Elsa bekommt ein neues Kleid
Wie die Überschrift verrät, sollte Elsa ein neues Kleid bekommen.
Dafür kam sie aber nicht zum Schneider, sondern zum Lackierer. Neuer Lack!
Elsa sollte lackiert werden. Das war keine einfache Entscheidung für mich. Als Schüler, bzw. Student ist am Ende des Geldes nämlich immer noch viel Monat über. Aber der Entschluss war gefallen und Elsa sogar schon abgeholt worden. Nun mal die Geschichte, wie es war, als Elsa… äh, weg war.
Der 31. August 2015.
Heute vor zwei Jahren ist Elsa bei uns mit eingezogen. Es hat auf dem Weg nach Dänemark damals genauso geregnet wie heute. Ich weiß gar nicht mehr genau, um wie viel Uhr wir losgefahren sind, um Elsa zu holen. Ich meine, das war irgendwo bei acht Uhr morgens. Ich bin mit meinen Eltern im Passat voraus, während meine Schrauberhilfe JM mit seinem Vater im ML hinterher gefahren sind. Am Nachmittag ging es dann andersherum zurück. Vor einem Jahr habe ich mir dann Altöl ins Gesicht geschmiert und wollte euch das als Elsanel no. 57 verkaufen. Der Verkauf läuft aber sehr, sehr, sehr schleppend.
Und dieses Jahr? Nun, Elsa ist ja nicht da, es ist also schlecht da irgendeinen Blödsinn mit ihr anzustellen. Aber irgendwas wollte ich euch trotzdem zeigen. Also habe ich meinen Autoschlüssel und meine Kamera gesucht und nach zwei Stunden auch gefunden, bin in mein Auto gestiegen und Richtung Süden gefahren. Das Ziel war die Lackierei. Eigentlich wollte ich ja nicht mehr hinschauen, bevor sie nicht anrufen. Aber da Elsa sich an unserem zweijährigen Hochzeitstag 🙂 nicht alleine gelassen fühlen soll, bin ich halt mal dahin gefahren.
„Aah, da kommt der stolze Schrauber“ wurde ich begrüßt. Elsa hatte es sich unter eine Folie gemütlich gemacht, damit sie keine Staublunge bekommt. In ihrem Alter darf man das ja nicht unterschätzen. Ich glaube, sie hat sich gefreut mich zu sehen. Ich hab mich auf jeden Fall gefreut sie zu sehen.
Ich habe aber wohl den richtigen Lackierer herausgesucht. Im Moment war nicht viel los und ein netter Mann war gerade dabei, Elsas Heckklappe zu schleifen. Alle Kotflügel und die Türen und die Frontmaske, die Motorhaube und die Heckklappe haben sie von außen komplett entlackt, bis auf das Metall herunter. Auch alter Spachtel ist weggekommen (Warum hab ich das nochmal gemacht??). Der Lack der Kotflügel waren laut des nettes Schleifers komplett unterrostet. Der Lack war ziemlich hart und schwer runterzubekommen. Und er würde nur an Elsa arbeiten, die Arbeit an so einem tollen Auto wollte er sich nicht wegnehmen lassen. Viel wäre momentan nicht los, Wild- und Glatteisschäden wären noch nicht da.
Ich habe kurz zu ihm rübergelinst, als er die Heckklappe spachtelte. Unglaublich, wie schnell das geht. Die Türen standen auch schon fertig gespachtelt dort herum. Hui, die sind vor lauter Spachtelmasse echt blau geworden. Da waren auch Dellen teilweise, die ich nie gesehen hätte. Alles war übrigens schwarz lackiert, um wohl die Dellen besser zu sehen. Es geht voran, sie ist in guten Händen und ich freu mich fröhlich!
Der 10. September 2015.
Im Stau sind die Gesichter von Leuten immer so total.. äh…..traurig?
Die letzten Tage bin ich als Pendler unterwegs gewesen, morgen geht es weiter. 240 Kilometer am Tag, das meiste davon Autobahn. Und da habe ich die meiste Zeit im Stau verbracht. Die Leute sind mit ihren Leasing-C-Klassen und ihren kleinen Ups-den-habe-ich-gekauft?-Autos Stoßstange an Stoßstange gefahren, haben müde geradeaus geschaut und sagen dann später zu Hause, dass der Arbeitstag „gut“ war. Einige Leute sind so müde, dass sie nicht einmal an die Rettungsgasse denken. Die meisten Leute – einschließlich mir – sitzen einfach nur in ihren langweiligen Autos, starren auf graue oder schwarzen Armaturenbretter und hören dem Gelaber der Radiomoderatoren zu und träumen von etwas anderem.Heute musste ich einfach mal nach diesem Traum gucken.
Also habe ich mich in mein Auto gesetzt, habe meine neugierige Mutter eingepackt und bin in Richtung Süden getuckert. Auf dem Weg habe ich viele tote Igel und Hasen gesehen, ließ einen lebenden Igel und eine lebende Maus über die Straße flitzen und freute mich an der Musik. Nach bummelig einer dreiviertel Stunde waren wir dann bei Elsa. Ich hatte sie ja über eine Woche nicht gesehen und war neugierig.
Wir wurden gleich vom Chef empfangen, der meinte, er wollte uns schon mal anrufen, hat aber keinen erreicht. Die Schrauben für die Türen bräuchte er noch und die alten Keder. Gut, dass ich die nicht mithatte ;-). Er zeigte mir noch Bilder vom entlackten Kotflügel und meinte, dass auch die Türen desöfteren schon mal geschweißt wurden. Die Kotflügel, die geschliffen wurden, wurden mit Epoxy-Grundierung grundiert und vorne war Elsa auch schon zusammengebaut.
Heute Nachmittag dieselte ich mit meinem Vater dann nochmal hin. Die Schrauben und die Keder vorbeibringen. Er war auch ganz erstaunt. Dieses Mal war auch der Lackierer da, der an Elsa arbeitet. Dabei lief auch ungefähr dieses Gespräch unter Norddeutschen ab:
Lackierer: „Jo, nä?“
Lars: „Auf jeden Fall!“
Papa: „So gleichmäßig, gelernt ist gelernt.“
Lackierer: „Vier Tage hab ich dran gearbeitet.“
Lars: „Oha!“
Lackierer: „Joo!“
Papa: „Jo!“
Und alles war gesagt. Er meinte dann noch „Dienstag könnt ihr sie abholen“ – Papa und ich grinsten und meinten, sie sollen sich ruhig Zeit lassen. Der Chef und der Lackierer lachten beide. Ob es ernst gemeint war, weiß ich nun nicht. Es geht aber voran ;-).
Donnerstag, der 17.09.2015 – Schraubertag Nummer 160
Elsa kommt nämlich diese Woche doch noch nicht nach Hause. Ein Unfallauto ist dazwischen gekommen, das beim Lackierer Vorrang hat. Ist ja auch klar, die Menschen brauchen ihr Auto ja wieder. Ich kann ja – rein praktisch gesehen – auf Elsa verzichten. Schnief ;-).
Heißt für mich aber auch, dass ich wahrscheinlich Elsas Rückkehr gar nicht miterleben werde. Ich wohne nämlich ab Sonntag nur noch am Wochenende hier in Dithmarschen. Für mich geht es in einen sehr ländlichen Teil von Hamburg. Ich hoffe, dass ich so wenigstens mich etwas noch an das Stadtleben gewöhnen kann. Höchstwahrscheinlich, weil Elsa ja nun nicht am Wochenende nach Hause gebracht wird, werde ich sie wohl erst sehen, wenn sie schon zu Hause ist. Aber umso neugieriger bin ich dann.
Naja, ein paar Sachen mag ich an Elsa aber schon noch abarbeiten. Heute habe ich dann damit angefangen und erstmal Seilfett bestellt, was ich schon vor drei Wochen machen wollte. Gleich fünf Liter, wird wohl für Elsa und vielleicht mein Alltagsauto reichen. Weiter habe ich dann angefangen, den geschweißten Tank, der nun dicht hält, zu schleifen, zu entflugrosten und überzustreichen. Die Grundierung von Asinol wirkt ja auch noch rostumwandelnd, das gefällt mir. Das gleiche habe ich übrigens auch mit der ersten Stehwand gemacht, an der zweiten muss ich noch ein wenig Unterbodenschutz abkratzen und das möchte ich morgen machen. Hab dann noch ein paar Kleinigkeiten zu lackieren und dann geht es auch weiter.
Der 15. Oktober 2015.
Ich erhielt heute einen Anruf. Elsa ist vom Lackierer wieder zu Hause. Laut Mutter, Vater, Nachbarn, Eltern, Freunden, der ganzen Dorfbevölkerung 😉 (nicht wirklich) sieht Elsa sehr gut aus. Ich sitzte aber in Hamburg. Ich muss morgen sehr früh zur Uni und kann erst spät wieder nach Dithmarschen fahren. Ich bin gespannt!
Der 16. Oktober 2015.
Elsa kommt nach Hause! – Teil 2 (Warum Teil 2? Bei Teil 1 war ich nicht dabei. Außerdem ist es komplizierter 😉 )
Wir schreiben das Jahr 2015. Am Donnerstag, den 15.10.2015 saß ein kleiner Mensch mit komischen Haaren abends in einem großen Gebäude mitten in Hamburg. Er dachte über Mathe nach und dachte kein Stück an das alte Stück Schwedenstahl, das beim Lackierer steht. Nicht, weil es ihm egal war, nein, er hatte anderes vor. Die Uhr zeigte schon mit dem großen Zeiger auf die zwölf und mit dem kleinen Zeiger auf die Sieben, als er sich endlich auf den Weg ins Parkhaus machte, um nach Hause zu fahren. Als er im Dunkeln durch die berühmte Stadt lief, schaltete er sein Handy ein und sah 12 Anrufe in Abwesenheit. Angekommen in der Wohnung rief er dann zu Hause an…
Diese doofe, kleine und überflüssige Geschichte (Entschuldigt, dass ich euch die Zeit geklaut habe, aber so lange es Bildungsfernsehen wie „Frauentausch“ gibt, ist mir das wohl verziehen) stellt ungefähr den gestrigen Abend dar. Heute Morgen stand ich voller Eifer auf, um erstmal meine Wohnung zu räumen. Und dann fuhr ich in die Uni, um da etwas im Labor zu laborieren. Da war ich um zwölf fertig und musste – ohne Mittagessen! – in die nächste Vorlesung. Ich war ein wenig nervös, so im Hinterkopf musste ich natürlich immer an Elsa denken. Punkt halb drei war es dann soweit. Ich setzte mich in meinen wieder zuverlässigen Alltagselchen und startete Richtung Norden.
Aber? Aber Stau. Sch… Ferienanfang. Sag ich aber auch nur, weil ich keine habe. Wenn man Freitag von Hamburg Richtung Norden fahren möchte, sollte man das am besten mit dem Hubschrauber machen. Also nicht fahren, sondern fliegen. Ich hab dann ein paar Schleichwege genommen und insgesamt 35 Kilometer Stau umfahren. Was für ein Glück! Und was für ein Regen. Nach zwei Stunden Fahrt sah ich dann schon unser Dorf kommen. Die Aufregung stieg an. Nach zwei Stunden Fahrt sah ich dann schon unser Dorf kommen. Die Aufregung stieg an.
Als ich auf den Hof fuhr, wurde ich schon von meiner Mutter kräftig geblitzt. Ich rechne in den nächsten Wochen mit Post, die ich hier dann natürlich veröffentlichen werde. Und dann? Dann sah ich einen Passat, bei dem die Heckklappe nicht mehr zu geht und der skandalöse Abgase hat (Habe ich auch manchmal…). Aber dann sah ich noch etwas viel wichtigeres.
Elsa.
In ihrem neuen Kleid.
Ganz glatt,hübsch und weich.
Weich?! Ihr wisst, was ich meine, oder? Ich lass einfach mal die Bilder sprechen.
Ich würde den Lack am liebsten den ganzen Tag streicheln, tätscheln, anschauen und ablecken. Aber wir tun mal lieber erwachsen.
Elsa hat neuen Lack. Yeah.
Und wie es hier weiter ging, das erfahrt ihr bald. Nach neuem Lack kommt der Zusammenbau! Und der ist nicht immer so einfach, wie man denkt.
Sehr schön geworden!
Freut mich sehr, dass dir der Lack von Elsa gefällt 🙂