Watt’n Törn 4.0 – O’zapft is!

Es ist nicht Oktober und wir sind beim vierten Watt’n Törn auch nicht besoffen gefahren.Heute geht es um Besuch aus dem Süden, alte Autos, viel Spaß und viele, tolle Menschen.

I believe I can fly!

Naja, eigentlich glaube ich nicht, dass ich fliegen kann. Ich habe es schon einmal ausprobiert und das Ergebnis meiner Studie war doch recht schmerzhaft. Aber trotzdem passt das Lied-Zitat zum diesjährigen Watt’n Törn, der vor genau einer Woche stattgefunden hat. Es ist nun das vierte Jahr gewesen, in dem ich meine kleine Ausfahrt organisiert habe. Micky von Alltagsklassiker gab mir damals den Tritt in die richtige Richtung, als ich bedauerte, dass es hier oben keine entspannte Ausfahrt gab, wie sein Cruise’n’Grill. „Dann mach doch selbst eine!“, meinte der sympathische Steirer Bua damals zu mir. Ich kam, ich sah, ich organisierte. Die erste Ausgabe startete mit fünf Autos, die zweite Ausgabe wuchs schon deutlich, die dritte wurde noch größer und die vierte? Was soll ich sagen? Zwanzig Minuten. Dann waren alle Plätze vergriffen. Uff.

Und gleich noch ein Uff hinterher. Denn dieses Mal kam Jürgen mit seinem Neuerwerb extra aus Bayern angefahren, um teilzunehmen. Und Katharina von Fast&Vintage stieg dafür extra in einen Flieger von Wien nach Hamburg. Unfassbar. Doch nicht nur das. Matthias kam extra wieder aus Köln angefahren, Bastian reiste zum ersten Mal aus Braunschweig an und Lukas setzte ich wieder in seinen Marbella „Knut“ und kam von Detmold an die Nordseeküste. Dementsprechend war ich auch ein bisschen nervös, was meine Planung anging. 113 Kilometer Strecke durch das schöne Nordfriesland hatte ich mir rausgesucht – und sogar ein Museumsbesuch war wieder dabei. Was das für ein Museum sei, wollten vorher viele wissen, doch ich habe wirklich niemandem etwas verraten. Erst am Start der Ausfahrt.

Morgens, halb zehn in Deutschland

Ich habe letzten Sonntag keine Knusperschnitte zu mir genommen. Ich saß da gerade am Steuer meiner Buckelvolvo-Dame Elsa und fuhr in Richtung Friedrichstadt. Ich freute mich schon sehr auf den Tag, war aber gleichzeitig ein wenig angespannt. Das Wetter war morgens nicht gerade toll, auch wenn mir die Leute, die aus Hamburg anreisten, schönstes Wetter berichteten. Elsa war pitschnass und es goss wie aus Kübeln. Doof das. Besonders, wenn man alle Pausen unter freiem Himmel geplant hat. Doch je näher wir Friedrichstadt kamen, desto schöner das Wetter. Und als wir den Parkplatz am alten Hafen endlich erreichten, strahlten die Frühankömmlinge sowieso so sehr, dass das Wetter gar nicht mehr so auffiel. Hans-Günter und Wera vom Oldtimer-Stammtisch Maschen hatten ihren Audi schon neben den Buckelvolvo „Alfred“ von Birgit und Wolfgang gestellt. Und das wunderhübsche Cabrio von Bastian stand auch schon dort, gleich neben dem Volvo 245 von Björn.

Und so trudelten nach und nach alle ein, zeigten mir ihren Corona-Test vor und bekamen von mir einen Umschlag. In dem Umschlag war ein kleines Quiz für die Beifahrerinnen und Beifahrer. Schließlich wollte ich, dass an diesem Tag nicht groß am Handy gedaddelt, sondern die Landschaft genossen wird. Das hat aber wohl ganz gut geklappt. Als alle da waren, stellte ich dann noch einmal alle Teilnehmer vor und brachte ein oder zwei freche Sprüche, die natürlich nie ganz ernst gemeint waren. Und dann ging es auch schon los! Zumindest ein paar hundert Meter. Dann standen wir am Bahnübergang in Friedrichstadt. Und standen und standen. Irgendwo – so habe ich gehört – soll ein alter Automatik-Wagen versucht haben, neben unserer Schlange Driftübungen zu machen. Keine Ahnung, was an dem Gerücht dran ist. Ich habe vorne davon nichts mitbekommen.

Kurve kratzen

Vielleicht sollte ich Leonie und Maxi mal fragen, die im Porsche 924 namens „Pommes“ auf der ersten Etappe hinter mir her fuhren. Vielleicht haben die beiden ja etwas gesehen. Was auf jeden Fall fast alle gesehen haben, waren David und seine Familie, die am Straßenrand standen und uns gewunken und gefilmt haben. Kurz danach gab es aber eine Show, die tatsächlich nur Leonie und Maxi gesehen haben. Ich hätte mich nämlich fast auf meiner eigenen Strecke verfahren und habe nur unter viel Reifen-Gequietsche eine Kurve bekommen. Ähm. Ja. Reden wir nicht weiter drüber. Vielleicht war ich gedanklich schon bei der ersten Zwischenetappe. Wir würden das Museum besuchen, das ich eher durch Zufall gefunden hatte. Das Zapfsäulenmuseum von Herrn Threde. 150 Zapfsäulen sollten hier auf uns warten.

Und das taten sie auch!

Mit Elsa fand ich schnell einen Platz in der ersten Reihe und konnte sehen, wie sich unter anderem Tom mit seinem grünen Bulli, Torsten und Phil in ihrem Opel Kadett C und schlussendlich Jürgen in seinem Fiat Marea Weekend auf den Hof des Zapfsäulenmuseums bewegten. Einzig der Volvo 145 Express und die wunderschöne Volvo Amazon von Daniel (der übrigens auch das Bild da oben gemacht hat) sowie meine Eltern in Henkelmännchen fanden auf dem Hof keinen Platz mehr. Aber das machte gar nichts, denn spätestens der erste Blick durchs erste Tor des Museums entschädigte für alles. Herr Threde hat in seinem aktiven Berufsleben Tankstellen aufgebaut und gewartet. Und die alten Zapfsäulen, die ansonsten auf dem Schrott gelandet wären, behielt er einfach. Zum Glück. Denn inzwischen hat er die meisten Zapfsäulen restauriert (alle wären funktionsfähig!) und sich ein wirklich tolles Museum aufgebaut. Dass er noch einige Oldtimer besitzt, die er auch alle restauriert hat, brauche ich wohl gar nicht erzählen, oder?

Im Museum ging dann das Ratespiel los. Je nach Spritpreis-Angabe wurde geschätzt, aus welchem Jahr die Zapfsäule wohl stammte. Und es gab ein großes „Boah, das kenne ich noch aus meiner Kindheit“ und „Schau mal, die Öldosen da!“, das durch die Räume hallte. Alle schienen sichtlich Spaß zu haben und einige hätten sich wohl auch leicht die Kofferräume vollladen können. Hier muss ich auch noch einmal ein Lob an alle aussprechen, die mitgemacht haben. Obwohl es ja eigentlich gerade keine Maskenpflicht gibt, haben sich alle an meine Bitte gehalten, in den Innenräumen eine Maske zu tragen. Wirklich groß von euch, das muss ich echt sagen. Irgendwann zogen wir dann auch Olaf, der am liebsten alles mitgenommen hätte, aus dem Museum und setzten ihn zurück in seinen Passat. Wir sagen Herrn Threde nochmals vielen Dank und machten uns wieder auf den Weg.

Apropos Ratespiele.

Auf der Strecke (Sorry, liebe Andrea. Das Bild habe ich mir von dir gemopst) gab es für die Beifahrerinnen und Beifahrer wieder einige Antworten vom Quiz zu entdecken. Das einzige, was viele nicht entdeckten, war wohl der Güterwaggon, der in der Nähe vom Bahnhof Schwesing steht. Zu flott rauschten alle dadurch und meinten anschließend, wir wären gar nicht durch den Ort gekommen. Sind wir aber doch, ätsch! Für mich war es doch recht unglaublich, dass ich im Spiegel nur alte Autos gesehen habe. Wir sind dabei nicht im Konvoi gefahren, zwischendurch waren hier und da also auch ein paar moderne Autos dazwischen. Aber trotzdem wirkte es für mich wie eine Reise in die Vergangenheit, die ich nicht einmal kennengelernt habe. Das müssen auch die Leute in Husum gedacht haben, als wir versuchten, einen Stau zu kreuzen. Aber zumindest waren die Reaktionen überall nett.

Irgendwann bog ich dann auf einen Grasparkplatz an der Nordseeküste ab, so ganz direkt hinterm Deich. Ich glaube, es sind ungefähr drei Minuten vom Einparken bis zum größten Picknick Norddeutschlands vergangen – den Moment hat Dawid so cool eingefangen. Dawid und Nina haben auch unfassbar leckere Snacks in ihrem Volvo 244 „Emma“ dabei gehabt. Und auch Jessica und Kathi hatten in „Max“, Jessis schickem 500 SL, einige österreichische Snacks dabei gehabt, die man eben mag. Überall gab es Kuchen und Knabberkram, aber auch herzhafte Sachen. Und Matthias hatte hinten in seinem Leichenwagen noch für alle kühle Getränke bereit gestellt. Was für ein Aufwand! Auch nochmal hier, vielen, vielen Dank an alle! So wurde Watt’n Törn tatsächlich fast zur Kaffeefahrt.

Coole Truppe!

Wirklich eine coole Truppe. Die anderen Autos wurden nur bewundert, keiner stellte sich irgendwie über den anderen. So konnte man bei einer Pause entdecken, wie Lukas auf der einen Seiten präsentierte, wie man den Fahrersitz leicht zum Campingstuhl umbauen kann, während Daniel auf der anderen Seite den V8-Motor seines SEC zeigte. Kein Neid, keine Missgunst – so muss es sein. Und das spiegelte sich auch bei den Passanten wieder. Ich habe es nicht so mitbekommen, aber von allen gehört, dass die Reaktionen durch die Bank weg positiv waren. Nur Jürgens Fiat Marea wurde wohl von vielen nicht so als Klassiker angesehen, obwohl es garantiert mit Abstand das seltenste Auto im Starterfeld gewesen sein dürfte. Besonders als Fünfzylinder. Aber darüber sprechen wir nochmal.

Auf der letzten Etappe merkte ich, wie die Teilnehmerzahl immer weniger wurde. Irgendwann bekam ich dann auch ein Update warum: Es gab ein kleines Malheur mit losen Radschrauben, das zum Glück ohne große Katastrophe entdeckt und behoben wurde. Zum Glück! Ein großes Dankeschön dann noch einmal an Karsten in seinem gelben Käfer, der die Havaristen und Helfer ans Ziel lotste und Tom, der den Rest, der zwischendurch noch einmal verlorenging, ebenfalls sicher ans Ziel brachte. Das Ziel war der Imbiss „Deichkate“ in Wesselburenerkoog, die sich recht spontan bereiterklärten, fast 50 Leute aufzunehmen. Und das war auch bitternötig. Besonders Sandmann und Alex schienen Hunger zu haben und parkten fast direkt vor dem Tresen. Ich hatte noch ein Autofahrerbonbon am Gaumen kleben, die Gerlind und Heiko wieder besorgt haben, als Lars und Ralph mit noch ihren Quizbogen in die Hand drückten. Die beiden sind übrigens auch die Quiz-Gewinner geworden, mit unfassbaren 45 und 48 Punkten.

Dankeschön!

Ich hoffe, dass der Tag für alle schön war. Zumindest Martin und Matthias haben sich als Andenken noch einen ziemlichen Sonnenbrand mitgenommen, aber so ein Alfa Spider ist ja auch ein heißes Auto. Von Niels und Kira bekam ich noch ein Glas unfassbar leckeren Honig geschenkt, vielen Dank noch einmal! In der Deichkate wurden allerlei Speisen und Getränke verzehrt und viele Benzingespräche geführt. Ich war einfach nur froh, dass alles so reibungslos abgelaufen ist. Wer mich kennt, der weiß, dass das in der Regel nicht der Fall ist. Aber hey – bei der Truppe wohl kein Wunder. Vielen, lieben Dank noch einmal für euch alle. Deshalb bringt mir das Hobby auch so viel Spaß, weil man einfach coole Leute kennenlernt. Und wisst ihr was? Die Strecke für nächstes Jahr ist schon in Planung.

Ich freue mich schon!


Achja: Olaf hat auch einen kleinen Bericht über Watt’n Törn geschrieben. Schaut mal: KLICK!

Vielen lieben Dank noch einmal an Herrn Threde vom Zapfsäulenmuseum und an das Amt Nordfriesland für die Hilfe bei der Umsetzung der Route.

Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.

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6 Responses

  1. Ralph sagt:

    Schön dokumentiert! Obwohl wir an Deiner herrlichen Ausfahrt nun schon das Dritte Mal dabei sein durften, und jede unvergessen geblieben ist, werde ich immer mal wieder diesen Bericht aufrufen, die Hirnzellen anregen und diese fabelhafte Tour nochmals in Erinnerung rufen! Danke für die gute Orga und die schöne Strecke! So, und jetzt her mit dem Pokal 🏆 fürs Beifahrer-Quiz! Watt‘n Spaß!

    • Watt'n Schrauber sagt:

      Ach, das ist ja lieb, Ralph! Hat mich auch sehr gefreut, dass ihr dabei gewesen seid. Aktuell plane ich an der Ausgabe 2023 – und die ersten Quiz-Fragen sind auch schon notiert 😉
      Schöne Grüße
      Lars

  2. Jürgen sagt:

    Hallo Lars,

    der sehr gut geschriebene Bericht lässt sich kurzweilig lesen. Der Watt’n Törn 4.0 war wirklich einsame Spitze. Man erlebt das beim Lesen alles nocheinmal.

    Meine Mutter, die ich einfach mitschleppte, war zuerst unsicher, ob diese Veranstaltung etwas für sie wäre. Aber sie hat sich in der ganzen Gruppe total wohl gefühlt – wie ich auch. Ihr seid wirklich eine tolle Truppe, vielen Dank!

    Dass der Audi (gehört der auch dazu…?)* von Hans-Günther und Wera und mein Fiat (….also der SICHER nicht!)* nicht als so alt empfunden wurden, liegt mit Sicherheit an den runden Formen und den großen Kunststoffstoßfängern. Ich war ja selbst irritiert, dass auf dem glänzenden Audi 80 stolz das H-Kennzeichen prangte. Für mich ist das Auto, das 1986 auf den Markt kam, ja auch noch top aktuell…
    *(O-Ton eines Zusehers)

    Vielen Dank auch Dir, mein lieber Lars, dass ich beim Watt’n Törn dabei sein durfte. Das wird mit Sicherheit nicht mein letzter gewesen sein!

    Viele Grüße
    Jürgen

    • Watt'n Schrauber sagt:

      Hey Jürgen,
      vielen, lieben Dank für deinen netten Kommentar!
      Freut mich sehr, dass es deiner Mutter und dir gefallen hat. Ich bin mal gespannt, mit welchem Auto du dann im nächsten Jahr ankommen wirst. Vielleicht zieht ja doch noch etwas mit Chromstoßstangen bei dir ein. Ich bin sehr gespannt!
      Schöne Grüße
      Lars

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