Ich bin schwanger.

Ich kann es nicht mehr länger verheimlichen, ich muss es einfach jetzt öffentlich machen.Also: Ich bin schwanger. Kein Witz. Zumindest meinen das einige Marketing-Firmen…

Ich hätte es mir schon lange eingestehen müssen.

Diese Übelkeit morgens lag eben doch nicht an den zwei Tüten Gummibärchen, die ich mir mitten in der Nacht in einem Fressanfall noch schnell in die Backen geschoben habe. Und der Schwindel, den ich neuerdings immer zu spüren bekam, hatte auch gar nichts mit dem neuen Kreisverkehr zu tun, den ich so unheimlich toll finde und immer gleich fünfzig Runden am Stück durchfahre. Und dass ich in letzter Zeit gerne saure Gurken und Chips zum Mittag gegessen habe, lag also auch nicht an meinem chronisch leeren Kühlschrank – das war wohl einfach Heißhunger. Für all den Mist waren meine Hormone verantwortlich, die einfach verrückt spielten. Aber das ist wohl auch kein Wunder, denn vor einiger Zeit habe ich den Grund für die Hormonachterbahn erfahren:

Ich bin schwanger.

Und ich weiß noch gar nicht, wie ich das alles Elsa erklären soll. Das kann ja was werden…

Fangen wir aber mal vorne an.

Für alle, die neu hier sind und mich nicht kennen (und das nach dem Ansehen dieses Bildes überhaupt noch lesen können): Laut meinen Eltern heiße ich Lars, muss selber immer nachsehen, wo genau ich an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste wohne und bin vor allem eines: Ziemlich doof. Zumindest darf ich mir das immer wieder von Freunden (die mir übrigens immer wieder sagen, ich solle sie nicht so nennen) anhören. Denn wer sonst würde sich als Student ohne richtigen Job fünf alte, schrottige Autos anschaffen und ganz glücklich schraubend, fahrend und polierend seine Freizeit verbringen anstatt sich mit anderen Menschen zu beschäftigen? Genau, wohl kaum einer. Um wenigstens ein bisschen meine Sozialkompetenzen zu stärken, habe ich vor knapp über fünf Jahren diesen Blog ins Leben gerufen. Im „realen Leben“ immer nur über Autos zu reden wird irgendwann in der Gesellschaft nicht mehr so akzeptiert. Habe ich gehört…

Doch anscheinend ist es noch nicht überall angekommen, dass ich hier über (alte) Autos schreibe. Seit gut zwei Jahren bekomme ich immer wieder Mails, die mir eigentlich bestätigen, dass ich mein größtes Hobby gleich nach Steuern zahlen und Autos betüddeln nicht richtig betreiben kann. Anscheinend schreibe ich wohl ziemlich undeutig. Zumindest für die Leute, die im Marketing arbeiten. Anscheinend sind diese Leute, die meinem Blog wohl eine interessante Reichweite und Zielgruppe für ihre Werbeprodukte zusprechen, nämlich nicht in der Lage so richtig zu lesen, was dieser komische, zweiundzwanzig Jahre alte Typ mit der wilden Frisur da überhaupt so treibt.

Wo wir schon beim Alter sind…

Sie fühlen sich ständig müde und schlapp? Ihre Kollegen raten Ihnen andauernd, sich am Wochenende doch endlich einmal richtig zu erholen und nicht (wie sonst immer) von Termin zu Termin hetzen, weil sie endlich einmal etwas anderes außer saure Gurken essen wollen? Sie wundern sich beim Blick in den Spiegel, wo die letzten Jahre bloß geblieben sind, die sich mit Falten und schlaffer Haut in Ihr Gesicht geschrieben haben? Warten Sie, ich habe da etwas für Sie…

Okay, ich wollte es einfach mal ausprobieren, aber ich glaube, als Werbetexter für eine Anti-Aging-Creme bin ich nicht wirklich geeignet. Das war übrigens eine der ersten Werbeanfragen vor gut zwei Jahren. Ich dürfte meinen Lesern die Vorzüge der neuen veganen Korallen-Bananen-Gurken-Quark-Kiwi-Antifaltencreme zeigen und ganz großzügig – ich könnte die Dose danach sogar behalten! Und genau nach diesem Schema folgten bisher sechzehn Anfragen. Wirklich. Sechzehn Mal wurde ich gefragt, ob ich eine Anti-Aging- oder eine Anti-Falten-Creme testen wollte. Als zweiundzwanzigjähriger Student, der nur mal eben über Autos schreibt. Gut, wenn ich mir mein Gesicht so angucke, kann ich es schon verstehen, dass jemand auf die Idee kommt. Ganz zum Entsetzen meiner Oma („Man, Lars, du bist doch erst Anfang 20!“) tummeln sich dort nämlich schon einige Falten und lassen mich älter aussehen. Aber sechzehn Anfragen sind noch okay. Erst ab siebzehn würde ich über etwas Botox nachdenken.

Und dann lasse ich mir auch gleich Fett absaugen.

Sie haben die Völlerei über die Feiertage so richtig genossen? Sie haben sich nach Herzenslust mit Süßigkeiten, Plätzchen und Festtagsbraten den Magen vollgeschlagen, bis sie nicht mehr laufen konnten? Dann wette ich mit Ihnen: Inzwischen bereuen Sie es. Versuchen Sie es doch mit unserer Diät – innerhalb von drei Wochen verlieren Sie die Hälfte Ihres Körpergewichts! Garantiert! Fast eintausend glückliche Testkandidaten können nicht irren!“

Ich glaube, auch als Marketingmensch für Diäten wäre ich nicht an der richtigen Stelle. Es mag sich jetzt vielleicht sehr selbstverliebt anhören – aber eine Diät hatte ich bisher nie nötig. Eher das Gegenteil, denn immer nur saure Gurken und Chips sorgen eher für ganz natürliche, plötzliche Diäten als für das Zunehmen von Gewicht. Aber mal ein richtiges Festtagsmahl zum Testen bereit zu stellen – auf die Idee kommt keiner. Leider. Darüber hätte ich mich eher gefreut. Auf die Anfrage, ob denn ein 1957er Volvo beim Tanken mit dem probiotisch-naturfasergefilterten Diät-Nahrungs-ersatzmittel zusätzlich auch noch Bleiersatz mit in den Tank bräuchte, kam nie eine Antwort. Schade, das hätte mich wirklich interessiert.

Doch der Hammer kommt zum Schluss.

Es ist schon ein bisschen her, als ich die Mail bekam, die mich zu diesem kleinen Text inspirierte. Ich glaube, es war ein harmloser Dienstag- (oder Mittwoch-, vielleicht auch Donnerstag-) Abend, als ich die Mail einer großen deutschen Firma öffnete. Drin stand geschrieben:

„Lieber Lars,
bist du noch schwanger oder ist dein größtes Glück schon auf Erden angekommen?“

Ich glaube, ich musste den Satz acht Mal lesen, um ihn zu verstehen. Und das liegt nicht nur daran, dass die Leute hier achtern Diek so eine lange Leitung haben. Wirklich. Ich wurde gefragt, ob ich noch schwanger sei. Es ist zwar schon einige Zeit vergangen, seit ich es das letzte Mal gecheckt habe – aber soweit ich weiß, bin ich ein Mann. Ich bin da zwar kein Experte in der Thematik, weil es nichts mit Autos zu tun hat, aber ich glaube, so schnell kann sich da ohne irgendwelche operativen Eingriffe auch nichts ändern. Und da ich mich an keine OP erinnere und Männer ja anscheinend nicht schwanger werden, bin ich nicht der richtige Mensch, um einen Baby-Buggy zu testen. Auch, wenn ich vielleicht selbst noch darin liegen könnte.

Liebe Marketing-Influenzersucher-Leute.

Ich finde es ja schon fast rührend (wenn das überhaupt noch ein Ausdruck ist), dass ihr doch regelmäßig an mich denkt. Sei es eure Angst, dass ich mich selbst gehen lasse und mich meine Volvo-Dame Elsa deshalb bald verlassen wird, oder eure Sorge um die Leser, die ja nur durch eure (natürlich kostenlos platzierte) Werbung einen Mehrwert in der Unterhaltung geboten bekommt. Ich freue mich wirklich! Werbeanfragen zu schreiben, die überhaupt nichts mit dem Thema hier zu tun haben und dann am besten noch kostenlos plaziert werden sollen – die Mühe braucht ihr euch ab jetzt nicht mehr zu machen.

Ich möchte euch noch zwei Tipps geben. Es lesen diesen kleinen Blog wirklich nicht viele Leute, eigentlich nur meine Mutter. Sagt sie zumindest. Wohl aus Liebe. Wenn ihr aber meint, dass ich trotzdem mal ein Produkt testen sollte, dann sollten die Leser wirklich etwas davon haben. Eine Rabattaktion oder so. Ich will mich nicht bereichern und meine Meinung auch nicht „erkaufbar“ machen. Also, falls ich euch jetzt noch nicht vergrault habe – für Ersatzteile und Werkzeug bin ich immer zu haben. Oder für einen vollgetankten Sportwagen für ein Wochenende. Nur damit müsst ihr euch beeilen.

Vielleicht werde ich nächste Woche ja doch plöltzlich schwanger.


Nur zur Info, bevor mir geraten wird, mich weniger auf dubiosen Internetseiten herumzutreiben: Alle Werbe- bzw. Kooperationsanfragen waren tatsächlich ernst gemeint und von bekannten Firmen – keine Spam-Mail. Warum? Frag mich nicht…

Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.

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5 Responses

  1. Oli sagt:

    Sicher das es Anti-Aging-Creme fürs Gesicht war???
    Vielleicht war es ja eine Gummipflege für gealterte Türdichtungen 😀
    …..hättest mal ausprobieren sollen 😉

  2. Okay – dazu möchte ich jetzt aber auch nochmal was sagen/schreiben dürfen:
    schon des Öfteren habe ich in Deinen Texten (oftmals nur unterschwellig aber dennoch deutlich vernehmbar) gelesen, dass Du selbst an Deinen (Zitat) „Sozialkompetenzen“ zweifelst oder nun sogar offen erklärst (Zitat) „bin vor allem eines: Ziemlich doof“.

    Da ich mich als Fahrlehrer ja nun tagtäglich mit jungen Menschen umgebe und dabei auch deren Sicht auf ihre Zukunft mitgeteilt bekomme – und zudem aufgrund meines Alters auch schon Einiges an Lebenserfahrung vorweisen kann, möchte ich Deine Selbsterkenntnis etwas abfangen.

    Da wir uns ja nun auch schon ein paar Jahre persönlich kennen, glaube ich einen etwas tieferen, als den üblichen Vor-die-Stirn-Blick gewährt bekommen zu haben (was für eine Hammer-Grammatik!).

    Und mit diesen Erkenntnissen kann ich Deine Aussagen entkräftigen: Sozialkompetenzen: Okay – Ihr seid Dithmarscher. Bekannt für Euren eigenen Kopf und bekannt dafür, gegenüber Fremden nicht grad die Aufgeschlossensten zu sein. Beides lässt sich speziell in Deinem Fall (und dem Deiner Eltern) absolut nicht aufrechterhalten. Olivia und ich haben in Euch einzigartige Menschen von der Küste, hinterm Deich kennen gelernt. Also: von sozialer Inkompetenz keine Spur!

    Desweiteren möchte ich Dein Engagement in der Oldtimerszene beleuchten: Ich möchte wetten, dass Du mit dem berühmten Benzin im Blut und dem damit verbundenen Altauto-Tick (nicht schon wieder falsch verstehen!) inzwischen weit mehr Menschen kennengelernt hast, als ein Gleichaltriger mit herkömmlichen Hobbies und Freunden. Der Unterschied ist zumeist, dass Du Dich damit mit vernünftigeren Leuten abgibst, die keine kindlichen Probleme (Handy kaputt, Internet geht nicht mehr, Mekkes hat zu, Freundin hat Angst vorm Führerschein… wegen der vielen Technik, etc.) haben, sondern die auch trotz ihrer Probleme mit beiden Beinen auf der Erde stehen – und SELBSTSTÄNDIG WEGE FINDEN, PROBLEME ZU LÖSEN. Allein für diese letzten sechs Worte sind viele Deiner Altersgenossen leider schlichtweg nicht in der Lage. Merkst Du was? Wer ist hier ziemlich doof?

    Ich bin ja schon seit 22 Jahren in einem Oldtimer-Club. Dort habe ich inzwischen so unglaublich viele liebe und nette Menschen kennengelernt. Und was soll ich sagen? Irgendwie sind die alle mindestens genauso verrückt wie man selbst. Gemeinsames Motto: „Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?“

    Ein weiterer Unterschied: Du schreibst über deine Hobbies. Erstens: schreiben ist für die Anderen uncool… wobei es nicht das Schreiben ist, sondern das Lesen. Wer liest denn heute noch ein Buch? Geh‘ mal in eine Bücherei… die sind froh, wenn da überhaupt noch jemand reinkommt. Texte zu lesen ist den Leuten zu anstrengend. Man müsste in seinem Blog eine unsichtbare Mess-App anbringen können, die das Scrollverhalten der User misst. Du würdest feststellen, dass die Leute zu den Bildern scrollen… und an der Zeit, die zwischen den Bildern vergeht könnte man erkennen, dass sich viele Leute nur die Bilder ansehen aber keinen Buchstaben lesen. Ich frage meine Blog-Besucher oftmals, ob sie meinen Artikel gelesen haben – immer wieder bekomme ich „is ja sooo viel Text *Augen verdreh*“. Du darfst den Menschen, die zwar wissen, dass Du einen Blog hast (und darin schreibst) nicht unbedingt glauben, dass sie solche Texte auch wirklich lesen… und hinterher sogar noch verstanden haben. Von beispielsweise erkannter eingebauter Ironie mal ganz zu schweigen (ich weiß… genau um so einer Ironie Deines Textes geht es hier grad).

    So – nochmal zu „bin vor allem eines: Ziemlich doof“. Welcher junge Mann Anfang 20 hat denn bitte so viele alte Autos, versteht ihre Technik, weiß sich zu helfen wenn was streikt, kann das auch noch eigenhändig beheben und legt mit diesen alten Schätzchen auch noch beachtliche Strecken (allein und auch in Begleitung) durch Europa zurück? Davon träumen die meisten Gleichaltrigen nicht mal… weil sie einfach nicht auf solche Ideen kommen. Oder es ist ihnen zu anstrengend. Oder sie geben ihr Geld lieber für ein neues I-Phone aus.

    So, lieber Lars… da hab ich Dich aber mal wieder vollgetextet. Dabei hätte ich mich doch auch ganz kurz fassen können:
    LARS, BLEIB WIE DU BIST! NIMM DICH ALS ETWAS BESONDERES WAHR… aber nicht ziemlich doof und ganz sicher auch nicht sozial inkompetent.

    Oder noch kürzer:
    DU BIST ANDERS ALS DIE ANDEREN! Und nur das ist gut so!

    Gruß
    Andreas

    • thorsten sagt:

      Andreas, das hast du sehr schön und treffend formuliert.

      Ich nehme den Lars ähnlich wahr, als positive Ausnahme immer hilfloser zu werdenden nachwachsenden Generationen. Kreativität, Ideenreichtum, die Lust, Probleme selbstständig zu lösen, all das scheint bei einem Großteil jüngerer Leute ein eher unwichtiger Aspekt im Leben zu werden.
      Ich beobachte das auch schon so ein paar Jahre mit einer gewissen Sorge und frage mich, wie die Welt wohl so in 30-40 Jahren aussieht, wenn ein Grossteil unserer Generatin nicht mehr da ist. Wahrscheinlich wird ein Straßenatlas dann zu einer rätselhaften Antiquität erklärt, Karten lesen kann ja jetzt schon kaum noch wer unter 40. Von solch simplen Arbeiten am Fahrzeug wie Ölwechsel oder Bremsbeläge erneuern wollen wir mal garnicht erst anfangen,
      da kann ja auch soviel passieren, das die Welt hinterher untergeht.
      Sicher kann was passieren – wenn man sich keinen Kopf macht. Und genau diese Denke wird vielen auch von Haus aus eingetrichtert. Dahin hat sich unsere Gesellschaft fast unabhängig von den technischen Entwicklungen verändert. Alles muss sicher, gesund und nachhaltig sein. Bloß kein Risiko…
      „Wenn du die Schraube losdrehst, entfallen Garantie und Versicherungsschutz..“
      Wobei mindestens von der Nachhaltigkeit meist ein völlig verzerrtes Bild von Politik, Industrie und Medien propagiert wird. Aber das muss ich dir wahrscheinlich nicht erzählen…

      Netter Artikel zum Sicherheitswahn von Reinhard Mohr ist heute in der Welt am Sonntag:
      „Wie hab ich bloß meine Kindheit überlebt?-Damals war mehr Feinstaub“

      Da stehen so unglaubliche Sachen drin wie mit der Ente in Urlaub fahren. Und von Kindern ohne Fahrradhelm…

      In diesem Sinne, ich kann dir nur zustimmen: Armes Deutschland…

      Also Lars, bleib mal wie du bist. Positiv anders als die Anderen. Soziale Kompetenz möchte ich eher mal denen absprechen, die ohne Gesichtsbuch garnicht wüssten, das es so einen Begriff gibt….

      • LarsDithmarschen sagt:

        Hauaha, da werde ich ja ganz rot und meinem Herzen ganz warm! Vielen Dank ihr beide!

        Man muss natürlich nicht immer alles allzu ernst nehmen, was ich hier so schreibe. Ist halt ein bisschen mein Humor und soll auch nur zur Unterhaltung beitragen.

        Aber trotzdem vielen Dank! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. So viel Lob bin ich gar nicht gewohnt 😉

        Schöne Grüße
        Lars

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