Aaalle Jaaahre wieederrr…
…kommt ein Tannenbaum zu Hause hiiin.
Okay. Der Reim war nun echt nicht gut. Ich möchte mal mit euch heute über eine Tradition sprechen.
Seit 1987 spannen meine Eltern unseren kleinen Anhänger hinter ihren immer wieder wechselnden Passat Variant und tuckern damit dann zum Tannenbaumschlagen bei einem netten Herren irgendwo am anderen Ende von Dithmarschen. Irgendwann schließen sich dann auch Nachbarn und Freunde an und es wurde schon eine Tradition bei uns. Das dritte Mal macht es nun der islandgraue Variant, das zweite Mal darf ich am Steuer sitzen. Der Anhänger ist über all die Jahre der selbe geblieben und wird auch nicht ersetzt.
Aber bevor ich den Anhänger als BE-Führerscheininhaber ordnungsgemäß anhängen kann, muss erstmal der abnehmbare Agrarhaken an den Passat gebaut werden. Ich weiß nicht, wie oft ich das nun schon gemacht habe. Ein paar Mal auf jeden Fall schon. Es ist auf jeden Fall etwas, was ich öfter mal vergesse. Das Gute an der Anhängerkupplung ist ja, dass man sie abschließen kann. So wird sie nicht geklaut. Aber da wird VW ja wohl nicht der einzige Hersteller sein, der so etwas anbietet.
Als nächstes muss dann natürlich noch der über dreißig Jahre alte Brenderup-Anhänger angekoppelt werden. Das ist nicht so schwer, das kenne ich noch. Das ist auf jeden Fall einfacher als eine abnehmbare Anhängerkupplung an das Auto zu dübeln. Unser Anhänger ist übrigens noch in erster Hand! Solange er noch funktioniert wird er eben nicht verkauft. Und er sollte noch ein paar Jahre funktionieren. Dieses Jahr hat er zum Beispiel ein paar Ersatzteile für Elsa transportieren dürfen, die ich günstig bekommen habe. Und einen alten Kühlschrank.
Ups, nun bin ich aber vom Thema abgekommen. Schließlich soll es um Tannenbäume gehen, um schon mal etwas für Weihnachtsstimmung zu sorgen. Seid ihr in Weihnachtsstimmung? Habt ihr schon alle Weihnachtsgeschenke besorgt? Oder schenkt ihr euch etwa nichts? Ich habe noch nicht alles besorgt, bin noch nicht wirklich in Stimmung, freue mich aber trotzdem auf die Tradition. Was brauchen wir noch? Achja. Säge, Knieschoner, Band zum Festbinden, Stiefel und andere Schuhe. Könnte heute ein wenig matschig werden.
Dann kann es ja losgehen! Halt, nein, noch nicht. Beleuchtung muss erst noch überprüft werden. Blinker links? Geht. Blinker rechts? Geht. Bremslicht? Geht. Warnblinker? Geht auch. Die übrigen Birnen brennen auch, der Anhänger ist gut angekoppelt, also kann es ruhigen Gewissens losgehen. Also noch schnell Nachbarn und Freunde eingesammelt und dann ab die Post! Also – fast. Mit 80 Kilometern pro Stunde.
Angekommen. Schon lustig, wie viele Autofahrer sich nicht trauen ein leeres Anhängergespann zu überholen, das vorschriftsmäßig fährt. Gibt halt noch nette Fahrer. Hier wollen wir nun einen neuen Freund finden, der für ein paar Tage in unserem Wohnzimmer wohnen darf. Dann wollen wir mal schauen, wer mitmöchte. Wird sich schon etwas finden lassen, die Auswahl ist ja groß genug. Also, auf in die Suche!
Huch? Na, Kleiner? Willst du etwa mitkommen, oder warum wirfst du dich so vor meine Füße? Du musst noch ein wenig wachsen, um mitkommen zu dürfen. Du gehst mir ja nur bis zum Knie und wir suchen schon einen, der ein wenig größer ist. Warte du nochmal ein wenig, in ein paar Jahren darfst du dann bei uns einziehen.
Wir sind übrigens auf der Suche nach einer Edeltanne. Die pieksen und duften so schön.
Was ist denn mit dir, Großer? Hm, vielleicht merken wir uns deinen Standort mal, du gefällst uns schon ganz gut. Aber wir können ja nochmal weitergucken.
Wenn ich so durch die Bäume stapfe und ab und zu mal über einen alten Stumpf stolpere und mich fast lang mache, dann werde ich immer nachdenklich. Schon wieder ein Jahr rum! Wie ich diesen Satz hasse. Natürlich ist schon wieder ein Jahr rum. Ist doch gut, dass man es so empfindet. So war einem wohl nicht so oft langweilig und hat das Jahr gut verbracht. Bald kommt das neue Jahr und alle werden am Ende des Jahres dann auch wieder ein Jahr älter sein als vorher.
Ach, was soll das Weitersuchen noch? Wieso sollten wir noch Weitersuchen, wenn wir den schon toll finden? Also? Ab damit. Die alte Säge her, die Knieschoner und dann wird er halt abgesägt. Absägen. Hört sich traurig an, oder? Der Regenwald wird abgeholzt, was gar nicht mal so gut ist. Viele meinen, es sei auch umweltschädlich für ein paar Tage eine Tanne abzusägen, nur um Schmuck im Wohnzimmer zu haben. Natürlich könnten wir uns auch einen schon abgesägten Baum von Ständen kaufen. Aber das hier sollte wohl noch etwas ökoiger sein. Zum einen verliert unser neuer Freund seine Tannennadeln nicht so schnell und zum anderen werden auf dieser „Plantage“ keine Bäume weggeschmissen. Was nicht verkauft wird, wächst halt weiter bis zum nächsten Jahr. Puh, ist der hier schwer zu sägen. Ist die Säge nach all den Jahren vielleicht etwas stumpf geworden oder habe ich nicht genug gegessen? Bestimmt das zweite. Nächstes Jahr wird das anders.
Uuund ab ist er. Aber nicht, um einem neuen Auto als Deko im Innenraum zu dienen oder um gleich verbrannt zu werden. Nein, einfach, um uns im Wohnzimmer geschmückt Gesellschaft zu leisten. Ist das nicht eigentlich eine schöne Aufgabe? Wollt ihr nicht auch für Freude sorgen, wenn das Jahr nun schon wieder fast rum ist? Macht ihr das mit Geschenken? Ich hoffe, dass ich es dieses Jahr mache. Ich gebe mir zumindest Mühe.
Eine Tradition habe ich dann noch fortgeführt. Genauso wie letztes oder vorletztes Jahr. Oder das Jahr davor. Das Festfahren. Es ist nicht so schlau, das Auto „bergan“ auf einer matschigen Wiese hinzustellen, wenn man keinen Allradantrieb hat. Der Passat ist kein „4Motion“ und hat sich mit dem Anhänger und den Tannenbäumen und den Fahrgästen sich gedacht, dass im Matsch spielen mal ganz lustig ist.
Und wenn sie nicht freigeschoben wurden, dann stehen sie da wohl noch Heiligabend.
Gibt es halt eine Open-Air-Feier.
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