Projekt Frühjahrsfit – Das ist doch für’n…

Ja, ganz genau. Ich wusste, dass ich die Überschrift gar nicht erst zu Ende schreiben muss. Heute wird es rostig, dreckig und ganz schmerzhaft. Ich habe mich mal wieder verletzt…

„Du lernst auch nie dazu, Lars!“

Wenn ihr hier schon länger meine Geschichten mitlest, dann werdet ihr das wohl mit großer Wahrscheinlichkeit nun gedacht haben. Zumindest habe ich diesen Satz von den meisten Leuten gehört, denen ich von meinem kleinen Missgeschick erzählt habe. Und es macht ja auch wirklich den Anschein, als würde ich nie aus meinen Fehlern lernen. Als ich meine Buckelvolvo-Dame „Elsa“ wieder fitgemacht habe, habe ich mich einige Male verletzt. Als ich dann an meinem Mercedes „Hein“ ein paar lebensverlängernde Maßnahmen durchführen wollte, hatte ich mir fest vorgenommen, sehr auf den Arbeitsschutz zu achten. Und was ist passiert? Ich wollte „nur einmal kurz“ neue Wagenheberaufnahmen einschweißen und fand mich eine Stunde später in der Notaufnahme. Ihr erinnert euch? Schweiß-Fuß und so. Den durch den kaputten Federspanner gequetschten Daumen erwähne ich mal lieber gar nicht.

Bevor ich euch nun aber erzähle, was mir dieses Mal für eine Dummheit passiert ist, möchte ich euch noch einmal erinnern, worum es bei diesem „Projekt Frühjahrsfit“ überhaupt geht. Zum einen ist es schon einige Wochen her, dass ich Zeit zum Schreiben hatte, zum anderen nennt man sowas „Spannungsbogen“. Glaube ich. Ich hätte in der Schule wohl besser aufpassen sollen. Aber egal. Unser kleines Golf Cabriolet, das auf den Namen „Henkelmännchen“ hört und eigentlich ein sehr treues Auto ist, war am Ende der letzten Saison nicht mehr so fit. Die Spritschläuche am Tank waren porös, unterm Unterbodenschutz an der Hinterachsaufnahme sah irgendetwas komisch aus und das Bremslicht ging auch erst sehr spät an. Das war natürlich alles nicht plötzlich aufgetreten – ich hatte es immer nur vor mir hergeschoben. Doof das. Im Februar entschied ich mich, das Cabriolet endlich wieder fit zu machen. Wenn ihr wissen wollt, was bisher schon alles passierte, dann schaut euch mal die Geschichten an: „Wieso, weshalb, warum?“, „Alles auf Anfang“ und „Ach du sch…

Packen wir es an!

Meine To-Do-Liste sah wie folgt aus, als ich mich voller Vorfreude im Mai in den Overall wickelte und raus in die Garage ging:

  • Hinterachse ausbauen
  • Auspuff ausbauen
  • Achsaufnahme checken
  • neue Bremsschläuche kaufen
  • neue Radbremszylinder kaufen
  • Hinterachse entrosten und lackieren
  • nach Preisen für Federn und Stoßdämpfer schauen
  • Hinterachsaufnahme schweißen

Ich merke jetzt noch ganz genau, wie die Wut in mir hochblubberte, als ich diesen Pfusch zum ersten Mal sah. Zu gerne würde ich wissen, wer die Achsaufnahme damals geschweißt hat und dachte: „Jau, das ist das beste Ergebnis, das ich erreichen kann. So lass ich das!“. Wahrscheinlich hätte sogar meine Mutter eine bessere Reparatur hinlegen können – und die hat in ihrem Leben noch nie ein Schweißgerät in der Hand gehabt. Aber egal – Jammerei und Wut bringen ja niemanden weiter. Wer etwas schaffen will, muss es eben auch machen. Als ich die Stelle komplett freigelegt hatte, fischte ich mir ein Stück Karton aus der blauen Tonne (Fast wäre ich hinterher gefallen – aber nur fast!) und schnitt mir ein ungefähr passendes Stück heraus.

Erstens kommt es anders…

Ich hatte mir kein Reparaturblech für die Stelle gekauft. Zum einen hatte ich das Gefühl, dass der Rost vielleicht doch nicht so schlimm wäre, wie es auf den ersten Blick schien (Er war sogar noch schlimmer…)  und zum anderen mag ich einfach gerne Bleche anfertigen. Irgendwie hat das etwas Meditatives, wenn man sich erst eine Pappschablone baut und sich danach dann ein Blech passend anfertigt. Finde ich zumindest. Dieser Mix aus Ranhalten, vergleichen, feilen und flexen, bis das Blech schlussendlich sitzt wie angegossen – irgendwie mag ich das. Aber dass ich wohl nicht ganz normal ticke, wisst ihr wahrscheinlich sowieso schon lange. Die Pappschablone und auch das Blech hatte ich relativ schnell angefertigt. Wirklich kompliziert war die Form nun nicht.

Weniger einfach war dann tatsächlich das Heraustrennen der alten Pfuschreparatur. Obwohl das ja alles nur eine Mischung aus Mürbeteig und porösen Schweißpunkten war, sträubte sich der Schiet doch ganz schön. Ich weiß gar nicht mehr so genau, wie lange ich unter dem Auto saß, um das alles herauszutrennen – aber es waren schon einige Stunden. Ich wollte dabei natürlich auch möglichst vorsichtig vorgehen und nicht auch gleich alles in der näheren Umgebung zerhacken. Und vor allen Dingen auf die Verstärkung in der Hinterachsaufnahme wollte ich achten. Die war zwar an zwei Stellen schon durchgerostet und ansonsten von Oberflächenrost übersät, aber sah noch reparabel aus. Stück für Stück schnitt ich die alte Reparatur weg, bis mich nur noch die Verstärkung in ihrer (durchgerosteten) Pracht anschaute. Wenn es auf den Fotos auch böse aussieht – ich nahm mir vor, die beiden Löcher großzügig rauszutrennen und ein neues Blech einzuschweißen. Der Rest war nämlich wirklich noch stabil.

Und dann nahm das Unheil seinen Lauf…

Das Heraustrennen mit einer ganz dünnen Trennscheibe funktionierte noch ohne große Probleme. Zwar merkte ich im Nacken, dass ich etwas gekauert unter dem Cabrio saß (Ich spare jetzt wirklich auf eine Hebebühne!), aber das ließ sich noch aushalten. Bevor ich mir aber das Schweißgerät aus der Ecke holte, um das erste Blech einzubraten, wollte ich vorher erst noch einmal all den Dreck, den Rost und den Staub unter dem Auto herausfegen. Irgendwie mag ich es nicht, da so in all dem Dreck und dem Rost zu sitzen. Außerdem waren die herausgetrennten Blechstücke auch durchaus scharfkantig – und ich wollte die nicht unbedingt in meiner Hand stecken haben, wenn ich unter das Auto krabbelte. Als ich das alles erledigt und auch ein passendes Blech angefertigt hatte, holte ich in Ruhe das Schweißgerät aus der Ecke, schloss alles an, machte ein paar kleine Probe-Schweißpunkte und krabbelte langsam unter das Auto. Irgendwie freute ich mich total, den Pfusch zu beseitigen.

Ich rutschte noch etwas näher an die Achsaufnahme. Gerade wollte ich den ersten Schweißpunkt setzen, als ich merkte, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich spürte einen dumpfen Druck am Hintern, als hätte ich mich auf den Griff eines Schraubenziehers gesetzt. Erst dachte ich mir nicht viel dabei, doch innerhalb weniger Sekunden wurde der dumpfe Druck plötzlich ein stechender Schmerz. Normalerweise lasse ich mich von so etwas nicht von der Arbeit abhalten, doch irgendwie wurden die Schmerzen doch von Sekunde zu Sekunde stärker. Ich glaube, die Schweißpistole habe ich noch relativ ruhig zur Seite gelegt, doch dann war es bei mir mit der Ruhe vorbei. Als ich mir nämlich an meinen Hintern fasste, merkte ich recht schnell, dass ich nicht auf einem Schraubenzieher saß – und dass ich relativ stark blutete. So stark, dass mein Overall schon etwas nass war und ich rote Finger bekam. Als ich zur Kontrolle noch einmal dorthin fasste, ging ein Schmerz durch meinen Körper, als würde mir jemand einen Fingernagel herausreißen. Sofort machte sich Panik in mir breit.

Lachen erlaubt!

Es ist komisch, was starke Schmerzen mit einem Menschen machen können. Ich kann gar nicht genau sagen, was ich in dem Moment dachte. Zumindest kann es nicht viel gewesen sein. Als ich panisch unter dem Auto herauskletterte, haute ich nämlich mit voller Wucht gegen den Schweller vom Cabriolet. Und auch wenn die Hinterachsaufnahme echt übel aussieht – an den Schwellern ist Henkelmännchen noch sehr stabil. Das könnt ihr mir wirklich glauben, das habe ich nämlich höchst persönlich getestet. Drei Wochen blieb eine große Beule an meinem Kopf. Aber die merkte ich tatsächlich gar nicht erst. Beim Laufen hatte ich nämlich plötzlich so starke Schmerzen, dass ich wirklich dachte, ich würde es nicht mehr zum Haus schaffen. Doch ich schaffte es. Als ich meinen Overall ausgezogen hatte, sah ich dann das ganze Chaos…

Wenn ihr nun ganz schwache Nerven habt (oder nicht schadenfroh seid), dann würde ich euch nun bitten, das Browserfenster zu schließen oder euch eine andere Geschichte hier auf dem Blog durchzulesen. Es wird nämlich nicht schön. Beim Ausfegen der Garage hatte sich anscheinend ein spitzes, dreieckförmiges Stück Blech in einer Betonpore verfangen und stand wie ein Dorn aus dem Boden heraus. Und ja (Ihr dürft übrigens gerne lachen!) – ich habe mich mit meinem knackigen Schrauberhintern draufgesetzt. Fast zwei Zentimeter tief hatte sich das Rostpiercing gebohrt. Und ich kann euch sagen – es tat nicht nur verdammt weh, es hat auch geblutet wie ein Wasserfall aus Tomatensaft. Wie ich die Wunde desinfiziert und verbunden habe, erzähle ich euch aber nun nicht. Das muss wirklich nicht sein.

„Sie haben was gemacht?!“

Meine Hausärztin hat sich an meine ungewöhnlichen Fälle schon… äh… gewöhnt. Die hatte aber Urlaub, als ich erst ein paar Tage später zu einer anderen Ärztin gefahren bin. Und die konnte wohl nicht so richtig glauben, was mir passiert war. Zumindest sagte sie mir damals schon, dass ich wirklich Glück gehabt hätte, die Heilung aber etwas andauernd würde. Und das dauerte tatsächlich eine ganze Zeit. Fast sechs Wochen, um genau zu sein. Sechs Wochen lang war ich doch etwas eingeschränkt, weil sich ein Metallsplitter den Weg durch den Overall, die Jeans und meine Unterhose gebahnt hatte. Und das ganz ohne Landkarte. Das heißt aber natürlich nicht, dass ich nicht geschraubt und weitergeschweißt habe. Die Verstärkung habe ich repariert, die Achsaufnahme dann auch wieder verschlossen – und bin dann auf die hirnrissige Idee gekommen, den kompletten Unterbodenschutz zu entfernen. Das wird aber eine andere Geschichte.

Achja – sechs Wochen lang habe ich darauf gehofft, dass einer zu mir „Du hast doch den Arsch offen!“ sagt. Hat aber keiner getan. Ich konnte niemandem mit einem ehrlichen „Ganz genau!“ verwirren.

Das hat mich ja echt etwas enttäuscht.

Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.

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5 Responses

  1. Carsten sagt:

    ? wieder mal lustig zu lesen ! Und ja: wer den Schaden hat…
    Ich kenne den Ärger über fusch und murks: die Amis sind da Weltmeister drin ?

  2. Michael sagt:

    Moin Moin
    Bin aktuell im Urlaub in Büsum, falls Du Lust und Zeit hast würde ich gerne mal vorbei gucken
    Grüße Michael

    • LarsDithmarschen sagt:

      Hey Michael,
      sorry, dass ich mich jetzt erst melde. Hab in den letzten Tagen nicht so viel Zeit für den Blog gehabt. Wenn du noch in Büsum bist, können wir uns gerne einmal auf ein Krabbenbrötchen treffen! 🙂
      Schöne Grüße
      Lars

  3. Maik Mrugalski sagt:

    Au Mann!

    Du machst Sachen, sieh‘ zu, dass die Tetanus-Spritze ständig aktuell ist! 🙂

    Blech auf!

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