Henkelmännchen goes AutoClassic!
Vielleicht haben die einen oder die anderen von euch es noch gar nicht mitbekommen.
Der kleine, offene Golf mit dem roten Dach hat es in eine Oldtimerzeitschrift geschafft.
Ich hatte mir ja vorgenommen, meinen Alltag ein wenig zu entschleunigen. So wirklich funktioniert hat das noch nicht. Im Moment habe ich so viel wie schon lange nicht mehr um die Ohren, weshalb es bei Watt’n Schrauber im Moment ein wenig still ist – und daran ist nicht der letzte Neuzugang im Fuhrpark Schuld. Es ist das übliche Chaos.
Wer kennt es nicht?
Ihr rudert selbst im Stress und wollt jede freie Sekunde genießen? Na, dann habe ich einen kleinen Tipp für euch! Wenn ihr mal wieder eine, zwei oder auch fünf Minuten frei habt, dann greift doch mal zur aktuellen Ausgabe der „AutoClassic“. Auf dem Titelbild des Fahrzeuges werdet ihr ein, wenn nicht sogar zwei Autos finden, die euch bekannt vorkommen sollten. In der aktuellen Ausgabe geht es nämlich um „Acht Bestseller für den Alltag“, also acht Klassiker, die man täglich annähernd so gut fahren kann, wie man es auch mit modernen Autos machen kann. Mit dabei: Das Knudsen-Taunus Coupe von Jens, besser bekannt als Sandmann – und Henkelmännchen. Der kleine Golf, den ich mir mit meinen Eltern teile und der immer für ein Lächeln auf meinen Lippen sorgt.
Jens, also der Besitzer des Taunus und den meisten von euch wohl bekannt, hatte mich im Oktober 2017 gefragt, ob ich nicht Lust hätte mit dem kleinen Cabriolet nach Hamburg zu kommen und es dort als „Fotomodel“ für ein Shooting zur Verfügung zu stellen. Anscheinend wollte Jens einen nicht perfekten Zustand und die Gebrauchsspuren, die der Wagen nach nun 37 Jahren nun einmal trägt, unbedingt haben, denn schließlich ging es ja um Alltagshelden. Das ist Henkelmännchen zwar nur eingeschränkt, im Winter und bei schlechtem Wetter darf er ja meistens Pause machen, aber geschont wird er ja nicht. Ich sagte also zu und freute mich schon auf das Shooting in der Speicherstadt.
Gleichzeitig hatte ich aber auch ein wenig Bedenken, die an dem Morgen des Novembertages, an dem das Shooting losgehen sollte, sogar noch ein wenig stiegen. Weder meine Eltern noch ich hatten das Cabrio in den acht Jahren, in denen es bei uns wohnt, einmal über die Autobahn nach Hamburg gefahren. Ich wusste zwar, dass der Wagen auf den letzten viertausend Kilometern keinerlei große Anstalten machte, ein bisschen unwohl war mir aber schon – besonders, als die Ladekontrollleuchte ein wenig glimmte, als ich aus der Garage fuhr und mich in Richtung Hamburg aufmachte.
Doch meine Sorgen waren unbegründet. Der ältere Herr hielt durch. Ein bisschen zu spät erreichte ich den abgemachten Treffpunkt. Ich war ohne Navi unterwegs und hatte beim „Brückenzählen“ bei Google-Earth vorher nicht darauf geachtet, welche nun Fußgängerbrücken waren und welche nicht. Das Hamburger Wetter war kalt, nass und grau. Wie auch schon auf der Hinfahrt, bei der es auf der Autobahn teilweise fast zu Aquaplaning kam. Also – bei anderen Verkehrsteilnehmern, nicht bei mir. Das Cabriolet wird über 110 km/h irgendwie echt laut. Anscheinend sind die Gummilager der Motoraufhängung platt und die Vibrationen werden direkt auf die Karosserie geleitet. Das kam sofort auf die To-Do-Liste. In der Stadt war der kleine Golf übrigens richtig toll. Spritzig zu fahren, man kann super im Stadtverkehr mitschwimmen und ist klein genug, um sich auch schnell auf eine andere Spur zu schmuggeln. Mein Grinsen hörte nicht auf und ich nahm mir vor, den Wagen öfter einmal in meinem Alltag zu nutzen. Mein Golf Kombi brachte mir in der Stadt nie so viel Spaß.
Der S123 auf dem Titelbild gehört übrigens zur „Oldtimergarage Süderholm„. Herr Lorenzen, Inhaber der Werkstatt, hatte mir schon einige Male mit Elsa geholfen und am Ende der Restauration auch die Restarbeiten für die Hauptuntersuchung übernommen. Auch an dem sandmannschen Taunus durfte Herr Lorenzen einmal Hand anlegen. Der Taunus lief nicht so richtig rund auf allen Zylindern. Ein funkendurchlassendes Zündkabel war schnell als Fehler lokalisiert und mit einem Kabelbinder erst einmal provisorisch repariert. Das ist das Schöne an den alten Wagen – es gibt meist kein Steuergerät, das ein Eigenleben hat oder irgendein Sensor, der nicht mehr so will wie der Rest. Henkelmännchens Ladekontrolleuchte glimmte wieder ein wenig, als wir uns auf den Weg zur Oldtimer Tankstelle machten, aber mein Vertrauen in den kleinen Golf wuchs trotzdem. Übrigens war das ein echt Aufsehen erregender Konvoi durch die Stadt. Der „barock“wirkende Taunus vorweg und das edle, grüne T-Modell hinterher, ließen Henkelmännchen zwar ein wenig „langweilig“ dastehen, aber die Leute freuten sich trotzdem. Mit alten Autos ist man häufig der Freund eines jeden Verkehrsteilnehmers.
Die Currywurst und die Pommes, die Jens uns freundlicherweise ausgegeben hatte, schmeckten wirklich super. Wir sprachen noch ein wenig Benzin und schauten immer wieder nach draußen auf die drei alten Autos, die mit ihren glänzenden Lacken, von denen noch der Regen abperlte, die ersten Sonnenstrahlen an diesem Tag fröhlich reflektierten. Kurz fragte ich mich, warum Leute überhaupt neue Autos fahren mögen. Weil sie alten Autos so wenig vertraut haben, wie ich es getan habe? Vielleicht. Ich nahm mir meinen nächsten Bissen Currywurst und freute mich schon auf die Rücktour, auf der ich merkte, dass das Cabrio sein Top-Speed auch noch schafft ohne auseinanderzufallen. Der Beweis ist leider verwackelt und den Audifahrer, den ich mit dem alten, kleinen Golf von der linken Spur scheuchte, habe ich leider danach nicht mehr gesehen – oder nicht mehr erkannt. Sein verwirrter Gesichtsaudruck war wirklich zum Schießen.
Zu Hause stellte ich das Cabriolet ab und entschied mich, das Auto in der nächsten Saison wirklich noch mehr im Alltag zu nutzen. Weil das wirklich geht. Und falls ihr auch von einem alten Auto im Alltag träumt und nur noch nicht wisst, welcher Wagen die richtige Wahl für euch ist – na, dann krallt euch beim nächsten Einkauf unbedingt die aktuelle Ausgabe der AutoClassic.
Ich hoffe, euch wird nicht schlecht, wenn ihr die Doppelseite mit Henkelmännchen lest.
Mein Gesicht ist nämlich auch abgebildet.
Vielen Dank an Jens für den tollen Vormittag mit den alten Autos, das Essen an der Oldtimer-Tankstelle und dem unbedingt lesenswerten Artikel mit den tollen Fotos!
Normalerweise meide ich die Auto Classic ja, da ich die Artikel schlecht recherchiert finde. Aber wenn Sandmann in geschrieben hat, ist er es definitiv wert gelesen zu werden. Ich glaube, diese Vorschusslorbeeren hat er sich über lange Jahre verdient.
Dass Du seriöser Zeitgenosse aber auch so schnell fahren musst 🙂 Komm mal in den tiefen Süden, da cruist man gemütlich, fährt aber zügig um die Kurven.
Deine Gedanken habe ich in jedem Frühjahr (warum tust Du Dir ein neueres Auto an…) aber sobald wieder Salz gestreut wird, stelle ich die alten Kisten gerne wieder weg.
Hey Marc,
ein wenig habe ich meine Gedanken ja nun mit dem 124er gestillt. Der läuft zwar „nur“ von März bis Oktober (erst einmal), aber zumindest ist meist im März noch ein Hauch von Winter zu spüren. Zumindest wenn es so kalt bleibt wie bisher.
Der Artikel ist wirklich lesenswert – Jens hat es drauf! 🙂 Die Zeitschrift gelangte auch wieder in die Hände einiger Leute, die ansonsten keine Oldtimer-Zeitschrift kaufen. Ich hoffe, das tut dem Umsatz der Zeitschrift gut 😉
Wann kommt denn dein Skoda an?
Schöne Grüße
Lars
Astrein !
Schöner Bericht, und vor allem: Klasse Meeting. Ich mag´s total, wenn bei all diesen Aktionen um die schönen Fahrzeuge auch die Typen drumrum (und man selbst) „Raum“ findet. Nicht nur für PR zu leben, sondern an so Stellen Authetizität zu finden, macht für mich den großen Unterschied.
Herzlichen Gruß aus dem noch ziemlich gepökelten Südwestfalen,
Dirk
Hey Dirk,
vielen Dank für den netten Kommentar – und das Verlinken auf deiner echt lesenswerten Seite! Das werde ich doch gleich mal wiederholen 🙂
Ich finde es auch genial, dass die AutoClassic vier Typen wie du und ich (ja fast im wahrsten Sinne des Wortes) genommen hat. Nur Museumsstücke zeigen verfehlt das Hobby ja doch recht stark.
Schöne Grüße nach Südwestfalen aus dem verschneiten Dithmarschen
Lars
Ay Lars,
wenn das so weitergeht wird das eine der bestverkauften Ausgaben der Auto CLASSIC ever 😀
Mir hat der Tag mit euch aber auch wirklich Spaß gemacht. Leider hat das Wetter nicht so mitgespielt, aber das kenne ich ja schon. Sobald ich die Kamera raushole – öffnet Petrus die Schleusen.
Und jetzt auf in den Frühling.Und den Sommer. Und viele benzingetränkte Stunden, ich freu mich!
Sandmann
Hey Sandmann,
ja – das Wetter war ein wenig beschissen. Immerhin ist auf der Autobahn nicht so viel in das Cabriolet reingekommen. Ich war wohl zu schnell 😉
In einigen Läden hier ist die AutoClassic schon ausverkauft. Das liegt bestimmt an den tollen Typen auf dem Titelbild!
Und sag mal an, wann es mit dem Schweißen am Ford losgehen soll. Der Daimler darf ab Mittwoch wieder rollen. Dann kann ich standesgemäß in einer Limousine zur Limousinenrettung rollen.
Und: Der Frühling muss kommen!
Schöne Grüße
Lars