Altautofahrer – bin ich dafür geeignet?
Ich versuche mal zusammenzufassen, was einem Altautofahrer alles so blühen kann, wenn man mit dem alten Blech unterwegs ist.
Man könnte auch sagen – warum bringen alte Autos eigentlich mehr Spaß?
Es gibt wohl zwei Arten von Altautofahrern. Einmal diejenigen, die immer ein altes Auto fahren – also Alltagsklassikerfahrer und einmal die, und zu denen zähle ich mich auch, die ein neueres Auto im Alltag fahren.
Aber war treibt solche Menschen denn nun eigentlich dazu, ein altes Auto in der Freizeit zu fahren?
Viele Leute wollen das Auto ihrer Kindheit nochmal erleben und selbstfahren. Die Urlaubrouten, die sie früher, oft unangeschnallt, auf der Rücksitzbank des Käfers oder des Kadetts verbracht haben, nochmal mit einem baugleichen Auto nachfahren. Nur jetzt am Steuer und vielleicht den eigenen Kindern auf der Rücksitzbank. Vielleicht wollen einige auch den Traumwagen ihrer Jugend fahren? Vielleicht hat sich der Vater früher gegen einen Alfa Romeo entschieden, obwohl das Kind den Vater anbettelte, doch einen zu kaufen. Und es wurde dann doch nur ein VW 1600.
Die Autos meiner Kindheit, wenn die überhaupt schon vorbei ist, sind noch recht viel unterwegs. Man muss nicht lange schauen, bis man einen Passat 3bg auf der Straße sieht, oder? Aber okay – ich fahre im Alltag auch Volvo, obwohl ich nur in verschiedensten Passats (und einem Golf) herumkutschiert wurde. Warum wollte ich denn nun unbedingt ein altes Auto haben?
Technik
Technik hat mich – und bestimmt einige andere Altautofahrer – schon immer interessiert. Und da die Autos heute leider immer mehr mit Elektronik ausgestattet sind und ich mich damit nicht so toll auskenne, wollte ich etwas Altes haben, wo man die Technik in ihrer Ursprungsform sehen kann. Auch, wenn Henkelmännchen schon eine Zentralelektronik hat – so viel ist da nicht dran, an dem Auto. Aber natürlich noch weniger bei Elsa. Sie hat immerhin sechs Sicherungen. Bei modernen Autos ist die Anzahl der Sicherungen schon mal eben im dreistelligen Bereich. Ich möchte die Technik selbst erspüren und lernen, wie die Vorgänge funktionieren – und das ist in dem Maße, in dem ich zu Hause schrauben kann, nur ohne aufwändige Elektronik möglich. Das Zahnrad, was ich da oben in der Hand halte gehört zur Fensterhebermechanik – nichts elektrisch, alles manuell. Über das Zahnrad läuft eine Kette, an jedem Ende ist ein „Stahlseil“ befestigt, dass dann über Umlenkrollen die Fensterscheibe bewegt. Hört sich einfach an? Ist es auch. Und es funktioniert. Eigentlich klasse, oder? Nur manchmal funktionieren bei Altautos nicht alles so ganz.
Pannen
Ist es gemein, wenn ich sage, dass einige Altautofahrer vielleicht ein wenig sadistisch sind? Also nicht mit Gewalt gegenüber anderen Menschen. Bei manchen Leuten habe ich das Gefühl, sie freuen sich, wenn ihr Auto kaputt geht. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich mich für ein altes Auto entschieden habe? Im Alltag fahre ich einen äußerst zuverlässigen V40, der mich eigentlich fast von selbst überall hinbringt. Bei Altautos ist das immer so eine Sache. Nicht nur einmal ist unser Henkelmännchen in den fünf Jahren, in denen er bei uns ist, liegengeblieben. Ja, und? Das ist zumindest ein Abenteuer, wenn man es nicht täglich erlebt und erleben muss. Wenn mir täglich das Auto verrecken würde, hätte ich da auch keine Lust drauf. In der Freizeit stört es mich nicht. Dann stört es mich nicht, auch mal am Straßenrand zu stehen und zu warten, dass das Auto abkühlt. Warum auch? Ich habe ja Zeit. Und oft sind es dann Kleinigkeiten, die man schnell und günstig repariert hat. Achja – reparieren!
Schrauben
So richtig schön die Hände schmutzig machen! So gehört sich das.
Für viele ist auch das Schrauben einfach der Grund dafür, sich ein altes Auto zu kaufen. Und ganz ehrlich? Ich habe auch Spaß am Schrauben und Elsas Anschaffung war davon auch ein wenig beeinflusst. Gut, es gibt auch Fahrer, die nicht schrauben. Da muss man dann entweder auf einen guten Bekanntenkreis zurückgreifen oder sich mal nach Werkstätten informieren. Das wird dann ja natürlich teurer. Unser Cabrio war bis jetzt selten in der Werkstatt. Ich kann mich noch dran erinnern, wie ich mit meinem Vater zu einer Werkstatt fuhr, weil Papa mit dem Meister reden wollte. Und was sah ich in der Werkstatt? Ein baugleiches Cabriolet wie unser! Ich wollte gerade fragen, ob es zu verkaufen ist, bis ich merkte, dass es unser Cabriolet war, was da stand. Ich war dann lieber still. Es passte einfach nicht, dass unser Cabriolet in der Werkstatt war. Aber zurück zu den Altautofahrern – viele kaufen sich ein neues Projekt, wenn das andere Altauto zuverlässig läuft. Warum? Natürlich um zu schrauben. Wir mögen halt schmutzige Finger.
Fahren
Öhm, wofür ist ein Auto da? Okay, einige Altautobesitzer mögen ihr Fahrzeug nicht so gerne fahren. Sie schauen es lieber an und polieren den Lack runter. Und natürlich steht das Auto dann in einer beheizbaren Garage. Bei mir ist es ein wenig anders. Ich mag Autos zum Fahren. Die Alltagsautos nutze ich eher selten zum „Genussfahren“, sondern eigentlich nur, um meine alltäglichen Ziele zu erreichen. Altautos hingegen benutze ich zum Genussfahren. Das Fahren ist (abhängig vom Alter) schon anders, als bei Neuwagen. Alles klappert ein wenig, Servolenkung fehlt vielleicht und alles ist leichter. Und das genieße ich. Man merkt die Technik bei der Arbeit – und das ist schön! Wirklich! Also, wenn man sich dafür begeistern kann, natürlich.
Gespräche rund um’s Auto
„So einen habe ich auch mal gehabt!“ „Der Mann der Schwester des Nachbarn meines Arbeitskollegen hatte auch so einen. Die liefen ohne Ende!“ – Diese Sätze kennen Altautofahrer vielleicht. Oder auch „Ist das schon ein Oldtimer?“ Zuerst können die ganz lustig sein, irgendwann ist aber die Gefahr, dass man genervt ist, groß. Mich stört es überhaupt nicht, im Gegenteil. „Bei so einem habe ich die Kupplung früher in der Garage an einem Nachmittag gewechselt!“ Neue Leute kennenlernen mag ich. Und es freut mich, wenn die Leute sich für das Auto interessieren, in dem ich unterwegs bin. Lustig fand ich auf einer Oldtimerrallye einen kleinen Jungen: „Guck ma, Papa. Ein VW ohne Dach!“ – lustig, oder? Natürlich muss man durch die Gespräche immer ein wenig mehr Zeit einplanen. Aber hetzen sollte man die alten Auto meiner Meinung nach eh nicht. Alte Menschen scheucht man ja auch nicht. Zum Hetzen mag der Alltag da sein, aber in der Freizeit muss es doch nun nicht unbedingt sein, oder?
Ähm, Rost.
Rost ist bei Altautofahrern immer ein Thema. Selbst bei vollverzinkten Audi 100 TYP 44 können nach all den Jahren auch Rostplagen auftreten. Zum Beispiel durch Unfälle oder Beschädigungen – oder einfach durch das Alter. Es gibt aber auch Autos, die nicht vollverzinkt sind und trotzdem wenig rosten. Der Golf II zum Beispiel. Aber da man nicht unbedingt vollverzinkte Autos oder Golf II als Altauto fahren muss, sollte man schon auf den Rost schauen. Gerade, wenn man sein Altauto als Alltagsklassiker benutzen will. Wenn man nicht schweißen möchte, oder zumindest nicht jeden Frühling schweißen will, sollte man sich über Rostschutzmaßnahmen im Internet informieren. Zum Beispiel im Alltagsklassikerforum ( http://www.alltagsklassiker.at/forum/index.php ). Ansonsten, wenn man den Kampf doch nicht gewonnen hat, braucht man das Auto nicht gleich wegschmeißen. Auch, wenn die „alten Stinker“ oft als umweltschädlich dargestellt werden – es ist viel umweltfreundlicher alte Autos zu fahren. In der Zeit, in der man sein Auto mit ein wenig Aufwand vielleicht zehn, zwanzig Jahre fährt, werden für andere Leute in der Zeit fünf bis zehn neue Autos produziert und Alte weggeschmissen – auch, wenn es „recycelt“ heißt, alles kann man nicht recyceln. Wenn man das alte Auto mit zwei, drei Wochenenden wieder in Stand setzt, kann man es dann wieder fahren.
Kostenfrage
Wenn man sein Auto nur lange genug fährt – und es auch pflegt und danach nicht wegschmeißt, hat man oft keinen Wertverlust. Unser Cabrio hat zum Beispiel, so, wie es da steht 3000€ gekostet. Wenn man Gebrauchtwagen für den Preis ansieht, findet man oft nur Murks. Unser Cabrio ist durchrestauriert und vorher angeschafft worden für den Preis. Und vor allem – wenn etwas kaputt geht, kann man es oft mit günstigen (hängt natürlich vom Auto ab) Ersatzteilen reparieren – manchmal natürlich auch mit gebrauchten Ersatzteilen. Bei ausreichender Pflege kann man, wie der W123 hier, natürlich dann auch noch zusätzlich lange gut von dem Auto haben und braucht sich kein neues Auto kaufen.
Fazit
Ein weiterer Faktor, der mich auch interessiert – die Autos gefallen mir einfach besser. Sie sehen besser aus, als dieser „Einheitsbrei“, der oft herumfährt. Ohne auffällig wirken zu wollen (wie einige tiefgeschrubbte Baumarkttuningschüsseln), fallen sie trotzdem auf. Ihr müsst doch schon sagen, dass ihr euch auch mal nach einem Käfer umdreht? Oder?
Warum fahrt ihr ein altes Auto? Oder warum wollt ihr euch vielleicht erst Eines kaufen? Erzählt doch mal!
Wunderbarer Bericht.
Ich teile Ihre Meinung.
Weiterhin viel Spass.
Hallo Jean-Pierre,
Alte Autos sind doch ziemlich besonders :-). Ich muss auch sagen, dass ich schon immer alte Ford mochte. Ein früher Scorpio oder ein Granada würden mir gut gefallen.
Schöne Grüße in die Schweiz
Lars
Hallo Lars,
Danke Dir vielmals für Deine nette Antwort.
Ich bin mit Ford grossgeworden. Mein Grossvater fuhr bis 6.12.1964 einen Ford Taunus 17 m P 2, (Unfall), dann kaufte er einen Ford Taunus 17 m P 3, Lagerfahrzeug, das Nachfolgemodell war bereits auf den Markt, dieser fuhr ihn bis 1972 und verkauft es seinem Schwager. – 1980 bis 1985 war das Fahrzeug stillgelegt. 1987 – 1991 restauriert von mir. – Seitdem fahre ich es – Ford Scorpio hab ich fast jedes Modell – 2002 bekam ich den 1. Geschenkt von meinem Patenonkel, Ford Scorpio 2.9 i GL, Jg. 1988, mit 14000 km, Inzwischen 6 Ford Scorpio: darunter ein 2.0 i GLX Kombi, mit DOHC-Motor, und 2 Cosworth und 2 2.4 (CL und GL)
Ford Oldtimer habe ich noch Ford Taunus 17 m P 5, Jg. 1965 und ein Ford 20 m 2300 XL Coupé, Jg. 1969 und ein Opel Commodore A Coupé, Jg. 1967
Hobbymässig beschäftige ich mit DAB+-Autoradio – einige Deutsche nennen mich DAB+-Autoradio-Fachmann – hie wäre meine WEB-Seite: http://www.dab-autoradio.ch
Gruss
Jean-Pierre
Hallo Jean-Pierre,
dinen Fuhrpark kenne ich gut von den Alltagsklassikern. Ich hoffe, du bringst da bald Neuigkeiten zu deinen schönen Ford, Opel, Mercedes und Peugeots ;-). Haattest du nicht auch einen Citroen?
Schöne Grüße
Lars