Kopenhagen, Teil 3 – Schweden, Strand, Stimmung
„Kopenhagen liegt doch gar nicht in Schweden!“
Stimmt auffallend. Ich war heute aber im Land der Volvos und von Ikea.
Kopenhagen liegt ja nun nicht soweit von Schweden entfernt. Einfach über eine groooße Brücken rüber und *schwups* – ist man in Schweden. Sverige. Land mit Köttbullar, Volvo, Billy-Regal und strengem Alkoholverbot am Steuer. Leute, die sich für Kopenhagen interessieren, finden das hier vielleicht nun nicht so interessant, aber für Leute, die hier Urlaub machen wollen, ist das vielleicht der Tipp für ein mögliches Reiseziel für einen Tagesausflug. Und einen Tagesausflug hatten wir heute auch vor.
Nach dem üblichen lange Ausschlafen und dem Frühstück (diesmal nur Käsebrot und Obst), machten wir uns bald auf den Weg nach Schweden. Schweden. Ich war dort vorher noch nicht. Da es nur rund zwanzig Minuten von Kopenhagen entfernt liegt, wollten wir dort auch heute hin. In drei Tagen drei Länder besucht. Wie heißt das noch? In achtzig Tagen um die Welt? Wir müssen uns ran halten. Und irgendwie Geld besorgen. Schließlich müsste ich auch Tanken. Und Schlafen. Und Essen.
Die Öresundbrücke ist übrigens wirklich lang. Da es Seitenwind gab und ich nicht unbedingt geblitzt werden wollte, fuhr ich ganz ruhig hinter einem italienischen Wohnmobil hinterher. Am Ende der Brücke musste ich übrigens Maut bezahlen. Für einen normalen PKW wie meinen Alltagselch kostete das 49€. Das Rückgeld bekam ich in schwedischen Kronen. Drei Tage, drei Länder, drei Währungen. Alles neue Erfahrungen.
Als grobes Ziel hatten wir uns in Schweden übrigens den Ort „Höllviken“ gesetzt. Dort wollten wir uns die Ostsee und die schwedischen Kleinstadt (ist es überhaupt eine Stadt?) angucken.
Es ist übrigens wirklich kein Klischee, dass in Schweden fast nur Volvos und Saabs fahren. Natürlich fahren auch andere Automarken herum. VW, Opel, Ford – eigentlich alles. Aber gerade Volvos und Saabs sind hier nicht gerade selten. Selbst ein Duett, die Kombiversion von meinem Buckelvolvo, konnte ich erkennen. Ich freute mich darüber. Nächstes Jahr, wenn meine Elsa läuft, werde ich hier auch mal herkommen. Mit meinem V40 fiel ich schon mal kaum auf. Okay, das deutsche Kennzeichen daran vielleicht schon.
In Höllviken kaufte ich mir dann noch eine schwedische Autozeitschrift, weil zwei alte Volvos drauf abgebildet sind. Übrigens hatten wir ein kleines Problem mit schwedischen Kronen. Ich hatte nur den Wert von einem Euro in Kronen an der Mautstelle zurückbekommen. Ein Glück hatte H. seine Bankkarten mit und wir konnten fünfhundert Kronen abbuchen. Damit kauften wir uns dann erstmal etwas zu essen. Ein Bund Bananen.
Und der war auch notwendig. Da wir nicht wussten, was es in Imbissen und Restaurants zu essen gab (Ganz ehrlich, wieviel Sprachen könnt ihr fließend?), nahmen wir uns lieber ein gesundes Essen zur Brust und wollten dann später in Malmö bei Ikea essen. Ikea, Volvos, hübsche Frauen – nun hätte wohl eigentlich nur noch Köttbullar gefehlt und ich hätte alle schwedischen Klischees erlebt.
Und dann? Ikea in Malmö stand auf dem Zettel. Ikea ist ja fast alles einen Begriff. Ich bin gerade zu faul zum Googlen, ob es international Ikea-Läden gibt oder nur in Europa. Ich war bisher noch in keinem. Aber nun in Schweden würde ich passend in eine neue Ikea-Welt schreiten.
Mein Auto, mein Haus, mein Boot. Das wird oft als Leitfaden von einigen Leute genommen, die Wohlstand erstreben. Ein Auto habe ich. Hätte ich Spielkarten, hätte ich auch ein Haus und hätte ich ein Blatt Papier auch ein Boot. Also konnte ich nun auch zu Ikea gehen und gedanklich die beiden Sachen einrichten. Kaufen wollte ich kein Billy-Regal oder „Hubert“-Hocker, sondern eigentlich nur drei Kleinigkeiten für die in Dithmarschengebliebenen.
Fündig wurde ich auch. Ein hängender Blumentopf, eine Plastikblume und eine Laterne kaufte ich ein. Der Preis war jeweils 59 sKr. Nur die Tüte kostete dann 2 Kronen. Nachdem alles im Auto verstaut war, gingen wir zurück zum Restaurant. Ich weiß zwar nicht was ich dort gegessen hatte, weil es mir vorgestellt wurde, aber es war wirklich lecker und kostete 59 sKr. Ich hatte mich meist schon fast ein wenig überfressen. Mein Alltagselch musste also ein wenig Ballast mehr nach Kopenhagen schleppen. Nicht so schlimm. Und nach Ikea machte er das dann auch.
Nach einer kurzen Relax-Pause im Hotel, ging es dann weiter in Richtung Ostsee. Den Namen von dem kleinen Ort weiß ich schon gar nicht mehr, denn muss ich morgen mal auf dem Navi nachschauen. Auf jeden Fall gab es am Ende einer langen Straße einen kleinen Kiesparkplatz, an dem auch ein alter Volvo P1800 seine letzte Ruhe gefunden hatte. Von diesem Kiesparkplatz aus konnte man an die Ostsee gelangen, wo andauernd Flugzeuge über den Köpfen hinweg flogen und Kitesurfer über die Wellen bretterten. Wir hielten es lange aus – obwohl der Wind nicht schlecht wehte, war es warm und andauernd schauten wir den fliegenden Flugzeugen und den mit einem Karacho krachenden Kitesurfern zu. Ich würde gerne mal wieder Windsurfen. Aber dafür muss mein Körper erstmal wieder repariert werden.
Am Abend fuhr ich dann ohne H., der im Hotel bleiben wollte, nochmal los, um Nahrung zu finden. Durch die fast leeren Straßen, fuhr ich dann im Halbdunkeln bei guter Musik ganz gemütlich durch die Straßen zu einem Italiener nach Dragör . Ich liebe es ja nachts durch die Straßen zu fahren. Mit der passenden Musik und ohne Stress komme ich mir dann immer so vor wie einer, der mit einem großen Cadillac langsam über die Route 66 cruist. Auch, wenn es heute Musik wie „I feel good“ und verschiedene Jazz-Stücke waren, anstatt Rock’n’Roll und mein kleiner Kombi alles andere als ein Cadillac ist. Trotzdem mag ich mein Auto für sowas. Es gibt mir Sicherheit, Geborgenheit, Platz, Trockenheit und vor allem Freiheit. Die ganzen Tage hat er mich mit dem niedrigenstem Benzinverbrauch und ohne zu Mucken durch den Stadtverkehr gebracht und mir schlussendlich heute Abend noch das Stück Freiheit gegeben. In der Pizzeria war es lustig. Alle sangen und lachten und aßen fröhlich ihr belegtes Stück Teich. Und irgendwie wurde ich als englischsprechender, komischer Kauz sogar ernst genommen und sofort aufgenommen. Ein älteres Ehepaar redete eine ganze Zeit mit mir, was ich denn hier machen würde und fragten mich noch zu meinem Leben aus. Da die Pizzeria knacktevoll war, musste ich auch fast eineinhalb Stunden auf meine Pizza warten und sie dann in mein Auto mitnehmen, weil einfach kein Platz mehr frei war. Das fand ich aber überhaupt nicht schlimm. Diese fröhliche, natürliche und nette Seite von Dänemark kennengelernt zu haben, ist viel wichtiger als traurig darüber zu sein, dass man seine Pizza im Auto alleine essen musste oder dass man nicht an die angesagte Sky-Luxus-Bar geht. Dort benimmt sich jeder vornehm. Hier konnte man Mensch sein. Und das ist wichtiger. Nicht verstellen, sondern einfach leben.
Und genau das fand ich auch auf dem Rückweg zum Auto mit der Pizza in der Hand. Ein älterer Mann mit grauem Bart (er sah aus wie der Weihnachtsmann), er schien mir ein wenig verwirrt, grüßte jeden auf dem Bürgersteig, führte anscheinend Selbstgespräche und tanze ein wenig auf dem Bürgersteig. Keine Ahnung, ob ich die Polizei hätte rufen sollen. Aber da alle anderen ihn auch grüßten und sich freuten, stimmte wohl alles.
Dänemark lebt und existiert nicht nur. Und morgen ist der letzte Tag. Leider.
Sverige steht bei mir auch noch ziemlich weit oben auf der Wunschliste. Allerdings werde ich IKEA auslassen, diese Krankheit gibt es auch ausserhalb der EU in der Schweiz, USA, Kanada, selbst in der DomRep hat man die Menschen (vorallem die Frauen) damit beglückt..
Zu Ikea brauch ich auch nicht mehr so oft. Einmal möchte ich meiner Mutter nochmal Ikea zeigen. Aber wenn man sich mal genauer über die Hintergründe der günstigen Möbel informiert (Schwarzbuch Markenfirmen kann ich empfehlen!), dann mag die Möbeldiscounter nicht mehr so gerne.
Schweden ist aber toll. Irgendwann fahr ich mit meiner Elsa hin 😉