Mal kurz eben in die Saison starten
Wie es nun mal so ist als Autofreak möchte man mit seinen Spielzeugen spielen.
Genau deshalb kam Henkelmännchen mal kurz aus dem Winterschlaf. Ich wollte fahren!
Vielleicht kennt ihr es von euch selbst. Oder von Nachbarn. Oder vom Partner oder der Partnerin. Wenn ein Autofreak sein Spielzeug (oder eines seiner Spielzeuge) in den Winterschlaf bringt, um es vor Salz und den Winter zu schützen, dann bricht oft eine schwere Zeit an. Eine Zeit ohne das Spielzeug. Wenn man einem Kind sein Spielzeug wegnimmt, dann ist es erst traurig und dann ist ihm langweilig. Autofreaks mit Sommer-, aber ohne Winterspielzeugen ist dann oft ein ganzes halbes Jahr langweilig. Oder ein Vierteljahr, wie man es nimmt.
So ging es mir heute auch. Ich fahre viele Kilometer. Ich fahre mehr Kilometer im Jahr als andere Menschen in fünf Jahren. Viele würden genug haben, wenn sie so viel fahren müssten. Mir bringt das Fahren aber Spaß. Gerade das Fahren von alten Autos. Andere Leute gehen gerne in Cafés oder schauen sich Fußball im Fernsehen an – ich fahre gerne. Da mein V40 aber nicht viel von neuen Autos unterscheidet, hatte ich mal wieder Lust auf etwas Altes. So für einen Nachmittag. Ganz kurz. Elsa ist ja nicht fahrbereit – aber zum Glück gibt es ja auch noch einen ähnlich spaßigen, alten, offenen Golf. Hallo Henkelmännchen! Hast du Lust eine kleine Tour zu machen? Nach dem Winterschlaf mal wieder die Kolben zu bewegen? Hast du?
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Er hatte Lust. Er musste sich zwar erst noch ein bisschen schütteln, aber anscheinend mochte er doch mal wieder gerne fahren. Er ist eigentlich echt zuverlässig, der alte Herr. 36 Jahre wird er und kränkelt eigentlich seit zwei Jahren. Ein paar Sachen konnten wir ihm schon austreiben, aber dieses Jahr steht mal eine etwas größere Kur an. Die hat er sich verdient, er soll ruhig mal verwöhnt werden und sich auskurieren.
Auf den ersten Metern mit Henkelmännchen auf der Straße kam gleich wieder das große Grinsen in das Gesicht. So ein altes Auto fährt sich halt doch anders. Mal quietscht es hier, mal klappert es da – er ist halt kein alter Mercedes. Auf dem Weg von Henkelmännchens Winterlager nach Hause kam mir ein blaues Golf 1 Cabriolet entgegen – der Fahrer hat schneller gehupt und gegrüßt, als ich es konnte. Zumindest mein Winken wird er wohl noch gesehen haben. Auf jeden Fall hat er sich gefreut. Und ich mich auch. Ich mag das Auto.
Mit quietschendem Lüfter ging es dann, wie auch der Saisonstart im letzten Jahr, zum Eisessen. Natürlich musste es genau dann anfangen zu regnen, als es losgehen sollte. Nach einer kurzen Denk- und Regenabwartpause ging es dann auch los. Graues Wetter ist doof. Henkelmännchen ist aber toll! Ich mag es. Irgendwie ist es ein fröhliches Auto. Es ist kein teures, schnelles oder sportliches Auto – aber es ist fröhlich. So fröhlich, dass einem kleine Kinder aus einem Bollerwagen am Bürgersteig winken, weil das kleine silberne Auto mit dem roten Dach so lustig klappert. Ein modernes Auto klappert ja nicht mehr und hat wahrscheinlich auch keine lustigen Farbkombinationen. Ganz schwarz, ganz silber oder ganz grau. Mut zur Farbe gibt es ja nicht mehr so. Finde ich eigentlich schade (als Fahrer eines schwarzen Kombis, ich weiß…)
Ich bin übrigens echt erstaunt, was für ein zäher Kerl unser kleiner Golf eigentlich ist. Seit letztem Sommer wissen wir, dass Henkelmännchen wohl einen kleinen Riss in der Kopfdichtung hat. So klein, dass der zuquillt, wenn der Motor warm ist, dann also nichts mehr macht. Nur wenn er kalt ist, läuft er deswegen auch nicht so toll. Das wird gemacht, wenn Henkelmännchen im April richtig wieder nach Hause kommt. Genauso die Kupplung, die inzwischen schon einen mehr als fertigen Eindruck macht. Die Ventilschaftdichtungen sind auch hart – die müssen auch neu. Wenn er kalt ist oder man Gas wegnimmt, pupst er nämlich ein bisschen Öl. Trotzdem – er fährt und klappert und quietscht dabei ganz fröhlich. Ich freue mich aber auch schon darauf, ihn zu reparieren. Das werde ich wohl mit der Hilfe meines Vater selber machen. Das Gute an den alten VWs ist ja die relativ gute Ersatzteilversorgung, teuer sind die obendrein nicht. Sogar noch günstiger als die Teile für alte Buckelvolvo.
Als ich heute neben einem Audi A1 parkte, fiel mir erst wieder auf, die groß die Autos geworden sind. Ein Golf war damals ein Familienkompaktauto – heute ist ein Kleinwagen so groß! Und sie wiegen bestimmt das Doppelte und verbrauchen auch nicht weniger als Henkelmännchen. Das Platzangebot wird wahrscheinlich sogar gleich sein. Dafür ist man bei einem Unfall in den neuen Autos besser geschützt. Airbags etc. haben ja schon ihre Daseinsberechtigung. Im Alltag möchte ich darauf auch nicht mehr verzichten. Aber mal bringt dann auch das Fahren in den alten, unsicheren Autos Spaß. Man weiß ja, dass man bei einem Unfall den Kürzeren ziehen würde und fährt deshalb vorsichtiger.
Inzwischen ist Henkelmännchen wieder in seinem Winterlager. Bis April oder so. Dann darf er wieder nach Hause und wird repariert. Bis dahin ist nämlich hoffentlich Elsa fertig, mit der ich dann unterwegs fahren kann.
Das Leben ohne ein altes Auto ist nämlich möglich, aber sinnlos.
Hallo Lars,
Ich finde Deinen Bericht sehr, sehr interessant und sehr gut.
Du sagst es genau, wegen dem Spielzeug. Wem geht es eigen nicht auch so? Mir auch.
Und erst recht, wenn ich in meinen Youngtimer/Oldtimer meine Lieblingsmusik/Lieblingssender mit DAB+-Autoradio hören kann.
Früher gab’s ja noch die Mittelwelle.
In meinem Opel Commodore A Coupé, Jahrgang 1967, hat das Werksradio nicht mal UKW!!!
Ich höre schliesslich gerne Schlager, Blasmusik, etc. Und das wird mir niemanden nehmen.
Ich höre halt diese Musik auch in Meinen Oldtimer, obwohl sie nur ein Radio/Kassette haben, aber habe nachträglich versteckt ein DAB+-Nachrüstbox eingebaut.
Nach weiter so mit Deinen Berichten auf Deiner Webseite und Deine Webseite.
Gruss aus der Schweiz.
Jean-Pierre
Hallo Jean-Pierre,
Radio ist im Golf auch vorhanden, nur der Lautsprecher ist kaputt (er hat nur einen). Der wird dieses Jahr aber endlich mal ersetzt. Ich möchte auch Musik hören.
Fährst du deinen Commodore A viel? Ist ja ein wunderschönes Auto. Die Form finde ich sehr klasse.
Schöne Grüße aus dem Norden in die Schweiz
Lars
Hallo Lars,
Leider habe ich den Opel
Commodore seit 3 Jahren nicht mehr gefahren.
Na, dann wird es bald mal wieder Zeit, dass du ihn mal wieder fährst! 😉
So am 10.03.2016 war es bei mir auch endlich soweit – Mein Ford Scorpio 2.4 i holte ich aus dem Winterschlaf. seit 18.11.2015 war er gestanden und läuft tipp Topp.
Das freut mich sehr! Der Scorpio ist ja auch schon sehr selten geworden. Es ist ewig her, dass ich mal einen im Straßenverkehr gesehen habe.
Und gestern habe ich wieder Fahrzeug getauscht. Versorgte den Ford Scorpio und nahm den Ford Mondeo 2.5 i Ghia Kombi, MK 1, Jg. 1995, musste etwas transportieren .