Die Straße – Zusammenkunft der Charaktere?
Die Straße. Es kommen viele Menschen zusammen und dort auch in Kontakt.
Jeder Mensch ist ein Individuum, sollte er zumindest sein. Auch auf der Straße.
Mehr als sieben Milliarden Menschen leben auf der Welt. Das sind eine ganze Menge. Sieben Milliarden Menschen mit Problemen, Gedanken und größeren oder kleineren Problemen. Menschen, die Liebe, Schmerz, Glück, Trauer und Spaß empfinden. Einen Bruchteil dieser Menschen treffen wir morgens, wenn wir auf dem Weg zur Uni, zur Arbeit oder zum Bäcker sind. Wir sitzen dabei irgendwie isoliert in unseren Blechbüchsen, kommunizieren aber trotzdem doch recht stark. Mit unseren Autos.
Jeden Morgen, wenn ich von der Wohnung aus in Richtung Uni starte (und keine öffentliche Verkehrsmittel nutze, shame on me!), habe ich die Angewohnheit, Autofahrer auf der Autobahn und im Stau vor den Elbbrücken zu studieren. Keine Sorge, ich bin nicht abgelenkt, wenn ich fahre. Im Gegenteil. Wenn man den Charakter eines Fahrers analysiert, dann kann an auch meist noch vorausschauender fahren und schon auf kommende Manöver schließen. Geht zumindest mir so. Aber was für Leute fahren (oder stehen) da eigentlich an uns vorbei? Wissen wir überhaupt etwas über die Leute? Nein.
Im Stau, so finde ich, kann man die Charaktere der Autofahrer am besten sehen. Kein Mensch mag im Stau stehen. Viele mögen nicht mal zur Arbeit fahren, aber noch weniger im Stau stehen. Das ist eigentlich wie verschwendete Zeit. Man sitzt unproduktiv im Auto, trinkt seinen Coffee-to-go und hört ach-so-lustigen Radiomoderatoren zu, wie sie einen Witz nach dem anderen reißen. In der Zeit wären viele lieber bei ihrer Familie zu Hause. Oder produktiv bei der Arbeit. Oder einfach nur im Bett. Aber nicht im Stau vor den Elbbrücken.
Im Stau merkt man dann immer, was es für komische Leute geben kann. Leute, die drängeln, obwohl der Vordermann auch gar nichts für den Stau kann. Das können dann zwei Arten von Menschen sein. Entweder welche, die weder zu Hause noch im Beruf etwas zu sagen haben und sich über ihr (geleastes oder finanziertes) Auto beweisen wollen oder Arschlöcher, die eh immer irgendwie durchkommen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Leute, die keine Freunde haben und auch keine bekommen werden. Denen nur ihr eigener Profit wichtig ist. Das sind dann meist auch die Leute, die einem an der Heckstoßstange auf der Autobahn kleben und auch aufs Stauende kacheln, weil sie lieber am Handy spielen als auf ihre Gefühle zu hören.
Dann gibt es noch ängstliche Leute, die von den Arschlöchern eingeschüchtert werden und kopflos riskante Fahrmanöver machen. Das sind meist gutmütige Menschen, die von Arschlöchern gemobbt werden. Nicht nur im Beruf, auch auf der Straße. Sowas sollte eigentlich keinem passieren. Eigentlich haben die Arschlöcher auch Angst. Angst vorm Versagen. Und davor, ihr Ansehen zu verlieren. Das sie eigentlich gar nicht mal besitzen. Sie sind nämlich Arschlöcher.
Und dann gibt es noch die Leute, die immer die Ruhe bewahren. Sie stört es nicht, wenn jemand drängelt oder vor ihnen langsam fährt. Die Anzahl der Leute wird immer größer. Ob der tägliche Krieg um jeden Meter irgendwann vorbei sein wird? Ich glaube nicht. Aber die Arschlöcher werden schon mal weniger. Und das freut mich. Leuten ohne Empathie und mit einem zu engstirnigen Kopf sollte man eh keinen Gefallen tun und sich vertreiben lassen. Einfach so weitermachen und es ihnen besser zeigen. Vor allem aber eines. Die Ruhe dabei bewahren.
Gute Fahrt.
Ich mal wieder…
Wirklich aufpassen muss man, wenn man jemand vor sich hat, der selbst zu wenig Abstand hält. Da kann man selbst so vorausschauend und mit ausreichend Abstand unterwegs sein wie nötig, wenn der Vordermann sich nicht daran halt, fruchtet die eigene Vorsicht nicht. Da hilft nur, selbst einen erhöhten Abstand zu halten, damit es Bedarf auch wirklich reicht.
Das stimmt auch wieder! Viele Leute verlassen sich aber auf den Schriftzug „Airbag“ auf ihrem Lenkrad und auf ihren angelegten Gurt. Und fangen mit dem Rasen an. Ein falscher Fehler.
Schöne Grüße
Lars