Messepreise: Schnäppchen oder Wucher?
Als ich dieses Jahr zu Bremen Classic Motorshow fuhr, beschäftigte mich eine Frage: Kann man auf Messen noch Schnäppchen machen oder ist alles für die High-Society?
Das Jahr verging ziemlich schnell!
Irgendwie war ich mit dem Jahr 2019 noch gar nicht richtig fertig, als plötzlich Silvesterraketen in den Himmel stiegen und das Jahr 2020 begann. So richtig daran gewöhnt habe ich mich noch nicht, ab und zu schreibe ich immer noch die falsche Jahreszahl ins Datum. Aber egal. Auch, wenn das Wetter jetzt noch grau und mies und ungemütlich ist, rückt die Oldtimersaison so langsam immer näher. Bald können wir unsere betagten Fahrzeuge wieder durch die herrlich klare Frühlingsluft bewegen, uns auf unzähligen Oldtimertreffen mit Gleichgesinnten unterhalten und Reparaturen an der frischen Luft ausführen. Zumindest verlangen meine Autos nach dem Winterschlaf irgendwie immer nach viel Aufmerksamkeit. Der richtige Saisonstart findet für tausende von Oldtimerfreunde aber schon im Februar statt. Zum Glück ist dieser Saisonstart unter einem großen Dach und obendrein noch beheizt. Wovon ich rede? Na, von der Bremen Classic Motorshow.
Im letzten Jahr habe ich mich das erste Mal auf den Weg gemacht, um die Bremen Classic Motorshow zu besuchen. Eigentlich bin ich ja gar nicht so der Messebesucher. Mir waren da immer zu viele hochnäsige Clubs und arrogante Verkäufer, die von jungen Oldtimerfahrern wie ich es einer bin, einfach nichts wissen wollten. Doch im letzten Jahr merkte ich, dass bei den Clubs, Ausstellern und Händlern in Bremen Oldtimernachwuchs durchaus erwünscht war. Als ich dann eine E-Mail bekam, dass die Bremen-Classic-Motorshow in diesem Jahr vom 31. Januar bis zum 02. Februar stattfinden würde, wusste ich gleich: „Da muss ich wieder hin!“ Und so kam es dann auch, dass ich mich am 01. Februar noch vor Sonnenaufgang hinter das Steuer meines Autos setzte und nach Bremen fuhr.
Auf geheimer Mission!
Naja, gut. Das ist jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben. Auf geheimer Mission war ich natürlich nicht. Aber ich hatte da eine Frage, die mir schon auf der Hintour unter den Nägeln brannte und die ich unbedingt klären wollte: Kann man auf großen Messen wie der Bremen-Classic-Motorshow noch Schnäppchen machen? Oder sind die Preise der Anbieter dort inzwischen so abgehoben, dass man nur noch mit den Ohren schlackern kann? Mit meiner Kamera, einem Notizblock und einem nicht mehr schreibenden Stift (Super Vorbereitung, Lars!) bewaffnet lief ich in die große Menschenmasse durch den Eingang. Dass der Samstag der am häufigste besuchte Tag war, war zwar für Fotos nicht ganz so schön, doch mich würde das nicht aufhalten. 49 985 Quadratmeter und 738 Aussteller warteten schließlich nur darauf, erkundet und entdeckt zu werden. Ich kann übrigens echt verstehen, warum die Messe so viele Leute anlockt. Das Angebot dort ist echt vielseitig.
Als erstes fiel mir das vielseitige Angebot im Parkhaus ins Auge. Für alle, die noch nie auf der Bremen-Classic-Motorshow waren: Dort gibt es nicht nur in den Ausstellungshallen Fahrzeuge zu kaufen, das Parkhaus des Messegeländes bietet für Händler oder Privatleute ebenfalls die Möglichkeit zum Verkauf stehende Autos auszustellen. Vom Nissan Figaro (den mag ich!) über einen Traction Avant bis zur fetten S-Klasse war alles vertreten. Doch schon nach einigen Metern wusste ich eigentlich, dass ich hier nach Schnäppchen kaum suchen brauchte. Selbst die Suche nach realistisch eingepreisten Autos wurde schon schwer. Im Kopf geblieben sind mir der Traction Avant, ein silberner Scirocco I und ein Fiat 128, der aber schon verkauft war. Die restlichen Fahrzeuge waren fast alle übertrieben teuer. Natürlich würde ich als Verkäufer auch versuchen, möglichst viel Geld für mein Auto zu erzielen. Geld stinkt ja nicht. Aber bei sechs- bis siebentausend Euro über dem durchschnittlichen Marktwert kann man nur noch von „Garagengold“ reden. Das ist schon fast frech.
Let’s talk about Messepreise!
Aber bevor ich nun weiter quake, sollte ich vielleicht erst einmal erklären, wie ich für mich das Wort „Messepreis“ definiere. Für mich sind Messen eigentlich große Werbeveranstaltungen. Ein bisschen so wie die Werbeeinblendungen im Fernseher. Nur, dass man durchlaufen muss, keine Schale mit Chips auf dem Schoß hat (würde das Laufen auch schwierig machen) und man dort freiwillig ist. Schließlich zahlt man in den meisten Fällen ja Eintritt. Die Händler und Hersteller haben dann die Möglichkeit, neue Kunden zu fangen. Das tun sie eigentlich damit, dass ihre Produkte häufig etwas günstiger anbieten. „Messevorteil“ ist so ein Werbewort, was mir gerade so durch den Kopf schoss. Natürlich kann man in dem Moment nicht wissen, ob es wirklich günstig ist, aber zumindest haben viele Leute das Gefühl, ein Schnäppchen gemacht zu haben. Natürlich ist das bei Gebrauchtware, wie sie oft auf Oldtimer-Messen angeboten wird, schwer. Schließlich wird die nicht mehr hergestellt.
Dass Privatpersonen manchmal überzogene Preisvorstellungen haben, kann ich ja auch noch verstehen. Oft haben Sie unheimlich viele Stunden an Zeit und Liebe in ihren Wagen gesteckt, dazu besitzt das Auto oft einen hohen sentimentalen Wert. So etwas mag man nicht verschenken. Als Händler sollte man die Preisgestaltung aber ja doch vielleicht etwas realistischer halten. Ich weiß natürlich auch, dass viele Händler Einzelkämpfer sind und davon ihren Lebensunterhalt und auch die Standgebühr zahlen müssen. Das verstehe ich ja auch voll und ganz. Aber ich denke, dass weit überzogene Preise, die eventuell nur gesetzt werden, weil es sich um eine Oldtimermesse handelt, auch nicht wirklich zum Ziel führt. Ein kleines Beispiel: An einem Stand interessierte ich mich für ein Buch. Als ich nach dem Preis fragte und „130€“ hörte, war ich zwar erst einmal geschockt, dachte aber: „Naja, ist wohl selten.“ Zwei Tage später kaufte ich mir das Buch im Internet. Für 60€ – und war das teuerste der zahlreichen Exemplare.
Ich weiß, was ihr nun denkt.
Wahrscheinlich sind es Gedanken wie: „Der Typ hat fünf Autos und gönnt anderen nichts!“ oder „Studenten wollen doch sowieso nie etwas ausgeben!“ Natürlich gönne ich anderen Leuten etwas – jeder kann so viel verdienen, wie er mag. Aber da ich nun wirklich Student mit fünf angemeldeten Autos bin, kam mir auch kurz der Gedanke, ob ich vielleicht einfach einen falschen Blickpunkt habe. Zum Glück war die Bremen Classic Motorshow gut besucht (Im letzten Jahr waren dort über 41 000 Besucher!) – und so fragte ich einfach paar Leute, was die über die Preise so dachten. Während einige mich anschauten, als wollte ich sie gleich überfallen (So böse sehe ich doch eigentlich gar nicht aus?!), antworteten mir viele mit „Leider zum Großteil etwas zu teuer hier“. Zum Glück gab es aber doch relativ viele Händler, die nicht das große Dollarzeichen in den Augen und ihre Ware normal ausgezeichnet hatten. Häufig waren es Automobilia-Stände, doch auch einige Ersatzteilhändler haben mit ihren Preisen nicht übertrieben. Ansonsten hätte ich wohl auch nicht zugeschlagen und meiner Mutter diesen kleinen Kadett mitgebracht, der fast haargenau ihren ersten Neuwagen darstellt. Das sollte nun auch alles keine Motz-Tirade sein, ich wollte einfach mal ganz sachlich meine Meinung zu Oldtimer-Messe-Preisen loswerden. Das hat auch nichts mit der Bremen-Classic-Motorshow zu tun – das wird wohl überall so sein.
Und eure Meinung würde mich auch interessieren. Was meint ihr? Sind Messepreise auf Oldtimerausstellungen übertrieben? Oder bin ich einfach nur zu geizig?
Bis zum nächsten Jahr!
Aber nun habe ich genug gemeckert, das macht ja nun schon fast den Eindruck, als hätte mir die Messe dieses Jahr gar nicht gefallen. Wenn ich das schreiben würde, wäre es glatt gelogen. Auch dieses Jahr war die Bremen-Classic-Motorshow wieder ein echtes Highlight. Es waren so viele sorgfältig aufgebaut und detailverliebt hergerichtete Clubstände da, das ich am liebsten in jedem Club sofort Mitglied geworden wäre. Alle waren offen und freundlich und haben Interessierte mit offenen Armen empfangen. Wie gesagt – das kenne ich von anderen Oldtimermessen nicht so. In Bremen herrscht trotz der Größe eine schöne, gemütliche und familiäre Stimmung. Das Organisationsteam der Bremen-Classic-Motorshow leistet wirklich jedes Jahr ganze Arbeit, um so eine tolle Veranstaltung aufzustellen. Das finde übrigens nicht nur ich so. Überall trifft man bekannte Gesichter und knüpft neue Kontakte. Alleine deshalb freue ich mich jetzt schon auf die Ausgabe im nächsten Jahr. Einen Besuch der Bremen-Classic-Motorshow kann ich wirklich nur empfehlen.
Also, vielleicht sehen wir uns ja? Ich meckere dann auch nicht mehr über zu hohe Preise.
Ich verspreche es!
Bei Verbrauchsgütern wie FluidFilm und Lederpflege vom Lederzentrum.de hab ich Schnapper machen können (Sonntag kurz vor Ende der Messe).
Fan-Artikel waren eher „Augen-auf“-Artikel, die gleichen Produkte an dem einen Stand teuer, beim nächsten günstiger und beim dritten dann bezahlbar.
Hier meine „Beute“:https://www.facebook.com/Audi.Driver.Schleswig.Holstein/photos/a.1916745098468938/1916745125135602/?type=3
Frechheit fand ich den Riesen-Stand von Sonax > normale „Ladenpreis“ der einzelnen Produkte, keine „Messepakete“ zum Sonderpreis.
Fahrzeuge im Parkhaus und den Hallen extremst überteuert.
Die Zeiten, wo man mit vollgefüllten Taschen voller Produktproben, günstiger Produkte und Giveaways von einer Messe nach Hause kommt, ist wohl eher vorbei.
Der Sinn einer solchen Messe liegt für mich immer in der Möglichkeit zu erfahren, was alles möglich ist, was gemacht wird/wurde, was es für Werkzeuge und Materialien gibt, die den Einsatz am Fahrzeug möglich und vielleicht leichter machen. Ich hole mir bei der Gelegenheit Inspiration und Ideen – ich klaue dort mit den Augen.
Motto: lieber gut nachgemacht als schlecht selbstgemacht.
Ich käme im Traum nicht drauf, eines der ausgestellten (fertigen) Exponate käuflich zu erwerben. Teile- und Literatur-Preise dienen mir nur zur Orientierung – wohlwissend, dass hier ein schwindelerregender Messeaufschlag enthalten ist.
Motto: anfassen immer – abpflücken nie!
An Fahrzeugen wie Mercedes, Porsche und allem aus den States halte ich mich immer nicht lange auf. Das sind eh die ewig Verdächtigen, die von den zumeist gehörig eingebildeten Anbietern wie Edelsteinpräziosen verehrt und angeboten werden. Upperclass halt. Eine abgehobene, edle Gesellschaft, zu der ich keinesfalls gehören möchte – selbst wenn ich richtig Asche hätte.
Viel lieber sind mir Marken und Modelle, die früher zum normalen Verkehrsalltag gehörten.
Und wie gesagt – egal was auf einer (jeder!) Messe angeboten wird (selbst das Essen – meistens gibt es „draußen“ in der Nachbarschaft irgendwo wesentlich günstiger Mekkes): alles hat Mondpreise, die mit realen Preisen rein gar nichts gemeinsam haben.