Watt’n Sturkopp – 2020 für Hein

Anstatt euch jedes Jahr mit einem echt langen Jahresrückblick zu nerven, teile ich es auf.Fangen wir einmal mit Hein an. Für den alten Kahn war das Jahr recht turbulent…

Immer mal was Neues.

Ich weiß, dass ich euch nicht sagen brauche, dass 2020 ein… äh… herausforderndes Jahr war. Schließlich wart ihr alle live dabei und habt es selbst erlebt. Und auch möchte ich mit euch nun gar nicht über Corona sprechen und euch sagen, wie sehr es unsere Leben beeinflusst hat. Ich möchte heute einfach mal ein bisschen Revue passieren lassen, was ich dieses Jahr alles mit meinem alten Mercedes Hein erlebt habe. Normalerweise habe ich am Ende des Jahres immer einen großen Jahresrückblick geschrieben – doch das wird mir allmählich zu unübersichtlich. Und – auch wenn das nun vielleicht ein bisschen arrogant klingt – eigentlich schreibe ich diesen Blog ja immer noch für mich. Es bringt mir einfach Spaß. Und genau aus dem Grund werde ich den Jahresrückblick ein bisschen aufteilen. Den Anfang soll übrigens Hein machen – mein alter Mercedes W124. Auch wenn ich nicht wirklich verreist bin, war es für meinen alten Kahn doch ein spannendes Jahr.

Die Saison für Hein begann – wie auch in den Jahren zu vor – im März. Der alte Mercedes trägt nämlich (noch – aber dazu später mehr) ein Saison-Kennzeichen. Von März bis Oktober ist er zugelassen. Und das ist auch recht gut, denn nach einem salzigen Winter könnte ich ihn in der aktuellen Verfassung wohl wegfegen.  Die Saison begann für den alten Kahn recht gut. Scheinbar hatte ihm die Standzeit recht gutgetan. Als ich mit ihm am ersten März zur Waschbox fuhr, um den Dreck vom Winter abzuwaschen, lief Hein astrein (Hihi – das reimte sich!). Und auch die nächsten Tage blieb der Mercedes erstaunlich brav. 780 Kilometer fuhr mich der Mercedes, den ich mit einigen Macken weggestellt hatte, durch die Gegend. Ohne ein einziges Problem. Anscheinend gibt es wohl doch Autos, die sich mit der Zeit von alleine reparieren. Wer hätte das gedacht?

Rostig, rüstig, Reisewagen.

Als ich Hein im Februar 2018 gekauft habe, war es ja mein Plan, mit dem alten Kahn Europa zu entdecken. Und weil er sich so brav hielt, machte ich am 8. März auch gleich weiter damit. Zusammen mit meinem Kumpel Klaus, der für seinen Strandgleiter-CX auch die Saison gestartet hatte, ging es nach Dänemark. Einfach nur mal für einen Hotdog. Hotdogs gehen nämlich immer. Es ist schon komisch, diese Bilder nun zu sehen. Denn nur ein paar Tage später änderte sich unser aller Leben plötzlich. Einfach mal nach Dänemark zu fahren, um dort ein bisschen Fastfood zu essen, hatte wohl keiner mehr auf dem Schirm. Auch wenn das Wetter vielleicht nicht das schönste war, genossen Klaus und ich unseren Mini-Konvoi. Das sollte auch erst einmal für eine  relativ lange Zeit die letzte „Oldtimer-Tour“ für das Jahr werden…

Das soll aber nicht bedeuten, dass Hein sich die Reifen plattstehen musste. Kurz nach dem Lockdown ging nämlich zum ersten Mal seit acht Jahren der Passat meiner Eltern so kaputt, dass es besser war, damit nicht mehr zu fahren. Der AGR-Kühler hatte den Geist aufgegeben – leider ein Problem aller neuer Diesel. Nicht nur, dass der Wagen dadurch recht viel Kühlwasser verbrauchte, auch reduzierte die Motorsteuerung die Leistung. Leider gab es durch den Lockdown nicht nur schwer Werkstatttermine, auch das Ersatzteil war für einige Zeit nicht lieferbar. Also bekamen meine Eltern Hein von mir als Alltagsauto ausgeliehen, nachdem ich ihm noch neues Motorenöl und eine kleine Inspektion verpasste. Wirklich einige Kilometer hat der alte Mercedes dabei mit den beiden am Steuer geschafft – auch wieder ohne jegliche Probleme und oft mit dem Anhänger im Gepäck. So langsam wurde ich immer stolzer auf den alten Kahn, der mir 2019 echt einige Nerven gekostet hat.

Zu früh gefreut!

Doch anscheinend mag Hein mich nicht sonderlich. Den kaum hatten ihn mir meine Eltern wieder zurückgegeben, ging er kaputt. Ich war gerade relativ zügig auf der Autobahn unterwegs, als ich merkte, dass das Bremspedal fast auf den Boden fiel. Obwohl gerade einmal zwei Jahre alt, hatte sich ein hinterer Bremssattel verabschiedet, hing fest und ließ die Bremsflüssigkeit ordentlich kochen. Doof das. Richtig doof das. Zum Glück verlief alles glimpflich und ich konnte Hein sogar auf eigener Achse vorsichtig nach Hause fahren. Dort stellte ich ihn in die Ecke vom Carport – und ignorierte ihn dann erst einmal für einige Zeit. Auch wenn Hein die Monate vorher ohne Probleme fuhr, nervte er mich einfach wieder. Schließlich waren die neuen Bremsen noch keine zwanzigtausend Kilometer drin…

Vielleicht könnt ihr euch noch an die einzige Geschichte erinnern, die ich dieses Jahr über Hein geschrieben habe. „(Un)runde Sache“ hieß die – und so ganz rund lief die Reparatur des Bremssystems auch nicht ab. Aber das könnt ihr ja selber nachlesen. Hein tat danach auf jeden Fall wieder das, was er sollte – fahren und bremsen. So fuhr ich mit ihm und einem anderen Anhänger im Schlepptau gut 800 Kilometer an einem Tag nach Detmold und zurück und auch noch einige Touren zum Häuschen meiner Oma, das wir leider leerräumen mussten. Es ist übrigens witzig, wie viele Leute mir „mangelnde Pflege“ vorwarfen, als ich die Geschichte mit dem Bremssattel in den sozialen Netzwerken teilte. Ich finde es immer interessant, was es für gute Glaskugeln geben muss, in denen Leute meine Schraubersessions ansehen können. Drei Leute warfen mir sogar vor, alte Bremsflüssigkeit verwendet zu haben. Das Ding war einfach kaputt.

Eindeutig Hassliebe

Kaum hatte Hein mich wieder gut von A nach B und sogar bis nach C gebracht, habe ich ihm wieder verziehen. Er bekam sogar ein Geschenk von mir – nach langer Suche fand ich endlich einen Satz Dachträger für den 124er, die sogar bezahlbar waren. Neben den Dachträgern waren sogar Ski-Halter und Fahrradhalter dabei – nun habe ich also tatsächlich fast ohne Ende Platz bei Hein. Den Dachhalter nutzte ich übrigens auch ein paar Mal – endlich habe ich wieder einmal das Kanu rausgeholt. Und als Ersatz für seinen stark gammeligen Kotflügel auf der Beifahrerseite bekam Hein ein fast rostfreies Exemplar. Nur halt in weiß. Ansonsten begleitete mich Hein noch auf einigen nette Touren durch Hamburg. Wunderbare Touren nachts im Mercedes-Konvoi durch Hamburg mit meinen Kumpeln Lars und Ralph oder einfach nur als kleines Transportmittel zu einem Fotowalk mit Josi. Auch die Oldtimer Tankstelle steuerte ich ein paar Mal an.

Doch ich wusste, dass die Touren (9000 Kilometer in diesem Jahr!) so langsam ein Ende finden mussten, obwohl das Wetter noch schön war. Neben den Kleinigkeiten, die Hein sich noch ausdachte, wie der klemmende Fahrersitz, der sich partout nicht mehr verstellen ließ und der plötzliche Verlust des Leerlaufs, der aber nur ab und zu auftrat, hatte er nämlich noch ein viel größeres Problem. Die Plakette auf dem hinteren Kennzeichen musste neu. Im August schaute ich mir Hein mit der Werkstatt meines Vertrauens den Wagen noch einmal genauer an – und so schlimm fiel das Urteil nicht aus. Zur gültigen HU hätte Hein eigentlich nur eine neue Frontscheibe und einen neuen ABS-Sensor gebraucht. Achja – und ein Blech vorne unter dem Waschwasserkasten, da ist eine gepfuschte Reparatur durch. Ansonsten steht der Wagen echt noch gut im Futter. Doch genau deshalb brachte ich ihn nicht mehr zur Hauptuntersuchung. Wie? Das macht keinen Sinn?

Ein neues Projekt…

Ich weiß, viele von euch werden das nun nicht verstehen. Obwohl mich diese alte Limousine so nervt, wie es noch kein anderes Auto vorher getan hat, werde ich ihn im neuen Jahr auf den OP-Tisch nehmen und ihn schick machen. Es gibt einiges zu schweißen, ich will mich als Lackierer versuchen und ich habe auch noch einige andere Pläne, die dem 124er guttun sollen. Warum? Zum einen ist das Auto sowieso nichts wert – jeder andere würde einen Siebthand-Benz wegschmeißen und zum anderen ist die Substanz wirklich gut und. Außerdem – und das ist für mich der wichtigste Punkt: Ich habe einfach Spaß drauf. Ob mir der Spaß vergeht, werdet ihr wohl ab Ende Januar hier lesen können. Ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt!

Also? Stay tuned!

Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.

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5 Responses

  1. Michael sagt:

    Moin

    Recht hast Du, wegwerfen und schlachten kann jeder, aber wenn es um wieder fit machen geht, dann scheiden sich die Geister

    Thema Lack, fang blos nix mit Wasserlack an

    Gruss aus Hessen

    • Watt'n Schrauber sagt:

      Hey Michael,
      Wasserlack hatte ich nicht vor. Leider ist es anscheinend inzwischen aber nicht mehr ganz so einfach, an Acryllack zu kommen. Aber da wird sich schon noch etwas finden lassen 🙂

      Schöne Grüße
      Lars

  2. Maik Mrugalski sagt:

    Heidiho

    „Nix wert“… Würde ich so nicht unterschreiben.
    Für den W124 gibt es nur noch eine Richtung beim Wert – nach oben.

    Freue mich schon auf die Schraubereien im nächsten Jahr. Das wird episch.

    Bis dahin – erhol dich gut, und einen super Rutsch ins neue Jahr!
    Maik

    • Watt'n Schrauber sagt:

      Hey Maik,
      ob der Wert so nach oben geht beim 124er? Ich kann’s nicht sagen. Aber er ist eben da und ich freue mich auch schon tierisch auf die Schraubersessions, die Hein so mit sich bringen wird.
      Dir auch einen wunderbaren Rutsch ins neue Jahr!
      Schöne Grüße
      Lars

  1. 3. April 2021

    […] aber die Substanz ist wirklich noch überraschend gut. Viel besser als bei meinem gleichalten 124er Mercedes, der mangels gültiger HU zu Hause in der Garage steht und auf seine Restauration wartet. Die geht […]

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