Fiat Punto Cabrio – kleiner Streuner ganz groß!

Heute möchte ich mal wieder über den Tellerrand schauen und einen Fiat zeigen.

comp_comp_SAM_7839aMerke: „Urteile niemals über etwas, was du selbst noch nicht gefahren bist!“

Heute geht es mal wieder weg aus der Welt der VOLVOs, der Liebe zu Dithmarschen und zu einem kleinen Golf Cabriolet. Ich hatte nämlich Besuch. Der Punto-Jürgen, Leser dieses Blogs und Mitglied des Alltagsklassikerforums, wollte nämlich Urlaub in Büsum machen. Er und einer seiner besten Kumpel Tobias hatten sich in einem fünfzehn Jahre alten Fiat Punto Cabriolet auf den Weg gemacht, die Nordseeküste zu erkunden. Ein Zusammentreffen war eh gleich geplant, auch eine Tour nach Dänemark als Dankeschön für die Hilfe beim Wiederbeleben von Elsas Motor.

comp_comp_SAM_7733aDas erste Treffen fand in Büsum statt. An ihrem Appartment holte ich die beiden ab und wir fuhren im Konvoi zu uns nach Hause. Es war recht warm und ein kleiner Sonnenstich blieb bei mir auch nicht ganz aus. Aber einen Dachschaden habe ich ja eh schon ;-). Dänemark und Dithmarschen bereisten wir mit meinem Alltagselch. Wir schauten uns Sonderborg und Kegnaes an, waren in Tönning und in Sankt Peter-Ording. Wir schauten uns alte Autos in Museen an und zählten auf den Fahrten alle Mercedes W124, die uns begegneten. Das waren schon sehr viele.

Einen habe ich dabei eher weniger beachtet, muss ich ehrlich gestehen. Den Fiat Punto von Jürgen. Natürlich – angeschaut habe ich ihn natürlich. Den Werdegang des kleinen Flitzers habe ich im Alltagsklassiker-Forum natürlich verfolgt. Aber für mich war der Punto eher so ein Auto, das zerdellt und zerkratzt von älteren, oft weiblichen Herrschaften gefahren wird. Oder ein Auto, dass es günstig mit Resttüv zu kaufen gibt und dann von Fahranfänger runtergeritten und weggeschmissen wird.

Ein typisches Verschleißauto eben. Egal ob Limosine oder Cabriolet.

„Urteile niemals über etwas, was du selbst noch nicht gefahren bist!“

comp_comp_SAM_7852abDer Fiat Punto ist ein total unterbewertetes Fahrzeug. Ich weiß, Autos der Marke Fiat wird oft Unzuverlässigkeit nachgesagt. Jürgen kann da wohl ein kleines Lied von Singen. Öfter repariert er mal an dem kleinen Italiener, der manchmal schon witzige Defekte auftauchen lässt. Da kann es schon mal vorkommen, dass der Auspuff die Heckstoßstange frisst. Oder der Fensterheber auf der Beifahrertür sich zwar noch vom Fahrersitz senken lässt, aber nicht mehr heben. Aber wenn man die Vorgeschichte dieses kleinen, silbernen Puntos kennt, dann schaut man auf die kleinen Unpässlichkeiten mit anderen Augen. A tough life.

comp_comp_SAM_7897abIch möchte gerne mal wissen, welcher Motor nach fast 80 000 Kilometern ohne Ölwechsel und bei Kurzstrecke nicht mit den Hydrostößeln klappert? Oder welche Bremsen nach 80 000 Kilometern ohne jegliche Kontrolle nicht doch plötzlich schlapp werden können? Nur gefahren, ganz ohne Pflege. Durchgerostet und mit allerlei Defekten bekam Jürgen den Punto von Tobias geschenkt. Tobias hatte den Punto aber nicht so heruntergerockt, sondern einfach vor der Schrottpresse gerettet. Jürgen, ein Mann vom Fach, baute sich den Punto nach und nach zurecht, steckte ordentlich Zeit und Geld in den kleinen Flitzer und nutzt ihn nun im Alltag.

comp_comp_SAM_7830aEin Glück wurde der kleine Fiat gerettet. Irgendwann wird es nicht mehr viele geben. Verschlissen und weggeschmissen. Dabei sind es echt gute Autos. Trotz der relativ kleinen Außenmaße hat man im Innenraum sogar auf den hinteren Sitzen viel Beinfreiheit und auch der Kofferraum ist nicht gerade klein. Nagut, im Vergleich zu einem Kombi schon, aber für die Außenmaße wirklich mehr als annehmbar. Dazu sind Ersatzteile günstig und der Verbrauch relativ niedrig.

comp_comp_SAM_7908aFalls ihr nun denkt, dass das alles ja nichts besonderes sei, dann fahrt mal einen Punto. Dieser kleine Silberfisch hat einen 1,2 Liter 16V-Benziner unter seiner Haube. 1,2 Liter sind für viele Leute ja nur Scheibenwischermotoren. Ich bin bisher nur einen 1,2-Liter-Seat gefahren, der mich überhaupt nicht überzeugte, weil er keine besondere Laufruhe, einen relativ hohen Spritverbrauch und mit dem Gewicht des Autos überfordert war. Bei dem Fiat arbeitet nicht nur ein Zylinder mehr als beim Seat – sie arbeiten sogar noch gut. Selbst mit mir am Steuer, einem eher langsamen Fahrer, zieht der Punto mehr als manch „Sportwagen“ oder mehr als einige Autos mit großen Motor. comp_comp_SAM_7801Ich konnte es kaum glauben, dass ein Punto so flott bewegt werden kann, werden die meisten Autos doch eher mit zwanzig Kilometern pro Stunde durch die Ortschaft bewegt. Dazu kommt noch die wirklich gute Straßenlage. Es bringt wirklich Spaß! Irgendwie ist es schade, dass so ein praktisches und spaßiges Autos in den „falschen“ Händen verschlissen und nicht gepflegt wird. Einmal den Wartungsstau beseitig und der Punto ist laut Jürgen und Tobias, die zusammen zwölf von den Italienern besitzen, wirklich zuverlässig.

Der Punto ist eben wie ein kleiner Streuner, der von seinem unliebendem Herrchen weggelaufen ist. Wenn man ihn erstmal gewaschen, entwurmt und aufgepeppelt hat, dann hat man viel Spaß mit ihm, auch, wenn er manchmal noch in die Küche pupst.

comp_comp_SAM_7846cdVielen Dank an euch beide, dass ihr meinen automobilen Horizont erweitert habt.
Wenn ich mal auf der Suche nach einem kleinen, günstigen Auto bin, wird der Punto auf jeden Fall mit in die engere Wahl kommen. Vielleicht sogar als Cabriolet.

Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.

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10 Responses

  1. Jürgen sagt:

    Hey Lars,

    vielen Dank für den schönen Beitrag, das liest sich wie eine Liebeserklärung an den Punto – die eigentlich ich schreiben müsste. 😉

    Und auch nocheinmal recht herzlichen Dank für die Zeit, die wir miteinander verbringen durften. Der Kurzurlaub war einsame spitze und wird nicht der letzte bei Euch gewesen sein. Wir fühlten uns sofort willkommen und wie Zuhause bei Euch. Was nicht allein am vorzüglichen Krabbensalat lag… 😉

    Nun noch was zum Auto:
    der Kleine hat und ohne irgendwelche Zwischenfälle nach Hause gebracht und wartet nun auf eine ‚Entsandung‘. 😀

    Viele Grüße
    Jürgen

    • Hey Jürgen,
      Liebeserklärung? Auf jeden Fall eine Sympathieerklärung ;-). Jap, der Urlaub, der nun auch schon eine Woche her ist, war wirklich spitze! Hat viel Spaß gebracht mich mit euch auszutauschen und etwas zu erleben.
      Dass euch der Punto ohne Probleme nach Hause gebracht hat, ist wohl Ehrensache nach dem Urlaub, oder? 😉
      Schöne Grüße
      Lars

  2. Sandmann sagt:

    Ay Lars,

    der Jürgen hatte es auf meiner Seite schon angedroht, dass ihr euch treffen wollt 🙂 Schöne Bilder in einer tollen, flachen Gegend. Ich mag ja diese Wolkenformationen…..
    Mit dem Punto werde ich wohl in diesem Leben nicht mehr so richtig warm werden, aber ich mag generell Autos, die selten und anders sind und von den meisten nicht geliebt werden. SO gesehen mag ich den wohl auch ein bisschen…
    Und die „Entsandung“ steht meinem Audi seit den Bildern am Strand von Henne auch noch bevor. Aber vielleicht lass ich den auch einfach drin 🙂

    Schönen Sonntag aus Kiel
    Sandmann

    • Hey Sandmann,
      ich muss ja sagen, dass ich auch zuerst jemand war, der den Punto nicht mochte. Ich hatte vom Punto immer dieses Bild von einem zerkratzten und zerdellten Kleinwagen, gefahren von Oma Hansen ums Eck im Kopf. Aber eigentlich sind es schon geniale Autos. Viel Platz, geht wie sonstwas und günstige Ersatzteile. Kleinwagen-Fan bin ich ja eigentlich nicht so. Aber der Punto würde mir gefallen. Irgendwann – ich hab ja genug mobile Gefährten ;-).

      Den Sand im Auto lassen hätte doch etwas – im Winter könnte man dann streuen, wenn es friert :-). Oder nutzt du es als neuen Teppich? 🙂
      Schöne Grüße und einen schönen Start in die Woche
      Lars

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