Restaurieren ist Zubehör, Arbeit und Mut
Heute möchte ich euch endlich wieder etwas von Elsa berichten.
Es steht noch viel Arbeit an, aber manchmal muss man auch mal in die Zukunft spinnen.
Zum einen habe ich das Buch „VOLVO – von den 20ern bis in die 90er Jahre“ bekommen. Auf 244 Seiten kann man die Geschichte der Autoproduktion von Volvo lesen – inklusive Abbildungen der einzelnen Volvo-Modelle. Und natürlich sind auch passende Werbefotos dabei. Das Kapitel vom „PV 444“ wird als „PV 444 – der Junge aus Hisingen wird ein Weltstar“ beschrieben. Dort kann man auch Fotos von der Entwicklung sehen, und wie Elsa und ihre Geschwister ursprünglich mal aussehen sollten. Werbefotos aus Schweden, Amerika, Belgien (dort gewann er anscheinend 1947 einen Schönheitsheitswettbewerb. Ebenso werden Fotos aus der Produktion, der Vorstellung und dem Verkauf gezeigt. Aber auch verschiedene Protoypen werden gezeigt (zum Glück wurden davon einige NICHT in Serie gebaut) – ein Viertürer hingegen ist schick. Auch der Verschiffung und Vermarktung in den U.S.A wird gezeigt. „Volvo PV 444 – The Swedish Quality Car“. Im Schauraum könnte Elsa stehen.
Dann kommt noch der kleine Schlüsselanhänger-Buckel. Der ist wirklich witzig. Aus leichterem Plastik ist die Karosserie und aus Spritzguß der Boden. Die Räder lassen sich drehen und die Form ist recht gut getroffen. Der Kleine PV 544 wurde in einer schönen Schachtel geliefert, wo er nochmal eingewickelt war. Ein kleines Heftchen über den PV 544 ist auch drin. Überschrift: „The People’s Choice – Durable, Safe & Reliable“. Auch werden die Gründer von Volvo, Assar Gabrielsson und Gustaf Larson (hihi, Lars-on) werden zitiert „Car’s are driven by peole. Therefore the guiding principle behind everything we make at Volvo is – and must remain – safety.“ – und ich muss sagen, das haben sie bei Elsa schon recht gut hinbekommen. Sie hat verdammt dickes Blech – wenn nicht gerade ein Rostloch drin ist. Das muss 1957, bzw. 1958 ein ganz schöner Panzer gewesen sein. Gut, heute ist sie sicherheitstechnisch natürlich nicht mehr auf dem neusten Stand. Aber ich will behaupten, dass manches Auto aus den 80ern unsicherer ist, als meine Elsa.
Dann bekam ich noch von Micky, dem Chef der Alltagsklassiker, diese Aufkleber, die bald Elsa zieren werden, wenn sie fertig ist.
Das war jetzt das „Zubehör“ für Elsa abgearbeitet. Nun kommen wir zum nächsten Punkt der Überschrift: Arbeit. Und davon gibt es viel.
Montag, der 10.03.2014 – Schraubertag Nummer 39
Hasst ihr Montage? Ich schon. Irgendwie.
Heute war es mir egal. Um ein wenig abzuschalten, musste etwas an Elsa gemacht werden. Was haben wir denn noch so an ihr? Achja. Rost – fast vergessen. Dort, wo die Feder festgeschraubt wird, wurde bereits einige Male gepfuscht. Bleche über Bleche über Bleche geschweißt – und keinen Rost entfernt. Vor zwanzig, dreißig Jahren war das wohl eine zeitgerechte Reparatur. Aber ich bin den Ausführern der Arbeiten nicht böse. Wäre das nicht geschweißt worden, dann hätte ich Elsa wohl jetzt nicht. Dann stünde sie nun vielleicht in einem Garten oder einem Wald und würde vor sich hinrotten – oder wäre schon längst ein Hyundai geworden. Das wird keine leichte Arbeit, dass wieder alles hinzubekommen.
Aber bevor da geschweißt werden kann, muss die Feder raus. Dafür hat Papa extra einen Federspanner gebaut, weil wir keinen haben. Und, wie man sieht? Es hat geklappt. Vorher haben wir natürlich die Karosserie anders abgestützt – an der Achse kann man es schlecht machen, wenn die Feder ausgebaut werden soll. Nach ein wenig Schleifarbeit fanden wir, was wir erwartet haben: Rostlöcher. Was da helfen wird? Na, schweißen und neues Blech.
Weiter ging es dann am Donnerstag, den 13.03.2014. Der Schraubertag Nummer 40.
Wir haben den 40. Schraubertag vollgemacht! Und das bei diesem herrlichem Wetter, welches wir haben. Als ich von der Schule kam und mit meinem Alltagselchen auf den Hof brummten, lagen unsere Katzen über all herum und sonnten sich. Genauso unsere Hühner, die sich ins relativ warme Gras legten und ihre Federn in der Sonne wärmten. Habt ihr schon mal Hühner gesehen, die sich sonnen? Die setzen sich immer hin und legen sich dann so auf die Seite – total lustig. Die Hühner und unsere Katzen waren faul (vor allem auch unser Paule – der lag bei Elsa und döste) – mein Vater aber nicht. Der fing an, hinten den Holm neu zu formen.
Die Dicke des Blechs ist gleich (2 mm) – und die Form wird nun angepasst. Ich mache mir da keine Sorge, dass das nicht klappen wird. Es muss klappen – ein Reparaturblech gibt es nicht mehr. Das Blech hat uns übrigens nichts gekostet – das Vierkantblech hat Papa seit 25 Jahren in der Garage liegen. Es war ihm damals zu schade, den Kram wegzuschmeißen. Ist ja auch nicht nötig, oder? Recycling ist doch aktuell. Und das CO2, was Elsa eingespart hat über die Jahre – da kann ich mir meinen neuen Kleinwagen kaufen und ihn fahren. Die Strebe ist nur zum Stabilisieren – die kommt noch weg.
Ich habe meine Elsa, meinen Buckelvolvo mit Knäcke-Po, hier seit Ende August 2013 stehen. Wie ihr bestimmt mitgelesen habt, allerdings ein wenig rostig und ein wenig unfahrbereit. Schließlich hat die gute Dame seit nun fast fünfzehn Jahren kein Benzin mehr in ihren Brennräumen gehabt. Wie sie sich wohl fühlen wird, wenn das erste Mal wieder Leben in den B16A-Motor kommen wird? Ob sie sich freudig schüttelt und dann lostuckert? Oder ob sie sich wehren wird, weil sie keine Lust hat, nach all den Jahren wieder zur Arbeit gebracht zu werden und nicht anspringen wird? Ich werde auf jeden Fall alles tun, damit das Erste eintritt. Aber nachdem sie nun so viel Blech bekommen hat, irgendwann eine neue Lackdusche und eine Versiegelung bekommen wird und auch die Technik überholt wird, ist sie mir es doch schuldig, dass das erste eintritt . Aber nach siebenundfünfzig Jahren? Läuft die einfache Technik da zuverlässig? Oder werde ich jede Woche vom ADAC nach Hause gebracht werden müssen? Wer weiß, wie Elsa gepflegt worden ist? Naja, zumindest sind die Bremsen und die Zündanlage vor’m Wegstellen neu gekommen. Und Öl ist auch genügend drin. Auf jeden Fall wird sie zuerst behutsam eingefahren werden müssen. Dann kann ich auch gleichzeitig sehen, ob Elsa nicht überhitzt und ob alles passt – aber vorher wird sie ja eh erst durch den TÜV müssen. Gibt es in Österreich auch Kurzzeitkennzeichen? Die kann man sich hier in D kaufen und dann einige Tage durch die Gegend fahren. Die wird Elsa auf jeden Fall bekommen. Dann wird sie ein paar Tage Probe gefahren und dann kommt sie zum TÜV. Einzelabnahme und Gutachten für’s H-Kennzeichen.
Dienstag, der 25.03.2014 – Schraubertag Nummer 41
Okay – für mich eher weniger ein Schraubertag. Ich habe heute immerhin zwei Stunden in der Schule gesessen, um zu lernen. Der Rest der Stunden ist ausgefallen. Egal. Als ich dann in meinem höchstdreckigem Alltagselchen auf den Hof fuhr und ich vor’m Carport parkte, übertönte das *wrääääääääängwräwräwrääääängwrääääängwrääwrääännnnngggg* der Flex schon Chuck Berry, der heute in meinem Radio wohnte. Nichts Ungewöhnliches, wenn man eine siebenundfünfzig Jahre alte Schwedin auf dem Hof hat. Nein, dass soll nun nicht heißen, dass Schwedinnen in dem Alter immer mit einer Flex herum laufen. Aber das wisst ihr ja auch sicherlich. Es geht doch um meine Elsa. Wie ihr euch bestimmt erinnern könnt, hat Elsa so ein, zwei Rostprobleme. Eins davon wird ihr in letzter Zeit wieder ausgetrieben – es soll ein neuer Holm hinein.
Ich habe euch ja schon gezeigt, dass der selbstangefertigt wird. Ist doch Ehrensache . Einmal ist es wesentlich günstiger, als sich einen anfertigen zu lassen – und es gibt keine Einschweißbleche mehr zu kaufen. Und da es ein tragendes Teil ist, wird natürlich auf fachgerechtes Verschweißen geachtet. Und auf die Materialstärke – die beträgt, wie im Original, bei 2 mm. Vielleicht wird der heute sogar noch eingeschweißt. Was auf jeden Fall überall raufkommt: Lack. Das soll nicht mehr rosten. Das wird sonst irgendwie so zugig, dadrin.
Nachdem der Holm fertig geschweißt war, sollte er dann auch eingeschweißt werden (Meeensch, wird hier viel geschweißt!).
Wie heißt es noch so schön? Was lange rostet, wird repariert!
Und genau das wird gleich mit Elsa geschehen.
Bevor etwas verschweißt werden kann, muss es angepasst werden.Kennt ihr Plastikbausätze? Gerade bei älteren Bausätzen passen einige Bauteile nicht so ganz. Und dann gibt es noch sogenannte Scratchbauten, wo man aus verschiedenen Plastikstreifen ein tolles Modell baut. Und sowas machen wir wohl gerade auch aus Elsa – man nehme ein paar Metallstreifen, ein kleines Schweißgerät und hoffe, dass daraus wieder irgendwann ein hübsches Auto entsteht. Mit ein wenig Fleiß und einem Lied auf den Lippen klappt das auch vielleicht.
Hier ist mein Vater – zwar ohne Musik auf den Lippen – aber dafür mit Geduld am anpassen. Ich musste etwas für die Schule tun.
Zu viele Köche verderben allerdings auch den Brei. Deshalb habe ich Papa damit ganz in Ruhe gelassen. Er hat da mehr Erfahrung und bei einer TÜV-relevanten Stelle wollte ich nun nicht unbedingt dazwischen pfuschen.
„Nichts ist trügerischer als eine offenkundige Tatsache.“ sagte mal Sherlockes Holmes. „Nichts ist trügerischer als eine dreilagige Blechschicht mit Rost“, zeigte unser Holm(es).
Und? Eingeschweißt.
Der Holm ist drin, und stabil. Und Kosten bis jetzt? Altes Metall aus der Garage (ein Teil des Blechs hatte Papa noch aus seiner Lehrzeit als Schlosser. Es ist schon über vierzig Jahre alt), ein wenig Gas, ein wenig Strom, eine neue Brille (Papa hat vergessen seine Brille zu wechseln und da waren irgendwie so lustige Punkte drauf eingebrannt), eine Flexscheibe und ein wenig Draht. Nagut, bis auf die Brille, die ja eher nicht für Elsa ist, sondern Papa auch mal gut tat, hat es nur ein paar Euro insgesamt gekostet. Auf jeden Fall wesentlich weniger, als die einhundertundachtzig Euro für den Teil des Holms, den es nicht mal mehr zu kaufen gibt. Das Ding gibt es nämlich nicht mal mehr.
Ich bin echt zufrieden damit und muss Papa dafür danken. Ich hätte das so nicht hinbekommen. Vor allem ist das nun wesentlich stabiler, als vorher. Und da die gute Elsa nicht mehr bei Salz und Schnee bewegt werden soll, wird der auch lange halten. Natürlich bekommt er auch noch richtige Rostschutzmaßnahmen. Aber bis dahin ist eh noch viel zu tun.
Ist das eigentlich umweltschonender, ein altes Auto wieder herzurichten? Oder es wegzuschmeißen und ein anderes zu kaufen? Würde mich interessieren. Aber wegschmeißen kommt für mich nicht in die Tüte. Elsas schlimmste Stelle nimmt wieder Form an. Ich bin sehr glücklich.
Ein minikleiner Fehler hatte sich aber noch eingeschlichen. Der stellte sich am Mittwoch, den 26.03.2014, dem Schraubertag Nummer 42 (die Antwort auf alle Fragen), heraus.
Eine Kante war ein wenig zu groß, der Stoßdämpfer passte nicht. Was tut man? Die Kante passend rundschleifen, damit es passt – und fertig. Dabei ist uns übrigens der Dremel heiß geworden. Ein wenig Schwund ist immer.
Ein paar Tage nach der Einschweißaktion hier, habe ich an VOLVO Deutschland eine eMail geschrieben, dass ich mit meinen beiden Autos (nagut, mit dem Alltagselchen) sehr zufrieden wäre.
So lautete die Antwort:
„Guten Morgen Herr G.,
so ein großartiges Lob erhalten wir natürlich gerne. Tatsächlich machen sich unsere zufriedenen Kunden eher selten die Mühe, uns zu schreiben. Umso schöner ist es zu lesen, wie begeistert Sie von Ihren beiden Volvo Modellen und dem Service Ihres Volvo Partners sind!
Ihren Blog haben wir uns bereits in die Lesezeichen abgelegt und wir sind gespannt, wie die Restauration von „Elsa“ vorangeht. So etwas motiviert das ganze Team, auch zukünftig immer das Beste zu geben, um unsere Kunden rundum zufrieden zu stellen.
Wir hoffen, dass Sie der Marke Volvo auch in Zukunft so verbunden bleiben, und wünschen Ihnen viel Erfolg bei den Restaurationsarbeiten und stets gute und sichere Fahrt!
Beste Grüße aus Köln
Alexandra W.
Volvo Kundenbetreuung
Volvo Car Germany GmbH
Sowas finde ich sehr nett. Man wird als „Jungspund“ in der Autofahrerwelt nicht ignoriert, sondern akzeptiert. Das ist nicht oft so. Vielen Dank, VOLVO!
Und bald werde ich Elsa fahren. ganz bald.
Neueste Kommentare