Um den Finger gewickelt
Heute möchte ich mit euch über Missgeschicke und über Arbeitssicherheit philosphieren. Und über Elsa werde ich im gleichen Atemzug reden. Ich war ein bisschen tollpatschig…
Heute schreibe ich ausnahmsweise nicht.
Aber trotzdem werde ich euch diese Geschichte erzählen. Hört sich unlogisch an? Ist es auch. Aber aus einem Grund, den ich euch später erkären werde, kann ich gerade nicht selbst auf der Tastatur hacken. Das übernimmt in dieser Sekunde gerade meine liebste Oldtimer-Fahrerin, der ich die Geschichte diktiere. Umständlich, ich weiß. Aber wenn ich nichts tun kann, werde ich schnell unruhig. Außerdem fanden wir beide die Idee zu dieser Geschichte gerade cool und wollen sie euch erzählen. Worum es heute gehen soll? Ich möchte mit euch ein bisschen über Verletzungen und Nachlässigkeit sprechen. Beim Schrauben, versteht sich. Auch wenn man sich bestimmt mit einem Mixer beim Kuchenbacken verletzen kann, kenne ich mich ja eigentlich nur mit der Schrauberei aus. Und leider auch mit Verletzungen dabei…
Ich frage jetzt mal nicht, ob ihr euch schon einmal beim Schrauben verletzt habt. Selbst, wenn ihr noch nie einen Schraubenschlüssel in der Hand hattet, werdet ihr euch zumindest beim Birnenwechsel geschnitten oder geklemmt haben – schließlich sind die meisten Autos da inzwischen echt deutlich fummeliger, als es sein müsste. Und selbst wenn ihr euch beim Leuchtmitteltausch geschnitten habt und ihr noch dachtet: „Nächstes Mal ziehe ich Handschuhe an!“, dann werdet ihr euch beim nächsten Lampenwechsel bestimmt wieder geschnitten haben. Weil ihr vielleicht nicht mehr an die Handschuhe gedacht habt. Oder weil ihr zu faul wart, eure Handschuhe zu suchen. Oder ihr habt ein neues Auto gekauft, das sogar noch enger war als euer altes. Wie dem auch sei. Was ich eigentlich sagen wollte: Normalerweise lernt man aus Fehlern. Aber nicht zwingend beim Schrauben.
Oder etwa doch?
Nagut, dass war jetzt vielleicht ein bisschen spitz formuliert. Natürlich lernt man aus Fehlern – auch was Verletzungen beim Schrauben angeht. Wenn man sich wehtut, passt man das nächste Mal besser auf. Und eigentlich ist es vielleicht auch gar nicht so schlecht, sich ab und zu wehzutun. Keine Sorge – ich will nun keine Werbung für irgendwelche Pflaster machen. Und auch nicht behaupten, dass ich mich extra andauernd beim Schrauben verletzte. Ich meine viel eher die Nachlässigkeit, die man bei Schraubern manchmal beobachten kann. Da hängt dann schon mal die Kippe im Mund, während am Vergaser gewerkelt wird. Oder beim Flexen werden die Augen eher zugekniffen, anstatt eine Schutzbrille oder ein Gesichtschild aufzusetzen. Nicht wahr? Wahrscheinlich fallen euch noch mehr Situationen ein und fühlt euch gerade ein wenig ertappt. Zumindest hoffe ich, dass ihr euch ein bisschen ertappt fühlt. Manchmal ist es nämlich ganz gut, der Gefahr auch mal in die Augen zu schauen. Und nicht nur den Flex-Funken.
Ich habe schon so einige Unfälle beim Schrauben hinter mir – und die meisten davon könnt ihr hier sogar nachlesen. Einmal rutschte ich beim Schrauben unterm Unterboden bei Elsa mit dem Schraubenzieher ab und stoch ihn mir in den Hals – zum Glück nur ganz eben in die Haut. Ein anderes Mal bekam ich einen Fetzen Unterbodenschutz nicht mehr unter dem Augenlid heraus und ein Augenarzt musste mir helfen. Achja – ganz besonders schmerzhaft war auch mein „Schweiß-Fuß„. Nicht, dass ich Stinke-Füße hätte, mir war einfach die große Gasbuddel auf den großen Zeh gefallen. Ich bin bis heute erstaunt, dass ihn mir dabei nicht gebrochen habe. Man, was tat das weh! Von geklemmten Fingern, halb angerissenen Fingernägeln beim Zündkabelwechsel oder anderen kleinen Missgeschicken fange ich lieber gar nicht erst an. Dann säßen wir hier morgen wohl noch. Zumindest den gebrochenen Federspanner will ich noch erwähnen, der mich fast einen Daumen gekostet hätte. Der Hersteller hat sich damals zum Glück nicht Lumpen lassen.
Learning by burning
Ich glaube, das ist eigentlich der Titel eines Liedes. Ich bin mir nicht mehr sicher, von wem das ist und zum Googeln ist uns das gerade zu viel Aufwand. Auf jeden Fall geht es in dem Lied darum, dass wohl nicht jeder aus Fehlern lernt. Als ich einem KFZ-Mechaniker einer Werkstatt von dem Federspanner-Unfall damals erzählte, erzählte er mir, dass er Metallpartikel vom Flexen ins Auge bekam und es sich entzündete. Fast hätte es ihn wohl das Augenlicht gekostet. Als ich aber meinte: „Na, dann wirst du nun wohl immer eine Schutzbrille aufsetzen“, schmunzelte er nur und meinte: „Müsste ich wohl“. Keine Ahnung, warum er es nicht tat. Aber wenn ich schon mal so knapp davor gewesen wäre, nicht mehr gucken zu können, würde ich mich wohl erst recht alles tun, damit es nicht noch einmal vorkommt. Aber irgendwie ist es in der Schrauberszene wohl doch recht verbreitet, aus Coolness oder aus Faulheit auf Schutzkleidung zu verzichten. Oder auf Spezialwerkzeug, zum Beispiel bei Federspannern. Einige Menschen hantieren auch einfach so mit Airbags – und wissen in beiden Fällen gar nicht, dass es für sie tödlich ausgehen könnte. Falls ihr also gerade das Schrauben lernt und euch durch vermeintlich coole Schrauber, die bei Facebook oder Instagram ganz lässig ohne Schutzkleidung und ohne Spezialwerkzeug eine Feder wechselt – lasst euch nicht inspirieren. Auch nicht von mir. Ich lerne durch meine Fehler – da braucht ihr die gleichen Fehler nicht auch noch einmal machen. Ich weiß, dass ich es hier immer recht lustig verpacke – aber es ist eigentlich echt ein ernstes Thema. Auch wenn ein Flexschutz-Schild vielleicht nicht cool aussieht, wird es euch euer Gesicht danken, wenn die zerborstene Trennscheibe in dem Schutzschild und nicht in eurem Auge sitzt oder euch die Nase abgetrennt hat. Und falls ihr nicht wisst, wie man einen Federspanner anlegt, dann lasst es lieber eine Werkstatt machen. Zehn Finger zu haben hilft beim Schrauben ungemein – einer weniger wäre da doof. Und eine Feder mit mehreren Tonnen Federkraft wollt ihr auch nicht ins Gesicht oder in die Brust bekommen. In den meisten Fällen kann man sich dann nämlich die Radieschen von unten ansehen.
Missgeschick
Jetzt wollt ihr sicherlich wissen, warum ich die Geschichte von meiner liebsten Oldtimer-Pilotin habe tippen lassen, oder? Es war kein Schrauberunfall, sondern eher ein dummes Missgeschick. Eigentlich wollten wir nur kurz ein Eis essen gehen, als ich mit Schwung Elsas Tür zumachte – und den rechten Zeigefinger in der Tür ließ. Anstatt die Tür zu öffnen, zog ich ihn einfach raus und sah sofort, dass er ganz blau wurde. Aber da ich nicht sonderlich schlau bin – und es nur im ersten Moment weh tat, machten wir danach noch eine kleine Tour. Erst am nächsten Tag erfuhr ich, dass ich mir die Fingerspitze gebrochen hatte. Diesen letzten Absatz habe ich aber selbst schon wieder getippt, denn inzwischen ist es schon ein paar Wochen her. Bis auf einen blauen Fingernagel ist nichts zurückgeblieben und war nach drei Wochen auch fix wieder verheilt. Ich hatte echt viel Glück, denn nur ein paar Millimeter tiefer wäre die Fingerspitze eventuell sogar abgewesen. Und dann hätte ich nun wohl immer noch nicht so gut tippen können.
Ihr seht: Unfälle lauern immer und überall. Beim Eisessen, aber noch viel mehr beim Schrauben. Und ich möchte, dass euch nichts passiert, also nehmt ruhig mal etwas Geld in die Hand und investiert in eine gute Schutzausrüsten. Es lohnt sich, wirklich. Und selbst, wenn ihr Schutzkleidung habt, tut mir einen Gefallen:
Passt auf euch auf!
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