Von Rallyegenen und Spritquellen
Stoppuhr, Stift und Startplatz. Vor zwei Wochen hat Elsa wieder als Rallyemobil gedient. Und natürlich ging die Generalprobe wieder schief. Irgendwie hat Elsa wohl Rallye-Angst.
Ein bisschen Spaß muss sein…
Keine Sorge. Ich möchte heute nicht mit euch über die Lieder von Roberto Blanco philosophieren – aber das habt ihr wahrscheinlich auch gar nicht vermutet. Heute möchte ich euch von der letzten Rallye erzählen, die ich mit Elsa bestritten habe. Leser, die schon lange mitlesen, werden sich vielleicht daran erinnern können, dass ich in der Zeit vor Corona öfter mal über Oldtimertreffen und -Rallyes berichtet habe – aber wegen der Pandemie fielen unheimlich viele Veranstaltungen verständlicherweise aus. Die letzte Rallye, die Elsa mit mir bestritten hatte, war die Super Verbleit in letztem Jahr. Die lief etwas holprig für uns. So holprig, dass ich mit einem Volvo über die Startlinie und mit einem Golf über die Ziellinie fuhr. Vielleicht könnt ihr euch noch daran erinnern. Und ich bin mir sicher, dass es daran lag, dass das Auto vorher nicht kaputtging.
Ich weiß, das hört sich jetzt komisch an – vielleicht sollte ich es auch einmal erklären. Eigentlich sind meine alten Gefährten (mit Ausnahme von Hein) recht zuverlässig. Okay – in letzter Zeit muss ich andauernd etwas reparieren, aber das schiebe ich irgendwie darauf, dass die alten Karren sich langweilen, weil sie so viel herumstehen. Aber eigentlich sind sie zuverlässig. Und das waren sie auch in den letzten Jahren. Außer wir hatten uns für eine Oldtimerrallye angemeldet. Dann ging am Tag vor der Rallye immer etwas kaputt. Henkelmännchen spuckte drei Mal seinen Lichtmaschinenregler aus, Elsa ließ einmal den Fahrersitz während der Fahrt nach hinten fallen – und beim vorletzten Mal pinkelte die Benzinpumpe. Das war richtig doof, denn spritzendes Benzin in einem heißen Motorraum ist nicht so toll, wenn man nicht gerade ein großes Lagerfeuer entzünden will. Und das wollte ich damals nicht. Und dieses Jahr noch viel weniger.
Elsa hatte Angst
Wisst ihr, dass Buckelvolvos – auch wenn sie nicht so aussehen – eigentlich ziemlich sportlich sind? Ihr braucht gar nicht so zu grinsen (Ja, ich seh das!), das ist tatsächlich so. Selbst Elsa, keine besonders sportliche Version des Buckelvolvos, ist kein langsames Auto. Was die alten Schweden mit dem Rundrücken aber bei Rallyes überall auf der Welt meist den Sieg einbrachte, war ihre robuste Konstruktion und ihre Zuverlässigkeit. Elsa scheint anders zu sein. Auch dieses Jahr hatte die alte Schwedin anscheinend so viel Angst vor der Rallye, dass sie sich einnässte. Mit Benzin, wieder einmal an der Benzinpumpe. Ich will jetzt nicht zu viel über die Reparatur erzählen, aber kurz so viel: Drei Tage habe ich an der Benzinpumpe geschraubt, um sie abzudichten, bin aber immer wieder gescheitert und habe eine neue bestellt. Und kaum war die neue Benzinpumpe da, war die alte wieder dicht. Dafür dann aber eine Vergaserdüse verstopft…
Mit drei Feuerlöschern, einem Löschspray, einem mulmigen Gefühl und einer motivierten Beifahrerin ging es am Samstagmorgen los. Ausnahmsweise startete die Fichtenhain-Rallye nicht in Heide, sondern auf dem alten Kasernengelände in Albersdorf – und somit war das auch unser Ziel morgens. Verfolgt wurden wir übrigens von meinen Eltern in Henkelmännchen, die inzwischen auch echt viel Spaß daran haben, mit den alten Autos durch die Gegend zu fahren. Und besonders viel Spaß haben sie daran, wenn ich am Abend vorher noch ihr Auto reparieren muss, weil auch der Golf wieder kurz vorher Ärger machte – aber das ist eine andere Geschichte. Nach einem leckeren Frühstück wurde es auch schon bald Zeit für die Fahrerbesprechung. Die Strecke war klar, die Aufgaben auch – und trotzdem stellten viele verbissene Teilnehmer noch Fragen, die sich durch genaues Lesen von selbst beantwortet hätten.
Auf die Plätze, fertig…
Seid ihr schon einmal eine Oldtimerrallye mitgefahren? Nein? Dann interessiert es euch ja vielleicht, wie so diese Oldtimerrallye so abgelaufen ist und wie man sie gewinnt. Die Bewertung setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. Zum einen sind ja die Gleichmäßigkeitsprüfungen. Hier bekommt man eine Karte einer vorgegebenen Strecke, auf der verschiedene Messpunkte eingezeichnet sind. Und man bekommt vorgegebene Zeiten, in der man die Strecke vom Start bis zum jeweiligen Messpunkt zurücklegen muss. Und das sind nicht irgendwelche Zeiten von wegen: „Bis zum Messpunkt 1 habt ihr so zwei Minuten Zeit“ – nee, nee, das ist schon wesentlich genauer. So habt ihr zum Beispiel 512 Sekunden Zeit, um vom Start zum ersten Messpunkt zu kommen. Für jede Millisekunde, die ihr zu früh oder zu spät da seid, gibt es dann 0,01 Strafpunkte. Seid ihr eine Sekunde zu früh oder zu spät, gibt es einen Strafpunkt. Und die Zeit genau zu treffen, ist gar nicht so leicht wie es klingt.
Und dann gibt es noch die Bordkarte. Zwischen den Gleichmäßigkeitsprüfungen, die oft mehrere Kilometer auseinander liegen, muss man sich selbst über die Karten den Weg suchen. An dieser Strecke verteilt standen kleine Schilder mit Zahlen drauf, die man in die Bordkarte eintragen musste – natürlich in der richtigen Reihenfolge. Und auf der Bordkarte standen auch die Zeiten, an denen man frühestens an der jeweiligen Gleichmäßigkeitsprüfungen sein durfte, schließlich sollte niemand hetzen. Achja – gewonnen hat das Team mit den wenigsten Strafpunkten am Ende. Eigentlich selbsterklärend, aber ich wollte es noch einmal erklären. Und wenn ihr mal Elsa und uns in Action sehen wollt, dann schaut doch einfach mal das Video. Da ist auch eine richtig coole Gleichmäßigkeitsprüfung dabei:
Ich muss da noch etwas loswerden…
Elsa hielt die ganze Zeit super durch – und auch Henkelmännchen verschwand nicht aus unserem Rückspiegel. Auch nicht, als wir schlussendlich an der eigentlich vorletzten Gleichmäßigkeitsprüfung ankamen. Hier wurde uns erzählt, dass die Ausfahrt abgebrochen würde – und wir doch zum Ziel fahren könnten. Ob auf dem direkten Weg oder über die ausgearbeitete Route, wäre uns freigestellt. Und wisst ihr was? Das fand ich schade. Der Veranstalter der Fichtenhain-Rallye hatte schon vorm Start der Rallye erzählt, dass das die letzte Ausgabe wäre, die er veranstalten würde. Er hätte keine Lust mehr darauf, keine Helfer zu finden und auch nicht auf die ewigen Nörgeleien der Teilnehmer. Und wisst ihr was? Das kann ich vollkommen verstehen.
So eine Rallye zu veranstalten und auf die Beine zu stellen, ist unheimlich viel Arbeit. Arbeit, die Geld kostet und nicht bezahlt wird. Anstatt sich aber mal in die Haut des Veranstalters zu versetzen, wird überall nur rumgemeckert und gemosert. Alles wird viel zu ernst und viel zu verbissen genommen und der Spaß geht so für alle Flöten. Das kann ich wirklich nicht verstehen. Wer regt sich denn in der Freizeit gerne auf? Gibt es so traurige Leute? Eigentlich eine dumme Frage. Es gibt so traurige Leute. Meist sind es die gleichen alten Säcke, die stolz durch die Gegend laufen und meinen, dass junge Leute nichts am Steuer eines Oldtimers zu suchen haben. Und ich bin mir sicher, dass die Meckerköppe noch nicht einmal eine Veranstaltung mit allen Versicherungen und dem Papierkram mit dem Amt veranstalten haben. Geschweige denn sich mit Streckenplanung befasst haben. Aber sie würden natürlich alles besser machen. Ist klar. Idioten. Freundlicher kann man das nicht sagen.
Das Warten hat sich gelohnt
Die ganzen Meckerköppe sind dann übrigens auch abgehauen, als es später nach dem unheimlich leckeren Abendessen mit der Siegerehrung ein bisschen länger dauerte. Es gab wohl ein paar kleine Fehler in der Auswertung – kann passieren. Aber dann einfach abzuhauen ist respektlos. Aber anscheinend hätte sowieso keiner der Nörgler einen Preis abbekommen. Aber wir! Ganz zu unserer Überraschung hatte Elsa den ersten Platz in unserer Klasse eingefahren. Anscheinend lagen wir mit unserer Philosophie: „Stoppuhr und Spaß“ gar nicht so verkehrt. Olaf vom OST-Blog konnte auch wieder einen Pokal auf der Katzentreppe seines Passats ablichten – aber das hätte uns wohl alle gewundert, wenn das nicht so gekommen wäre, oder?
Als wir dem Sonnenuntergang entgegen Richtung Heimat fuhren, waren wir uns auf jeden Fall alle einig, dass es wieder eine gelungene Veranstaltung war – trotz der Nörgler. Das Essen war super, die Strecke war wunderschön (Wir sind sie natürlich zu Ende gefahren) und die Teilnehmerautos waren alle wieder wunderschön. Dass wir einen Pokal gewonnen haben, war nett, aber wäre auch ohne schön gewesen. Ich möchte auf jeden Fall noch einmal Hajo Brügge und seinem Team für die jahrelange Mühe und Kraft danken, die sie in die Organisation der Fichtenhain-Rallyes gesteckt haben. Die waren alle wirklich toll! Und ich hoffe, dass die Fichtenhain-Rallye auch weiterhin stattfinden wird.
Vielleicht organisiert es ja einer der Nörgler?
Hier könnt ihr die Geschichte von Olaf lesen: KLICK!
Hey Lars,
gemessen an dir bin ich ja auch eher alt. Aber keiner der klassischen Nörgler, die mich in meinem Leben auch immer genervt haben. Als 89 ein 72er D-Rekord eine alte Karre war und Vorkrieg eigentlich Pflicht, wenigstens 50er.
Das sind genau die, die den Wenigen, die heute noch Bock auf ölige FInger haben, den Spass nehmen. Dazu gehören auch prominete Chefredakteure einschlägiger Gazetten, die Oldtimer der Neuzeit wie Golf2 oder W124 nicht als solche akzeptieren wollen.
Zitat: „Die machen mein Hobby kaputt“.
Die Bande sollte sich eher mal freuen, das es in dieser Zeit überhaupt noch Nachwuchs in der Szene gibt.
Ohne Worte.
Und ja: Der zutraulich wirkende PV ist ein sportliches Auto. Im zeitgenössischen Kontext betrachtet sowieso, 1957 hatte ein Käfer 30PS und ein Rekord maximal 55.
Viel besser war aber noch die gute Gewichtsverteilung, die selbst Nachfolger Amazon alt aussehen liess. Mit einem B18D ist er auch heute noch nicht langsam, und da geht ja noch vieel mehr. Der Buckel kann was.
Dein Problem mit der Pumpe kenne ich wohl, aber die ist ja auf der ungefährlichen Seite. Ein tropfender Zenith ist bei dem einteiligen Krümmer viel gefährlicher!
Grüsse, Thorsten