LowBudgetBenz – Teil 12: Noch’n Loch

Nach Monaten Ruhe wird es endlich wieder Zeit, dass ich euch etwas von Hein berichte. Ja, ich habe den alten 124er noch. Und ja, er ist auch immer noch eine große Baustelle.

Lang ist es her.

Ein halbes Jahr, um genau zu sein. Vor sechs Monaten habe ich euch das letzte Mal von meinem alten Mercedes Hein erzählt. Alleine diese „sechs Monate“ sorgen gerade für etwas Ohrenpfeifen bei mir. Ich hätte am Anfang des Projekts nicht mal gedacht, dass das ganze Projekt so lange dauern wird. Aber wie es halt so ist: Man muss arbeiten, man braucht Teile, andere Projekte wie Motorschäden kommen dazwischen, man will Oldtimertreffen anfahren – und manchmal hat man auch einfach keine Lust. Und um ehrlich zu sein? Das war auch bei mir und Hein ein bisschen der Fall. Die Geschichte, die ich euch heute erzählen möchte, stammt tatsächlich noch aus dem November. Okay, dass ich sie jetzt erst erzähle, hat auch andere Gründe. Aber das ist ja eigentlich auch alles komplett egal. Schließlich seid ihr wohl hier, um zu sehen, wie ich das Schwellerende von Hein repariert habe. Da konnte ich fast eine Faust reinstecken…

Tatsächlich war das aber nicht immer so. Dieses Bild ist im Mai 2021 entstanden. Beim Zerlegen meines Daimlers zog ich dieses Stück Blech heraus. Okay – es ist nicht nur ein Stück Blech, das seht ihr auf dem Bild hier links. Das war eine alte Reparatur, die einfach nur mit Dichtmasse durchgeführt wurde. Auch sehr kreativ, besonders an einem tragenden Teil wie einem Schweller. Wie dem auch sei – das Schwellerende war morsch. Achja – ich habe noch gar nicht gesagt, wo das Loch überhaupt ist. Es ist praktisch in dem Kniestück unter der hinteren, rechten Beifahrertür, also der Übergang zwischen Radhaus und Schweller. Zumindest konnte ich so mal einen Blick in den Schweller werfen – und bis auf die hintere, rechte Wagenheberaufnahme sieht er tatsächlich noch ziemlich gut aus. Abgesehen von dem riesigen Loch, durch das ich reinschauen konnte.

Eins nach dem anderen

So sah das Loch aus, als ich es entdeckte. Und ich wusste: So schnell ist das nicht repariert. Denn um das Loch überhaupt richtig freizulegen, musste erst einmal die Hinterachse aus dem Weg – was ich im neunten Teil der „LowBudgetBenz„-Reihe auch gemacht habe. Nachdem ich die Hinterachse rausgenommen hatte, sah ich, dass die hintere, rechte Achsaufnahme auch kaputt war, also musste die auch noch erneuert werden. Und ein Stück Blech, an dem die Achsaufnahme hing. Das findet ihr alles in Teil 11. Um das alles aber richtig einschweißen zu können, musste ich in Teil 10 erst einmal die Hinterachse zerlegen, sandstrahlen lassen und neu verbuchsen. Und erst dann konnte ich alles einschweißen, was die Aufnahme anging. Und genau an diesem Punkt fand ich mich im November wieder, als ich mich um dieses Schwellerende kümmern wollte.

Die Geschichte ist ja ähnlich kompliziert wie die Karosseriestruktur eines W124. Ich hoffe, ihr habt es aber verstanden. Falls nicht, meldet euch einfach. Ich nehme euch dran und wir klären bis zur Klausur alle wichtigen Fragen. Ähm… oder so. Egal. Auf jeden Fall fand ich ziemlich viel Rost – die Dichtmasse hatte als guter Rostdünger gewirkt. Und vielleicht auch die alte Reparatur, die da am Schwellerende einfach festgepunktet und dichtgeschmiert wurde. Aber hey – zumindest war es 2018 noch so stabil, dass ich damals ohne Mängel eine neue TÜV-Plakette bekommen habe. Wobei natürlich auch die Plastikschweller drübersitzen und man das nicht richtig sehen konnte. Auf jeden Fall gab es viel Gammel, den ich rausschneiden musste. Richtig viel. Aber das kenne ich ja inzwischen.

Bastelstunde mit Lars

Doch bevor ich den ganzen Rott rausgeschnitten habe, wollte ich mir erst einmal ein neues Blech anfertigen. Und das war gar nicht so leicht, denn viel Referenzpunkte hatte ich ja gar nicht mehr. Nur für eine (bestimmt unpopuläre) Art der Reparatur habe ich mich entschieden. Anstatt den Schweller wie im Original aus zwei Blechen zu formen und sie überlappend zu verschweißen, habe ich mich dazu entschieden, das Loch mit einem Blech zu schließen. Es wird halten, stabil sein und da Hein sowieso nie wieder ein Museumsstück wird, sondern ich durchaus plane, ihn auch zu benutzen, kann ich auch auf den Originalitätsfaktor gut verzichten. Mit einer Pappschabole machte ich mir eine ungefähre Form, die ich dann auf ein Stück Blech übertragen habe.

Und so sah das ganze dann aus. All die kleinen Zipfel habe ich nur gemacht, um Stabilität ins Blech zu bekommen – schließlich musste ich es ja noch ein wenig biegen. Außerdem fehlte bei meinem Blech komplett so eine Art Lippe, mit der der Schweller abschließt und auf den das Blech vom Radhaus gepunktet ist. Und diese Zipfel waren eine Hilfe für mich. Falls ihr noch nie ein Schweißgerät in der Hand hattet, aber schon immer davon geträumt habt, ein bisschen Karosseriebau zu machen, würde ich euch empfehlen, nicht sofort ein ganzes Auto zu kaufen. Fangt erst einmal klein an, besorgt euch einen rostigen Kotflügel oder eine rostige Tür und restauriert und übt daran. Da könnt ihr auch das Blechformen üben und schauen, ob das was für euch ist. Warum ich euch das sage? Es dauert echt lange…

Auf diesem Bild erkennt man schon eher, wo die Stelle ist und was ich da eigentlich baue. Tatsächlich merkte ich aber, dass das Blech doch nicht so ganz passte und ich eine Stelle etwas strecken musste. Zum Glück habe ich Blech mit Tiefzieheigenschaften genutzt – das kann relativ leicht gestreckt werden. Und das habe ich auch gemacht. Hier links seht ihr, wie das Blech auf einem Karosseriebau-„Amboss“ liegt. Ein echt hartes Ding. Und ihr könnt einen kleinen Strich auf dem Blech erkennen. Da ich an dem „Zipfelende“ etwas mehr Material brauchte, habe ich von dem Ende ohne Zipfel mit leichten Hammerschlägen angefangen, die – je näher ich an die Zipfel kam – immer stärker wurden. So habe ich das Blech kaltverformt und gestreckt. Funktionierte tatsächlich einfach, gut und schnell.

Schnipp, schnapp – Rost ab!

Sieht ein bisschen aus wie ein Gesicht, oder? Diese alte Rostreparatur musste weichen, um das neue Blech richtig befestigen zu können. Und ich weiß echt nicht, wie oft an der Stelle schon gebraten wurde. Aber schaut mal selbst…

…das sind schon echt ein paar Schichten Blech. All den rausgeschnittenen Rost und alle Teile von Hein, die ich ersetze, hebe ich übrigens auf. Ich will am Ende mal wissen, wie viel Rost ich aus dem alten Kahn herausgeschnitten habe und wie viele Teile von mir ersetzt wurden. Vielleicht sollte ich ein Wettbüro aufmachen… Aber egal. Ich schweife ab. Und Rost haben wir jetzt auch genug gesehen. Machen wir mal mit hübschen Blechen weiter.

In das „fertige“ Reparaturblech arbeitete ich drei Langlöcher und bohrte in die rostigen Reste des Schwellers drei normale Löcher. Warum? Ich hatte im Internet einen Karosseriebau-Trick gesehen, den ich einmal ausprobieren wollte. Mit dieser Methode soll man genau die richtige Schnittkante bekommen, die man braucht, um das Blech auf Stoß einzuschweißen. Man schneidet praktisch um das befestigte Blech herum. Zumindest ist das wohl der Plan hinter der Methode – und war eigentlich auch mein Plan. Aber um ehrlich zu sein, war ich mir dann doch etwas unsicher, ob ich das so hinkriegen würde. Aber auf eine andere Idee bin ich in dem Zuge gekommen.

Wir bringen Farbe ins Spiel!

Um die Schnittkante anzuzeichnen, wie ich sie brauche, habe ich einfach kurzer Hand zu einer schwarzen Spraydose gegriffen und alles schwarz angesprüht. So – das war zumindest meine Idee – würde ich eine viel genauere Schnittkante angezeigt bekommen, als ich es mit einem Filzstift würde. Dieses Bild habe ich übrigens auch auf die Facebook-Seite von Watt’n Schrauber gepostet und gemeint, dass die Schweller-Reparatur abgeschlossen sei. Ein paar böse Kommentare kamen tatsächlich, die aber alle recht schnell wieder gelöscht wurden, als gemerkt wurde, dass ich das natürlich nicht ernst meinte. Niemals würde ich Blechschrauben dafür nehmen. Sondern Poppnieten!

Die Idee mit der Farbe funktionierte auf jeden Fall. Dieser dünne Streifen da in der Mitte ist übrigens der Innenschweller. An den musste das Reparaturblech mittels zweier Schweißpunkte auch wieder befestigt werden. Aber bevor das losging, musste erst einmal der alte Gammel raus.  Also bewaffnete ich mich mit meiner alten Flex, nachdem mein neuer, akkubetriebener Winkelschleifer mich irgendwie gar nicht überzeugt hatte, und legte los. Ehrlich gesagt – so langsam sind mir die Karosseriearbeiten auch genug. Vielleicht auch, weil ich beim Arbeiten an dieser Baustelle gleich die nächste Baustelle gefunden habe: Die hintere, rechte Wagenheberaufnahme darf auch neu eingeschweißt werden. Als hätte ich es mir gewünscht 😉

Und so sah der Schweller aus, als ich ihn fertig vorbereitet hatte. Kein rostiges Blech mehr, alles vorbereitet mit schweißbarem Zinkspray – nur noch das Reparaturblech fehlte. Aber davon werde ich euch heute nicht mehr erzählen, damit müsst ihr auf die nächste Geschichte warten. In der Zwischenzeit könnt ihr euch diese Reparatur mal wieder als Video anschauen. Ein paar Sachen werden dann vielleicht auch ein bisschen klarer, wo ich was geschraubt habe. Viel Spaß!

Jap! Das war also das erste Hein-Update von mir nach sechs Monaten. Dieses Mal verspreche ich euch, dass das nächste Update nicht so lange auf sich warten lässt. Und noch etwas kann ich euch versprechen:

Es wird heiß!

Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.

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1 Response

  1. 13. August 2023

    […] möchte ich mit euch einen kleinen Sprung zurück machen. Ich weiß, ich könnte auch einfach auf Teil 12 verweisen, dass ihr das da nachlesen könnt – aber ich muss es auch für mich machen. […]

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