennen. Ich lachte, weil ich dachte: „Ha, die kommt von Rechts!“, wobei ich eigentlich eh nicht abergläubisch bin.
Das Wetter einigermaßen gut und auch recht warm, weshalb ich mich dann entschied, doch etwas an Elsa zu machen. Ich hatte eine Liste aus Schweden bekommen, die ich abarbeiten sollte. Irgendwie scheiterte ich schon am Zündschloss, weil das alles komisch aussah. Oder ich war einfach zu doof, weil das Zündschloss ist ein Teil mit der Zündspule. Einzeln tauschen geht nicht. Also habe ich Jürgen, den bayrischen Puntoschrauber aus dem Alltagsklassiker Forum, gefragt, was er dazu meinte. Nach etwas Gerede, kamen wir zu dem Entschluss, dass ich den Laptop mit in das Carport nehme, und dann nach geschriebenen Anweisungen an Elsa schraube. Da war es 19 Uhr.
Als erstes wurde das kleine Kabel von der Zündspule zum Verteiler von mir gemessen. Erst zeigte es 0,35 Volt. Da dachte ich mir sogar, dass das ein wenig wenig ist für ein 6 Volt Auto. Da war der Unterbrecherkontakt wohl geschlossen. Ich sollte dann den Motor drehen, bis der Unterbrecherkontakt deutlich offen wäre und dann nochmal messen. Raus kamen 6,23 Volt, prima!
Dann sollte ich nochmal das dicke Kabel von der Zündspule zum Verteiler überprüft werden. Ich zog es ab und sollte es dann Richtung Masse halten und dann orgeln. Und, was soll ich sagen? Es kam ein Funken. „Strike!“, um Jürgen zu zitieren.
Dann führte ich das erste Mal im Leben eine Widerstandsmessung an einem Verteilerfinger durch. Nachdem ich wusste, wie ich das Volt-Meter einzustellen hatte, konnte ich einen Widerstand von 4,91 kOhm messen. Passte.
Dann habe ich unter Anweisung ein Zündkabel durchgemessen, mit 6.48 20kOhm wohl in Ordnung. Dann wurde die Kerze draufgeschraubt, reingesetzt und dann sollte ich schauen, ob ein Funken kam. Es kam ein Funken und ich war schon mal froh.
Als nächstes sollte der 1. Zylinder auf den Zünd-OT gestellt werden. Das musste mir als „Ich weiß zwar, wie ein Motortheoretisch läuft und wie man Ölwechsel macht“-Laie erst einmal erklärt werden. Ein 4 Takt-Motor hat ja vier Takte. Um die vier Takte zu machen, braucht ein Motor zwei Kurbelwellenumdrehungen. Ich sollte da so lange drehen, bis der 4. Zylinder eine Ventilüberschneidung hat. Und ich sag euch – im Dunkeln (gut, Partybeleuchtung war an) dunkle Ventile angucken, ist gar nicht mal so einfach. Vorher musste natürlich der Ventildeckel runter, was bei Elsa mit zwei Schrauben ja schnell getan ist. Als die Ventilüberschneidung da war, sollte ich die Verteilerkappe abnehmen. Hier sollte der Verteilerfinger auf die Position zeigen, wo das Kabel für den ersten Zylinder saß. Und das tat er auch. Genauso zeigte er auf die richtigen Kabel, wenn ich weiterdrehte, die Kabel waren also auch richtig gesteckt.
„Müsste normalerweise laufen.“, meinte Jürgen.
Ja, Zündfunken ist da. Aber noch ein kleiner Exkurs zum Thema Spritversorgung. Die klappt auch nicht, wir mussten immer etwas in den Vergaser kippen. Jürgen gab mir den Tipp, die Druckleitung von der Benzinpumpe zum Vergaser abzubauen, um zu gucken, ob Benzin gefördert wird. Das habe ich dann auch gemacht. Und ich muss sagen, Volvo hat Qualität. 57 Jahre alte Schraube ging einfach so auf. Aus der Druckleitung kam dann kein Sprit, egal wie hoch ich den Kanister stellte. Dann sollte ich etwas Benzin in die Druckleitung einfüllen, um die Benzinpumpe „anzuregen“. Das funktionierte nicht so toll. Dann wurde ich mit Elsa intim. Um etwas Benzin zur Pumpe zu saugen, sollte ich an der Druckleitung saugen. MIT MEINEM MUND! Ich mag Elsa ja wirklich, aber so intim werden mit Objekten gehört dann doch nicht zu meinen bevorzugten Gebieten. Aber was solls! Nachdem ich die erste Ladung WD40 (die Schraube hatte ich schon mal eingesprüht) geschmeckt hatte (schmeckt übrigens gar nicht mal so toll), saugte ich danach nur noch Benzindämpfe ein – gleichzeitig atmete ich die auch ein. Ein bisschen benommen und durcheinander kippte ich das Rest Glas Benzin einfach in den Vergaser, wie sonst auch immer. Ich baute alles wieder zusammen.
Nur aus Jux drehte ich den Schlüssel und es stotterte etwas. Und den Rest, den könnt ihr hier sehen.
[youtube https://www.youtube.com/watch?v=aVi-iul70rE&w=560&h=315]
Danach? Danach war ich nur noch glücklich, was nicht nur an den Gasen lag. Vielen, vielen Dank Jürgen, für die Hilfe, die dich einen ganzen Abend gekostet hat!
Sprit bekam sie noch nicht, aber das war und ist mir ganz egal. Sie will leben. Sie lebt. Sie ist nicht tot. Sie wird nicht ausgeschlachtet, wie alle meinten. Sie wird laufen. Ich werde es schaffen, wir werden ein Team.
Und nächstes Mal zeige ich euch dann, wie Elsa das erste Mal so richtig mit Sprit lief.
Hey Lars,
bei sowas helfe ich doch gerne. Ich liebe automobiltechnische Herausforderungen. 😉
Die Stunteinlage von Deinem Vater ist auch nicht schlecht – so ruhig bleibt nicht jeder sitzen, wenn er ein brennendes Glas Benzin in der Hand hält. 😀
Gruß Jürgen
Hey Jürgen,
die Stunteinlage war natürlich geplant, um das Video interessanter zu machen 😉
Schöne Grüße
Lars
Das langersehnte Video, gratuliere!
Schaut einfach, dass ihr den Stapellauf von Elsa (ich red ja hier mit Nordlichtern, denke da sagt man das so) auch unbeschadet erlebt 🙂
Ich hoffe doch ;-). Aber da kommen noch mehr Videos von dem Motor und der kleinen, rostigen Elsa.