LowBudgetBenz – Teil 14: Dicht, dichter, Diff
Ich habe wieder Neuigkeiten von Hein für euch! Dieses Mal geht es um die Hinterachse.Die musste wieder zusammengebaut werden. Im ersten Teil geht es um das Differential.
Es hat rund ein Jahr gedauert.
Ja, wirklich! Rund ein Jahr habe ich gebraucht, um die Achse auszubauen, eine neue Achsaufnahme und Blech einzuschweißen, die Achse zu überholen und wieder alles zusammenzubauen. Und genau darum soll es in den nächsten Geschichten gehen. Ich möchte euch (über mehrere Teile) zeigen, wie ich die Raumlenker-Hinterachse überholt und schick gemacht habe, sie danach wieder zusammensetzte und unters Auto gebaut habe. Wird ja auch mal Zeit, dass Hein zumindest auch in den Geschichten hier wieder auf die Räder kommt. Das ist in der Realität auch schon einige Zeit her. Ich muss mir irgendwie mal etwas ausdenken, wie ich die Geschichten ein bisschen schneller für euch fertig bekomme. Aber ganz ohne künstliche Intelligenz. Und nur mit ganz wenig echter, wie einige Spötter seit dem Kauf von Krümel es manchmal behaupten.
Aber fangen wir mal an. Im ersten Schritt habe ich mich um das Differential gekümmert. Naja, eigentlich ist ja nicht nur ein Differential. Eigentlich ist es ein Hinterachsgetriebe oder ein Ausgleichsgetriebe. Aber zu technisch müssen wir hier ja jetzt auch nicht werden. Trotzdem habe ich es für die Klugscheißer unter euch nun einmal erwähnt. Ich schweife aber ab… Also. Das Differential. Nun seid mal ganz ehrlich. Wenn ihr euer Auto am Wickel habt, den Hinterachskörper strahlen und lackieren lasst und den Unterboden schickt macht – würdet ihr das Diff in dem Zustand wie oben wieder einbauen? Ich denke nicht. Ich auch nicht – und deshalb fing ich damit an. Nach dem Hinterachskörper ist das Diff ja das größte Bauteil. Und weil die Schrauben der Achswellen verdammt fest waren und ich sie nicht abreißen sollte, war es bei mir noch ein bisschen größer als sonst. Also das Diff. Was habt ihr denn gedacht? Die Ende der Achswellen konnten aber auch Aufmerksamkeit gebrauchen.
Clean Maschine!
Um das Hinterachsgetriebe wieder im neuen Glanz strahlen zu lassen, habe ich nur ein paar kleine Schritte machen müssen. Gründlich saubermachen (Das hat auch nur zweieinhalb Stunden oder so gedauert), alles sorgfältig entfetten und mit meinem Lieblingslack streichen. Ich nutze schon seit langen Jahren für Bauteile und Unterböden Lack aus dem landwirtschaftlichem Bereich. Der ist robust, wirkt rostumwandelnd – und falls mal irgendwo Rost durchgucken sollte, kann man es schnell erkennen und behandeln. Wobei das bei einem Differential eher egal ist. Das rostet so schnell nicht durch. Gut aussehen soll es aber trotzdem. Wobei ich auf eine Lackierkabine und eine Lackierung mit der Pistole verzichtet habe – die Pinselstriche sieht unterm Auto sowieso niemand. Bei den Köpfen der Antriebswellen habe ich übrigens noch einen Schritt mehr gemacht: Die habe ich vorher mit der Drahtbürste entrostet und dann lackiert. Und wenn nun jemand „Aber die waren doch ausgewuchtet!“ schreit – bei so viel Dreck und Rost waren die das schon lange nicht mehr.
Die Achmanschetten habe ich übrigens nicht neugemacht, aber gereinigt. Das scheinen zwar noch die originalen Exemplare von 1990 zu sein, aber sie sind noch nicht porös. Ich denke, die werden auch noch ein paar Jahre halten – nach der Reinigung habe ich die noch mit ordentlich Gummipflege behandelt. Keine Ahnung, ob es was bringt, aber schaden kann es ja auch nicht. Eigentlich war ich fest davon ausgegangen, dass die Gummipflege der letzte Schritt am Differential gewesen sei. Das Differential wollte ich nicht neu abdichten, schließlich hat es all die Jahre nicht getropft. Dann meinte Wolfi aus Graz aber zu mir, dass die seitlichen Simmeringe schnell getauscht wären – und nur irgendwie 35 Euro oder so kosten würden. Würde ich es später einmal tauschen wollen, hätte ich das Differential wieder ausbauen müssen. Und darauf hatte ich irgendwie keine Lust.
Dicht, dichter, am dichtesten
Ich war ziemlich überrascht, wie viel Öl doch noch im Differential war, als ich den Deckel abgenommen habe. Da kam noch ein ganz schöner Schwall entgegen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie schnell ich nach Küchenrolle gesucht habe, um nicht durch Hypoid-Öl zu latschen. Hat zum Glück noch geklappt. Wenn man das Differential offen hat, ist es übrigens recht leicht, die Achswellen zu ziehen. Von innen sind die einfach mit einem Sicherungsring befestigt. Wenn man den zieht, kann man die Antriebswelle rausziehen – und hat den Simmering praktisch direkt vor den Augen. Wenn man sich YouTube-Tutorials ansieht, bekommt man die Simmeringe durch einfaches Ziehen aus dem Gehäuse. Bei mir waren die so festgegammelt, dass ich die nur mit Hammer und Meißel rausbekommen habe. Da musste ich echt ein bisschen Gewalt anwenden. Aber mit Fingerspitzengefühl, damit das Gehäuse zumindest ganz bleibt.
Schuld war eine Rostnarbe, die sich gebildet hatte. Auf diesem Bild kann man es ein bisschen sehen – unten habe ich sie schon vorsichtig weggeschliffen. So eine Dichtungssitz sollte immer schön sauber sein, damit es auch wirklich abdichten kann. Wenn ein kleines Stöckchen unterm Scheibenwischer klemmt, wischt er ja auch nicht richtig. Keine Ahnung, warum ich den Vergleich nun gezogen habe, aber er kam mir eben in den Sinn. Das Saubermachen der Dichtflächen hat sich auch ganz schön in die Länge gezogen. Ich wollte den Rost vorsichtig abtragen und nicht zu viel Material wegnehmen. Wäre ja doof, wenn der Simmering einfach nur rausgefallen wäre. Wobei das schon nicht so schnell passiert wäre – so viel Material nimmt man mit Schleifpapier schon nicht weg. Zumindest nicht mit feinem. Grobes ist eine andere Geschichte.
Zusammenführung
Den Simmering habe ich übrigens mit einem Schonhammer und einer passenden Ölfilternuss vorsichtig an den Bestimmungsort gekloppt. Das ging recht gut – und bisher halten sie auch noch immer dicht. Wer weiß, ob die alten das nicht auch noch lange getan hätten. Aber wenn man schon mal dabei ist, kann man es ja mal machen. Im letzten Schritt blieb mir tatsächlich nur das Säubern der Dichtflächen vom hinteren Deckel und vom Differentialgehäuse. Und meine Güte – stinkt das Zeug von Benz. Wie echt schlimmer Durchfall riecht diese gelbe Dichtmasse irgendwie. Es ist schon eine ganze Zeit her, dass ich die Handgriffe hier gemacht habe, aber den Geruch habe ich immer noch in der Nase. Furchtbar. Die neue Dichtmasse roch aber nicht unbedingt besser…
Wenn ihr kleinteilig erklärt haben wollt, wie man das Differential (zumindest die seitlichen Simmeringe, an den vorderen komme ich auch im Auto easy ran) abdichtet, habe ich euch das Ganze wieder in ein kleines Video gepackt:
Jap – und wieder ist Hein ein Schritt näher an seiner Rückkehr auf die Straße. Dauert ja auch schon alles lange genug. Ich dachte zuerst, ich würde drei, vier Monate brauchen – inzwischen sind es bald drei Jahre. Aber noch nicht ganz. Mein Ziel ist es tatsächlich, ihn nach drei Jahren wieder auf der Straße zu haben. Das wäre Mai 2024. Könnte sportlich werden – aber ein Versuch ist es wert. Sooo viel zu schweißen gibt es an dem alten Kahn nicht mehr (hoffe ich) und lackieren? Das wird auch schon nicht so schwer sein. Denke ich mal. Oder?
Ich freue mich auf jeden Fall schon, euch das (fast) abgedichtete Differential in Verbindung mit den restlichen Bauteilen der Hinterachse zu zeigen. Irgendwie bin ich gerade richtig motiviert, rauszugehen und an Hein zu schrauben. Wäre es jetzt, während ich hier tippe, nicht schon so spät in der Nacht, würde ich es auch machen. Aber die Motivation ist ja da. Und auslaufen kann sie auch nicht mehr.
Das Diff ist ja nun dicht.
1 Response
[…] habe es ja schon in der letzten Geschichte erwähnt. Die Geschichte von Heins Hinterachse hat sich über ein Jahr lang gezogen. Das war so […]