Klassiker-Tage Schleswig-Holstein 2015
Am heutigen Tag standen mal wieder komplett Altautos im Focus. Wie immer.
Henkelmännchen brachte uns nämlich auf die Klassiker-Tage nach Neumünster.
Es sollte heute nicht nur mein erster Besuch auf den Klassiktagen werden, sondern auch die erste Langstrecke für Henkelmännchen. Der kleine Golf ist zwar schon seit sechs Jahren in unserem Besitz, hat aber nie wirklich Dithmarschen verlassen. Auf der Autobahn waren wir in sechs Jahren noch nie mit ihm. Genau das sollte sich heute also ändern.
Und er hat es gut gemacht! Ich bin vielleicht fünf Kilometer Autobahn gefahren und dabei von acht Millionen Autos überholt worden, aber der Kleine brummte brav. Die restliche Strecke meisterte er auch prima, auch wenn es im Auto auch echt laut ist. Ich hatte die Fahrt über etwas Angst, dass die Kupplung schlapp macht. Die ist schon sehr schwach – aber, sie hielt!
Nach knapp eineinhalb Stunden Fahrt kamen wir an den Holstenhallen in Neumünster an. Dort war schon ganz schön was los. Als ich dann den Einweiser überzeugt hatte, dass das Cabrio mit seinen 35 Jahren auch schon ein Oldtimer ist, durfte ich mich dann zu den anderen Oldtimern einreihen. Dort wurde jeder Oldtimer noch kurz von einem sehr unterhaltendem Moderator mit einem unglaublichem Fachwissen vorgestellt. Henkelmännchen durfte auch rauffahren.
Henkelmännchen habe ich dann neben einem seiner Vorfahren abgestellt, abgeschlossen und bin dann in die Holstenhalle gegangen. Vorher gab es an der Kasse noch einen Lageplan, damit man auch weiß, wo man ist. Tolle Organisation, das muss man schon sagen. Da war ich schon sehr von der Veranstaltung überzeugt. Moderator, Lageplan. Prima!
Neben Clubständen, wie die vom Volvo-Club, /8er-Club, W201-Club, Golf-GTI-Club, Triumph-Club und BMW-V8-Club, gab es auch noch viele andere und besonders exotische Fahrzeuge zu sehen. Neben diesen drei Franzosen hier (gerade der CX Pallas sah besser aus als neu!) war auch noch ein Manta-Club, den ich ganz vergessen habe zu fotografieren. Schade eigentlich. Ich mag Mantas.
Neben hochganzpolierten Fahrzeugen gab es aber auch patinierte Autos zu sehen. Wie zum Beispiel dieser Alfa Spider. Der ist/war sogar zu erwerben. Ich mag ja andere Projekte ansehen, wenn man selbst schraubt und schweißt und schleift, hat man wohl irgendwie einen anderen Blick für die Arbeit. Was andere nur als Schrott sehen, sieht man selbst als extrem interessante Entwicklungsphase der Geschichte des jeweiligen Autos. Ich hoffe, der Alfa kommt wieder auf die Straße.
Auch von der Auto Union gab es einige tolle Fahrzeuge zu sehen. So zum Beispiel dieses Cabriolet im patinierten Originalzustand. Sowas zeigt ja Geschichte. Vielleicht wird die Rarität auch nochmal sanft ins Leben zurückgebracht, ähnlich wie ein Renault 10, der in der Ausstellerhalle bei einer Oldtimerwerkstatt steht. Total seltenes und schickes Auto.
Neben Autos und Clubständen gab es auch noch einen Teilemarkt. Gut, für einen Buckelvolvo etwas zu finden ist schon echt schwer, aber ein kleines Buckel-Modell und ein Volvo-Buch sind es trotzdem noch geworden. Mercedes-Teile gab es recht viele und auch Käfer-Teile. Ich freu mich schon darauf mit Elsa zu fahren, denn irgendwie sieht man nirgendwo mehr einen Buckel. Heute waren wir einige Stunden da und nicht eineinziger war da. Nur das Modell, das nun auf meinem Schreibtisch steht. Mit dem Verkäufer habe ich mich übrigens prima unterhalten. Genauso mit dem Verkäufer des Buchs. Beide fanden den Oldtimernachwuchs wichtig. Ganz anderes anscheinend einige Firmen. Während ich beim ADAC nett über eine Oldtimerversicherung beraten wurde, die ich aufgrund meines Alters noch nicht abschließen kann (warum??!), haben mich andere Firmen komplett ignoriert. Ich meine komplett. Ich wollte mir für Elsa Hohlraum- und Unterbodenversiegelung kaufen, mich zumindest einmal beraten lassen. Nicht eine Firma von den vielen hat es anscheinend für nötig gehalten, einem etwas zu kleingerateten jungen Menschen mit komischen Haaren und komischen Klamotten über ihre Produkte zu informieren. So kann das mit dem Oldtimernachwuchs ja nichts werden. Ich weiß, da kann nun die Veranstaltung nichts dafür und nächstes Jahr bin ich wieder da, aber da habe ich mich echt schon drüber geärgert. Durch so etwas versaut man nicht nur jungen Leuten das Hobby, man zerstört es dadurch auch. Wenn kein Nachwuchs mehr für Oldtimer da ist, wird auf kurz oder lang das ganze Altblech auch nichts mehr wert sein. Da war ich dann zumindest etwas böse und bin dann erstmal wieder an die frische Luft gegangen. Gleichmäßigkeitsprüfung fahren.
Wie die gelaufen ist, darüber schweige ich mal lieber ;-). Heute Nachmittag gab es am Ende eine Preisverleihung für die drei besten Plätze – und sagen wir mal so – ich wurde nicht aufgerufen. Aber egal, dabei sein ist alles. War zwar etwas anders als die üblichen Gleichmäßigkeitsprüfungen, die ich bisher gefahren bin, hat aber trotzdem Spaß gebracht.
Zwischen der Zeit der Gleichmäßigkeitsprüfung und der Siegerehrung gab es noch genug zu sehen – und zu essen! Verhungert ist man dort bestimmt nicht. Zu sehen gab es aber noch mehr. Vor allen Dingen leckeres, altes Blech. Sabber.
Neben Stuttgarter Sternträgern und schnellen Autos aus Maranello begeistern mich ja vor allen Dingen, die Autos, die Leute wirklich gefahren sind. Gut, Mercedes SL und Ferrari wurden das auch, aber ich denke, die Stückzahl von einem alten Jaguar ist da doch schon höher. Früher zumindest, ob es heute noch so ist, weiß ich natürlich nicht.
Neben Heckspoiler-Elchen gab es dort aber auch noch andere Klassiker zu sehen. So zum Beispiel auch ein alter Lada Nova, wie ihn mein Opa früher hatte. Also, vor meiner Zeit. Zu meiner Zeit fuhr er dann einen Lada Samara. Hier stand dann mal eben neben einem 911er Targa ein ganz schlichter W201 190D in leicht matten Grau, aber mit sehr viel Ausstrahlung.
Aber auch ulkige Gefährte waren da. Den Citroen Ami 8 Break finde ich total genial, seit ich vor ca. 11 Jahren in einer OldtimerPraxis von der Restauration eines solchen gelesen habe. Der Besitzer dieses blauen Schmuckstücks schaffte es auch auf den dritten Platz der Gleichmäßigkeitsprüfung. Herzlichen Glückwunsch! Zum Preis und zum Auto. Sieht echt sehr gut aus.
Neben Wolfsburger Fahrzeugen, die aussahen wie neu und die ich auch wirklich gerne mag, hatten es mir heute auf der Messe allerdings zwei italienische Transporter angetan, die ich beide total toll fand.
Ich meine.. habt ihr so etwas schon mal gesehen? Ich noch nie. Ein Alfa Transporter. Ich wusste, dass Alfa mal Transporter und ich meine sogar Lastwagen gebaut habe, aber in der Realität habe ich noch keinen gesehen. Und dann noch in der tollen Farbe! Den Bus würde ich auf jeden Fall jedem VW T1 vorziehen und ich mag Bullis sogar schon sehr gerne.
Mein absoluter Favorit der Messe war allerdings der hier:
Verrückt? Ja, vielleicht. Dieser Fiorino hat mir total gefallen. Da sind mir top gepflegte Mercedes SL und Porsche 911 ganz egal. Dieser kleine Fiat mit über einer halben Million Kilometer ist eigentlich ein echter Star. Ein Auto, das fährt und nicht nur poliert wurde. Das den Zweck erfüllt, für den es gebaut wurde. Klar, er hatte hier und da ein paar kleine Macken, aber für ein Arbeitstier gehört sich das so. 520 000 km. Wenn einer der neuen Down-Sizing-Motoren das schafft, dann gebe ich dem Besitzer ein Bier aus. Oder eine Flasche Wasser. Von wegen „Fehler in allen Teilen“ oder „Fix it again, Tony!“ Der läuft und wird es hoffentlich noch viele Jahre tun.
Henkelmännchen wird es wohl hoffentlich auch. Inzwischen merkt man an einigen Ecken, dass er Aufmerksamkeit braucht, aber er hat uns heute treu hin und wieder zurück gebracht. Er wurde zwar vielleicht nicht so beachtet, aber er hat seinen Dienst – mit uns in eine vergangene Zeit in einer stressfreien Zone zu reisen – getan. Das könnte er jeden Tag.
Und wieder einmal schreibst Du nieder, was auch in meinem Kopfe rumgeistert 🙂
So ein „einfacher“ Golf bringt doch alles mit was man braucht, der Kenner zollt auch Anerkennung dafür.
Schade hingegen finde ich Deine Erfahrungen mit dem Standpersonal diverser Firmen. Die müssten dringend in den Innendienst! Ich habe leider zu meiner „Jugend“ gleiches und ähnliches erlebt, der Typ zu jung und sein Auto mit damals Bj83 auch. Sowas ist total schade. Mittlerweile hab ich durch meinen ersten „Youngtimer“ auch zu Oldtimern gefunden. Aber eben wie Du schreibst, jeder muss mal einsteigen. Du hast ja bereits direkt den Weg zu den Oldies eingeschlagen 🙂
Deine Begeisterung für den Fiorino kann ich verstehen, Helden des Alltags. Gabs nicht mal einen 128 welcher eine Million Kilometer schaffte? War glaube ich ein Franzose.
Regelmässig beeindruckend sind da Golf II, W123 und W124. Grad im Urlaub im Tessin einen S124 gesehen mit 450’000km und der Innenraum sah wie 100’000km aus. (ich kuck bei rumstehenden Autos immer mal gerne auf den Tacho für die Laufleistung) 🙂
Hallo Marc,
für mich muss es auch nicht unbedingt ein Mercedes SL sein oder ein Porsche 911. Irgendwann, wenn Elsa zuverlässig läuft und ich Zeit habe, werde ich mir Henkelmännchen mal vorknöpfen. Da sind schon einige Baustellen zu machen. Dabei könnte man ihn mit Dämmung vielleicht auch gleich etwas alltagstauglicher machen.
Die Sache mit den Firmen stößt mir auch sauer auf. Das fand ich einfach nicht in Ordnung. Ich meine, ich MUSS mein Geld nicht bei ihnen ausgeben, da suche ich mir dann doch lieber eine Firma, die mich berät oder greife auf Wissen aus verschiedenen Internetforen zurück. Dass Oldtimerversicherungen auch meist erst ab einem Alter von 25 Jahren möglich sind, finde ich persönlich auch total daneben. Die meisten Oldtimerfahrer schätze ich auf 60+. Die haben meist genug Geld, um sich einen topgepflegten Oldtimer zu leisten. Jüngere Leute müssen eher selbstschrauben, um dann günstig Oldtimer zu fahren. Die können ihn dann aber nicht versichern. Prima ;-).
Ich glaube, das war ein Fiat 131 Mirafiori, der die Million geknackt hat. Ich meine, ein gelbfarbener. Neulich habe ich mir einen S124 300 TD angeschaut. Der hatte schon 510 000 Kilometer gelaufen…sah aber auch schon sehr danach aus ;-). Ob Autos mit hohen Kilometerleistungen unterschätzt werden?
Schöne Grüße
Lars
Hallo Lars
Ich meine, SLs wie auch 911 sind schöne Autos. Aber neben dem Mainstreamoldtimer gabs früher andere Autos in viel grösserer Stückzahl. Diese sind heute an Treffen dafür untervertreten. Man bekommt fast den Eindruck, früher fuhr nur die Oberschicht Auto 🙂
Mach das, Henkelmännchen zu vernachlässigen wäre eine Sünde. Aber mehr Dämmung? Junge, Du wirst alt!! 😀 😀 Dat muss so!
Gibt’s ev. die Möglichkeit, Elsa auf Deine Eltern zuzulassen? Die Versicherungen machen sich das mit dem Risiko etwas gar einfach. Ab 25 fährt dann jeder brav…
Stimmt, Du hast recht, es war ein 131 Mirafiori, war glaub in der Autoblöd Klassik drin.
Ja bei uns ganz klar. Da sind die „high mileage“ Autos vom Markt nicht angenommen. Letztens sah ich einen Caprice mit um die 400’000km oder miles, nicht schlecht und günstig. Aber den wollte keiner, die haben davor Angst wie der Teufel vom Weihwasser. Aber Standuhren sind meist das grössere Risiko meiner Erfahrung nach…
Hey Marc,
genau das mit der Oberschicht meine ich auch oft. Porsche 911, Mercedes W111, Mercedes SL sind wirklich oft vertreten. Aber da der Altersdurchschnitt von Oldtimerfahrern auch etwas höher liegt, werden sie wohl ihre Traumwagen von damals fahren.
Die Möglichkeit gäbe es schon. Je nach Versicherung dürfte ich dann aber auch nicht fahren. Bei unserer zum Glück schon. Ich versteh es nicht, wenn jemand mit unter 25 einen Oldtimer fährt, dann fährt er da meistens vorsichtig mit – gerade aus Geldmangel. Hm, naja.
Jap, Standschäden sind meist genauso teuer wie die Reparaturen von „Highmilern“, wobei die ja meisten „eingelaufen“ sind und laufen. Einen eingefahrenen Motor fahren ist besser, als einen Motor erstmal wieder einfahren ;-).
Schöne Grüße
Lars, der zwei Standuhren kaufte 😉
Der Fiat rockt ziemlich. Da hätts’te gerne mal noch ein paar mehr Bilder von machen können. 🙂
So im Nachhinein hätte ich das auch gerne gemacht. Ich liebe solche Alltagsautos. Hätte ich nicht schon einen V40 im Alltag, wäre so ein alter Kilometerfresser auch etwas für mich 😉