Eiskalt abgeschleppt!
Es gibt so Tage, da gehen Sachen schief. Oder sie gehen einfach so aus. Einfach so. Das tat mein Alltagselch auch. Panne war angesagt. In der Kälte, im Berufsverkehr.
Eigentlich wollte ich euch heute etwas Anderes zeigen. Ich hatte mir fest vorgenommen nach der Studierei in Hamburg wieder nach Dithmarschen zu fahren und dann dort ein paar schöne Winterbilder zu machen und sie euch dann zu zeigen.
Ein Bild habe ich gestern schon gemacht. Gestern fuhr ich dann aber wieder zurück nach Hamburg. Und in Hamburg liegt kein Schnee mehr. In Dithmarschen schon. Ich mag den Norden. Ich mag auch Schnee. Kälte stört mich auch nicht, man kann sich ja warm genug anziehen… Aber dazu lest ihr später noch mehr. Man sollte sich immer an seine eigenen Prinzipien halten. Nur so viel – ich habe es nicht gemacht. Ich bin ein Schlumpf.
Heute Morgen begrüßte mich mein Alltagselch dann ganz frostig. Mensch, hatte das gefroren. Ganz fit war mein Alltagselch übrigens nicht. Bei den 1,8ern gibt es öfter mal Probleme mit der Nockenwellenverstellung. Die hatte mein Alltagselch auch, als er vor vier Jahren gekauft wurde. Das wurde aber repariert. Nun ist es aber wieder kaputt. Warum? Das weiß ich nicht. Fehlkonstruktion? Vielleicht. Ich wollte eigentlich nur noch zurück nach Dithmarschen, den Elchen abstellen und ihn stehen lassen, bis ich Zeit hätte mit ihm in die Werkstatt zu fahren. So der Plan. Der Plan war gut. So kam es aber nicht.
Er lief aber gut. Kein Mucken, nur dieses „Sägen“ im Takt im Leerlauf, was von der Nockenwellen-verstellung kommt. Das sollte man übrigens nicht ignorieren. Ist es erst einmal kaputt, dann kann es sich mit der Zeit auch zerlegen. Das kann auch heißen, dass die Ventile auf die Kolben schlagen. Schön ist das nun nicht.
Ich studierte dann für einige Zeit so vor mich hin und verabschiedete mich von meinen Mitstudenten ungefähr mit den Worten: „Mal sehen, ob ich noch nach Hause komme, mit der Klapperkuh.“ Anscheinend hat mein Alltagselch das aber gehört. Ich fuhr gerade auf der Kieler Straße in Hamburg, als mein Auto auf einmal hoppelte. Nanu? Ich gab Gas – und nichts passierte. Selbst nach dem Runterschalten passierte nichts. Auf das Gaspedal getreten – und? Nichts. Klasse. Auf dem linken der drei Fahrstreifen. Hinter mir fing es schon an zu hupen. Und dann?
Aus.
Na, klasse. Den Warnblinker hatte ich schon vorher angemacht. Versuchen noch in Richtung Bürgersteig zu rollen brachte auch nichts – es war zu viel Verkehr. Gegen zwei Uhr fahren freitags meist alle Wochenendpendler nach Hause. Was fällt denen eigentlich ein? 😉 Ich musste aussteigen und mein Auto von der Straße bekommen. Wie? Mit Muskelkraft (Welche? 😉 ). Während ich noch überlegte, ob mir zu dem Hupkonzert ein Liedtext einfiele, fuhr der blaue Dacia Sandero mit knirschendem Getriebe und quietschenden Reifen an, hielt neben mir und der Mensch hinter dem Steuer schrie nur: „Fahr doch weiter, du Arschloch!“ Klar. Ich halte freiwillig an. In Hamburg. Auf der Straße. Als ich ihm sagte, dass ich den Ausblick aber genießen wolle, fuhr er wütend weg. Mir egal. Vielleicht musste er aufs Klo.
Es ist eh lustig, wie viele Menschen hupen (Warum haben die eigentlich fast alle ein Pinneberger Kennzeichen?!) und denken, sie tragen so produktiv zu einer Situation bei. Was denken die sich? Kind ist auf die Knie gefallen und die Knie bluten? Hupen! Auf dem Klo sitzen und merken, dass das Klopapier verbraucht ist? Hupen! Das vorwegfahrende Auto fährt nicht, weil kein Auto fahren kann? Hupen! Egal, ob es etwas bringt. Hupen ist anscheinend immer die Lösung. Also, wenn ihr mal nicht weiter kommt – einfach hupen! 😉
Ich wurde gefragt, ob ich lebensmüde sei ein relativ schweres Auto alleine über drei Fahrspuren zu schieben. In Hamburg. Bei Berufsverkehr. Vielleicht. Aber anstatt für Stau zu sorgen, habe ich den Wagen lieber aus dem Weg geschoben. Wäre auch einfach gewesen, wären nicht alle Fußgänger, die man gefragt hat, entweder vom Smartphone abgelenkt oder mit Kopfhörer auf dem Kopf oder einfach nur eingebildet gewesen. Aber klar – ich würde auch viel lieber sehen, was für Whatsapp-Nachrichten mir geschickt wurden, als einem kleinen Menschen mit komischen Akzent zu helfen. Das würde wohl jeder. Fast jeder. Ein Ehepaar in einem Opel Zafira hielt an und half mir schieben. Der Herr trug eine VOLVO-Mütze. Vielen Dank nochmal! „Eigentlich machen die Autos ja keinen Ärger!“, meinte er. Eigentlich stimmt das ja auch. Bevor ich sie verabschieden konnte, waren sie auch schon wieder weg. Flott!
Da stand ich nun. Mit einem Auto, das orgelte und kurz lief, aber dann gleich abstarb. In meiner Panik dachte ich gleich, es hätte den Nockenwellen-versteller aufgelöst und die Ventile wären aufgeschlagen. Horror. Der V40 ist der Hauptkonsument meines „Einkommens“. Sprit, Versicherung, Steuer und… Reparaturen sind bei dem Kandidaten am teuersten. Was über bleibt, geht zu Elsa oder zu Henkelmännchen. Deshalb muss ich da manchmal ein wenig sparen. Ich brauch ein zuverlässiges Alltagsauto. Haha. Ich rief den ADAC an, bekam eine Wartezeit von zwei Stunden gesagt und führte so noch ein paar Telefonate. Unter anderem auch nach Dithmarschen, wo man sich gleich in das Auto setzte, um den gestrandeten Lars mit vollbepacktem Auto irgendwie zu bergen.
Kennt ihr das eigentlich? Seit Oktober ist der Reißverschluss meiner einzigen Winterjacke kaputt. Ich bin ein Mann, ich brauch keine zwanzig Jacken. Eine reicht. Und ich wollte immer einen neuen Reißverschluss einnähen lassen, weil es manchmal schon kalt wurde. Ja. Ein Prinzip von mir: „Was nicht länger als zehn Minuten dauert, wird sofort gemacht.“ – Ich hätte also schon lange eine zweite Jacken mir kaufen und die andere zum Reparieren geben können. Ja, genau. Ich ärgerte mich noch etwas über meine nun wieder kurzen Haare und wunderte mich darüber, wie einige Leute ohne Handschuhe ihre Smartphones bei dem Wetter halten können. Die müssen ja Eisfinger haben! Oder werden durch das Wischen die Finger erwärmt? Kann mir das mal einer von euch sagen?
Während ich im Auto saß und schlotterte rechnete ich schon aus, wie viel Geld ich nun für ein anderes Auto hätte. Ich habe lange gerechnet und es kam dabei heraus, dass mein Auto nur einen schlechten Tag haben wird. Nach einer kurzen Visite der Tankstelle, auf der ich nun gestrandet stand, merkte ich, dass es egal war, wo ich fror. Ob in der Tanke mit den netten Kassiererinnen auf den hohen Stühlen zwischen Tür und Kühlschränken oder alleine im Auto. Ich entschied mich für ersteres. Wenn man sich unterhält, geht die Zeit schneller rum. „Eigentlich laufen Volvos doch ganz gut!“ Ja, genau. Nach gut einer Stunde kam der freundliche und humorvolle ADAC-Mann schon. Nach einigen zähneklappernden Erklärungen und dummen Witzen von mir bekam ich gleich eine wahrscheinliche Diagnose: Benzinpumpe hin.
Toll! Naja, toll nicht, aber weniger teuer. „Eigentlich habe ich aber bisher wenige Fälle mit dem Auto gehabt!“ Ach? Nach einigen Tipps, Tricks und Hoffnungen stand aber fest, dass meine Reise mit dem Alltagselchen dort zu Ende war. Na, klasse. Ein Abschleppwagen müsste kommen. Der wäre so in einer Stunde da.
Zwei Stunden später bekam ich den Anruf einer Werkstatt, ob sie mein Auto holen sollten. Klar wie Kloßbrühe! In einer halben Stunde sei der Abschleppwagen da. Ich saß in der Zwischzeit schon in dem geheizten Passat meiner Eltern. Wir hatten alle Sachen umgeladen und uns gewundert, wie viel Schrott ich eigentlich mit mir herumkutschiere. Egal. Passiert. „Eigentlich lief der Volvo doch bisher immer ganz gut!“, meinte mein Vater. Achso? Kann sein.
Nach zehn Minuten kam der Anruf des Abschleppwagenfahrers: „Sie stehen auf der Aral-Tankstelle in der Kieler Straße? Ich seh sie hier nicht. So ein schwarzer Volvo V40 ist doch eigentlich nicht zu übersehen.“ Nachdem der lustige und typisch hanseatische Abschleppwagenfahrer alle Araltankstellen in der Kieler Straße abgefahren war, fand er uns auch. Ihm wurde eine falsche Hausnummer gesagt. Passiert. Wir waren sehr unterhalten zwischendurch, er rief nämlich immer an, wo wir denn seien.
Dann sahen wir einen blinkenden Sprinter mit Ladefläche ankommen. „So, der Volvo ist kaputt? Will er gar nicht mehr? Eigentlich fahren die doch ewig!“ Ja, eigentlich wohl schon. Aufgeladen war der V40 schnell. Dann wurde er noch gesichert und ich konnte mich endlich schlotternd hinter das Steuer des Emdener Dieselkombis setzen und ihm hinterher fahren. War das schön. Das erste Mal habe ich freiwillig den Gesäßröster angemacht. Ich hasse Sitzheizungen fast so sehr wie hupende Autofahrer. Ich weiß nicht, ob manche Leute so einen schlechten Stoffwechsel haben – aber ich bekomme so einen Sitz schnell von selbst warm. Ein heißer Typ bin ich eher nicht, das weiß ich. Sonst hätten sich meine Zähne heute nicht kaputt geklappert.
Bei der Werkstatt angekommen wurde der Elch abgeladen, ein paar Witze wurden gemacht, ich unterschrieb noch einige Sachen (Vielleicht auch für eine neue Waschmaschine, ich weiß es nicht. Mir war zu kalt.) und ich wurde in das Büro geschickt. Da war es waaarm 🙂 . „Volvos haben wir selten hier. Die laufen doch eigentlich ganz gut!“ Ich glaube, das hörte ich schon mal irgendwo heute. Mein Vorschlag einfach ein Pferd zu kaufen und vor den V40 zu hängen fanden die Werkstattmenschen zwar lustig, aber wohl nicht so effektiv wie meine eingefrorene Birne. Anschließend fuhren wir dann nach Dithmarschen. Knapp sechs Stunden habe ich für 125 Kilometer gebraucht und ein Auto verschlissen.
Nun wartet er dort wohl auf eine neue Benzinpumpe. Danach geht er dann zu meiner Stamm-Volvo-Werkstatt und der Nockenwellenversteller wird repariert.
Denn eigentlich läuft er so ja ganz gut.
Hm, in 20 Jahren bislang keine Benzinpumpe benötigt.
Warum die Pumpe kaputt ging? Keine Ahnung. Aber ich ziehe auch Schrauben an, die sich im Reifen verfangen. Ist wohl mein Autofahrerschicksal 😉