Immer dem Schnurrbart nach.
Manchmal tut es auch Not aus der Monotonie des Alltags auszubrechen. Einmal frei sein.Es wird Zeit Neues zu sehen und zu erleben. Es wird Zeit für einen Roadtrip. Ein Prolog.
Menschen sind Gewohnheitstiere.
Das mag jetzt genauso schlüssig klingen wie die Aussage, dass Pferde Fluchttiere sind. Oder wie die Tatsache, dass es beim Tanzen nicht nur auf das Taktgefühl, sondern auch auf den Spaß drauf ankommt. Oder, dass es beim Schrauben das immer noch unerklärliche Phänomen eines plötzlich auftretenden schwarzen Lochs gibt, das Zehner Nüsse schluckt…. Aber warum sind Menschen nun eigentlich „Gewohnheitstiere“?
Man sagt, Menschen seien von Natur aus faul, egoistisch und ängstlich. Ansonsten hätte die Menschheit es nie geschafft effiziente Dinge und Vorgänge zu entwickeln und wir würden noch alle in Höhlen leben – oder schon lange ausgestorben sein. Und ich glaube sogar, dass da etwas dran ist. Fast jeder Mensch, den ich kenne, hat einen kleinen, fiesen Schweinehund in sich schlummern, der ihn daran hindert aus seinen Gewohnheiten auszubrechen. Warum auch? Es ist doch toll, wenn man immer im gleichen Supermarkt einkauft, weil man immer alles sofort findet. Es ist doch auch toll, seinen Freundeskreis nie zu verlassen und keine neuen Leute kennenzulernen, schließlich könnten ja unsympathische Kröten dabei sein.
Wie toll es ist, in seiner eigenen, kleinen Welt zu leben und nie über den Horizont hinaus zu schauen. Oder? Ist es das?
Auch ich bin ein Gewohnheitstier. Seit fast zwei Jahren stehe ich fast jeden Morgen zu einer Uhrzeit auf, bei der sich andere Leute noch einmal umdrehen und sich gemütlich in ihr Bett kuscheln. Danach fahre ich einige hundert Kilometer und einige Stunden über monotone Autobahnen, stehe ab und zu im Stau, kämpfe mich anschließend durch den Hamburger Berufsverkehr, um dann wieder einige Stunden im Hörsaal zu sitzen. Abends kämpfte ich mich dann wieder zurück durch den Großstadtdschungel, stehe wieder ein wenig im Stau und fahre über die gleichen, monotonen Autobahnen zurück, nur um dort zu lernen, Bewerbungen zu schreiben und irgendwann zu bemerken, dass ich wieder nur vier Stunden Schlaf bekommen werde…
Es ist halt das Leben eines Pendlers. Ich habe es mir ausgesucht – und ich bin damit zufrieden. Also.. zufrieden. Nicht glücklich. Und genau das soll sich 2018 ändern. Wie oft habe ich, wenn ich wieder mehr als vier Stunden am Tag hinter dem Steuer gesessen und wieder nur die A23 befahren habe, daran gedacht, an welche schönen Orte ich in dieser Zeit auch hätte fahren können. Der kleine Tagestrip nach Polen dieses Jahr, die erste Nacht im Hotel „Elsa“ und der gemütliche Weinabend in Dänemark haben das Hirngespinst (und einen meiner Vorsätze für 2018) noch einmal verstärkt.
Ich will reisen. Ich will neue Leute und Orte kennenlernen. Ich will die Zeit genießen.
Und genau deshalb geht es vom zweiten bis sechsten Januar auch auf einen Roadtrip.
Immer dem Schnurrbart nach.
Wie ihr den Bildern (und dem Titel) entnehmen könnt – ‚Elsa‘ wird mich leider nicht begleiten. Die alte Dame hält noch ganz fein zugedeckt ihren Winterschlaf und braucht, bis sie so große Strecken zurücklegen kann, noch ein wenig technische Aufmerksamkeit. „Harald“, mein schnauzbarttragender und treuer Alltagsdiesel, wird uns begleiten. Das ist auch gut, denn das hält die Spritkosten niedrig. Und mit wenig Geld reisen finden meine Begleitung und ich toll, denn wir haben beide das gleiche Problem: Wir sind Studenten. Meine Begleitung zeichnet aber noch etwas aus: Sie ist Lars-erprobt. Dieses Jahr hat sie einige tausend Kilometer sich zusammen mit mir heiser gesungen und es auf meinem Beifahrersitz ausgehalten. Und das schafft nicht Jede ;-).
Unsere Nachtquartiere sind gebucht. Vier Nächte, drei Städte. Ein Ziel haben wir also schon mal. Nur noch keinen Plan. Und das ist auch wirklich gut so.
Denn spontan kann nicht jeder.
Teil 1 der Reise: Tschüss Alltag, hallo Abenteuer.
Erstmal guten Rutsch und dann schönen Urlaub! 🙂