Boden unter den Rädern – Elsa fährt!

Einige Menschen verlieren schnell den Boden unter den Füßen und heben ab.

comp_comp_SAM_8547Nun geht es mit der Geschichte weiter. Wie Elsa auf die Räder kam und ich sie fuhr.

Den Boden unter den Füßen sollte man wenn möglich nicht verlieren. Das schaffen viele Menschen nicht und hebe ab. Solche Menschen mag ich nicht. Bodenständige Menschen sind mir wesentlich lieber. Auch Elsa sollte wieder bodenständig werden. Naja, eher, wie soll man das beschreiben? Bodenrollbar? Auf jeden Fall seht ihr heute, wie Elsa das erste Mal mit mir am Steuer fährt.

Samstag, der 01.08.2015 – Schraubertag Nummer 141

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Der Tag fing damit an, dass ich dem alten Tank (Nachdem ich mit einem Schnäppchen zu lange gewartet habe, da war er weg, hätte einen rostfreien um 50€ haben können…) den Tankgeber ausgebaut habe. Ich wurde empfangen von 1a Benzindämpfen. Ich hasse diesen Geruch. Da konnte man auf jeden Fall sehen, dass das Blech, was unten geschweißt wurde, nur drübergebraten wurde. Aber die Gase müssen noch raus, sonst ist da nichts mit schweißen. Wahrscheinlich schon, aber dann „PUFF!“ und dann stehen wir in der Zeitung.

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Während ich von den Benzingasen high wurde, war mein Vater dabei die vorderen Radlager festzumachen. Überall kam ordentlich fett rein, wie es sich für altes Auto gehört und alles wurde dann sorgfältig zusammengebaut. Die Schrauben wurden dann mit einem Splint gesichert. Sicher ist sicher, so ein Rad verlieren ist ja nicht gerade angenehm. Ich glaube, das kann sogar ganz gut weh tun.

Während Papa die beiden Radlager vorne versorgte, ging ich mit der Fettpresse herm und schmierte jeden Abschmiernippel ab. Das sind echt ganz schön viele. An die meisten kam ich auch nur ran, weil keine Karosserie montiert ist vorne. Da brauchen wir nochmal eine Fettpresse mit Schlauch. Alle fünftausend Kilometer soll man abschmieren und da bau ich ja nicht jedes Mal meine kleine große Elsa auseinander. Abgedichtet haben wir dann auch gleich nochmal das Differenzial hinten. Da war tatsächlich die Ölablassschraube nicht richtig festgezogen. Angeblich sollte ein Mensch namens Lars das gemacht haben. Wenn ich den in die Finger bekomme… ;-).

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An der Vorderachse haben wir dann auch nochmal jeden einzelnen Splint ersetzt. Neue Splinte machen doch einen besseren Eindruck als fettverschmierte, alte Biegedinger. Die zu ersetzen war teilweise gar niht so leicht. Zum Durchknappsen hatte ich zu wenig Kraft (Notiz an Lars: mehr Spinat) und teilweise waren die auch wirklich komisch verbogen. Da half nur noch Gewalt! Bei einigen aber auch einfach Nachdenken. Nachdenken soll ja manchmal helfen.

Nachdem Elsas ganze Baustellen abgearbeitet waren, konnte sie ja nun eigentlich wieder auf die Räder. Warum eigentlich? Sie sollte es. Also habe ich kurz Unterstützung geholt, damit jemand meine Kamera hält und manchmal aus Versehen auf den Auslöser kommt. Meistens dann, wenn es die doofsten Gesichtsausdrücke gibt, aber das seid ihr hier ja von mir schon gewohnt.

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Man glaubt gar nicht, wie viel man in
zwei Jahren vergessen kann. Nagut, doch. Den Lagerplatz meines Autoschlüssels habe ich oft mal schon in einer halben Minuten vergessen, nur, um ihn dann vier Stunden zu suchen. Wir hatten aber eigentlich vergessen, wie tief Elsa ist. Also – wirklich tief. Zuerst einmal mussten aber die Räder drauf. Die Räder sind schon echt porös. Die beiden besseren haben wir auf die Vorderachse gemacht, weil wir irgendwie Angst hatten, dass sie platzen. Vorne ist ja aufgrund des Motors mehr Gewicht als hinten. Vorne kamen also die Winterreifen rauf (Deswegen war Elsa so rostig??) und hinten die Sommerreifen. Ohne vorher aufgepumpt zu werden, versteht sich. Ich würde mich echt wundern, wenn die so lange halten, bis Elsa ihre neuen Reifen bekommt.

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Und dann? Dann ging es ans Ablassen. Also von Elsa, nicht auf der Toilette ???. Iieh. Erst wollten wir hinten anfangen (wat?), ich meinte dann aber, dass vorne besser wäre, weil Elsa ja sonst auf der Traverse wippen würde und sie uns nachher umkippt. Das Argument war gut, also fingen wir vorne an, Elsa auf den Boden zu lassen. Erst einmal haben wir die von mir so extrem gehasste Quertraverse unter Elsa rausgenommen, danach wollten wir sie auf den Boden lassen. Ging auch, nur bekamen wir den Wagenheber nicht mehr drunter raus. Ups!. Also haben wir noch ein paar Bretter unter die Räder gestellt und mit einem Trick die Räder irgendwann auf dem Pflaster gehabt. Meine Hose rutschte dabei auch. Ich muss mir doch mal einen neuen Gürtel kaufen. Oder zunehmen.

Vorne tief und hinten hoch. Das sieht bei einigen Autos gar nicht mal so schlecht aus. Aber bei Elsa passt das nicht wirklich. Tuning bekäme sie höchstens in Richtung erhöhter Verkehrssicherheit oder Komfort, aber nicht unbedingt etwas, was sie schneller in den Kurven macht. Dafür fahre ich viiiel zu langsam.

comp_comp_SAM_8561Aber Elsa sollte das erst mal mit den neuen Stoßdämpfern nun einfedern. Hinten haben wir sie nun am hoffentlich trockenen Differenzial hochgebockt, die Böcke drunter rausgenommen und dann angefangen zu meditieren. Ommmmmmmm. Nein, nicht wirklich. Dann musste ich Elsa ganz vorsichtig ablassen. Vorher haben wir vorne natürlich Keile untergeschoben, damit sie nicht wegrollt. Und dann? Dann stand sie auf allen vieren.

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Was waren wir erstaunt, wie klein und niedrig Elsa ist. Echt, zwei Jahre fast einen Meter hoch aufgebockt und das Auto ist riesig! Aber Elsa ist ja nun auf einmal so klein und schmal. War sie das immer? Anscheinend. Krass. Ich hab echt überhaupt keine Erinnerung gehabt, wie groß sie eigentlich damals war, als sie ins Carport einzog. Naja, gibt schlimmeres. Wir haben natürlich alle drei gleich mal Probe gesessen.

Eigentlich wäre Elsa ja nun fahrbereit… Irgendwie aber auch….äh nicht.

Nun, wo Elsa schon bremsbereit, lenkbereit und schaltbetreit auf dem Boden stand, wollte ich sie ja auch gerne mal ein Stück vor und zurückfahren. Dafür musste ich dann einiges vorbereiten. Erstmal mussten natürlich die Sitze rein – gleich zwei, weil alleine fahren bringt ja keinen Spaß. Ich wusste sogar noch, wie man sie wiedereinbaut. Dann musste ich noch die Batteriehalter anbauen, den Kühler vorsetzen, festbinden und befüllen, die Spritleitung hinten anbauen, die Batterie einbauen (die nach fast einem Jahr sogar noch sowas ähnliches wie Saft hatte!) und den Kanister hinten irgendwie hinhängen, wo sonst der Tank sitzt.

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Dann noch eeendlich, nach fast zwei Jahren, dieses mistige Gestell mit der blauen Plane weg. Erstmal nur provisorisch, wir werden da wieder etwas vorbauen, falls es anfängt zu regnen. So lange Elsa nicht fertig lackiert und zusammengebaut ist, ist es uns mit Regen etwas zu heikel. Da muss nichts heran. Aber Meeensch ist unser Carport breit.

Und dann? Dann konnte es eigentlich losgehen. Eigentlich. Und uneigentlich?

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=kwKbdkfDSk4&w=560&h=315]

Das hat ja auch noch alles geklappt. Auch das Orgeln vom Motor. Nur das Anspringen hat wieder nicht geklappt, ach Elsa. Erst kam kein Sprit, was an einer lockeren Benzinleitung lag. Dann kam kein Funken. Nach Absprache mit Jürgen (Vielen Dank nochmal für die Hilfe!) und etwas hin und her Messen stellte sich heraus, dass da einige Sachen nicht stimmen, die beim letzten Laufen noch in Ordnung waren. Klasse 😉 . Gibt es morgen wieder mehr zu tun.

comp_comp_SAM_8577Gute Nacht, Elsa ;-).

Sonntag, der 02.08.2015 – Schraubertag Nummer 142

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Gestern Abend, wie man im Video sehen konnte, lief Elsa nicht. Das hat mich ein wenig geärgert, aber mir war kalt und ich hatte Hunger und musste pinkeln, also hatte ich keine Lust dazu mehr. Heute Morgen, nach viel und tiefem Schlaf, war meine Motivation wieder echt groß. Ein Blick aus meinem Fenster verriet mir, dass Elsa bereit wäre, auf Fehlersuche zu gehen. Papa dachte sich das auch, wachte um sechs Uhr morgens auf und ging in die Garage, um Elsas Batterie schon mal zu laden.

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Dann ging es auf Fehlersuche. Bei allen Kabeln und Anschlüssen stimmte der Widerstand und nirgendwo gab es verrostete Anschlüsse. Das passte alles. Am Zündschloss, dass übrigens schon echt ausgeleiert ist, lange wird es wohl nicht mehr mitmachen, war ein Kabel lose. Das war es also! Zumindest fast. Das Schloss hat wohl auch etwas damit zu tun. Die Batterie angeschlossen und die Spannung stimmte. Also noch schnell den Benzinkanister geholt, eingehängt und hinter das Lenkrad geschwungen. Und? Es klappte nichts. Elsa war abgesoffen. Dadurch, dass sie so viel Sprit ohne Funken gezogen hatte, waren die Zündkerzen total nass. Patschnass. Also alle herausgedreht und trocknen lassen. Benzin stinkt.

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Als die Kerzen getrocknet waren und nach ein bisschen Orgelei, sprang der 1,6-Liter-Red-Block-Volvo-Motor wieder an. Stotterte erst auf ein paar Zylindern herum, bis irgendwann alle vier sich zur Mitarbeit entschieden. Ich ließ den Motor dann per Choke langsam laufen, bis sie irgendwann ohne Choke stabil im Leerlauf lief. Ich ließ die Kupplung kommen, das Auto rollte an und stoppte und ich machte dann nochmal die Handbremse lose und Elsa setzte sich in Bewegung. Was für ein Gefühl. Ich konnte gar nicht aufhören zu grinsen. Die Kupplung ließ sich leicht treten, die Lenkung ist während sie rollt übrigens auch ziemlich leicht, was mich wunderte. Dann fiel mir ein, dass ich ja vielleicht mal die Bremsen ausprobieren sollte. Der Pedalweg ist noch nicht so toll eingestellt, aber sie hielten an. Ich war zufrieden. Nur die Sicht nach hinten ist schon ziemlich eingeschränkt.

Elsa fahren ist toll. Auch wenn sie noch klapperte, qualmte (extrem viel Staub auf comp_comp_SAM_8584dem Krümmer) und platte Räder hat, es bringt wirklich Spaß. Meine Mutter, die meine erste Fahrt mit ihr filmte, ließ ich auch gleich einsteigen. Elsa fuhr ganz ruhig und qualmend mit uns den Hof vor und zurück, als ich dann aber nochmal anfahren wollte, habe ich sie abgewürgt und vorher einmal kurz vergessen, dass der erste Gang unsynchronisiert war. Ups ;-). Papa war zu der ganzen Zeit gar nicht zu Hause. Er war mit Henkelmännchen zu Oma abgefahren. Also haben wir, bevor er wieder kam, Elsa wieder zurückgeschoben, alles weggepackt und so getan, als wäre der Motor nicht angesprungen. Es sollte ja eine Überraschung werden. Meine Mutter und ich sind dann erstmal zur anderen Oma gefahren.

Als wir dann wiederkamen, bereitete ich alles vor, meinte zu Papa, er solle sich mal comp_comp_SAM_8587aneben mich auf den Beifahrersitz setzen, wir wollten eine kleine Tour fahren. Unserem Nachbarn, auch altblechinteressiert, hatte ich auch Bescheid gesagt, er schaute auch über den Zaun, wie Elsa wieder ins Leben hustete, aber diesmal nicht sofort einen Leerlauf fand. Naja, nicht so schlimm, ein wenig Gas gibt man ja eh beim Fahren. Als wir dann losfuhren… DAS müsst ihr euch unten angucken ;-).

Gerade, als ich die Batterie abgeklemmt und den Kanister weggepackt hatte und wir uns noch mit unserem Nachbarn unterhielten, kamen zwei große Audis auf den Hof gefahren. Meine Kumpel Timo und mein Kumpel Niklas kamen angefahren, um Elsa auch fahren zu sehen. Sie waren schon echt erstaunt, dass das Auto aus dem Carport auch mal fahren wird.

Als ich Elsa rückwärts in die Garage gefahren hatte und sie qualmend ihren Krümmer abkühlte, sich die Leute langsam verabschiedeten, meine Eltern reingingen, setzte ich mich nochmal zu Elsa und freute mich einfach nur. Sie fährt. Noch nicht komplett, aber sie fährt. Nach 23 Monaten Arbeit. Ich freu mich.

Kann man das hier in dem Video sehen?

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=awxCYHH0mW4&w=560&h=315]

Ich denke mal schon ;-).

Sie klappert, sie qualmt, sie pafft, aber sie ist mein Auto ;-). Mein Auto.

Nächstes Mal geht es dann mit Vorbereitungen weiter. Elsa sollte nämlich zum Lackierer und da gibt es viel zu tun! Aber das gibt es in ein paar Tagen zu sehen. Erstmal wünsche ich euch allen frohe Weihnachtstage! Ich hoffe, ihr bleibt auch mit beiden Beinen auf dem Boden ;-).

Watt'n Schrauber

Autoverrückt, restauriert einen Buckelvolvo mit wenig Budget, mag Fotografieren, Tanzen und ist manchmal wohl ein wenig durcheinander. Und mag Norddeutschland.

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1 Response

  1. 20. März 2016

    […] viel verloren geht. Sowas hatten wir nämlich damals, als Elsa das erste Mal anspringen und auch fahren sollte. Jedes Mal wollte sie nicht, weil es irgendwo Korossion gab und der Strom nicht fließen […]

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