Watt’n Törn 2021 – Wir testen die Besten
Wenn es sich vielleicht so anfühlt, ist die ganze Corona-Kacke noch lange nicht vorbei. Heute: Der Watt’n Törn 2021 oder: Wie man in Pandemiezeiten eine Ausfahrt organisiert.
Tote Hose.
Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber die Anzahl der Oldtimer-Veranstaltungen, die ich dieses Jahr besucht habe, lassen sich an einer Hand abzählen. Genauer gesagt reicht eigentlich sogar nur ein Finger. Und wenn ich die diesjährige Ausgabe meiner kleinen Ausfahrt „Watt’n Törn“ abziehe, bräuchte ich sogar gar keine Finger mehr. Es war bisher einfach nichts los. So wenig wie in diesem Jahr bin ich noch nie mit meinen alten Autos unterwegs gewesen. Und fast wäre es dazu gekommen, dass auch Watt’n Törn nicht hätte stattfinden können. Zum Glück nur „fast“. Ansonsten könnte ich euch heute nicht erzählen, warum ein brennender Trecker und ein Radlader beim Watt’n Törn 3.0 entscheidende Rollen gespielt haben.
Doch vorher möchte ich noch ganz kurz darauf eingehen, was alles so nötig ist, um während der Corona-Pandemie eine Ausfahrt zu organisieren. Keine Sorge – ich halte es kurz, ansonsten langweile ich mich selbst nur und schlafe womöglich noch während des Schreibens ein. Und so gemütlich ist mein Schreibtischstuhl nicht. Also. Um eine Ausfahrt richtig zu organisieren, braucht man (momentan) drei Dinge: Ein Hygienekonzept, eine Erlaubnis des Verkehrsamts und eine Veranstalter-Haftpflichtversicherung. Um eine Veranstalter-Haftpflicht abzuschließen, geht man einfach zum Versicherungsvertreter seines Vertrauens, schließt eine für den Tag ab – und fertig. Für eine Erlaubnis vom Verkehrsamt schickt man die Strecke in Kartenform an das Amt, legt noch einige unterschriebene Formulare und den Nachweis der Versicherung dazu – und fertig. Bleibt nur noch das Hygienekonzept.
Stäbchen ins Näschen
Das Hygienekonzept stelle mich vor eine kleine Herausforderung. Schließlich änderten sich die Corona-Regeln im Sommer gefühlt im Sekundentakt. Doch das Gesundheitsamt half mir nach, schickte mir die Richtlinien, schrieb aber auch gleichzeitig, dass das Hygienekonzept nicht im Voraus überprüft werden würde, sondern nur auf Nachfrage vorgelegt werden müsste. Dazu fehle einfach Personal. Doof das. Also für mich. Weil als Veranstalter ist man für das Hygienekonzept verantwortlich und zahlt bei Fehlern im Hygienekonzept bis zu 5000 Euro Strafe. Heftig, oder? Also machte ich es einfach strenger als nötig – und führte unter anderem auch eine Testpflicht ein. Für alle. Egal ob geimpft, nicht geimpft oder genesen. Das tat ich aber nicht nur wegen des Bußgeldes, sondern auch für die Sicherheit aller Teilnehmer. Schließlich – und das scheinen viele nicht zu wissen – können sich auch Geimpfte infizieren und das Virus übertragen. Und gerade im Hinblick mit der Delta-Variante wollte ich auch da kein Risiko eingehen – und ließ auch nicht mit mir diskutieren.
Ich hatte von Anfang an mit offenen Karten gespielt und allen Teilnehmern gesagt, dass sie sich nur anmelden sollten, wenn sie sich im Zweifelsfalle vorher auch testen lassen würden. Aber anscheinend ist Lesen nicht ganz so einfach (Deshalb schreibe ich heute auch besonders langsam) und es sagten, als ich die auf die Testpflicht tatsächlich pochte, doch noch einige Teams ab. Das hat mich dann doch erstaunt – aber konnte damit gut leben. Irgendwo fand ich es nur unfair den Teilnehmern gegenüber, die noch gerne mitgefahren wären, aber keinen Platz mehr bekommen haben – aber zumindest konnten so doch noch ein paar Teams nachrücken. Die hatten kein Problem damit, sich kurz testen zu lassen oder am Start unter Aufsicht einen Schnelltest zu machen. Ist ja auch nix dabei – und im Nachhinein war die Testpflicht eine wirklich gute Idee, denn kurz vor der Ausfahrt bekam ich tatsächlich einen Anruf, dass ein Team (trotz Impfung) positiv war. Ich wünsche euch beiden gute Besserung!
Alte Autos und coole Menschen
Doch genug von Corona, Testen und Amtsgeschreibe. Watt’n Törn soll vor allen Dingen um eins gehen: Alte Autos und coole Menschen. Als erstes, schon ein paar Tage vor der Ausfahrt, kam Lukas angereist. Stammleser werden sich gut an Lukas und seinen Seat Marbella Knut erinnern. Letztes Jahr musste Lukas noch schnell den Keilriemen wechseln, dieses Jahr ist ihm auf der Autobahn – inklusive Gewinde – die Lambdasonde aus dem Krümmer geschossen. Sowas geht wohl nur bei einem kleinen, eckigen Kleinwagen aus Spanien, der schon 350 000 Kilometer auf der Rolle hat. Doch zum Glück ist Lukas eine Art MacGyver und reparierte den Seat im Handumdrehen, in dem er einfach den Krümmer „einkürzte“, bis er wieder gesundes Gewinde erreicht hatte. Krasser Typ! Und weil er damit noch nicht ausgelastet war, wechselten wir noch schnell den Spritschlauch an Elsa. Ihr erinnert euch.
Es konnte also nichts mehr schiefgehen! Zumindest dachte ich das, als wir morgens in Richtung Meldorf fuhren. Ziemlich genau 104 Kilometer war die Ausfahrt lang (dachte ich), von überall regnete es schon negative Testergebnisse und Bilder, dass die Leute auch schon alle unterwegs waren. Ich fuhr mit Elsa, meine Eltern machten den Lumpensammler in Henkelmännchen und Lukas‘ Seat spielte Lastesel, weil unsere alten schon bis unter das Dach vollgeladen waren. Zwischendurch kam noch eine Nachricht von Daniel, dass der Kühler seines Amazons den Geist aufgegeben hatte, er aber nun bei Matthias mitfahren würde. Matthias, Betreiber des Likedeelerblogs hatte übrigens die weiteste Anfahrt. Ganz aus Köln war er mit seinem Volvo 145 Express angereist – und ist am selben Abend noch zurück. Wie cool ist das denn, bitte?! Genauso cool wie mein neuer VAG-Kittel, den mir Klaus und Andrea beim Start überreichten. Vielen, lieben Dank euch beiden! Der wird in Ehren gehalten.
Auf Los geht’s los!
Ich will euch nun nicht Stück für Stück erzählen, wo wir überall fuhren und was es alles zu sehen gab. Für mich war es einfach wieder schön, Freunde zu treffen und mit ihnen die alten Autos zu genießen. Und genau das haben wir auch gemacht. Ich kann nun schlecht für die anderen sprechen, aber für mich war es irgendwie ein unheimlich tolles Gefühl, den Konvoi im Rückspiegel zu sehen. Und der war wirklich abwechslungsreich. Hinter mir fuhren Klaus und Andrea in der GTV, dahinter waren Martin, Kathrin und Gabriel in Martins Berlina. Dann war auch noch Sandmann in seinem XM dabei. Marc in seinem Audi Cabriolet. Torsten Kadett strahlte mit Dirks Heckflosse um die Wette. Und Olli und Olaf hatten ihre 32b dabei. Ein bisschen neidisch war ich auch auf das T-Modell von Lars und Ralph. Ein rostfreier Mercedes… Das konnte man vom Balkan-Taxi von Karsten nicht sagen. Zumindest steuert der Wagen jetzt in diesem Moment gerade auf Albanien zu. Pothole Rodeo und so.
Während ich die Zeilen hier schreibe, lutsche ich übrigens gerade einen Bonbon. Unnütze Info? Nicht ganz. Gerlind und Heiko hatten ihr grünes Käfer Cabriolet mit Autofahrer-Bonbons vollgeladen und für jeden etwas mitgebracht. Ein großes Danke auch noch einmal an euch! Damit sich die Beifahrer auf der Tour nicht langweilen, hatte ich noch ein kleines Quiz vorbereitet. Und anscheinend auch ziemlich kniffelige Fragen gestellt, denn es stiegen aus einigen Autos tatsächlich ein paar Rauchwolken, als wir an unserem ersten Pausenpunkt, der Burger Au, anhielten. Dort gab es lecker Kaffee, Kuchen und andere Leckereien und es wurde fleißig Benzin geredet und Witze gerissen. Wie es sich gehört, wenn Altautofahrer unterwegs sind.
Weiter gehts!
Alles lief entspannt ab. Kein Auto machte Probleme, auch die Krümmer-Reparatur am Marbella von Lukas hielt super durch. Und so rollte unser Konvoi auch ganz entspannt durch Dithmarschen. Bergauf, bergab (Ja, das gibt es!), durch Wälder und durch Felder. Unser nächster Halt war der Marktplatz in Albersdorf – da kamen wir auch gut eine Stunde später an. Hier gab es nicht nur eine öffentliche Toilette (Die Toilettenauflagen hätte ich mir übrigens wohl sparen können. Die meisten hielten es für Brotpapier), sondern auch noch einmal genug Platz um…. Elsa zu reparieren. Ja, genau. Elsa nimmt mir es wohl echt übel, dass ich sie dieses Jahr noch nicht so viel gefahren bin. Anstatt hinten aus dem Tank Benzin zu tropfen, tropfte sie es vorne aus der Benzinpumpe. Aber erst, wenn der Motor aus war. Also kurz alle Schrauben nachgezogen, gemerkt, dass es trotzdem noch tropfte… und ignoriert. Es ging auch alles gut.
Ein bisschen zog sich die nächste Etappe in die Länge. Ein Radladerfahrer, der eigentlich sonntags gar nicht fahren darf, ließ uns einfach nicht vorbei. Sieben Kilometer tuckerten wir auf einer Landstraße hinter ihm her, während der fröhlich seine Sprachnachrichten abhörte und am Handy spielte. Was für ein Klapperkopp. Es war nämlich nicht nur unsere Ausfahrt, die ihm hinterhertuckerte – die Schlange im Rückspiegel hörte gar nicht mehr auf. Das sagten auch meine Eltern, die das letzte Auto unserer Ausfahrt bildeteten. Er zog wohl tatsächlich eine Schlange von fast einem Kilometer Länge hinter sich her. Aber egal. Unser nächstes Ziel war das Zweiradmuseum in Ostrohe. Hier einmal der Link zum Museum: Zweiradsammlung Walter Thede Ich weiß. Eigentlich müsste ich nun groß „WERBUNG!“ schreiben. Aber ist es Werbung, wenn der Eintritt komplett auf Spendenbasis läuft? Ich finde nicht. Und das Museum freut sich wirklich über jeden Besucher.
Endspurt!
Nachdem wir uns von den netten Betreibern des Museums verabschiedet hatten, machten wir uns auf den Weg zum Ziel. Das Eidersperrwerk. Dort gibt es nämlich echt leckeres Essen. Als wir losfahren, so dachte ich, wäre der Weg ja nur noch ein Katzensprung. Da könne schon nichts mehr passieren. Doch kaum waren wir in Weddingstedt angekommen, hielt gerade ein Feuerwehrauto an einer Kreuzung, an der ich schon abgebogen war. Die anderen kamen nicht mehr hinterher. Als ich umdrehte und fragte, was los sei, meinte der Feuerwehrmann nur: „Da brennt n Trecker!“. Erst wollte ich nachfragen, ob es nicht vielleicht auch ein Radlader sein könnte, aber so fies wollte ich dann noch nicht sein. Hieß für uns: Ein kleiner Umweg. Von gut zehn Kilometern. Aber was macht das schon, wenn das Auto mit Benzin tropft? Genau. Eigentlich nichts ;-).
Kurz vor dem Eidersperrwerk mussten wir dann auch noch einem Heuwagen hinterher tuckern – doch dann hatten wir es geschafft. Watt’n Törn 3.0 war nach gut sechs Stunden vorbei. Irgendwie komisch, dass die Organisation deutlich mehr Zeit gekostet hat, als die Fahrt an sich – aber das war mir egal. Ich war total entspannt, als ich Elsa auf dem Parkplatz abstellte und freute mich einfach nur. Darüber, dass fast alles glatt gegangen war, die Autos fast alle durchhielten und wir alle am Ziel angekommen waren. Allesamt. All die Leute, die so herrlich entspannt waren, das Herz am rechten Fleck haben und alle an einem Strang zogen, um einen schönen Tag zu haben. Danke dafür an alle!
Und bis zum nächsten Jahr!
Schaut mal hier: Olaf hat auch schon über Watt’n Törn berichtet: KLICK!
Ach Lars.
Das war eine wirklich schöne Ausfahrt an einem wirklich schönen Tag! Nachdem es im Vorfeld ja viel internes Hin und Her wegen einiger Abspringer gab, kann ich im Nachhinein nur sagen: Alles richtig gemacht. Die Tatsache, dass ein geplantes, geimpftes Team beim Testen positiv war und deshalb nicht kam gibt allen deinen Entscheidungen Recht und hebelt die unsinnigen Pampereien derer, die sich als rechtmäßig Geimpfte in diesem Terrorstaat nicht auch noch eine Maske oder gar einen TEST (**blitzdonner**) aufzwingen lassen wollten aus. Vielleicht war es auch deshalb so ein entspannter Tag, wie mir viele sagten 🙂 Und ich habe endlich mal etwas mehr mit einigen gesprochen, nicht nur mit Lukas, der verzweifelt an meinem Diagnosekabel gerissen hat. Inzwischen ist es raus. Samt Stecker. Aber das ist eine andere Geschichte.
Vielen herzlichen Dank für deinen Einsatz, deine Organisation, deine Zeit und dein Herz bei der Sache. Leute wie du halten diese Gemeinschaft zusammen. Gerade in Zeiten, wo einige Oldtimerliebhaber andere Prioritäten setzen. Ich freu mich schon auf’s nächste Jahr, aber ich denke… wir sehen uns vorher nochmal 😉
Sandmann
Hey Sandmann,
vielen Dank für deine warmen Worte. Die gehen ja runter wie frisches Motorenöl! 😉 Über die Pampereien und Abspringer rege ich mich gar nicht mehr auf. Ich konnte es nur nicht nachvollziehen – so wie wohl alle nicht, die mitgefahren sind. Aber gut. Nächstes Jahr wird es auf jeden Fall wieder eine Watt’n Törn-Ausgabe geben.
Auf dass wir uns bald wiedersehen und die Diagnosestecker immer rausgehen!
Schöne Grüße
Lars