Neue Freundin für Elsa.

Oldtimerbesitzer sind ja Rudeltiere. Was machen sie da sonntags? Genau.

Sie treffen sich an einem Ort mit vielen Leuten… und führen ihre Schätze vor.

Ich schaue auf meine Uhr. Ich habe sie noch nicht umgestellt. (Nein, keine „Ich-finde-sie-nicht-mehr-wieder“-Witze) Und es ist zu spät. Elsa rollt mit frischem Getriebeöl fröhlich über eine einsame Landstraße Dithmarschens. DIe Ventile tackern fröhlich im Takt, der Motor freut sich über neues Öl. Der Tacho zeigt gut 80 km/h. Elsas Wohlfühlgeschwindigkeit. Außerdem bin ich spät dran. Ich bin nämlich verabredet. Im Büsumer Hafen. 14.30 Uhr. Keine Polizei.

So war es natürlich nicht formuliert, als Marek mich vor einigen Monaten über die Facebook-Seite von „Watt’n Schrauber“ anschrieb. Ob man sich nicht mal treffen könne. Zum Schrauben. Oder zu einer Ausfahrt. Ich war total begeistert. Zum einen hat es mich gefreut, dass jemand den Kram liest, den ich hier oder auf Facebook schreibe, zum anderen aber natürlich auch über eine Einladung zu einer gemeinsamen Ausfahrt.

Elsas Herz schlägt zufrieden. Sie sagt mir fröhlich tickernd mit ihren Ventilen, dass ich dieselbigen noch einstellen muss. Oder ist sie etwas nervös? Hat sie etwa ein wenig Angst vor dem Kennenlernen neuer Leute? Eigentlich nicht. Elsa ist eine kleine Rampensau. Wenn viele Leute gucken, habe ich immer das Gefühl, dann tickern ihre Ventile fast gar nicht und der Lack glänzt noch einmal so stark wie sonst schon. Heute ist sie etwas staubig. Sie kommt aus dem Winterschlaf.

Meine Uhr zeigt fast 14 Uhr, es ist also schon fast 15 Uhr, als ich Elsa durch das sonnige Büsum lenke. Schon unverschämt spät und für mich auch noch untypisch. Aber man wird da schon mal aufgehalten. Ein paar viele Menschen grüßen und winken, Elsa grüßt fröhlich hupend zurück. Einige machen Fotos. Elsa scheint sympathisch. Keiner achtet auf den Fahrer (Warum auch?). Elsa rollt fröhlich weiter.

Ich komme am „Museum am Meer“ an. Es liegt am Hafen. Also eigentlich „Museum am Hafen“? Nein. Fast eine halbe Stunde zu spät. Während mich Elsa noch über den Schotterparkplatz lenkt, sehe ich schon eine BMW R26 als Gespann. Daneben Marek und seine Freundin Alicia. Ich gönne Elsa eine kleine Pause, streichel ihr mit einem „Danke“ über das Lenkrad, steige aus und begrüße die beiden. Der erste Kontakt fällt sehr, sehr sympathisch aus. Die BMW winkt Elsa heimlich zu. Elsa lacht zurück.

Oldtimerfahrer sind nie alleine.

Zeitgleich kommt noch ein netter Herr in einer weißen Hose mit seiner Frau, der sich sofort auf Mareks BMW von 1959 stürzt. Ich kann ihn verstehen. Ich finde die BMW R26 eines der schönsten Motorräder, die je gebaut wurden. Mareks Maschine hat eine wunderschöne Patina – und der Beiwagen rundet die Sache noch einmal so richtig ab. Ich hatte vor meiner Zündapp nicht so viel für Zweiräder über. Aber inzwischen… da gibt es ja richtig schicke Maschinen!

Ich merke schnell, dass Marek eine echt coole Socke sein muss. Zumindest verstehe ich es so, denn ich würde so nicht einmal eben einen Menschen meine Elsa fahren lassen, den ich eben kennengelernt und mit  nur ein paar Minuten über das Fahrverhalten der alten Schweden philosophiert habe. Er hat es aber gemacht. Mit seiner BMW. Hut ab. Ich bin da eigen. „Es gibt nichts Schöneres als Menschen eine Freude zu machen.“ Da hat er recht. Trotzdem wäre ich da komisch, gerade weil sein Vater die BMW seit Anfang der 90er Jahre hat. Von ihm hat Marek auch den Altblech-Virus. Im Hausflur seines Vaters hängt eine alte DKW. Ich weiß ja nicht, wie das bei euch ist… bei mir hängt keine.

Der Mann und die Frau verabschieden sich, als gerade ein weiß-rotes Goggomobil an uns vorbeiknattert. Hat Elsa ihm gerade zugezwinkert? Also Elsa… ist der nicht etwas zu klein für dich? Oder war das Gespann gemeint? Bevor Elsa noch irgendwelche Dummheiten macht, entscheiden wir uns für einen Ortswechsel. Es gibt Schöneres als einen Schotterparkplatz mit Schrott im Hintergrund. Zum Beispiel einen Krabbenkutter im Hintergrund. Oder Krabben im Brötchen. Wir entscheiden uns fürs Erstere.

Während Marek sich von seiner BMW schwingt und Elsa mich ausspuckt, packt Alicia schon einmal ihre Spiegelreflexkamera heraus. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie die BMW und Elsa leise miteinander flüstern und ihr schönstes Lächeln üben. Je oller, je doller. Wie zwei Models räkeln sich die beiden in der Sonne und spielend glänzend mit der Kamera. Ein Glück führen sich die beiden nie auf die Diven. Obwohl… Elsas Batterie wird immer noch nicht aufgeladen… und die BMW hat etwas mit der Zündung. Schneller als 65 km/h fährt sie nicht. Darf in dem Alter wohl auch passieren. Sie wollen ja betüddelt werden. Aufmerksamkeit muss ja auch sein.

Ich glaube, ich lasse die Fotos jetzt einfach mal so stehen. Zum Genießen. Ihr mögt sie leiden? Alicia und Marek – das Lob geht an euch! Vielen Dank auch, dass ich die Fotos hier benutzen darf.

Fotosession over and out. Marek schwingt sich auf die BMW (Hat sie überhaupt einen Namen, Marek? Habe gar nicht gefragt), ich frage Elsa, ob sie mich hinter das Steuer lässt und Alicia nimmt auf dem Beifahrersitz der alten Schwedin Platz. Wir fahren einen kleinen Konvoi durch Büsum. Das alte Blech ein bisschen zur Stau stellen. Mal unter uns… ein bisschen fahren wir die alten Autos doch auch deshalb, oder? Sonst könnten wir genauso gut einen silbernen Skoda Octavia fahren. Oder einen Twingo.

Leute winken. Leute gucken. Leute trauen sich nicht zu gucken und schauen stur weiter geradeaus während ihre Augen langsam an die Seite des Kopfes wandern, um doch zu einen Blick zu erhaschen. Bestimmt fotografieren auch welche. Kennt ihr das von euren Touren auch? „Ist das schon ein Oldtimer?“ – „Sowas wird ja gar nicht mehr gebaut.“ – „Mein Vater hatte so einen Opel auch mal.“ – „Der sieht aber ja noch ganz gut aus.“  Die Sätze sind bestimmt auch gefallen. Nur nicht direkt zu uns.

Fahren macht hungrig. Nach einer kleinen Feldwege- und Nebenstraßentour zu mir nach Hause (und einem kleinen Rundgang durch die Garagen), drehe ich den Zündschlüssel im Zündschloss von Elsa. Sie startet fröhlich brummend. Ich lege den Rückwärtsgang ein und fahre, fast vollbesetzt in Richtung Eidersperrwerk. Pommes gehen immer. Ohne Personenverluste (Die Beifahrertür braucht Schwung, nä, Marek? 😉 ) bringt Elsa uns hin. Zwischen all den weißen und grauen und schwarzen Neuwagen finden wir schnell einen Parkplatz. Viele Motorradfahrer sind da. Und alte Autos. Ein T2, ein T3. Ein BMW 506. Aus Offenbach. Lange Tour. Ich glaube, bevor ich mit meiner alten Schwedin so weit fahre…

Auf dem Nachhauseweg verschluckt sich Elsa ein bisschen und geht aus. Im Rollen. Gang, Kupplung. Brumm. Vielleicht hätten wir ihr auch Pommes kaufen sollen? Zu Hause angekommen machen sich die beiden auf dem Weg. Mit 65 km/h ist man nicht ganz so flott unterwegs. Eins ist sicher. Ich glaube, dass man von der BMW und von Elsa noch einiges mehr hören wird ;-).

Es war nämlich ein richtig toller Tag.

Fand Elsa auch.

Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.

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1 Response

  1. 25. Juli 2017

    […] namens „Lili“ kennen. Elsa und Lili verstanden sich sofort gut – Elsa hatte eine neue Freundin gefunden. Auch Marek und ich haben in der Zwischenzeit schon einiges unternommen. Er ist halt ein […]

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