Und plötzlich habe ich Zeit
Die halbe Zeit meiner Quarantäne habe ich nun geschafft. Zeit für ein kleines Update. Heute möchte ich euch berichten, wie es mir geht, was ich so mache und was ich tun darf.
Noch eines vorweg
Bevor ich nun von meinem Quarantäne-Alltag berichte, möchte ich mich erst einmal ganz herzlich bei euch für all die Mails, Nachrichten und Kommentare bedanken, die ich von euch über alle möglichen Wege erhalten habe. Ich bin wirklich erstaunt, aber natürlich auch sehr erfreut gewesen, dass ihr mir alle die Daumen drückt, dass ich alles gut überstehen werde und mich hoffentlich nicht infiziert habe. Das war nämlich nicht meine Intention für meinen letzten Beitrag. Ich wollte einfach mal etwas Druck abbauen, denn all die Laberköppe, die meinten, dass alle Meldungen rund um das Corona-Virus nur Panikmache sei, gingen mir einfach echt auf den Keks. Ich glaube schon, dass viele Meldungen schlichtweg übertrieben sind. Aber das Corona-Virus stellt halt für viele Leute doch eine große Gefahr da – und das sollte niemand unterschätzen. Zum Glück blieben Kommentare in die Richtung aber aus. Inzwischen haben es wohl alle verstanden.
Ich fasse noch einmal ganz kurz zusammen, warum und wieso ich überhaupt gerade diesen Artikel schreibe. Am Mittwoch ploppte plötzlich eine E-Mail mit dem Betreff „Positiv auf Corona getestet“ in meinem Postfach auf. Diese E-Mail war von einem Professor, dessen Vorlesung ich eine Woche zuvor besucht hatte. Ein Teilnehmer in dem Kurs wurde positiv auf Corona getestet und muss schon infiziert gewesen sein, als wir zusammen im Vorlesungssaal saßen. Folglich wurde der ganze Kurs am Mittwoch aus reiner Vorsicht unter amtlich verordnete Quarantäne gesetzt. Die komplette Geschichte könnt ihr in meinem letzten Beitrag „In Quarantäne“ nachlesen, da erkläre ich alles noch einmal ein bisschen genauer. Da ich neben vielen virtuell gedrückten Daumen auch einige Fragen gestellt bekam, wie ich denn nun in der Quarantäne so lebe, möchte ich euch einfach mal einen kleinen Einblick in meinen momentanen Alltag und in mein Privatleben geben.
Halt!
Bevor ich hier nun nach und nach versuche, alle Fragen zu beantworten, muss ich doch noch einmal dazwischengrätschen. Ja, ich weiß, es nervt – aber es ist wichtig! Ich kann hier alles nur so wiedergeben, wie es mir das zuständige Gesundheitsamt mitteilte. Und selbst da sagten mir die wirklich netten Mitarbeiter, dass die ganze Situation natürlich auch für sie neu sei und sich alles jederzeit ändern könnte. Wenn ihr also nun in Quarantäne seid und andere Auflagen habt, dann nehmt nicht diesen Text als Vorbild. Nur, weil ein komischer Kauz an der Nordsee trotz Quarantäne an einem Auto schraubt, heißt es nicht, dass ihr es auch automatisch dürft. Haltet euch an die Aussagen des Gesundheitsamtes, das für euch zuständig ist. Nur so kann das Virus wirklich eingedämmt werden.
Kein Hausarrest
„Sag mal, Lars? Darfst du das Haus nun gar nicht mehr verlassen?“ – Genau die Frage wurde mir bisher am häufigsten gestellt. Und um ganz ehrlich zu sein – die Frage schoss mir auch als erstes durch den Kopf, als ich von der Quarantäne erfuhr. Also fragte ich die nette Dame vom Gesundheitsamt, ob ich denn zumindest noch einmal in den Garten oder in die Garage gehen dürfte. Da ich das Glück habe, in einer Einliegerwohnung eines Einfamilienhauses zu wohnen, die eine Tür direkt in den Garten hat, darf ich meine Wohnung verlassen. Würde ich nun in einem Mehrfamilienhaus wohnen, bei dem sich viele Leute ein Treppenhaus teilen, dann dürfte ich nicht aus der Wohnung raus. Zu groß wäre da die Gefahr, dass ich als eventuell Infizierter das Virus so weiterverteile. Doch da habe ich in diesem Fall Glück gehabt. Einzig und allein das Grundstück darf ich nicht verlassen. Auf öffentlichem Grund habe ich momentan nichts zu suchen, also lasse ich es auch bleiben. Gleiches gilt übrigens auch fürs Autofahren. Auch wenn es ein geschlossener Raum ist – sobald ich einen Unfall baue und ins Krankenhaus muss, wäre das schon unschön.
Da ich das Grundstück momentan nicht verlassen darf, wurde ich auch oft gefragt, wie es denn überhaupt mit dem Einkaufen aussieht. Auch hier habe ich wieder Glück gehabt, denn ich war gerade vom Supermarkt nach Hause gekommen, als ich meine E-Mails nachschaute und die Betreffzeile las. Aufgrund der aktuellen Situation kaufte ich tatsächlich etwas mehr ein, als ich ansonsten in einer Woche benötige. Ich war übrigens wirklich erstaunt, wie leer die Läden zu diesem Zeitpunkt schon gewesen sind. So leer habe ich die Läden aber tatsächlich noch nie gesehen. Während das Angebot hier an der Nordsee noch nicht ganz so kahl ausfällt, wie ich es von Freunden aus anderen Regionen mitbekomme, waren doch einige Produkte ausverkauft. So gab es zum Beispiel nirgendwo mehr grüne Bohnen. Warum auch immer. Das letzte Paket Klopapier legte ich mir übrigens in den Korb. Zuhause hatte ich nur noch eine halbe Rolle. Momentan ist das schon fast „Leben am Limit“.
Lars – Allein zu Haus
Wenn ich aber nun wirklich einmal etwas benötige, dann müsste ich meine Eltern anrufen. Die würden es dann für mich besorgen und dann draußen abstellen. Und da kommen wir auch gleich zur nächsten Sache: Momentan darf ich mich Leuten nicht nähern – ein bisschen so wie in der Ausgangsbeschränkung, die nun gilt. Würde ich mir nun meinen Wohnraum so richtig mit meinen Eltern teilen, wäre alles wesentlich komplizierter. Meine Eltern sind nämlich beide in einem Alter, in dem sie automatisch zur Risikogruppe zählen. Wie das dann genau ablaufen würde, weiß ich nicht genau. Wahrscheinlich müsste ich mich mit Handschuhen und Mundschutz bekleiden, um die Ansteckungsgefahr möglichst gering zu halten. Da ich aber meine eigene Wohnung habe, ist das aber alles etwas einfacher.
Auch wenn ich meinen Eltern im Alltag nicht so viel über den Weg laufe, könnte man ja denken, dass sie automatisch gleich mit in Quarantäne wären – schließlich wohnen wir ja unter einem Dach und man trifft sich doch immer irgendwo. Gleiches gilt ja für Freunde, die ich in der Woche getroffen habe. Aber da nur ich Kontakt zu einer an Corona erkrankten Person hatte, stehe nur ich unter Quarantäne. Andernfalls würden die Zahl der isolierten Leute ja unheimlich stark wachsen. Wenn ich meinen Eltern in der Garage oder im Garten begegne, halten wir einfach einen recht großen Abstand ein. So sollte die Gefahr der Ansteckung doch recht gering sein. Da ich die meiste Zeit aber unterm Auto liege, kam es bisher auch noch nicht so oft vor. Ähnliches gilt übrigens auch für die Post. Da ich in der letzten Woche viele Ersatzteile für das Cabriolet bestellt habe (Geschichte folgt!), klingeln nun öfter auch Zusteller hier. Da mache ich die Tür einfach einen Spalt auf, sage: „Sie können es gerne vor der Tür abstellen“ und warte, bis das Zustellerauto wieder weg ist. Unterschreiben braucht man ja gerade nicht.
Wie sieht es mit sozialen Kontakten aus?
Wahrscheinlich könnt ihr euch nun sowieso schon denken, dass es mit sozialen Kontakten momentan – zumindest im realen Leben – eher spärlich aussieht. Aber zum Glück gibt es ja eine Erfindung namens Telefon. Damit kann man auch super Kontakt zu Freunden pflegen. Aber auch das Gesundheitsamt ruft täglich bei mir an und fragt, ob schon irgendwelche Symptome aufgetaucht sind oder ob es im näheren Umfeld irgendwelche Anzeichen für eine Erkrankung gibt. Getestet wird übrigens immer noch erst, wenn man wirklich Symptome zeigt. Leider sind nicht genügend Ressourcen da, um wirklich alle Kontaktpersonen zu testen – aber das hört man ja auch immer wieder in den Nachrichten. Anscheinend wird da aber an einer Lösung gearbeitet. Viele Leute fühlen sich ja fit und merken anscheinend gar nicht, dass sie mit dem Corona-Virus infiziert sind.
Immer nach vorn schauen!
Ich muss es ja zugeben. Ich hatte schon ein mulmiges Gefühl im Bauch, als ich die Betreffzeile der E-Mail gelesen habe. So wirklich hat mich dieses „Was ist, wenn…?“-Gefühl auch noch nicht verlassen. Mir geht es dabei gar nicht um meine eigene Gesundheit – ich möchte eben niemanden anstecken. Bisher geht es mir aber wirklich gut. Ich habe keinen Husten, keinen Schnupfen und fühle mich ansonsten auch sehr, sehr fit. Auch über die Quarantäne kann ich mich nicht beschweren. Mir geht es gut, ich habe genügend zu essen und verbringe meinen Tag in der Werkstatt oder mit dem Schreiben von Geschichten, wenn ich nicht gerade arbeiten muss oder eine Online-Vorlesung habe. Auch mein Gehalt ist nicht direkt von Corona betroffen. Das sieht bei vielen Leuten aber ganz anders aus. Ich habe einige Freunde, die inzwischen schon ganz schön schlucken, weil sie in die Kurzarbeit wechseln müssen oder als Selbständige plötzlich gar kein Geld mehr verdienen. Andere wiederum riskieren ihre Gesundheit und halten unsere Versorgung aufrecht. Das sind Leute, die jammern und sich Sorgen machen dürfen. Ich habe mit meiner Woche in „Isolation“ da gar nichts zu melden und würde es auch nie tun.
Keiner weiß, was die Zukunft bringen und wie lange uns das Corona-Virus noch in Atem halten wird. Ziemlich sicher wird es aber einen großen Effekt haben. Auf die Wirtschaft und auf uns alle. Ich hoffe, dass wir uns dann alle zusammenraufen, die Arme hochkrempeln und das beste draus machen werden. Ganz ohne Hass und Neid und Missgunst, sondern mit einem Lächeln, Nächstenliebe und einem Liedchen auf den Lippen. Zumindest hoffe ich auf so einen Ausgang – und träumen darf man ja.
Bleibt gesund und passt auf euch auf!
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