Henkelmännchen mal eben neu verkuppelt – Teil 2
Ein Auto sollte ja fahren können. Für den Zweck wurde es ja einmal gebaut.
So sollte es auch wieder mit Henkelmännchen wieder sein. Die Kupplung kam neu!
Es ist ein paar Wochen her, dass ich von Henkelmännchen erzählt habe. Seine Kupplung war nicht mehr so ganz taufrisch und sollte erneuert werden. Ihr habt das noch gar nicht gelesen? Dann klickt einmal hier: Klick! Dort kann man sehen, warum Henkelmännchens Kupplung schon ein wenig durchrutschte. Sie war ein wenig abgenutzt. Aber nur ein kleines bisschen. Fast kaum. Die letzten Wochen (und eigentlich auch noch die nächsten) habe ich ziemlich viel Stress. Nun möchte ich euch aber trotzdem einmal schnell erzählen, wie es mit Henkelmännchen weiter ging.
Nachdem bei Henkelmännchen alles abgebaut war, wurde angefangen wieder alles anzubauen. Eigentlich könnte ich alles mit diesem einen Satz zusammenfassen. Eigentlich. Uneigentlich nicht. Zwischendurch ging nämlich einiges schief. Sogar so schief, dass ich nachdenkend im Garten saß und von unserem Hofhuhn Henriette nur schief angeguckt wurde. So ein Huhn hört echt nicht gut zu. Aber fangen wir mal vorne an.
Henkelmännchens Getriebe sah nicht mehr so ganz schön aus. Nach einer guten Wäsche mit Waschbenzin war aber das alte Öl, der Dreck und der Schnodder der letzten Jahrzehnte beseitigt, nach etwas hitzebeständigem Silber sah das Getriebe sogar wieder recht gut sein. Mal ehrlich. Hättet ihr die Möglichkeit nicht auch gleich für etwas Kosmetik genutzt? Ich meine nun keinen Schrauberteint und auch keinen Lidstrich. Ich meine – man stellt sich doch auch keine dreckigen Tassen in den Schrank (Falls vorhanden), sondern wäscht sie vorher ab, oder?
Die Kupplung selbst war recht schnell angebaut. Bevor die Druckplatte, die Kupplungsscheibe und der ganze andere Kleinkram eingebaut wurde, wurde noch der Kurbelwellen-simmering erneuert. Das einzige Teil, was unser Teilehändler nicht auf Lager hatte. Wir mussten einen Tag warten. Was für eine doofe Ersatzteillage bei einem 36 Jahre alten Auto ;-). Der Getriebehauptwellensimmering kam übrigens auch neu. Wenn man schon mal dabei ist, dann kann man auch gleich, nä?
Der Getribeeinbau war auch ein ganz schöner Akt zu zweit. Vor allem, wenn vom Mitschrauber überhaupt nicht auf Vorschläge und Anmerkungen reagiert wird. Zu dritt ging es dann besser, weil zwei Stimmen lauter sind als eine. Nach ungefähr zwei Stunden war das Getriebe wieder an Ort und Stelle. Das hätte auch weesentlich früher klappen können. Aber was nicht ist, klappt halt beim nächsten Mal. In 36 Jahren. Wenn die Kupplung wieder kaputt ist. Oder so. Hoffentlich nicht zu schnell.
Als das Getriebe endlich festsaß, kamen so ungefähr 500 000 000 Schrauben zum Einsatz, genauso wie ein paar Bowtenzüge, ein paar Buchsen und Schellen und genug Kraft! Wobei die Kraft… naja. Wenn man länger unter dem Auto gelegen hat, lässt die zumindest bei mir in den Armen nach. Mein Vater musste sich auch unterlegen und das Schaltgestänge wieder zusammenschrauben. Mir flatterten die Arme zu sehr. Die müssen wohl mal ausgewuchtet werden. Hm.
Nach dem Auswuchten meiner Arme (ganz schön schmerzhaft…) und nach dem Montieren der Motorhaube konnte es endlich auf Probefahrt gehen! Ich war echt neugierig, wie Henkelmännchen sich mit der neuen Kupplung schalten lassen würde. Nur… weit ging die Probefahrt nicht. Ihr könnt sehen, wie weit. Das waren keine fünf Meter, die ich geschafft habe. Der Rückwärtsgang krachte beim Einlegen und dann konnte man irgendwie nur im dritten Gang anfahren. Irgendetwas mit dem Schaltgestänge musste das sein. Was für ein Mist. Geplant war das so überhaupt nicht, könnt ihr mir glauben. Henkelmännchen kam dann erst einmal wieder in die Garage. Bis zum nächsten Tag. Erst einmal Pause.
Am nächsten Tag ging es weiter. In der Garage war es mir etwas zu eng. Also vor dem Starten vom Motor den Rückwärtsgang am Getriebe eingelegt, gestartet und herausgefahren. Mein Ziel war es eigentlich auf Auffahrböcke zu fahren. Aber versucht das mal im dritten Gang. Als es beim zweiten Mal nicht klappte, meinte mein Einweiser, dass er es mal versucht. Klappt auch nicht. Ich fand es lustig, weil es halt doch nicht meine Unfähigkeit war zwei Pedale zu bedienen, sondern am dritten Gang lag. Hihihi. Naja. Auffahrrampen fielen flach. Ein Glück bin ich ja schlank.
Aber die meiste Arbeit fand erst einmal oben statt. Warm war es an dem Tag nicht. Kalt auch nicht. Eher so lauwam. Wie Milch, die auf dem Küchentisch und nicht im Kühlschrank stand. Nur war die Luft nicht so flüssig. Wobei… Regen fiel auch. Irgendwo musste sich etwas verhakt haben. Aber so etwas alleine finden? Im Handbuch sah alles genauso aus. Aber man kennt ja Leute, die Ahnung (und nicht nur eine Meinung) haben. Die stehen zum Glück fast immer mit einem offenen Ohr für den lernenden Selbstschrauber mit Strubbelhaaren aus dem Norden zur Seite, falls etwas nicht klappt. Also virtuell zur Seite. Klappt prima!
Das Schaltgestänge eines Golf 1 ist eigentlich echt simpel aufgebaut. Nur das eines Buckelvolvos ist einfacher, das hat nämlich gar keines. Da steckt der Rührstab im Getriebe. Das geht aber ja bei der Kompaktbauweise mit Quermotor und Getriebe vorne nicht so leicht. Eigentlich gibt es nur ein paar Kugeln, die Hebel schieben, ziehen und drücken und dadurch einen Gang einlegen. Eigentlich echt wirklich simpel. Sogar Henriette hat es verstanden. Und die versteht außer Huhn sein nichts.
Der Fehler ließ sich auch recht leicht orten. Der Hebel am Getriebe ließ sich nicht vor- und zurückdrücken, weil es an dieser Verbindung, die ich hier abgenommen habe, klemmte. Komisch. Eigentlich war vorher alles markiert. Aber Fehler passieren nunmal. Und wie soll man unter das Auto kommen, wenn es nicht aufgebockt ist? Genau. Baucheinziehen. Sehr stark Baucheinziehen und die Luft anhalten. Ein Glück hatte ich nicht viel zu essen.
Zum Nachahmen ist diese Methode echt nicht geeignet! Wie eigentlich auch der Kupplungwechsel hier keine Anleitung ist, die zu befolgen wäre nicht schlau. Das dauert eeewig und geht wohl eigentlich viel schneller. Aber langsam kommt man auch an das Ziel. Oder dünn. Ein Glück habe ich nie auf Oma gehört, wenn sie sagte: „Iss doch mal mehr, Jung, du musst doch mal etwas auf die Rippen bekommen!“ – ansonsten hätte ich da nicht druntergepasst. Mit den Rippen unter dem Schweller durch, mit der Nase am Unterboden schubbern und mit sieben gebrochenen Händen und etwas Werkzeug kam ich dann an den Übeltäter.
Da. Das da war der Übeltäter. Unfreiwilligerweise, denn er wurde nur knapp einen halben Millimeter verdreht eingebaut. Vorher hatten wir es markiert, aber so ganz knapp daneben ist trotzdem vorbei. Zumindest hatte ich auch noch genug Platz für meine Kamera. Dunkel wurde es trotzdem. Zusammengesteckt, aufgeräumt – Probefahrt!
Von der Probefahrt habe ich keine Fotos. Der Rückwärtsgang ging ohne Knirschen nicht rein, der erste Gang auch nur schwer. Hochschalten klappte aber prima, gefühlt hatte Henkelmännchen die doppelte Motorleistung. Und die doppelte Lichtleistung. Während der Fahrt ging auf einmal das komplette Abblendlicht aus und ich fuhr nur noch mit Standlicht. Hm. Herunterschalten ging auch nur mit Zwischengas und viel Gefühl. Immerhin waren nun der erste und der zweite Gang wieder erreichbar. Trotzdem Mist. Das war es nicht komplett. Was dann noch? Hm.
Das Schaltgestänge war eh noch klapperig und schon immer echt „ausgeschlagen“. Teilweise wussten wir nie so genau, in welchem Gang Henkelmännchen eigentlich ist. Aber man gewöhnt sich an alles. Vielleicht liegt es aber auch daran? So mit der neuen Kupplung? Also einmal einen Buchsensatz bestellt und doof geguckt. Die alle gehören in das Auto hinein? Ja. Gehörten sie. Die fehlten ALLE. Nicht eine war mehr drin. Hm. Inzwischen ist es schon besser. Hochschalten geht gut, herunterschalten inzwischen auch schon ohne Zwischengas und Knirschen, wenn man es vorsichtig genug macht. Der Rückwärtsgang will immer noch nicht richtig reingehen, genauso wie sich der erste Gang sträubt im Stand eingelegt zu werden, wenn man vorher nicht einmal in den zweiten Gang schaltet. Das ist kein so großes Wunder, weil noch mehr Buchsen fehlen und sich Einiges dadurch verschoben hat. Vielleicht sind auch die Synchronringe sehr stark abgenutzt. Eine Adresse zum Getriebeüberholen haben wir schon einmal liegen. Sicherheitshalber. Die Buchsen- und Gummiteile auch schon auf dem Weg hierher und dann sehen wir weiter. Elsa ist ja auch noch da. Nur Zeit nicht.
Aber eigentlich schon fast fahrbereit, der Gute. Schalten ist ja eigentlich auch kein Geheimnis. Darf ruhig jeder hören. Henkelmännchen hat ja auch kein Radio, das Krach machen kann ;-).
Jetzt ist wohl mal wieder Zeit für eine blöden Spruch. Ohren gespritzt, hier ist er:
„Ein Soldat schaltet, wie er spricht – laut und deutlich!“
Irgendwie kenn ich das. Als Je-Lo und ich Veronica anno 2011 wieder zusammengesteckt haben fehlte plötzlich der fünfte Gang. Passiert.
Glück gibt es ja auch Leute, die sich mit sowas auskennen, sowas ist also zum Glück alles reversibel. .
Dass Gänge so schnell verloren gehen können… Wir waren echt überrascht!
In die Werkstatt wird er auch gehen, wenn die Teile angekommen sind. Gummi wird nach 36 Jahren ganz schön pöros und das ist anscheinend das einzige Teil, was VW nicht mehr auf Lager hat. Die Buchsen waren alle schnell zu bekommen. Dass da welche fehlten, wussten wir gar nicht. Mein Vater fuhr zu der Zeit, als die Golf noch Neuwagen und junge Gebrauchte waren Renault :-).
Woran lag es denn bei Veronica?
Schöne Grüße
Lars
Wir hatten ein Zahnrad falsch herum reingesteckt. Frag nicht, wieso. Und frag nicht, wie…
Ich bin gespannt, was am Golf nun wirklich Sache ist. Alle Teile sind da :-).
Ja auf dem einen ersten Bilder dachte ich gleich: Da fehlen doch die Buchsen 😉 Nach schlappen 30 Jahren einfach zerbröselt… trennen tut die Kupplung richtig ?
Die Kupplung trennt wohl richtig – wissen wir aber nicht hundertprozentig genau. Wir aber haben natürlich nicht auf Höhenschlag getestet, bevor alles eingebaut wurde. Mist. Aber hoffentlich ist es das nicht.
Mit den Buchsen waren wir echt überrascht. Nun schaltet er sich sogar richtig knackig. Nun müsste nur noch der Motor eingestellt werden und es wäre alles wieder gut :-).
Schöne Grüße
Lars