Knut sucht ein neues Zuhause

Ich bin alles, aber kein Autohändler. Trotzdem möchte ich euch heute eines vorstellen. Gestatten? Das ist Knut. Und Knut sucht aktuell ein neues, liebevolles Zuhause.

Der Traum vom Buckelvolvo

Es ist ungefähr viereinhalb Jahre her, dass ich nach Hilfe bei der Suche nach einem Buckelvolvo gefragt wurde. Es war eine interessante Suche – gute, teure Autos, aber auch teure schrottige Autos haben wir angeguckt, bis uns Knut über den Weg lief. Knut ist ein maroonroter PV 444 aus dem Jahre 1955, der an einigen Stellen schon modernisiert wurde, aber unfassbar viel Charme hat. Und das Traumauto seines jetzigen Besitzers. Ich freute mich für Knut und sein Herrchen und bot auch bei zukünftigen Reparaturaktionen meine Hilfe an. „Knut“ wurde mein Patenbuckel und mit seinem Besitzer freundete ich mich an. Eine schöne Geschichte, die nur dieses alte Auto schreiben konnte.

Doch in viereinhalb Jahren kann viel passieren. Nur Knut hat nicht sonderlich viel erlebt. Sein Besitzer hatte durch verschiedenste Umstände leider nicht so viel Zeit für den roten Flitzer. Er wurde zwar regelmäßig bewegt, bekam einige neue Ersatzteile und regelmäßigen Service, doch leider kann sein Herrchen Knut nicht so oft Gassi führen, wie er es sich ursprünglich gedacht hatte. Und weil Knut mit seinen 68 Jahren ein Volvo im besten Alter ist und er noch einiges von der Welt sehen möchte, soll er nun ein neues Zuhause finden. Ein Zuhause, das ihn hegt und pflegt und ihn genauso liebhabt, wie es sein jetziger Besitzer tut. Ich würde Elsa ja gerne noch einen roten Bruder hinstellen, aber leider bin ich dazu finanziell nicht in der Lage. Aber vielleicht fühlt ihr euch angesprochen von den treuen Augen eines Buckelvolvos? Ich gebe euch mal ein paar Daten.

Let’s talk about Knut

Knut ist – wie bereits geschrieben – ein VOLVO PV 444H aus dem Jahr 1955. Auf dem Kilometerzähler stehen 30600 Kilometer – wie oft der Kilometerzähler dabei schon rum ist, kann man leider nicht mehr nachvollziehen. Aber Knut ist auch nicht mehr ganz original, denn unter der Haube arbeitet nicht mehr der originale B4B oder B14-Motor, die im Modelljahr 1955 verbaut wurde, es arbeitet ein modernerer B18-Motor unter der Haube. Im gleichen Zug wurden noch weitere Dinge an dem roten Buckelvolvo umgebaut. Während die Elektrik original noch auf 6 Volt läuft, wurde Knut auf 12 Volt umgerüstet – deutlich sichtbarer und sicherer im heutigen Straßenverkehr. Ebenso nicht mehr original ist die Frontmaske, die von einem PV544 mit B18-Motor stammt, und die Motorhaube – aber das fällt niemandem auf. Wenn die Haube nicht auf ist, sehen sie nämlich komplett gleich aus.

Ebenso wurden die Vorderachse und die Hinterachse von einem PV544 eingebaut. Auch das Getriebe ist nicht mehr das originale 3-Gang-Getriebe mit unsynchronisiertem, ersten Gang, wie es in Elsa werkelt, sondern ein 4-Gang-Getriebe, ebenfalls aus einem PV544. Diese Modernisierung machen Knut deutlich alltagstauglicher, als er es original war. Zudem ist der B18-Motor durch seine fünffachgelagerte Kurbelwelle deutlich robuster – und für seine Unzerstörbarkeit praktisch berühmt. 68 PS leistet der Redblock und lässt Knut damit nicht gerade sonderlich langsam wirken. Der Motor läuft ruhig, springt immer an und verbraucht für einen alten Volvo-Motor auch nicht sonderlich viel Öl. Ab und zu verliert er mal einen Tropfen – aber es ist halt ein altes Auto. Wenn er erst einmal wieder viel gefahren wurde, dürften die Dichtungen auch wieder besser abdichten. Der Motor hat regelmäßig neues Öl bekommen, vor zwei Jahren wurden zudem Getriebeöl und Hinterachsöl gewechselt. Und regelmäßig abgeschmiert wurde er auch. Das muss man bei den alten Herrschaften noch.

Willkommen zuhause!

Auch wenn das ein Werbespruch von Mercedes war, passt er auch zu Knut. Der alte Schwede wirkt von innen nämlich recht einladend. Die Vordersitze von Knut sind nicht mehr original. Ich weiß nicht genau, aus welchem Modell sie sind, aber sie haben schon festverbaute Kopfstützen – ein großes Plus an Sicherheit. Bezogen sind sie mit schwarz-roten Schonbezügen, ich glaube, die Sitze darunter sind eigentlich blau. Wie gut die noch sind, kann ich euch nicht sagen – da weiß der Besitzer sicherlich mehr. Die Türverkleidungen wurden wohl mal von einem der Vorbesitzer mit rotem Kunstleder bezogen. An einigen Stellen löst sich hier wohl der Kleber, die benötigen etwas Nacharbeit. Und das (originale) Bakelitlenkrad ist an einigen Stellen gerissen. Aber das passt zum Charme von Knut. Kleiner Mangel: Das Lenkrad ist ein bisschen im Weg, wenn man den Rückwärtsgang einlegen möchte. Aber den Trick hat man schnell raus.

Auch von außen hat Knut eine gewisse Patina angesetzt. Man merkt, dass der Wagen vor einigen Jahren wohl einmal nicht perfekt restauriert wurde. An einigen Stellen reißt der Spachtel, der maroonrote Lack hat an einigen Stellen Orangenhaut und die Dichtungen wurden mal großzügig mit Dichtmasse eingesetzt. Doch für Sammler ist Knut sowieso eher nichts – Knut ist ein treues, ehrliches und charmantes Auto, das gefahren werden möchte. Denn versteht mich nicht falsch: Knut sieht echt gut aus! Und das nicht nur vor gleichfarbigen Schwedenhäuschen. Die Kotflügel an dem Auto mit dem Rundrücken sind aus GFK, werden also nicht für Ärger mit Rost sorgen. Apropos Rost: Bis auf ein paar kleine Bläschen an der Heckklappe ist Knut wirklich gut. Der Unterboden und alle Schwachstellen vom PV444 sind sehr solide. Bei seinem jetzigen Besitzer wurde Knut nur bei gutem Wetter bewegt – und beim vorherigen auch. Und wenn es sein neuer Besitzer auch tut, dann wird er bestimmt einhundert Jahre alt werden. Oder vielleicht noch älter – so lange ist es ja nicht mehr hin.

Knut tut gut

Im September, kurz vor seinem Winterschlaf, bekam Knut noch eine frische HU ganz ohne Mängel – technisch ist er also fit. Aber natürlich gibt es bei einem Auto, was inzwischen das Rentenalter sogar überschritten hat, ein paar kleine Baustellen. Wenn man kosmetische Sachen außen vorlässt, dann müsste man sich mal die sehr eifrigen Kurbelfenster vorne anschauen, die sich manchmal selbst etwas runterrütteln. Und die Dichtungen rund um die Dreieckfenster vorne bräuchten ein wenig Aufmerksamkeit. Der Rest? Das sind eher Kleinigkeiten. Wenn Knut uns nicht etwas verschweigt – denn bei einem fast 70 Jahre alten Auto kann natürlich immer etwas sein. Wobei ich schon glaube, dass Knut eine echt treue Seele ist. Er möchte halt nur geliebt werden – und wer will das nicht? Und damit ihr euch ein besseres Bild von Knut machen könnt, habe ich hier ein paar Bilder für euch:

Und nun Butter bei die Fische: Knut ist ein ehrlicher Buckelvolvo. Kein originales Museumsstück, sondern ein Auto, das gefahren werden möchte. Der Lack hat seine Schwachstellen, passt aber zum Charme des roten Renners. Er ist ein treuer und ehrlicher Dailydriver für die Sommermonate. Er springt immer sofort an, ist bisher noch nie übergekocht und hat seine Insassen immer hingebracht. Und ein Hingucker ist er auch. Die Karosseriesubstanz sehe ich als gut – und in den letzten Jahren ist immer viel in die Technik investiert worden. Hab ich euer Interesse geweckt?

Als Preis hat sich der Besitzer faire 8200 Euro vorgestellt – ein wenig Verhandlungsraum ist da aber noch, eine Garantie oder Gewährleistung gibt es aber natürlich nicht. Auch von mir nicht. Den Preis für einen soliden Buckelvolvo finde ich sehr fair. Standort des Volvos ist Neumünster, aufgrund eines Saison-Kennzeichens ist er erst wieder ab April auf der Straße. Angeguckt werden kann er aber trotzdem. Falls ihr Interesse habt, schreibt mir bitte eine Mail an lars [at] wattnschrauber.de  Ich leite euch dann weiter. Wenn ihr Fragen zum Buckelvolvo an sich habt, könnt ihr mich auch gerne kontaktieren – ich stehe euch gerne zur Seite. Es würde mich freuen, wenn Elsas Bruder in ein tolles, neues Zuhause kommt. Und Knuts Besitzer auch, dem der Abschied nicht leicht fällt. Aber vielleicht findet er es ja bei einem von euch, damit ich keine Bank überfallen muss.

Mach’s gut, Knut!

Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.

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