Manchmal ist man doch überrascht…
Mein V40 war in letzter Zeit vielleicht ein wenig aerodynamischer, als davor. Der Grund? Mir hatte man freundlicherweise eine Delle ins Auto gefahren. Neulich habe ich mich hier: http://larsdithmarschen.wordpress.com/2014/02/19/die-autos-der-anderen/ darüber ausgekotzt.
Nun, wie die Sache nun einmal ist: Es hat sich keiner gemeldet. Und es wird sich wohl auch keiner mehr melden. Da die Beule spitz war und ein paar Kratzer hatte, die auf die Grundierung gingen, wollte ich sie raus haben. Ein netter Lackierer machte mir ein gutes Angebot – inklusive kostenlosem Leihwagen. Wer lehnt da schon ab? Das Auto wird repariert und man bekommt die Möglichkeit, etwas anderes zu kaufen.
Als ich meinen V40 dann endlich gestern abgeben konnte, standen eine ganze Reihe hübscher, schwarzer, recht neuer Leihwagen auf dem dafür vorgesehenem Parkplatz. Insgeheim hoffte ich ja auf einen der neuen Seats, die da standen. Ein Leon ST, zum Beispiel. Oder ein Ibiza. Ansonsten wäre ich natürlich auch mit einem VW oder Opel zufrieden. Ist ja umsonst. Der Chef der Firma beriet mich nett, ein wenig Papierkram wurde erledigt – und ich bekam die Schlüssel für einen Leihwagen in die Hand: Ein ziemlich abgegrabbelter Toyota-Schlüssel. In meinem Kopf ging ich nochmal die Reihe der schwarz-glänzenden Neuwagen durch. Ich konnte mich an keinen Toyota erinnern. „Egal, Lars, fährste eben mal für ’nen Tag Toyota!“, dachte ich mir. „Der Wagen steht um die Ecke, viel Spaß“ konnte ich noch vom Meister hören. Ich bedankte und verabschiedete mich, ging aus dem Büro auf den Hof. Vorbei an den schönen, neuen Leihwagen und einmal um die Ecke. Und da stand er. Ein kleiner, traurig schauender, älterer Yaris mit Beule im Kennzeichen. Oha. Das kann ja was werden…
Das Auto
Okay, etwas Besonderes ist der Yaris nun nicht gerade. Man sieht ihn ja doch recht häufig über die Straßen flitzen (oder kriechen, kommt drauf an, wer ihn fährt). Das Auto, welches ich gefahren bin, ist ein 2006er Toyota Yaris 1.3 VVT-i mit Fünfgangschaltung. Hört sich erst einmal nicht sehr spektakulär an, oder? Ist es eigentlich auch nicht. Natürlich kann ich dadurch, dass ich den Guten nur einen Tag gefahren habe, nicht sagen, wie er sich im Alltag verhält. Aber dadurch, dass es ein Leihwagen ist und viele hundert Menschen in dem Auto gefahren sind (und wahrscheinlich nicht zurückhaltend), kann man die Abnutzungsspuren wohl ganz gut mitbekommen. Außerdem möchte ich euch meinen Eindruck über das Auto vermitteln.
Die Karosserie
Das Design ist wohl für die meisten Leute der Hauptgrund für den Kauf eines Autos. Würdet ihr euch ein Auto kaufen, was euch nicht gefällt? Nein? Seht ihr. Ich aber schon. Als hässlich würde ich den Yaris aber nicht bezeichnen. Eigentlich schaut er ja ganz freundlich. Erinnert mich irgendwie an einen Pandabär, der einen anguckt und sich freut, dass man da ist. Irgendwie wirkt er so herrlich fröhlich. Als ich in dem Auto gefahren bin, habe ich auch die ganze Zeit gegrinst. Vielleicht kommen noch die bunten Aufkleber auf dem grauen Auto dazu, die die Lackierei draufgeklebt hat. Aber das Gesicht war schon mal ausschlaggebend. Trotzdem wäre es nicht unbedingt ein Auto, was ich unbedingt des Designs wegen kaufen würde – ich mag lieber Autos, die ein wenig ernster schauen. Elsa ist da eine Ausnahme.
Der Kühlergrill erinnert mich ein wenig an einen groooßen Rasierapparat. Und ich habe es ausprobiert – ja, er funktioniert! Nein – ist natürlich Quatsch. Ich war einfach beim Friseur.
Das Heck des Fahrzeuges finde ich aber ein wenig langweiligerer. Die Rückleuchten (insgesamt gibt es einen Rückfahrscheinwerfer) finde ich nicht so sehr gelungen, genauso die Form des Hecks. Aber da ist ja Geschmackssache, der Nächste mag das Heck vom V40 vielleicht nicht leiden.
Die Karosserie ist im Übrigen recht hoch gebaut. Das kann man erkennen, wenn man auf die Position der Türgriffe achtet – die sitzen nämlich recht niedrig. So wirkt der Yaris höher – gut für die Insassen.
Das Einzige, was mich am Yaris gestört hat (und da weiß ich nicht, ob es nun nur an diesem Fahrzeug lag): Die Heckklappe geht nicht weit genug hoch. Ich bin nun nicht der Größte aller Menschen – und ich bin schon mit dem Kopf an die geöffenete Heckklappe gekommen. Wie ist es da bei Größeren?
Der Innenraum
Wichtig für eine Fahrerin oder einen Fahrer eines Autos, ist ja auch der Innenraum. Der sollte möglichst einfach zu verstehen sein und – meiner Meinung nach – gut verarbeitet sein. Ich hasse es ja, wenn etwas klappert oder quietscht. Das Einzige, was an diesem Modell nach fast einhunderttausend Kilometern gequietscht hat, war das Kupplungspedal. *Ärrk* – *IEHK!* machte es immer, wenn man es getreten hat. Aber okay – da gewöhnt man sich dran. Die Verarbeitung war okay – nur die Materialien waren ein wenig billig. Aber das geht auf jeden Fall als „in Ordnung“ durch.
Was mich viel mehr gestört hat, war die Anordnung und die Art des Tachos. Bis jetzt bin ich immer nur mit „langweiligen“ Autos gefahren, wo der Tacho hinter dem Lenkrad ist. Und irgendwie gewöhnt man sich ja daran, dass sich dort so ein bis zwei Zeiger bewegen, während man fährt. Beim Yaris hingegen nicht. Dort findet man hinter dem Lenkrad nur grau-schwarzes Plastik. Nicht besonders aufregend. Der Tacho sitzt bei diesem Modell in dem „Knubbel“ in der Mitte des Armaturenbretts. Der Sinn dahinter erschließt sich mir nicht ganz. Natürlich ist es vielleicht ein wenig futuristischer, wenn sich in dem Knubbel ein digitaler Tacho mit dem digitalem Drehzahlmesser ein Rennen liefert – aber ich kann mich dafür nicht begeistern. Vielleicht liegt es auch nur an der Gewohnheit, aber als dort fröhlich die Zahlen steigen und die Balken des Drehzahlmessers mehr wurden – ich wurde zuerst davon mächtig durcheinander gebracht. Da sind mir zwei Zeiger hinter dem Lenkrad wesentlich lieber. Vor allem konnte nur der Fahrer den Tacho sehen – stelle ich mir schwer vor, wenn mein Kind am begleiteten Fahren teilnimmt. Dann kann ich nicht mal eben auf den Tacho sehen.
Fahrt ihr bei Tag mit Licht? Ich habe es mir angewohnt, immer mit Licht zu fahren – nicht nur mit Tagfahrlicht. Das hatte ich auch beim Yaris vor – als ich aber das Licht anmachte, wurde der Tacho dunkler. Bei Sonnenschein kaum noch lesbar. Was soll das denn? Okay, ich kann verstehen, dass die grüne Schrift im Dunkeln vielleicht blendet. Aber ich möchte auch am Tag den Tacho lesen können und mit Licht fahren!
Aber naja – das könnte man bestimmt auch irgendwie umgehen. Dran gewöhnen könnte ich mich daran auf keinen Fall. Ich möchte nicht geblitzt werden, weil ich mich dazu entschieden habe, mit Licht zu fahren, um besser gesehen zu werden. Aber das ist mir in den letzten Jahren eh positiv aufgefallen – immer mehr Leute fahren dauerhaft mit Licht. Bei meinem Volvo kommt der Schalter gar nicht mehr in die „Aus“-Stellung.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich Brillenträger bin, dass ich in den „Licht-an-dunkel-Tacho“ nicht so toll lesen konnte. Für mich ist das auf jeden Fall nicht in Ordnung, futuristischer Style hin, Erinnerung an irgendeine Spielekonsole, die nicht habe, her.
Aber ansonsten kann ich mich über den Innenraum eigentlich nicht beschweren. Die Sitze waren straff bezogen und sind nicht ungemütlich, bieten aber kaum Seitenhalt. Mein V40 ist nun schon kein Sportwagen mit einer sportlichen Straßenlage – die Sitze bieten aber genügend Seitenhalt, sodass mir meine Beifahrerin oder mein Beifahrer nicht gleich auf den Schoß fallen. Der fehlende Seitenhalt fiel mir schon bei 40 km/h auf – und ich habe wirklich nicht viel Masse, die bewegt werden kann.
Hinten war der Platz okay. Die Rückbank war auch recht gut gepolstert, allerdings habe ich keine lange Sitzprobe gemacht. Auch die Ausstattung fand ich für einen Kleinwagen nicht schlecht. Zentralverriegelung mit Fernbedienung, Klimaanlage, ein CD-Radio, elektrische Fensterheber vorne und elektrisch verstellbare Spiegel hatte er an Bord. Fand ich nicht schlecht – aber bei einem digitalem Tacho kann man vom Rest des Autos auch einiges erwarten.
Auch die Heizung war in Ordnung. Heute Morgen war der kleine Yaris mächtig übergefroren. Nachdem ich ihn freigekratzt und gewischt hatte und der Motor schnell und sofort startete, stellte ich die Heizung gleich auf „HOT“ und „HI“. Zwar reicht die Heizung nicht an die meines Alltagselchen, ist aber vollkommen okay. Gefroren habe ich nicht. Nur die Knöpfe der Heizung fand ich nicht so prickelnd. Ich hatte Angst, dass ich sie abreiße, irgendwie war das nur so dünnes, fiddeliges Plastik. Das hat mir nicht so gefallen. Das Gleiche gilt für das Radio – da musste man die Knöpfe recht kräftig drücken – das gefällt mir am Passat und am V40 besser.
Die Sicht nach hinten ging. Die C-Säule empfand ich etwas zu dick. Aber da das Auto ja nicht besonders groß ist und auch noch Spiegel besitzt, ist das kein großes Problem, mein V40 ist ja nun auch nicht unbedingt ein „Nach-hinten-rausguck-Meister“.
Vorhin sprach ich doch von dem hohen Dach, könnt ihr euch erinnern? Das tut der Kopffreiheit auf jeden Fall gut. Ich bin nun nicht groß, aber ich hätte bestimmt noch zwanzig Zentimeter größer sein können, ohne an das Dach zu stoßen. Allgemein war die Sitzposition schön: Hoch und übersichtlich. Die Zielkäuferschicht des Auto ist wahrscheinlich ein wenig älter als ich. Und die mögen ja bekanntlich gerne hoch einsteigen. Sieht man ja an den Golf Plus, die herum fahren.
Ein paar Qualitätsdefizite (hört sich das nicht schlau an?) konnte ich noch finden. Da das Auto ja nun von den verschiedensten Leuten gefahren worden ist (und die bestimmt nicht sorgsam mit dem Auto umgegangen sind), sind natürlich auch schon viele Abnutzungsspuren vorhanden. Das Lenkrad war schon ziemlich abgegriffen – mein Volvo ist drei Jahre älter und hat zwölftausend Kilometer mehr auf der Uhr – da ist noch nicht so viel abgegriffen. Aber das kann ich ja auch nicht so ganz vergleichen – teurer Kombi mit günstigem Kleinwagen. Das passt nicht.
Der Kofferraum ist auch in Ordnung – nicht besonders groß, aber okay. Dafür, dass das Auto nicht groß ist, haben die Insassen genügend Platz. Da muss man dann halt im Kofferraum Abstriche machen. Zur Not kann man ja auch einfach die Sitze umklappen. Ob das nun „eben“ geht, oder eine Kante bleibt, weiß ich nicht. Das habe ich nicht ausprobiert.
Der Antrieb
Der Motor ist ein VVT-i mit (laut Wikipedia) 87 PS und 1,3 Litern Hubraum. Und ich war damit nicht unzufrieden. Für das Fahrzeuggewicht ist das Auto ausreichend motorisiert – er zog recht gut. Nur dröhnte er mächtig in den Innenraum – da ist mein Alltagselch wesentlich besser gedämmt. Aber wie gesagt, eines ist ein Kleinwagen, der andere…
Nur im Standgas lief er ein wenig unruhig, da vibrierte das ganze Auto – das gefällt mir gar nicht. Ich mag einen ruhigen Motorlauf im Stand und mag nicht, wenn das ganze Auto wackelt. Der Sound beim Anlassen war übrigens witzig. „WriwriwriWrabrarrrrrrrrrrr“ – da musste ich jedes Mal grinsen. Verbraucht hat er auf einhundert Kilometern nachgerechnet (nicht per Bordcomputer) 5.2 Liter Super Bleifrei. Das ist auf jeden Fall in Ordnung, wie ich finde.
Auch das Fünfganggetriebe ließ sich gut schalten. Kurze Schaltwege, nicht hackelig und auch noch nicht ausgeleiert. Aber eigentlich auch nicht wirklich etwas Besonderes. Zwar haben viele Menschen darin schon den Sprit umgerührt – allerdings hat an das nicht gemerkt. Das Getriebe war unauffällig.
Die Lenkung war leichtgängiger als die meines V40. Da war ich überrascht, die war wirklich gut.
Fazit
Keine Sorge, mein V40 wird nicht ersetzt, der soll noch lange bei mir bleiben. Aber ehrlich gesagt – ich war über den Yaris überrascht. Mein erster Eindruck war „Oh Gott, ein Oma-Auto!“ – aber nein. Ich glaube, dass es ein wirklich prima Stadtauto sein kann. Und da ein Toyota ja bekanntlich nie kaputt geht, wird dieser kleine Freund hier wohl noch lange halten. Bis der Lackierer ihn aussortiert – dann geht er wohl in den Export. Ich muss sagen, dass ich wirklich überrascht war, vom Yaris. Zwar gibt es ein paar Sachen, die mich wirklich stören, aber das wäre, wenn ich ein günstiges Auto suchte, was mich zuverlässig von A nach B bringen sollte, nicht weiter schlimm. Dann könnte ich mich vielleicht auch mit dem Tacho abfinden. Vielleicht.
Hey, kleiner Toyota Yaris. Vielleicht fahre ich einen deiner Geschwister irgendwann mal wieder. Vielleicht werde ich mir irgendwann ein günstiges Winterauto kaufen – und auf einen Yaris stoßen.
Ich wünsch dir eine tolle Zukunft, Yaris!
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[…] seitdem ich eines fahren durfte, ein Stein im Brett. Skoda Fabia bin ich auch schon gefahren. Oder Toyota Yaris. Henkelmännchen ist ja inzwischen auch schon ein Kleinwagen. Die hatten aber alle etwas gemeinsam. […]