Projekt Frühjahrsfit – Von nichts kommt nichts
Ja, das „Projekt Frühjahrsfit“ geht weiter! Und ja, ich weiß, dass wir schon Herbst haben. Trotzdem bin ich euch noch einige Schraubergeschichten schuldig. Hier sind sie endlich!
Das Frühjahr ist schon lange vorbei.
Ich weiß, ich weiß. Wir haben schon Herbst. Aber ich bin mir sicher, dass ihr das auch kennt. Das Frühjahr kommt immer schneller, als man denkt und ist dann genauso flott wieder vorbei. So ging es mir auch. Es war Februar, als ich das kleine Golf Cabriolet namens „Henkelmännchen“ aufbockte und mir vornahm, seine kleinen Baustellen bis zum Frühling abzuarbeiten. Ich glaube, ich mache euch keinen Spannungsbogen kaputt, wenn ich erzähle, dass ich es nicht bis zum Frühling schaffte. Ganz im Gegenteil – es war schon Hochsommer, als das Cabriolet erst aus der Garage rollte. Aber nun gut. Fangen wir noch einmal ganz kurz von vorne an, um euch (und auch mich – ich habe echt viel vergessen!) daran zu erinnern, was das Projekt Frühjahrsfit überhaupt war.
Beim Bremsflüssigkeitswechsel im letzten Jahr fiel dem Gesellen der Werkstatt meines Vertrauens auf, dass die rechte Hinterachsaufnahme unter dem Unterbodenschutz irgendwie komisch aussah und sagte zu mir, ich solle doch mal schauen, was sich unter der Pampe verbirgt. Weil ich auch schon seit einiger Zeit den Austausch der spröden Spritleitungen am Tank vor mich herschob, entschied ich mich, das Cabriolet zum Frühjahr 2020 (höhöhö) mal so richtig zu überholen. Und genau damit fing ich im Februar auch an. Die Achse und der Tank waren schnell ausgebaut, entrostet und neu lackiert – und die Hinterachsaufnahme entpuppte sich als Pfusch übelster Sorte. Doch wäre der nicht schon schlimm genug, habe ich beim Start der Karosseriearbeiten auch noch ganz böse verletzt. Aber wie heißt das so schön? Wo gehobelt wird, fallen Späne. Aber darüber habe ich natürlich schon geschrieben. Wenn ihr es nachlesen wollt: Hier, hier und hier klicken und schon kommt ihr zu den Geschichten.
Dann mal weiter im Text!
Schon als ich die rotte Hinterachsaufnahme heraustrennte, fiel mir auf, dass der komplette Unterbodenschutz an unheimlich vielen Stellen leicht unterrostet war. Zuerst war ich mir nicht ganz sicher, was ich dagegen unternehmen sollte, doch irgendwann musste ich mir einfach eingestehen, dass kein Weg daran vorbeiführt. Der Mist musste runter. Ich hatte mich innerlich ein bisschen gewehrt, weil ich noch ziemlich genau wusste, was für ein Aufwand das bei Elsa gewesen war. Zwar sah (und sieht!) es toll aus, wenn man es erst einmal geschafft hat, aber die Arbeit ist wirklich nicht schön. Zumindest finde ich es nicht schön, wenn man auf dem Rücken liegend und mit einer rotierenden Drahtbürste in der Hand von feinen Gummiflocken berieselt wird. Aber mir blieb nichts Anderes übrig. Zum Trockeneisstrahlen fehlte mir einfach das Budget. Ich kaufte mir also noch ein paar Drahtbürstenaufsätze – und legte los.
Der originale Unterbodenschutz wehrte sich dabei gar nicht so schlimm – fusselte aber trotzdem wie verrückt. Viel schlimmer war aber die nachträglich an vielen Stellen aufgebrachte, schmierende Pampe. Ich hasse ja Unterbodenschutz. Besonders auf Kautschuk-Basis. Natürlich wirkt der super gegen Steinschläge – aber wehe, der wird irgendwo porös. Dann kann die Feuchtigkeit schön darunter kriechen und so richtig für Rost sorgen. Und so war es auch bei Henkelmännchen an einigen Stellen. Zwar fand ich noch zwei alte Reparaturen unter dem Unterbodenschutz – doch die waren wirklich okay gemacht. Da musste ich nicht noch einmal das Schweißgerät bemühen. Ein kleiner Lichtblick bei einer ansonsten echt doofen Aufgabe. Vier Tage lag ich unter dem Cabriolet, um die Pampe abzukratzen. Das war wirklich gar kein Spaß. Aber? Wat mutt, dat mutt. Und von nichts kommt nichts. Irgendwann konnte ich ihn auch komplett grundieren. Diese komischen Unterbodenschutzfusseln finde ich übrigens noch heute. Schmecken auch gar nicht so gut.
Vielen Dank, liebe SD-Karte!
Und hier stellt euch nun bitte Bilder vor, auf denen ich euch stolz meine Karosseriearbeiten an der Hinterachsaufnahme zeige. Und Bilder vom erst grundierten und dann ganz frisch lackiertem Unterboden. Doch leider muss ich euch enttäuschen. Meine SD-Karte hatte nämlich – obwohl mit 32 GB ausgezeichnet – anscheinend nach 16 GB keine Lust mehr und hat die Bilder, die ich machte, einfach alle unwiderrufbar gelöscht. Und das ist mir natürlich erst aufgefallen, als ich die Bilder ein paar Tage später auf den PC ziehen wollte. Super das. Nicht. Zumindest dieses Bild von halbgrundierten Radkasten kann ich euch noch zeigen. Und ja – ich habe den Unterboden und die Radkästen gepinselt. Das ist einfach weniger Schweinkram, wenn man unter dem Auto liegt und keine Hebebühne hat. Lackiert habe ich übrigens mit Lack für den landwirtschaftlichen Bereich. Das hält auch unter Elsa super. Asinol heißt die Firma – und nein, ich bekomme von ihnen kein Geld.
Als der Unterboden soweit fertig war, fehlte nun eigentlich nur noch der Zusammenbau. Und dafür hatte ich mir noch einige Neuteile besorgt. Neben ganz neuen Bilstein-Dämpfern und Federn (in Originalhöhe), gab es natürlich auch noch neue Spritleitungen und neue Achslager. Die Achslager habe ich übrigens direkt beim VW-Händler bestellt. Natürlich funktionierte, als ich da war, plötzlich das Computer-Programm für die klassischen VW-Teile nicht mehr und ich bekam drei Tage später auch falsche Teile geliefert – aber dafür konnte der besorgte Teiledienstmitarbeiter wirklich nichts. Ich habe selten jemanden erlebt, der so bemüht war und sich so oft für eine Sache entschuldigt hat, für die er gar nichts kann. Also wirklich nicht – das ist kein Witz. Ich war so begeistert, dass ich eine lobende Mail an die Geschäftsleitung geschrieben habe. Man kann ja nicht immer nur meckern, gute Arbeit muss auch anerkannt werden. Kommt ja leider nicht sehr oft vor…
Wie ein Puzzle!
Als erstes wanderte der Tank zurück an seinen Platz. Auch der musste inzwischen die Unterbodenschutzpampe loslassen und sich von seinem Rost verabschieden. Um die Abschiedsschmerzen etwas zu lindern, bekam er im Gegenzug eine Kur mit Owatrol und einen frischen Lackaufbau. Ein kleiner Blick mit dem Endoskop verriet, dass der Tank von innen noch wie neu ist. Gut so – wenn ein neuer Tank auch nicht teuer ist, freue ich mich trotzdem über jeden Euro, den man sparen kann. Es ist übrigens wirklich fummelig – zumindest finde ich das – Tankrohr und Spritleitungen an einen Tank anzuschließen, der auf einem Wagenheber steht und dabei wackelt. Leider fiel mir keine andere Lösung ein. Ein paar zusätzliche Hände wären nicht schlecht gewesen, doch leider wuchsen mir so spontan keine. Irgendwann saß der Tank aber. Und natürlich füllte ich ihn mit Kanistern (Das waren einige Touren zur Tanke!) gleich randvoll. Alles dicht. Strike!
Fehlte nur noch die Achse. Die Achse wartete schon einige Zeit – frisch entrostet und mit neuen Radbremszylindern versehen – auf ihren Einbau. Nur die Federbeine fehlten. Doch da ich da alles neugekauft hatte, waren die in Nullkommanichts zusammengebaut und ebenfalls bereit für den Einbau. Nur die Achsbuchsen überstiegen dann doch ein bisschen meine Fähigkeiten. Ich habe zwar eine wunderbare Werkstattpresse, die ich auch genutzt habe, um die alten Buchsen auszupressen – doch mir wollte einfach nicht in den Kopf gehen, wie ich die neuen einpressen sollte. Bevor ich was kaputt mache, entschied ich mich dazu, in die Werkstatt meines Vertrauens zu fahren – und die pressten sie mir mal fix ein. Ich steckte ein paar Euro in die Kaffeekasse – und dann konnte die Achse auch schon drunter. Da mir dieses Mal immer noch keine Extra-Hände gewachsen waren, halfen mir meine Eltern. Es hat keine fünf Minuten gedauert – und alles war fest und mit dem richtigen Drehmoment angezogen.
Und er läuft und läuft und…
Nun kann ich euch endlich zeigen, wie Henkelmännchen von unten aussieht. Okay – ich habe den Unterboden und alle Hohlräume danach noch einmal großzügig mit Seilfett eingesprüht, aber ansonsten sieht er schon so aus. Und ich bin wirklich happy – endlich keine Pampe mehr! Als die Achse eingebaut war, machte ich noch alle Benzinleitungen im Motorraum neu, schloss die Bremsen an, entlüftete die Bremsanlage, schloss die Handbremse wieder an, stellte die Radlager ein und montierte die Reifen. Es war an einem regnerischen Sonntagabend im Juli, als ich endlich die Cabrio-Saison 2020 einläuten wollte. Sehr zu meinem Erstaunen sprang Henkelmännchen auch gleich beim ersten Schlüsseldreh an. Also… als ich ihm eine andere Batterie verpasst hatte. Die alte Batterie hatte nach acht Jahren einfach keine Lust mehr. Aber Henkelmännchen hatte Lust. Die Probefahrt verlief super. Am nächsten Tag wechselte ich noch das Motoröl und wusch und wachste den Lack – und schon konnte die Saison 2020 tatsächlich starten.
3000 Kilometer hat das Cabriolet seitdem geschafft – die ersten 1000 Kilometer fuhr er gleich in der Woche nach der Wiederauferstehung. Ich muss gerade wirklich überlegen – aber das kleine Cabriolet hat nicht einmal Ärger gemacht. Es fuhr einfach nur. An die Ostsee, nach Hamburg, an die Nordsee oder einfach so durch die Gegend. Und – was man nicht vergessen darf – als Elsa bei der Super Verbleit-Rallye ausfiel, sprang der kleine Golf auch noch als Rallyeauto ein. Diesen Monat bekam er auch noch eine neue Plakette aufs Kennzeichen geklebt – auch ganz ohne Mängel. Seit ein paar Tagen steht er nun in der Garage und hält seinen Winterschlaf. Ein paar Baustellen möchte ich in diesem Winter aber noch abarbeiten. Ich möchte den Innenraum etwas mehr dämmen, die Motor- und Getriebelagerungen neumachen und mich endlich als Sattler versuchen und den Fahrersitz wieder schick machen. Es wird also nicht langweilig.
Dann nenne ich das Projekt aber nicht noch einmal „Frühjahrsfit“.
Hatte ich hier keinen Kommentar abgeschickt?
Ich glaube nicht, Michael. Gelöscht habe ich nichts – und auch im Spamordner ist nichts zu finden 🙂