Henkelmännchen mal eben neu verkuppelt – Teil 1
Nein! Henkelmännchen haben wir nicht verkauft. Zum Glück. Dann wäre ich traurig.
Eine neue Kupplung muss rein! Noch nie gemacht. Was soll schon schiefgehen?
Doch – eine Kupplung habe ich sogar schon mal aus- und wieder eingebaut. Elsas Kupplung, als ihr Motor das Fliegen gelernt hatte. Aber das Getriebe ist klein. 3 Gang halt. Außerdem ist Elsa 59 Jahre alt – da ist das alles noch ein bisschen einfacher.
„Am Wochenende schmeiße ich mal eben die Kupplung in das Cabrio“, meinte ich in der Woche. Sollte auch losgehen. Sollte eigentlich schon lange durchgehen. Vor drei Jahren merkten wir, dass die Kupplung durchrutscht. Vor drei Jahren. Eigentlich sollte man eine durchrutschende Kupplung recht schnell tauschen, wenn man nicht stehen bleiben möchte. In den drei Jahren ist neben 15 000 Kilometern viel passiert. Elsa zog ein, mal war es kalt, mal warm, mal Winter, mal Sommer, mal die Lust weg, mal keine neue Kupplung da. Mein Vater meinte: „Kann man noch nachstellen.“ Als ich Henkelmännchen dann letzten Winter wegstellte, rutschte die Kupplung schon ziemlich durch, wenn man Gas gab. Klar. 15 000 km mit eigentlich rutschender Kupplung fahren – das ist wohl schon mutig.
Als diese Saison dann los ging, dachte ich, dass die Kupplung vielleicht noch vom Winterlager nach Hause hält. Hielt sie. Sogar noch weiter. Fast 800 Kilometer haben wir schon seit Anfang Mai heruntergefahren. Langsam beschleunigend rutschte auch nichts durch. Langsam beschleunigend. Langsam. Sehr langsam ;-). Aber im 200D-Modus durch die Gegend zu fahren ist auch irgendwie doof – auch, wenn es Sprit spart. Eigentlich ist Henkelmännchen nämlich ein spritziges Auto. Die 70 PS haben mit dem kleinen Gewicht ein leichtes Spiel. Aber nun haben wir so lange langsam beschleunigt, dass eine neue Kupplung auch mal über war.
Seit ein paar Wochen lag nun aber die neue Kupplung schon in der Garage. Teuer war sie ja nicht. Nur 130 Euro. Markenware. Keine große Investition, wenn man das mal mit Spritkosten vergleicht. Der Kupplungssatz war sogar bei unserem neuen Teilehändler sofort verfügbar. Wir konnte ihn gleich mitnehmen. Das Gute am Golf. So leicht geht das bei alten Volvos nicht. Aber dann lag sie in der Garage herum. Und mein Vater fuhr weiter mit Henkelmännchen. Dann wollte wir die Kupplung über das Pfingstwochenende verbauen – aber dazu hatten wir keine Lust. Das Wetter war zu schlecht. Dieses Wochenende war besser.
Kupplung wechseln. Habe ich noch nie gemacht. Bei Elsa hatten wir ja schon Motor und Getriebe draußen, aber das ist bei der großzügigen Bauweise und dem kleinen Getriebe von Elsa ja auch kein Problem. Bei einem Hecktriebler mit Längsmotor ist der Kupplungswechsel auch wohl ein bisschen einfacher als bei einem kompaktgebauten Fronttriebler mit Quermotor. Aber so ein Golf soll ja leicht zu beschrauben sein. Ein bisschen Kabelgewirr hier, ein bisschen Kabelgewirr da. So kompliziert kann das ganze ja nicht sein. Kupplung einbauen. Das wird wohl gehen. Schaffen ja auch noch ganz andere Menschen.
Schaffen ja noch ganz andere Menschen. Ob ich so ein anderer Mensch bin, weiß ich nicht. Alleine dabeigehen ist sowieso immer so eine Sache. Vier Augen sehen mehr als zwei, auch wenn zu viele Köche den Brei verderben. Mit meinem Vater als Hilfe sollte es besser gehen. Als erstes ging dann mal die Motorhaube ab, die habe ich dann erst einmal in Sicherheit gebracht. Wenn man keine Kratzer, Dellen oder Totalschäden erleiden möchte, sollte man lieber sich die Motorhaube in Sicherheit bringen. Sicher ist sicher. Und Platz ist Platz. Und ohne Motorhaube hat man irgendwie mehr davon. So kommt man zum Beispiel besser an den Anlasser, den man abbauen kann, wenn man die Batterie abgeschlossen hat. Noch mehr Platz hat man, wenn man das Auto noch aufbockt und sichert. Dann ist es nämlich auch untenherum luftiger.
Bei so einem Auto ist ja irgendwie alles miteinander verbunden. Mit Schrauben, mit Haken, mit Flüchen. Also nicht mit Flüchen verbunden sind nicht die Verbindungsarten zweier Komponenten. Obwohl – eigentlich schon. Beim Lösen zumindest. Geht eine Schraube mal nicht los, dann flucht man. Manchmal. Wir heute nicht. Man muss sich ja wundern. 36 Jahre altes Auto – gut, der Motor wurde vor 15 Jahren (So lange kenne ich Henkelmännchen schon! Da war ich 5!) eingebaut – und alle Schrauben lassen sich öffnen. Ich war echt begeistert. Gut, einige brauchten mal einen kurzen Ruck, aber sie gingen gut lose und keine riss ab. So mag man das haben.
Man muss ja auch ganz schön viel abbauen, um so ein Getriebe herauszubekommen. Tachowelle, den Tüdelkram für die Rückfahrscheinwerfer, das Schaltgestänge, beide Antriebswellen (da reichte es bei Henkelmännchen sogar die einfach nur wegzuklappen, wir mussten die gar nicht ganz ausbauen. Platz ist in der kleinsten Hütte – und Platz ist viel da) und zwei Getriebehalter gehörten dazu. Dann noch ein paar hundert Schrauben (so viele waren es gar nicht, vielleicht 5) gelöst, die das Getriebe mit dem abgehängtem Motor (sonst fällt der ja auch noch herunter) verbinden. Und dann?
Wagenheber mit Platte unter das Getriebe (Soll ja nicht herunterfallen). Ein bisschen Hin-und-Her-Wackeln, aufhören, fluchen. Meckern. Schauen. Nachdenken. Hin-und-Her-Wackeln. Fluchen. Meckern. Versteckte Schraube finden. Losschrauben. Wackeln – los. Geht doch. Das Getriebe war raus. Irgendwie ja ein bisschen ölig, das Ganze. Vielleicht ein bisschen beim Getriebeölwechsel danebengesifft? Egal. Saubermachen, Farbe drauf. Dann sieht es wieder sauber und ordentlich aus. Hoffenltich wird auch alles so funktionieren. Besser als zu vor. Achja – dass es überhaupt noch funktioniert hat, ist eigentlich ein Wunder.
Runter. Richtig runter. Das kann man von der Kupplung sagen. Das ist sie nämlich. Eigentlich ein Wunder, dass Henkelmännchen überhaupt noch gefahren ist. Der Restbelag weißt noch eine Dicke von 0,25 Millimetern auf. Also noch fast neu. Da hätten wir bestimmt noch weitere 10 000 Kilometer mit fahren können. Der arme, kleine Golf. Man sollte Sachen halt nicht aufschieben. Ist aber ja noch einmal gutgegangen. Wir sind nicht stehen geblieben. Danke, Henkelmännchen. Bist doch ein treuer Kerl… ein treues Auto, sollte ich sagen.
Nun habe ich also auch das erste Mal bei einem Frontantriebler mit Quermotor die Kupplung ausgebaut – eingebaut ist sie noch nicht wieder. Erst müssen wir noch den Haupwellensimmering und den Kurbelwellensimmering kaufen und dann auch gleich ersetzen. Wenn man schon einmal dabei ist – ist ja praktisch ein Abwasch. Aber ich bin echt erstaunt, dass das Auto noch gefahren ist. Hab ich das schon mal erwähnt? Ja? Ich bin erstaunt. Treuer, kleiner Golf.
Eigentlich ist das alles ja gar nicht mal so schwer. Eigentlich. Uneigentlich auch nicht. Schrauben gingen alle los, das Auto ist echt logisch aufgebaut, mit ein paar Fingerbrüchen kommt man auch an jede Schraube gut heran. Überall Fett und Schmiere – eigentlich ja total eklig, aber wenn wir Schrauber ehrlich sind… eigentlich mögen wir uns doch dreckig machen, oder? 😉 Seid doch mal ehrlich. Ansonsten würden wir das Auto doch in die Werkstatt bringen. Dann könnten sich andere Leute dreckig machen. Aber das wollen wir nicht. Ehrlich nicht.
Ich bin froh, dass wir das nicht gemacht haben. Auch, wenn es kurz mal zur Debatte stand. Aber sämtliche Kostenvoranschläge pder Terminplanungen haben uns nicht zugesagt. Ich habe mich wieder mehr an die Praxis gehängt und noch mehr dazugelernt. Eigenltich ist so ein Auto ja gar nicht soo kompliziert aufgebaut. Naja, gut, schon, aber man kann es verstehen. Sage ich nun noch und bekomme Henkelmännchen nachher nicht mehr wieder zusammen 😉 . Aber das wird schon gehen. Hoffe ich. Ich habe ja zum Glück einen persönlichen Schrauberberater aus Bayern, der mir Ferntipps gibt. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle!
Wenn wir die Teile da haben, dann geht es weiter mit Henkelmännchen. Ich habe heute auch noch ein paar andere Baustellen gefunden. Aber die haben noch Zeit, da ist noch nichts akut. Wenn, dann richtig. Zumindest irgendwann mal. Dann wird Henkelmännchen einmal durchgewienert – so wie Elsa. Aber das wird noch dauern. Ein paar Jahre. Die wird er schon noch durchhalten ;-).
Muss man den armen Motor nicht etwas sichern ? Ich habe den bisher immer etwas abgestützt. Besorgt euch den passenden Zentrierdorn, sonst macht der Einbau keinen Spaß 😉
Der Motor ist etwas abgesichert, keine Sorge :-). Auf einer Seite hängt er noch im Motorlager, auf der anderen ist er abgefangen. Inzwischen ist auch alles wieder zusammen – sogar mit Zentrierdorn. Aber der zweite Teil wird noch etwas dauern. So richtig schalten lässt er sich nämlich nicht… ;-). *Knirsch!* Iiieh.
Aber das wird schon noch.