Preis? VB!
Ihr kennt das doch auch: Einige Dinge wollen einem einfach nicht in den Kopf gehen. Mir geht es so, wenn ich die Worte “gegen Gebot“ in Inseraten lese. Was soll so etwas?
Meist mache ich es an Abenden wie diesem.
Ich sitze in einer Jogginghose auf der Couch, bin frisch geduscht und eigentlich satt, doch knabbere trotzdem ein paar Chips, die eigentlich aber gar nicht sein müssten. Karl Lagerfeld meinte zu Lebzeiten einmal, dass Leute in Jogginghose die Kontrolle über ihr Leben verloren hätten, aber ich finde es einfach viel gemütlicher, in einer labbrigen Stoffhose auf dem Sofa zu sitzen als in einer störrischen Jeans. Und meine Katze Blacky, die sich meist schnurrend an mich herankuschelt, hat anscheinend genau die gleiche Meinung. Aber vielleicht hatte Karl Lagerfeld mit seiner Aussage auch nicht ganz unrecht. Denn anstatt ein Buch zu lesen, mich über das Weltgeschehen zu informieren oder etwas Neues zu lernen, um aus mir einen besseren Menschen zu machen, nehme ich mir an solchen Abenden meist den Laptop her und durchforste Inserate und Kleinanzeigen im Internet. Aber ich bin mir sicher, dass ich damit nicht alleine bin.
Ich weiß gar nicht so genau, warum ich das mache. Wenn ich etwas haben möchte, dann suche ich schon gezielt danach. An Abenden wie diesem schaue ich aber einfach nur so. Vielleicht ist es die Neugierde, was Leute so in ihren Garagen, Dachböden und Kellern versteckt hielten und nun auf einmal nicht mehr brauchen. Oder es ist eine Art der Marktbeobachtung für Dinge, die man selbst besitzt. Ein bisschen so wie „Bares für Rares“ – halt nur vom Sofa und ohne Horst Lichter. Es könnte ja gut sein, dass man plötzlich das kleine Stoff-Eichhörnchen entdeckt, das seit Jahren auf dem Regal steht und von dem man nie wusste, dass es mehrere hundert Euro wert ist. Ich – und ich denke auch die meisten von euch – mache es aber eher aus einem anderen Grund. Wir durchforsten die Inserate und Kleinanzeigen mit der Hoffnung, irgendwo unverhofft ein Schnäppchen machen zu können.
Dream a little dream
Ich hatte schon Glück und habe schon wirklich tolle Schnäppchen machen können. Mein kleiner Couchtisch, auf dem mein Laptop gerade steht, hat mich zum Beispiel nur zehn Euro gekostet. Ein bisschen Leim hier, ein bisschen Farbe da – und er sah wieder fast aus wie neu. Mein Bett ist ein anderes Beispiel. Das habe ich aus unbenutzten Europaletten gebaut, die ich ebenfalls günstig im Internet gefunden habe. Okay – die Paletten-Story hört da zwar noch nicht auf, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Aber wahrscheinlich könnt ihr schon denken, dass ich als Hobbyschrauber nicht immer nach Europaletten oder Couchtischen suche. Wenn ich abends Langeweile habe, schaue ich nach alten Autos und Ersatzteilen – immer mit der Hoffnung, dass mein Traumauto praktisch vor der Haustür für einen schmalen Taler verkauft wird. Natürlich ist das noch nie passiert, aber man gibt die Hoffnung ja nicht auf. Es ist wohl ein bisschen so wie Lottospielen.
„Gegen Gebot“
Es ist ein paar Monate her, als ich auf einer abendlichen Stöbertour tatsächlich auf das Inserat eines meiner absoluten Traumautos stieß. Schon auf den ersten Blick konnte man erkennen, dass noch viel Arbeit in das Auto fließen würde, um es wieder auf die Straße zu bekommen. Das erklärte der Verkäufer aber auch ganz ehrlich in der Beschreibung. Nur den Preis ließ er offen. Ein einsames „VB“ stand dort, wo bei anderen Inseraten die Preisangaben zu finden sind. Da ich vor Rost und Dreck keine Angst habe, schrieb ich ihn einfach an und fragte nach seiner Preisvorstellung. Um ewiges Hin – und Hergeschreibe zu vermeiden, gab ich auch gleich meine Handynummer an. Am nächsten Tag rief mich der sympathische Verkäufer an. Auf meine Frage, was denn seine Preisvorstellung wäre, meinte er einfach nur: „Sag mir einfach einen Preis.“ Da das Auto gut 400 Kilometer von mir entfernt stand, bat ich um einige Detailbilder, um einen fairen Preis zu nennen.
Einen Tag später telefonierten wir wieder. Ich hatte die Preise für gute, fahrbereite Exemplare dieses Modells sehr gut im Hinterkopf und wusste auch, wie viel Arbeit (sehr viel!) noch in das Auto fließen würde. Deshalb sagte ich einen wirklich für beide Seiten fairen Preis. Und plötzlich wurde der Verkäufer fast unhöflich. Mein Angebot lag nämlich fast 5000€ unter seiner Preisvorstellung, wie er mir daraufhin eröffnete. Auf meinen Einwand, dass er mir seine Preisvorstellung von Anfang an hätten sagen können, reagierte er mit einer Beleidigung. Das Auto ist übrigens bis heute nicht verkauft.
Kein Einzelfall!
Und wenn ihr jetzt denkt, dass ich einfach nur einmal Pech hatte, dann muss ich euch enttäuschen. Genau das Gleiche ist mir schon mit altem Werkzeug, mit einem Konvolut an Buckelvolvo-Ersatzteilen und mit einem alten Moped passiert. Jedes Mal wollten die Verkäufer nicht mit ihrer Preisvorstellung herausrücken und reagierten böse auf mein Angebot. Und jetzt meine Frage an euch – was genau ist der Sinn dahinter, seine Preisvorstellung nicht zu nennen, wenn man etwas verkaufen will? Hoffen die Verkäufer auf jemanden, der jeden Morgen mit Schwung gegen einen Türrahmen läuft und ihren wertlosen Schrott vergoldet? Ist es nur reine Spekulation und sie wollen eigentlich gar nicht verkaufen? Zumindest werden sie sich für ihre Preisvorstellung bestimmt nicht schämen – ansonsten würden sie ja nicht so giftig auf Angebote reagieren, die näher an der Realität als an ihrem Wunschdenken liegen.
Achja – es gibt noch zwei Worte, die mir mehr auf den Keks gehen, als das Kürzel „VB“. Steht in einem Inserat „Gegen Gebot“, habe ich automatisch keine Lust mehr, mir den Rest der Anzeige durchzulesen. Das ist für mich auch so ein Zeichen, dass jemand seinen Schrott teuer zu Geld machen oder nur spekulieren will. „Verkaufe an Höchstbietenden“ ist auch so eine Klausel, die aber das gleiche meint. Möchte man Gebote sehen, sollte man seine Sachen versteigern – gerne auch mit Mindestpreis. Aber in Kleinanzeigen hat so etwas doch nichts zu suchen. Ist es denn wirklich so schwer, seine Preisvorstellung zu äußern? Es wird sich schon irgendwann jemanden finden, der den Wunschpreis bezahlt. Und wenn nicht, dann sollte man vielleicht einmal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommen. Nicht alles, was alt ist, ist auch viel Geld wert – das vergessen viele Schrauber und Oldtimerbesitzer leider.
Nur VB ist nicht okay
Okay, okay. Der Wortwitz tat jetzt sogar mir weh, obwohl ich hier in einer gemütlichen Jogginghose sitze. Ich kann es ja verstehen, dass Leute keine Lust darauf haben, dass irgendwelche Idioten vorbeikommen und die Hälfte auf etwas bieten, was sie eigentlich gar nicht brauchen und sie deshalb den Preis nur auf Nachfrage herausgeben. Aber dieses „Macht mir ein Angebot“ finde ich einfach nur bescheuert – und kann es leider auch nicht höflicher ausdrücken. Das sorgt nur für Unzufriedenheit und Ärger und Stress auf beiden Seiten. Ich schaue mir „VB“-Anzeigen deshalb eigentlich auch gar nicht mehr an, weil ich da immer solche Spekulanten vermute. Und auf überflüssigen Stress habe ich in meiner Freizeit einfach keine Lust. Entweder weiß man, was man haben möchte – oder man bietet es halt nicht an. Fertig.
Nun interessiert mich aber einmal eure Erfahrung und Meinung zu dem Thema. Wie steht ihr zu Anzeigen ohne Preisangabe? Habt ihr vielleicht sogar schon dieselben Erfahrungen gemacht wie ich? Oder könnt ihr mir erklären, welchen Sinn es hat, keine Preisangabe zu machen oder etwas „gegen Gebot“ zu verkaufen? Ich wäre wirklich gespannt! Ich kann euch aber noch nicht sicher sagen, ob ich euch auch zustimmen werde.
Das ist nämlich Verhandlungssache.
Achja – meine Autos sind natürlich nicht zu verkaufen, keine Sorge!
Moin Lars!
Lieber gleich von Beginn an eine aus der Luft gegriffene Fabelsumme aufrufen, als den Interessenten raten lassen was der feine Anbieter den gerne für seinen Tand haben möchte und dann den Beleidigenden mimt. Auch so hält man sich Dummschwätzer und *was-isch-letzde-preis* Glücksritter vom Leib. Ob das Sinn macht und ob man sich wirklich von seinen mit Goldüberzogenen Teilen trennen will, das bleibt den VB-Inserierern vorbehalten.
Gruß und Kuss aus Graz
Micky
Hallo Lars,
als leidenschaftlicher VB-Anbieter kann ich nur sagen, es lohnt sich, keinen Preis einzusetzen.
Man hat einfach seine Ruhe vor unverschämten Leuten, die alles geschenkt haben wollen und einen dann noch beleidigen, wenn man es nicht verschenkt.
Es melden sich fast ausschließlich Interessenten, die die angebotene Ware wirklich haben wollen und auch wissen, was deren Wert ist. Das ist dann eine sehr gute Basis für eine erfolgreiche Verhandlung.
Seit ich nur noch mit VB inseriere, habe ich viel weniger Ärger und trotzdem meine Ware zu vernünftigen Preisen verkaufen können.
Viele Grüße von der anderen Seite
Jürgen
Moin Lars
Ich muss dir leider zustimmen, Leute welche nur VB ___ schreiben oder gegen Gebot sind in der Regel Tramtänzer welche oft unter totalem Realitätsverlust leiden, sie suchen nur den sprichwörtlich „Dummen“ welcher angeblich jeden Morgen aufstehen soll….
Die meinen wahrscheinlich wenn jemand schon so bescheuert ist und möglicherweise hunderte von Kilometern auf sich nimmt um dann einen Horrorpreis genannt zu bekommen, dann nimmt der Kaufinteressent das überteuerte Angebot trotzdem an um nicht umsonst gefahren zu sein!
Und oft werden dazu erhebliche aber auch für blinde oder taube offensichtliche Mängel arglistig verschwiegen, und spricht man die Verkäufer drauf an, dann wird einem entgegen gehalten, man könne sich ja einen Neuwagen kaufen.
Klare Beschreibung, saubere aussagekräftige Bilder und eine gesunde Preisvorstellung mit etwas Spielraum nach unten und am Ende sind beide Seiten glücklich.
Käufer welche abzocken wollen werden gleich ohne Kommentar abserviert, das gleiche gilt für „ledzde Breiß“ Anfragen